men und ungeheuern Wipfeln, Epheu so ausgebreitet und dicht, wie ich es vorher nie gesehen; der ganze Abhang, der sich dann allmählig zur Ebene senkt, ist mit Bäumen und Buschwerk reich überwachsen. Von einer hohen mächtigen Vormauer eingeschlossen, und ganz noch zur Burg gehörig, liegt östlich ein geräumi¬ ger Obstgarten, wo man nach allen Seiten die herr¬ lichste Aussicht hat, nach Steinfurt, und weit in das Münsterland, während nach der andern Seite von den Thürmen das Auge tief in Holland eindringt. West¬ wärts dicht am Fuße des Schlosses stehen noch einige sonderbare glattgespülte Felsenmassen; die eine, oben flach, wie ein aufrecht stehender runder Pfühl, der von oben zusammengedrückt worden, heißt des Teufels Ohr¬ kissen, denn der Sage zufolge hat dieser einmal mit dem Kopf auf diesem Kissen geschlafen, und einige oben bemerkbare Linien gelten für die Spuren seines dem allzu weichen Stein eingedrückten Ohrs. Die Macht des Pflanzenwuchses zwischen all diesen Felsen und Mauern war außerordentlich, seit undenklicher Zeit hatte ihm niemand gewehrt, aus allen Fugen der Steine schoß ellenhohes Gras, Bäume schwankten an der hohen Mauerbrüstung, das mühsame Menschenwerk war wieder im Uebergange zur Wildniß.
Einige Zimmer, zu solchem Behuf leidlich einge¬ richtet, dienten zu uns'rer Bewirthung; wir hielten ein fröhliches Mahl unter lebhaften Gesprächen, denen der
men und ungeheuern Wipfeln, Epheu ſo ausgebreitet und dicht, wie ich es vorher nie geſehen; der ganze Abhang, der ſich dann allmaͤhlig zur Ebene ſenkt, iſt mit Baͤumen und Buſchwerk reich uͤberwachſen. Von einer hohen maͤchtigen Vormauer eingeſchloſſen, und ganz noch zur Burg gehoͤrig, liegt oͤſtlich ein geraͤumi¬ ger Obſtgarten, wo man nach allen Seiten die herr¬ lichſte Ausſicht hat, nach Steinfurt, und weit in das Muͤnſterland, waͤhrend nach der andern Seite von den Thuͤrmen das Auge tief in Holland eindringt. Weſt¬ waͤrts dicht am Fuße des Schloſſes ſtehen noch einige ſonderbare glattgeſpuͤlte Felſenmaſſen; die eine, oben flach, wie ein aufrecht ſtehender runder Pfuͤhl, der von oben zuſammengedruͤckt worden, heißt des Teufels Ohr¬ kiſſen, denn der Sage zufolge hat dieſer einmal mit dem Kopf auf dieſem Kiſſen geſchlafen, und einige oben bemerkbare Linien gelten fuͤr die Spuren ſeines dem allzu weichen Stein eingedruͤckten Ohrs. Die Macht des Pflanzenwuchſes zwiſchen all dieſen Felſen und Mauern war außerordentlich, ſeit undenklicher Zeit hatte ihm niemand gewehrt, aus allen Fugen der Steine ſchoß ellenhohes Gras, Baͤume ſchwankten an der hohen Mauerbruͤſtung, das muͤhſame Menſchenwerk war wieder im Uebergange zur Wildniß.
Einige Zimmer, zu ſolchem Behuf leidlich einge¬ richtet, dienten zu unſ'rer Bewirthung; wir hielten ein froͤhliches Mahl unter lebhaften Geſpraͤchen, denen der
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men und ungeheuern Wipfeln, Epheu ſo ausgebreitet
und dicht, wie ich es vorher nie geſehen; der ganze
Abhang, der ſich dann allmaͤhlig zur Ebene ſenkt, iſt
mit Baͤumen und Buſchwerk reich uͤberwachſen. Von
einer hohen maͤchtigen Vormauer eingeſchloſſen, und
ganz noch zur Burg gehoͤrig, liegt oͤſtlich ein geraͤumi¬
ger Obſtgarten, wo man nach allen Seiten die herr¬
lichſte Ausſicht hat, nach Steinfurt, und weit in das
Muͤnſterland, waͤhrend nach der andern Seite von den
Thuͤrmen das Auge tief in Holland eindringt. Weſt¬
waͤrts dicht am Fuße des Schloſſes ſtehen noch einige
ſonderbare glattgeſpuͤlte Felſenmaſſen; die eine, oben
flach, wie ein aufrecht ſtehender runder Pfuͤhl, der von
oben zuſammengedruͤckt worden, heißt des Teufels Ohr¬
kiſſen, denn der Sage zufolge hat dieſer einmal mit
dem Kopf auf dieſem Kiſſen geſchlafen, und einige oben
bemerkbare Linien gelten fuͤr die Spuren ſeines dem
allzu weichen Stein eingedruͤckten Ohrs. Die Macht
des Pflanzenwuchſes zwiſchen all dieſen Felſen und
Mauern war außerordentlich, ſeit undenklicher Zeit
hatte ihm niemand gewehrt, aus allen Fugen der
Steine ſchoß ellenhohes Gras, Baͤume ſchwankten an
der hohen Mauerbruͤſtung, das muͤhſame Menſchenwerk
war wieder im Uebergange zur Wildniß.
Einige Zimmer, zu ſolchem Behuf leidlich einge¬
richtet, dienten zu unſ'rer Bewirthung; wir hielten ein
froͤhliches Mahl unter lebhaften Geſpraͤchen, denen der
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/155>, abgerufen am 22.11.2024.
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