Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Hamburg
im Frühjahr 1813 .

Die Geschichte der Tage, in welche wir jetzt eintreten,
schien anfangs in dem Aufstehen anderer Städte und
Länder Deutschlands, wozu damals Hoffnung und Aus¬
sicht war, sich wiederholen zu müssen, und Hamburg
keinen Anspruch zu haben, in der allgemeinen Erhebung
mehr zu bedeuten, als ihm nach Verhältniß der Lage
und Kräfte zukam. Nachdem aber das Beispiel dieser
Stadt ohne Nachahmung geblieben, und ihr allein das
Loos geworden, für ihre kühne Entschlossenheit die
schweren Geschicke zu erdulden, welche wie ein großes
Trauerspiel die Theilnahme der Zeitgenossen heftig auf¬
regten, so steht auch ihre Geschichte während dieser Zeit
als ein eignes, abgeschlossenes Ganzes da, und gewinnt
einen höheren von den allgemeinen Ereignissen fast un¬
abhängigen Werth.

Der Verfasser konnte nicht ohne die tiefste Bewe¬
gung des Geistes und Herzens diese Entwicklungen be¬

Hamburg
im Fruͤhjahr 1813 .

Die Geſchichte der Tage, in welche wir jetzt eintreten,
ſchien anfangs in dem Aufſtehen anderer Staͤdte und
Laͤnder Deutſchlands, wozu damals Hoffnung und Aus¬
ſicht war, ſich wiederholen zu muͤſſen, und Hamburg
keinen Anſpruch zu haben, in der allgemeinen Erhebung
mehr zu bedeuten, als ihm nach Verhaͤltniß der Lage
und Kraͤfte zukam. Nachdem aber das Beiſpiel dieſer
Stadt ohne Nachahmung geblieben, und ihr allein das
Loos geworden, fuͤr ihre kuͤhne Entſchloſſenheit die
ſchweren Geſchicke zu erdulden, welche wie ein großes
Trauerſpiel die Theilnahme der Zeitgenoſſen heftig auf¬
regten, ſo ſteht auch ihre Geſchichte waͤhrend dieſer Zeit
als ein eignes, abgeſchloſſenes Ganzes da, und gewinnt
einen hoͤheren von den allgemeinen Ereigniſſen faſt un¬
abhaͤngigen Werth.

Der Verfaſſer konnte nicht ohne die tiefſte Bewe¬
gung des Geiſtes und Herzens dieſe Entwicklungen be¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0261" n="[249]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b #g">Hamburg</hi><lb/> <hi rendition="#g">im Fru&#x0364;hjahr</hi> <hi rendition="#b #g">1813</hi> <hi rendition="#g">.</hi><lb/>
        </head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Ge&#x017F;chichte der Tage, in welche wir jetzt eintreten,<lb/>
&#x017F;chien anfangs in dem Auf&#x017F;tehen anderer Sta&#x0364;dte und<lb/>
La&#x0364;nder Deut&#x017F;chlands, wozu damals Hoffnung und Aus¬<lb/>
&#x017F;icht war, &#x017F;ich wiederholen zu mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und Hamburg<lb/>
keinen An&#x017F;pruch zu haben, in der allgemeinen Erhebung<lb/>
mehr zu bedeuten, als ihm nach Verha&#x0364;ltniß der Lage<lb/>
und Kra&#x0364;fte zukam. Nachdem aber das Bei&#x017F;piel die&#x017F;er<lb/>
Stadt ohne Nachahmung geblieben, und ihr allein das<lb/>
Loos geworden, fu&#x0364;r ihre ku&#x0364;hne Ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enheit die<lb/>
&#x017F;chweren Ge&#x017F;chicke zu erdulden, welche wie ein großes<lb/>
Trauer&#x017F;piel die Theilnahme der Zeitgeno&#x017F;&#x017F;en heftig auf¬<lb/>
regten, &#x017F;o &#x017F;teht auch ihre Ge&#x017F;chichte wa&#x0364;hrend die&#x017F;er Zeit<lb/>
als ein eignes, abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enes Ganzes da, und gewinnt<lb/>
einen ho&#x0364;heren von den allgemeinen Ereigni&#x017F;&#x017F;en fa&#x017F;t un¬<lb/>
abha&#x0364;ngigen Werth.</p><lb/>
        <p>Der Verfa&#x017F;&#x017F;er konnte nicht ohne die tief&#x017F;te Bewe¬<lb/>
gung des Gei&#x017F;tes und Herzens die&#x017F;e Entwicklungen be¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[249]/0261] Hamburg im Fruͤhjahr 1813 . Die Geſchichte der Tage, in welche wir jetzt eintreten, ſchien anfangs in dem Aufſtehen anderer Staͤdte und Laͤnder Deutſchlands, wozu damals Hoffnung und Aus¬ ſicht war, ſich wiederholen zu muͤſſen, und Hamburg keinen Anſpruch zu haben, in der allgemeinen Erhebung mehr zu bedeuten, als ihm nach Verhaͤltniß der Lage und Kraͤfte zukam. Nachdem aber das Beiſpiel dieſer Stadt ohne Nachahmung geblieben, und ihr allein das Loos geworden, fuͤr ihre kuͤhne Entſchloſſenheit die ſchweren Geſchicke zu erdulden, welche wie ein großes Trauerſpiel die Theilnahme der Zeitgenoſſen heftig auf¬ regten, ſo ſteht auch ihre Geſchichte waͤhrend dieſer Zeit als ein eignes, abgeſchloſſenes Ganzes da, und gewinnt einen hoͤheren von den allgemeinen Ereigniſſen faſt un¬ abhaͤngigen Werth. Der Verfaſſer konnte nicht ohne die tiefſte Bewe¬ gung des Geiſtes und Herzens dieſe Entwicklungen be¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/261
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. [249]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/261>, abgerufen am 24.11.2024.