wachen und Beamte und Dienerschaft jeder Art in möglichst großer Menge hatte, er war auch bedacht, in allgemeineren Bezügen Land und Unterthanen in einer Art von Staatshäuslichkeit zu befriedigen. Er hatte Gemählde, Münzen, Bildwerke, Alterthümer und Bücher in einem eigens erbauten Kunsthause vereinigt; er sandte eingeborne Jünglinge, die einige Anlage verriethen, zu ihrer Ausbildung auf Reisen oder auf die Universität, mit dem Beding, ihre erworbene Geschicklichkeit künftig im Vaterlande, das heißt im herrschaftlichen Gebiete des Grafen, auszuüben; er ging damit um, eine Verfügung zu erlassen, daß niemand im Lande ein Amt erhalten solle, der nicht seine Vorbereitungsstudien auf der Schule zu Steinfurt gemacht habe. So sehr klein war das Gebiet doch nicht; der Graf hatte zu der Grafschaft Steinfurt die beträchtlichere Bentheim ererbt, und weil dieselbe an Hannover von dem letzten Besitzer verpfändet war, sogleich die Einlösung zu bewirken gesucht, welche jedoch erst durch Frankreich zu Stande kam, indem Napoleon in die Rechte Hannovers getreten zu sein behauptete, und die Lösungssumme für sich einzog; der Graf besaß ferner die Herrschaft Alpen am Niederrhein, in Holland die Herrschaft Batenburg und einen Zoll an der Maas. Bei allem Aufwand war er zugleich ein strenger Haushalter und seinen Vorbildern auch darin ähnlich, daß er einen baaren Schatz gesammelt hatte. Sein begründeter Wohlstand und sein strebendes
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wachen und Beamte und Dienerſchaft jeder Art in moͤglichſt großer Menge hatte, er war auch bedacht, in allgemeineren Bezuͤgen Land und Unterthanen in einer Art von Staatshaͤuslichkeit zu befriedigen. Er hatte Gemaͤhlde, Muͤnzen, Bildwerke, Alterthuͤmer und Buͤcher in einem eigens erbauten Kunſthauſe vereinigt; er ſandte eingeborne Juͤnglinge, die einige Anlage verriethen, zu ihrer Ausbildung auf Reiſen oder auf die Univerſitaͤt, mit dem Beding, ihre erworbene Geſchicklichkeit kuͤnftig im Vaterlande, das heißt im herrſchaftlichen Gebiete des Grafen, auszuuͤben; er ging damit um, eine Verfuͤgung zu erlaſſen, daß niemand im Lande ein Amt erhalten ſolle, der nicht ſeine Vorbereitungsſtudien auf der Schule zu Steinfurt gemacht habe. So ſehr klein war das Gebiet doch nicht; der Graf hatte zu der Grafſchaft Steinfurt die betraͤchtlichere Bentheim ererbt, und weil dieſelbe an Hannover von dem letzten Beſitzer verpfaͤndet war, ſogleich die Einloͤſung zu bewirken geſucht, welche jedoch erſt durch Frankreich zu Stande kam, indem Napoleon in die Rechte Hannovers getreten zu ſein behauptete, und die Loͤſungsſumme fuͤr ſich einzog; der Graf beſaß ferner die Herrſchaft Alpen am Niederrhein, in Holland die Herrſchaft Batenburg und einen Zoll an der Maas. Bei allem Aufwand war er zugleich ein ſtrenger Haushalter und ſeinen Vorbildern auch darin aͤhnlich, daß er einen baaren Schatz geſammelt hatte. Sein begruͤndeter Wohlſtand und ſein ſtrebendes
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wachen und Beamte und Dienerſchaft jeder Art in
moͤglichſt großer Menge hatte, er war auch bedacht, in
allgemeineren Bezuͤgen Land und Unterthanen in einer
Art von Staatshaͤuslichkeit zu befriedigen. Er hatte
Gemaͤhlde, Muͤnzen, Bildwerke, Alterthuͤmer und Buͤcher
in einem eigens erbauten Kunſthauſe vereinigt; er ſandte
eingeborne Juͤnglinge, die einige Anlage verriethen, zu
ihrer Ausbildung auf Reiſen oder auf die Univerſitaͤt,
mit dem Beding, ihre erworbene Geſchicklichkeit kuͤnftig
im Vaterlande, das heißt im herrſchaftlichen Gebiete des
Grafen, auszuuͤben; er ging damit um, eine Verfuͤgung
zu erlaſſen, daß niemand im Lande ein Amt erhalten
ſolle, der nicht ſeine Vorbereitungsſtudien auf der Schule
zu Steinfurt gemacht habe. So ſehr klein war das
Gebiet doch nicht; der Graf hatte zu der Grafſchaft
Steinfurt die betraͤchtlichere Bentheim ererbt, und weil
dieſelbe an Hannover von dem letzten Beſitzer verpfaͤndet
war, ſogleich die Einloͤſung zu bewirken geſucht, welche
jedoch erſt durch Frankreich zu Stande kam, indem
Napoleon in die Rechte Hannovers getreten zu ſein
behauptete, und die Loͤſungsſumme fuͤr ſich einzog; der
Graf beſaß ferner die Herrſchaft Alpen am Niederrhein,
in Holland die Herrſchaft Batenburg und einen Zoll
an der Maas. Bei allem Aufwand war er zugleich
ein ſtrenger Haushalter und ſeinen Vorbildern auch
darin aͤhnlich, daß er einen baaren Schatz geſammelt
hatte. Sein begruͤndeter Wohlſtand und ſein ſtrebendes
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/143>, abgerufen am 05.12.2024.
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