und in den Glanz der Hauptstädte Prag und Wien zurück, wo er in den angesehensten Kreisen nur immer günstiger bemerkt wurde. Im Jahre 1808 geschah ihm der Antrag, den Fürsten von Schwarzenberg, der als österreichischer Botschafter nach St. Petersburg ging, als erster Adjutant und Botschaftskavalier zu begleiten. Tettenborn sah hier eine neue Laufbahn eröffnet, für die er schon vielfach vorbereitet war, und die ihn mäch¬ tig anziehen mußte; er willigte ein, empfing noch vor der Reise den Kaiserlichen Kammerherrnschlüssel, holte den Fürsten, der schon voraus war, in Wilna ein, und kam mit ihm gegen Ende des Jahres in St. Peters¬ burg an. Der dortige Aufenthalt war durch die poli¬ tischen Verhältnisse mit sehr schwierigen Rücksichten verknüpft, und forderte große Kunst des Benehmens; wenn dem Fürsten von Schwarzenburg unbestritten der Ruhm gebührt, bloß durch sein persönliches Verdienst alles bewirkt zu haben, was damals am russischen Hofe für Oesterreich noch zu erlangen war, so darf seine in derselben Hinsicht für Tettenborn vielfach ausgesprochene Zufriedenheit ein um so bewährteres Zeugniß auch für diesen sein. Als im Mai 1809 die Nachricht von dem Ausbruche des neuen Krieges zwischen Oesterreich und Frankreich in St. Petersburg eingetroffen war, wurde Tettenborn von dem Fürsten mit besondern Aufträgen als Kourier zu dem Hauptheere gesandt, welches unter dem Erzherzog Karl inzwischen den glorreichen Sieg
und in den Glanz der Hauptſtaͤdte Prag und Wien zuruͤck, wo er in den angeſehenſten Kreiſen nur immer guͤnſtiger bemerkt wurde. Im Jahre 1808 geſchah ihm der Antrag, den Fuͤrſten von Schwarzenberg, der als oͤſterreichiſcher Botſchafter nach St. Petersburg ging, als erſter Adjutant und Botſchaftskavalier zu begleiten. Tettenborn ſah hier eine neue Laufbahn eroͤffnet, fuͤr die er ſchon vielfach vorbereitet war, und die ihn maͤch¬ tig anziehen mußte; er willigte ein, empfing noch vor der Reiſe den Kaiſerlichen Kammerherrnſchluͤſſel, holte den Fuͤrſten, der ſchon voraus war, in Wilna ein, und kam mit ihm gegen Ende des Jahres in St. Peters¬ burg an. Der dortige Aufenthalt war durch die poli¬ tiſchen Verhaͤltniſſe mit ſehr ſchwierigen Ruͤckſichten verknuͤpft, und forderte große Kunſt des Benehmens; wenn dem Fuͤrſten von Schwarzenburg unbeſtritten der Ruhm gebuͤhrt, bloß durch ſein perſoͤnliches Verdienſt alles bewirkt zu haben, was damals am ruſſiſchen Hofe fuͤr Oeſterreich noch zu erlangen war, ſo darf ſeine in derſelben Hinſicht fuͤr Tettenborn vielfach ausgeſprochene Zufriedenheit ein um ſo bewaͤhrteres Zeugniß auch fuͤr dieſen ſein. Als im Mai 1809 die Nachricht von dem Ausbruche des neuen Krieges zwiſchen Oeſterreich und Frankreich in St. Petersburg eingetroffen war, wurde Tettenborn von dem Fuͤrſten mit beſondern Auftraͤgen als Kourier zu dem Hauptheere geſandt, welches unter dem Erzherzog Karl inzwiſchen den glorreichen Sieg
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und in den Glanz der Hauptſtaͤdte Prag und Wien
zuruͤck, wo er in den angeſehenſten Kreiſen nur immer
guͤnſtiger bemerkt wurde. Im Jahre 1808 geſchah
ihm der Antrag, den Fuͤrſten von Schwarzenberg, der
als oͤſterreichiſcher Botſchafter nach St. Petersburg ging,
als erſter Adjutant und Botſchaftskavalier zu begleiten.
Tettenborn ſah hier eine neue Laufbahn eroͤffnet, fuͤr
die er ſchon vielfach vorbereitet war, und die ihn maͤch¬
tig anziehen mußte; er willigte ein, empfing noch vor
der Reiſe den Kaiſerlichen Kammerherrnſchluͤſſel, holte
den Fuͤrſten, der ſchon voraus war, in Wilna ein, und
kam mit ihm gegen Ende des Jahres in St. Peters¬
burg an. Der dortige Aufenthalt war durch die poli¬
tiſchen Verhaͤltniſſe mit ſehr ſchwierigen Ruͤckſichten
verknuͤpft, und forderte große Kunſt des Benehmens;
wenn dem Fuͤrſten von Schwarzenburg unbeſtritten der
Ruhm gebuͤhrt, bloß durch ſein perſoͤnliches Verdienſt
alles bewirkt zu haben, was damals am ruſſiſchen Hofe
fuͤr Oeſterreich noch zu erlangen war, ſo darf ſeine in
derſelben Hinſicht fuͤr Tettenborn vielfach ausgeſprochene
Zufriedenheit ein um ſo bewaͤhrteres Zeugniß auch fuͤr
dieſen ſein. Als im Mai 1809 die Nachricht von dem
Ausbruche des neuen Krieges zwiſchen Oeſterreich und
Frankreich in St. Petersburg eingetroffen war, wurde
Tettenborn von dem Fuͤrſten mit beſondern Auftraͤgen
als Kourier zu dem Hauptheere geſandt, welches unter
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/241>, abgerufen am 24.11.2024.
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