tige Gefechte vor, in welchen die letzten Ueberbleibsel französischer Gardereiterei von den Kosaken übel zuge¬ richtet wurden. Dieser Zustand dauerte fort, bis das russische Fußvolk über die Oder gegangen war und gegen Berlin heranrückte, auf welche Nachricht die Franzosen theils nach Magdeburg, theils nach Wittenberg abzogen. Tettenborn rückte an der Spitze seiner Truppen in die Stadt, wo die Einwohner ihn mit größten Freuden¬ bezeigungen empfingen; die Kosaken warfen sich sogleich auf den abziehenden Feind, dessen letzte Züge sie noch innerhalb der Stadt erreichten, und blieben in bestän¬ diger Verfolgung hart auf seinen Fersen. Der Gene¬ ral Graf von Wittgenstein langte mit russischem Fu߬ volk an, und traf die kräftigsten Anstalten zur weitern Kriegsführung.
In Berlin mußte Tettenborn abermals das Bette hüten, weil die Rose bei der schonungslosen Anstren¬ gung wieder schlimmer geworden war. Dies hinderte ihn jedoch nicht, mit rastlosem Eifer neuen Unterneh¬ mungen nachzuhängen. Schon früh hatte sich das Au¬ genmerk der Russen auf Hamburg gelenkt; außer den militärischen Gründen, die einen Zug dorthin anriethen, waren auch politische Absichten vorhanden, unter wel¬ chen die nahe Einwirkung auf Dänemark, die Eröff¬ nung der unmittelbaren Verbindung mit England, und selbst der Eindruck, welchen die Befreiung der wichti¬ gen Handelsstadt in St. Petersburg machen mußte,
tige Gefechte vor, in welchen die letzten Ueberbleibſel franzoͤſiſcher Gardereiterei von den Koſaken uͤbel zuge¬ richtet wurden. Dieſer Zuſtand dauerte fort, bis das ruſſiſche Fußvolk uͤber die Oder gegangen war und gegen Berlin heranruͤckte, auf welche Nachricht die Franzoſen theils nach Magdeburg, theils nach Wittenberg abzogen. Tettenborn ruͤckte an der Spitze ſeiner Truppen in die Stadt, wo die Einwohner ihn mit groͤßten Freuden¬ bezeigungen empfingen; die Koſaken warfen ſich ſogleich auf den abziehenden Feind, deſſen letzte Zuͤge ſie noch innerhalb der Stadt erreichten, und blieben in beſtaͤn¬ diger Verfolgung hart auf ſeinen Ferſen. Der Gene¬ ral Graf von Wittgenſtein langte mit ruſſiſchem Fu߬ volk an, und traf die kraͤftigſten Anſtalten zur weitern Kriegsfuͤhrung.
In Berlin mußte Tettenborn abermals das Bette huͤten, weil die Roſe bei der ſchonungsloſen Anſtren¬ gung wieder ſchlimmer geworden war. Dies hinderte ihn jedoch nicht, mit raſtloſem Eifer neuen Unterneh¬ mungen nachzuhaͤngen. Schon fruͤh hatte ſich das Au¬ genmerk der Ruſſen auf Hamburg gelenkt; außer den militaͤriſchen Gruͤnden, die einen Zug dorthin anriethen, waren auch politiſche Abſichten vorhanden, unter wel¬ chen die nahe Einwirkung auf Daͤnemark, die Eroͤff¬ nung der unmittelbaren Verbindung mit England, und ſelbſt der Eindruck, welchen die Befreiung der wichti¬ gen Handelsſtadt in St. Petersburg machen mußte,
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tige Gefechte vor, in welchen die letzten Ueberbleibſel
franzoͤſiſcher Gardereiterei von den Koſaken uͤbel zuge¬
richtet wurden. Dieſer Zuſtand dauerte fort, bis das
ruſſiſche Fußvolk uͤber die Oder gegangen war und gegen
Berlin heranruͤckte, auf welche Nachricht die Franzoſen
theils nach Magdeburg, theils nach Wittenberg abzogen.
Tettenborn ruͤckte an der Spitze ſeiner Truppen in die
Stadt, wo die Einwohner ihn mit groͤßten Freuden¬
bezeigungen empfingen; die Koſaken warfen ſich ſogleich
auf den abziehenden Feind, deſſen letzte Zuͤge ſie noch
innerhalb der Stadt erreichten, und blieben in beſtaͤn¬
diger Verfolgung hart auf ſeinen Ferſen. Der Gene¬
ral Graf von Wittgenſtein langte mit ruſſiſchem Fu߬
volk an, und traf die kraͤftigſten Anſtalten zur weitern
Kriegsfuͤhrung.
In Berlin mußte Tettenborn abermals das Bette
huͤten, weil die Roſe bei der ſchonungsloſen Anſtren¬
gung wieder ſchlimmer geworden war. Dies hinderte
ihn jedoch nicht, mit raſtloſem Eifer neuen Unterneh¬
mungen nachzuhaͤngen. Schon fruͤh hatte ſich das Au¬
genmerk der Ruſſen auf Hamburg gelenkt; außer den
militaͤriſchen Gruͤnden, die einen Zug dorthin anriethen,
waren auch politiſche Abſichten vorhanden, unter wel¬
chen die nahe Einwirkung auf Daͤnemark, die Eroͤff¬
nung der unmittelbaren Verbindung mit England, und
ſelbſt der Eindruck, welchen die Befreiung der wichti¬
gen Handelsſtadt in St. Petersburg machen mußte,
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/258>, abgerufen am 24.11.2024.
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