Erfolg um so leichter befriedigt, als es eigentlich auf allgemeinen Beifall nicht einmal abgesehen war. Die üppigste Fruchtbarkeit und anmuthigste Leichtigkeit ließen ihm alles zu Gedichten und Reimen werden, was er nur berührte, und diese Art von Stegreifdichten, die stete Gegenwart und Flüssigkeit dieser poetischen Regung und Aeußerung, erhöhte für seine nähern Freunde, die das Hervorbringen mit ansahen, den Reiz und die Wärme seiner Dichtergebilde, welche, für sich allein und von ihrem Entstehen getrennt betrachtet, allerdings etwas zu stark in die grünen Blätter geschossen dünk¬ ten. Mich aber bezauberte dieser reiche Wachsthum, der sich gleichsam unter meinen Augen entfaltete und mehrte, denn Fouque hatte nicht nur ganze Schubladen mit schon abgeschlossenen Handschriften gefüllt, sondern in der kurzen Zeit unsrer Anwesenheit sahen wir den Vorrath um große und kleine Stücke bereichert, jeder Tag und jede Stunde, besonders aber regelmäßig der frühere Nachmittag, fand Fouque zum Schreiben auf¬ gelegt, und dann schrieb er seine Sachen, Lyrisches und Dramatisches, und gleicherweise epische Prosa, fast ohne auszustreichen, ununterbrochen hin, so schnell die Feder laufen mochte. Viele Stunden wurden mit Vorlesen verbracht, andere mit Erzählungen, ein guter Theil des Tages aber mit Spazierengehen in dem herrlichen Park, welchen der alte Briest noch täglich mit Liebe pflegte, ein Wald schloß sich an, ein dunkelblauer See breitete
Erfolg um ſo leichter befriedigt, als es eigentlich auf allgemeinen Beifall nicht einmal abgeſehen war. Die uͤppigſte Fruchtbarkeit und anmuthigſte Leichtigkeit ließen ihm alles zu Gedichten und Reimen werden, was er nur beruͤhrte, und dieſe Art von Stegreifdichten, die ſtete Gegenwart und Fluͤſſigkeit dieſer poetiſchen Regung und Aeußerung, erhoͤhte fuͤr ſeine naͤhern Freunde, die das Hervorbringen mit anſahen, den Reiz und die Waͤrme ſeiner Dichtergebilde, welche, fuͤr ſich allein und von ihrem Entſtehen getrennt betrachtet, allerdings etwas zu ſtark in die gruͤnen Blaͤtter geſchoſſen duͤnk¬ ten. Mich aber bezauberte dieſer reiche Wachsthum, der ſich gleichſam unter meinen Augen entfaltete und mehrte, denn Fouqué hatte nicht nur ganze Schubladen mit ſchon abgeſchloſſenen Handſchriften gefuͤllt, ſondern in der kurzen Zeit unſrer Anweſenheit ſahen wir den Vorrath um große und kleine Stuͤcke bereichert, jeder Tag und jede Stunde, beſonders aber regelmaͤßig der fruͤhere Nachmittag, fand Fouqué zum Schreiben auf¬ gelegt, und dann ſchrieb er ſeine Sachen, Lyriſches und Dramatiſches, und gleicherweiſe epiſche Proſa, faſt ohne auszuſtreichen, ununterbrochen hin, ſo ſchnell die Feder laufen mochte. Viele Stunden wurden mit Vorleſen verbracht, andere mit Erzaͤhlungen, ein guter Theil des Tages aber mit Spazierengehen in dem herrlichen Park, welchen der alte Brieſt noch taͤglich mit Liebe pflegte, ein Wald ſchloß ſich an, ein dunkelblauer See breitete
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Erfolg um ſo leichter befriedigt, als es eigentlich auf
allgemeinen Beifall nicht einmal abgeſehen war. Die
uͤppigſte Fruchtbarkeit und anmuthigſte Leichtigkeit ließen
ihm alles zu Gedichten und Reimen werden, was er
nur beruͤhrte, und dieſe Art von Stegreifdichten, die
ſtete Gegenwart und Fluͤſſigkeit dieſer poetiſchen Regung
und Aeußerung, erhoͤhte fuͤr ſeine naͤhern Freunde, die
das Hervorbringen mit anſahen, den Reiz und die
Waͤrme ſeiner Dichtergebilde, welche, fuͤr ſich allein
und von ihrem Entſtehen getrennt betrachtet, allerdings
etwas zu ſtark in die gruͤnen Blaͤtter geſchoſſen duͤnk¬
ten. Mich aber bezauberte dieſer reiche Wachsthum,
der ſich gleichſam unter meinen Augen entfaltete und
mehrte, denn Fouqué hatte nicht nur ganze Schubladen
mit ſchon abgeſchloſſenen Handſchriften gefuͤllt, ſondern
in der kurzen Zeit unſrer Anweſenheit ſahen wir den
Vorrath um große und kleine Stuͤcke bereichert, jeder
Tag und jede Stunde, beſonders aber regelmaͤßig der
fruͤhere Nachmittag, fand Fouqué zum Schreiben auf¬
gelegt, und dann ſchrieb er ſeine Sachen, Lyriſches und
Dramatiſches, und gleicherweiſe epiſche Proſa, faſt ohne
auszuſtreichen, ununterbrochen hin, ſo ſchnell die Feder
laufen mochte. Viele Stunden wurden mit Vorleſen
verbracht, andere mit Erzaͤhlungen, ein guter Theil des
Tages aber mit Spazierengehen in dem herrlichen Park,
welchen der alte Brieſt noch taͤglich mit Liebe pflegte,
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/27>, abgerufen am 27.11.2024.
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