selbst aber nahmen die französischen Kanoniere zum Ziel und tödteten deren viele.
Während diese Kosaken den Feind in der Fronte beschäftigten, sandte Tettenborn eine andere Abtheilung auf Umwegen nach Bergedorf, wo Morand seine Haupt¬ truppe beisammen hielt; die Feldwachen, keines An¬ griffs gewärtig, wurden überfallen, und flohen in Unordnung bis in die Stadt, wo sie alles mit Schrecken und Bestürzung erfüllten; die Franzosen mußten ihre nach Escheburg vorgerückte Mannschaft vernichtet glau¬ ben. Als nun gar noch Kosakenzüge sich in der rech¬ ten Flanke zeigten, welche den Weg nach der Elbe hin zu sperren drohten, meinte Morand dies nicht abwar¬ ten zu dürfen; er hatte schon in der Nacht sein Gepäck beim Zollenspieker über die Elbe geschickt, am 17. März ganz in der Frühe brach er selbst mit allen Truppen in derselben Richtung auf, um sich auf das linke Elbufer zurückzuziehen. Tettenborn folgte ihm auf dem Fuße nach, und drängte ihn dergestalt, daß eine Vier¬ telstunde von Zollenspieker die Franzosen Halt machen mußten, und auf einem querlaufenden Deich eine Bat¬ terie von 6 Kanonen aufpflanzten, welche den einzigen Deich, auf welchem die Russen nachrücken konnten, durch lebhaftes Feuer bestrichen. Aber auch hier saßen viele Kosaken ab, nahmen die Büchse zur Hand, und unter¬ hielten das Gefecht, bis Tettenborn seine beiden Kano¬ nen auf dem Deiche trotz des feindlichen Feuers vor¬
17 *
ſelbſt aber nahmen die franzoͤſiſchen Kanoniere zum Ziel und toͤdteten deren viele.
Waͤhrend dieſe Koſaken den Feind in der Fronte beſchaͤftigten, ſandte Tettenborn eine andere Abtheilung auf Umwegen nach Bergedorf, wo Morand ſeine Haupt¬ truppe beiſammen hielt; die Feldwachen, keines An¬ griffs gewaͤrtig, wurden uͤberfallen, und flohen in Unordnung bis in die Stadt, wo ſie alles mit Schrecken und Beſtuͤrzung erfuͤllten; die Franzoſen mußten ihre nach Eſcheburg vorgeruͤckte Mannſchaft vernichtet glau¬ ben. Als nun gar noch Koſakenzuͤge ſich in der rech¬ ten Flanke zeigten, welche den Weg nach der Elbe hin zu ſperren drohten, meinte Morand dies nicht abwar¬ ten zu duͤrfen; er hatte ſchon in der Nacht ſein Gepaͤck beim Zollenſpieker uͤber die Elbe geſchickt, am 17. Maͤrz ganz in der Fruͤhe brach er ſelbſt mit allen Truppen in derſelben Richtung auf, um ſich auf das linke Elbufer zuruͤckzuziehen. Tettenborn folgte ihm auf dem Fuße nach, und draͤngte ihn dergeſtalt, daß eine Vier¬ telſtunde von Zollenſpieker die Franzoſen Halt machen mußten, und auf einem querlaufenden Deich eine Bat¬ terie von 6 Kanonen aufpflanzten, welche den einzigen Deich, auf welchem die Ruſſen nachruͤcken konnten, durch lebhaftes Feuer beſtrichen. Aber auch hier ſaßen viele Koſaken ab, nahmen die Buͤchſe zur Hand, und unter¬ hielten das Gefecht, bis Tettenborn ſeine beiden Kano¬ nen auf dem Deiche trotz des feindlichen Feuers vor¬
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ſelbſt aber nahmen die franzoͤſiſchen Kanoniere zum Ziel
und toͤdteten deren viele.
Waͤhrend dieſe Koſaken den Feind in der Fronte
beſchaͤftigten, ſandte Tettenborn eine andere Abtheilung
auf Umwegen nach Bergedorf, wo Morand ſeine Haupt¬
truppe beiſammen hielt; die Feldwachen, keines An¬
griffs gewaͤrtig, wurden uͤberfallen, und flohen in
Unordnung bis in die Stadt, wo ſie alles mit Schrecken
und Beſtuͤrzung erfuͤllten; die Franzoſen mußten ihre
nach Eſcheburg vorgeruͤckte Mannſchaft vernichtet glau¬
ben. Als nun gar noch Koſakenzuͤge ſich in der rech¬
ten Flanke zeigten, welche den Weg nach der Elbe hin
zu ſperren drohten, meinte Morand dies nicht abwar¬
ten zu duͤrfen; er hatte ſchon in der Nacht ſein Gepaͤck
beim Zollenſpieker uͤber die Elbe geſchickt, am 17. Maͤrz
ganz in der Fruͤhe brach er ſelbſt mit allen Truppen
in derſelben Richtung auf, um ſich auf das linke
Elbufer zuruͤckzuziehen. Tettenborn folgte ihm auf dem
Fuße nach, und draͤngte ihn dergeſtalt, daß eine Vier¬
telſtunde von Zollenſpieker die Franzoſen Halt machen
mußten, und auf einem querlaufenden Deich eine Bat¬
terie von 6 Kanonen aufpflanzten, welche den einzigen
Deich, auf welchem die Ruſſen nachruͤcken konnten, durch
lebhaftes Feuer beſtrichen. Aber auch hier ſaßen viele
Koſaken ab, nahmen die Buͤchſe zur Hand, und unter¬
hielten das Gefecht, bis Tettenborn ſeine beiden Kano¬
nen auf dem Deiche trotz des feindlichen Feuers vor¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/271>, abgerufen am 24.11.2024.
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