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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

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bemühte sich, nach besten Kräften den Wirth zu machen,
wir lernten seine ganze Liebenswürdigkeit kennen, die
Hülfsmittel der Gegend, welche wirklich gegen den Oder¬
bruch hin einigen Reiz gewann, das Bemerkenswerthe
aus der in Bildern und Denkmalen vergegenwärtigten
Geschichte des Hauses, die bestehenden grundherrlichen
und landwirthschaftlichen Verhältnisse, alles wurde be¬
trachtet, besprochen; was an Büchern und Kunstsachen
vorräthig war, daneben was Küche und Keller ver¬
mochten, mit Fröhlichkeit genossen. Nur hatten die
ersten Stunden des Zusammenseins leider eine harte,
schwere Verstimmung dazwischen zu verarbeiten. Wir
brachten nämlich die Berliner Zeitung und mit ihr die
erste zuverlässige Nachricht von den Bedingungen des
am 9. Juli zu Tilsit geschlossenen Friedens mit. Wir
hatten schon in Berlin die Sache genug verhandelt,
unsern Schmerz und unsre Wuth zur traurigen Fassung
hinabgeredet. Nun fanden wir mit unsrer trostlosen
Gewißheit uns noch muthigen Hoffnungen, gespannten
Erwartungen gegenüber. Marwitz und Schleiermacher
waren in Niedergeschlagenheit ganz betäubt, als sie diese
schmachvollen Bedingungen der Reihe nach vernahmen,
sie hatten keine Gunst des Siegers gehofft, sondern
großen Verlust erwartet, aber auf die Herabsetzung
Preußens, auf so ungeheure Abtretungen und Verpflich¬
tungen, in welche man willigen gemußt, auf solches
Benehmen, wie Feind und Freund jetzt zeigte, waren

bemuͤhte ſich, nach beſten Kraͤften den Wirth zu machen,
wir lernten ſeine ganze Liebenswuͤrdigkeit kennen, die
Huͤlfsmittel der Gegend, welche wirklich gegen den Oder¬
bruch hin einigen Reiz gewann, das Bemerkenswerthe
aus der in Bildern und Denkmalen vergegenwaͤrtigten
Geſchichte des Hauſes, die beſtehenden grundherrlichen
und landwirthſchaftlichen Verhaͤltniſſe, alles wurde be¬
trachtet, beſprochen; was an Buͤchern und Kunſtſachen
vorraͤthig war, daneben was Kuͤche und Keller ver¬
mochten, mit Froͤhlichkeit genoſſen. Nur hatten die
erſten Stunden des Zuſammenſeins leider eine harte,
ſchwere Verſtimmung dazwiſchen zu verarbeiten. Wir
brachten naͤmlich die Berliner Zeitung und mit ihr die
erſte zuverlaͤſſige Nachricht von den Bedingungen des
am 9. Juli zu Tilſit geſchloſſenen Friedens mit. Wir
hatten ſchon in Berlin die Sache genug verhandelt,
unſern Schmerz und unſre Wuth zur traurigen Faſſung
hinabgeredet. Nun fanden wir mit unſrer troſtloſen
Gewißheit uns noch muthigen Hoffnungen, geſpannten
Erwartungen gegenuͤber. Marwitz und Schleiermacher
waren in Niedergeſchlagenheit ganz betaͤubt, als ſie dieſe
ſchmachvollen Bedingungen der Reihe nach vernahmen,
ſie hatten keine Gunſt des Siegers gehofft, ſondern
großen Verluſt erwartet, aber auf die Herabſetzung
Preußens, auf ſo ungeheure Abtretungen und Verpflich¬
tungen, in welche man willigen gemußt, auf ſolches
Benehmen, wie Feind und Freund jetzt zeigte, waren

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[24/0036] bemuͤhte ſich, nach beſten Kraͤften den Wirth zu machen, wir lernten ſeine ganze Liebenswuͤrdigkeit kennen, die Huͤlfsmittel der Gegend, welche wirklich gegen den Oder¬ bruch hin einigen Reiz gewann, das Bemerkenswerthe aus der in Bildern und Denkmalen vergegenwaͤrtigten Geſchichte des Hauſes, die beſtehenden grundherrlichen und landwirthſchaftlichen Verhaͤltniſſe, alles wurde be¬ trachtet, beſprochen; was an Buͤchern und Kunſtſachen vorraͤthig war, daneben was Kuͤche und Keller ver¬ mochten, mit Froͤhlichkeit genoſſen. Nur hatten die erſten Stunden des Zuſammenſeins leider eine harte, ſchwere Verſtimmung dazwiſchen zu verarbeiten. Wir brachten naͤmlich die Berliner Zeitung und mit ihr die erſte zuverlaͤſſige Nachricht von den Bedingungen des am 9. Juli zu Tilſit geſchloſſenen Friedens mit. Wir hatten ſchon in Berlin die Sache genug verhandelt, unſern Schmerz und unſre Wuth zur traurigen Faſſung hinabgeredet. Nun fanden wir mit unſrer troſtloſen Gewißheit uns noch muthigen Hoffnungen, geſpannten Erwartungen gegenuͤber. Marwitz und Schleiermacher waren in Niedergeſchlagenheit ganz betaͤubt, als ſie dieſe ſchmachvollen Bedingungen der Reihe nach vernahmen, ſie hatten keine Gunſt des Siegers gehofft, ſondern großen Verluſt erwartet, aber auf die Herabſetzung Preußens, auf ſo ungeheure Abtretungen und Verpflich¬ tungen, in welche man willigen gemußt, auf ſolches Benehmen, wie Feind und Freund jetzt zeigte, waren

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/36>, abgerufen am 24.11.2024.