Poesiefreunde zu unsern Versammlungen gezogen, wo nun die glänzendste Unterhaltung gepflegt wurde. In der Folge kehrte mehr Einfachheit und Innigkeit zurück, die Gesellschaft war kleiner, Koreff tiefer mit uns be¬ freundet und gefühlvoll-ernst in seinen Mittheilungen; meistens trafen wir bei Chamisso auf der Wache zusam¬ men, wenn er sie am Brandenburger oder Potsdammer Thore hatte, und zwischen militärischen Unterbrechungen hin verwachten wir halbe und ganze Nächte in Gesprä¬ chen über Poesie oder Studien- und Lebensplanen, deren Ausführung uns leider noch ferne lag.
Manches Aufmunternde kam uns während dieser Zeit noch von andern Orten zu. Zacharias Werner, Verfasser der Söhne des Thales, sandte von Warschau eine umständliche Rezension unsres Almanachs an seinen Freund Hitzig mit einem begeisterten Brief, er nahm jeden von uns einzeln vor, urtheilte mit verschiedenen Modifikationen von jedem günstig, und belegte sein Ur¬ theil durch angeführte Stellen; dies war so schmeichel¬ haft, als belehrend, und setzte uns in einige Bewegung, doch blieb die Rezension ungedruckt, weil wir den nöthigen Betrieb nicht daran wandten. August Wilhelm Schlegel hatte sich, so hörten wir, aufmunternd für uns geäußert, und nahm als unzweifelhaft an, daß wir Jünger der neuen Schule seien, schon weil uns Merkel als Dahingehörige geschimpft hatte. Mit Bernhardi machten wir Bekanntschaft, mit Winzer, der als Schrift¬
Poeſiefreunde zu unſern Verſammlungen gezogen, wo nun die glaͤnzendſte Unterhaltung gepflegt wurde. In der Folge kehrte mehr Einfachheit und Innigkeit zuruͤck, die Geſellſchaft war kleiner, Koreff tiefer mit uns be¬ freundet und gefuͤhlvoll-ernſt in ſeinen Mittheilungen; meiſtens trafen wir bei Chamiſſo auf der Wache zuſam¬ men, wenn er ſie am Brandenburger oder Potsdammer Thore hatte, und zwiſchen militaͤriſchen Unterbrechungen hin verwachten wir halbe und ganze Naͤchte in Geſpraͤ¬ chen uͤber Poeſie oder Studien- und Lebensplanen, deren Ausfuͤhrung uns leider noch ferne lag.
Manches Aufmunternde kam uns waͤhrend dieſer Zeit noch von andern Orten zu. Zacharias Werner, Verfaſſer der Soͤhne des Thales, ſandte von Warſchau eine umſtaͤndliche Rezenſion unſres Almanachs an ſeinen Freund Hitzig mit einem begeiſterten Brief, er nahm jeden von uns einzeln vor, urtheilte mit verſchiedenen Modifikationen von jedem guͤnſtig, und belegte ſein Ur¬ theil durch angefuͤhrte Stellen; dies war ſo ſchmeichel¬ haft, als belehrend, und ſetzte uns in einige Bewegung, doch blieb die Rezenſion ungedruckt, weil wir den noͤthigen Betrieb nicht daran wandten. Auguſt Wilhelm Schlegel hatte ſich, ſo hoͤrten wir, aufmunternd fuͤr uns geaͤußert, und nahm als unzweifelhaft an, daß wir Juͤnger der neuen Schule ſeien, ſchon weil uns Merkel als Dahingehoͤrige geſchimpft hatte. Mit Bernhardi machten wir Bekanntſchaft, mit Winzer, der als Schrift¬
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Poeſiefreunde zu unſern Verſammlungen gezogen, wo
nun die glaͤnzendſte Unterhaltung gepflegt wurde. In
der Folge kehrte mehr Einfachheit und Innigkeit zuruͤck,
die Geſellſchaft war kleiner, Koreff tiefer mit uns be¬
freundet und gefuͤhlvoll-ernſt in ſeinen Mittheilungen;
meiſtens trafen wir bei Chamiſſo auf der Wache zuſam¬
men, wenn er ſie am Brandenburger oder Potsdammer
Thore hatte, und zwiſchen militaͤriſchen Unterbrechungen
hin verwachten wir halbe und ganze Naͤchte in Geſpraͤ¬
chen uͤber Poeſie oder Studien- und Lebensplanen,
deren Ausfuͤhrung uns leider noch ferne lag.
Manches Aufmunternde kam uns waͤhrend dieſer
Zeit noch von andern Orten zu. Zacharias Werner,
Verfaſſer der Soͤhne des Thales, ſandte von Warſchau
eine umſtaͤndliche Rezenſion unſres Almanachs an ſeinen
Freund Hitzig mit einem begeiſterten Brief, er nahm
jeden von uns einzeln vor, urtheilte mit verſchiedenen
Modifikationen von jedem guͤnſtig, und belegte ſein Ur¬
theil durch angefuͤhrte Stellen; dies war ſo ſchmeichel¬
haft, als belehrend, und ſetzte uns in einige Bewegung,
doch blieb die Rezenſion ungedruckt, weil wir den
noͤthigen Betrieb nicht daran wandten. Auguſt Wilhelm
Schlegel hatte ſich, ſo hoͤrten wir, aufmunternd fuͤr
uns geaͤußert, und nahm als unzweifelhaft an, daß wir
Juͤnger der neuen Schule ſeien, ſchon weil uns Merkel
als Dahingehoͤrige geſchimpft hatte. Mit Bernhardi
machten wir Bekanntſchaft, mit Winzer, der als Schrift¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/71>, abgerufen am 23.11.2024.
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