Keiner, wie er wohl ihm thue, Alles tobt in wilder Freude Huldigend allein dem Ruhme, Ach! und unbemerkt erliegt er, Seine Augen sich verdunkeln! -- An des frohen Kaisers Seite Tritt nun, still in heil'ger Ruhe, Durch das jauchzende Getümmel Zu dem Knaben Kunigunde, Faßt ihn mit den weißen Händen, Drückt ihn sanft an ihren Busen, Seine goldnen Locken wallen Lieblich ihren Arm hinunter, Und sie streichelt ihm die Augen, Die er aufschlägt, bald ermuntert, Und sie beugt das Himmelsantlitz Strahlend hin zu seinem Munde, Und berührt die frischen Lippen Innig mit liebreichem Kusse, Spricht: "Du hast mich nicht verlassen, Du, mein holder Knabe, wußtest In der Unschuld deines Herzens Von der meinen sichre Kunde! Alles ist von mir gewichen, Was auf's heiligste verbunden Meinem Leben war, und tiefer In das Herz mir sehen mußte: Ob auch Kaiserin, verlassen War ich auf dem deutschen Grunde, Und der Fremden blieb kein Tropfen Zugewandt des deutschen Blutes!
Keiner, wie er wohl ihm thue, Alles tobt in wilder Freude Huldigend allein dem Ruhme, Ach! und unbemerkt erliegt er, Seine Augen ſich verdunkeln! — An des frohen Kaiſers Seite Tritt nun, ſtill in heil'ger Ruhe, Durch das jauchzende Getuͤmmel Zu dem Knaben Kunigunde, Faßt ihn mit den weißen Haͤnden, Druͤckt ihn ſanft an ihren Buſen, Seine goldnen Locken wallen Lieblich ihren Arm hinunter, Und ſie ſtreichelt ihm die Augen, Die er aufſchlaͤgt, bald ermuntert‚ Und ſie beugt das Himmelsantlitz Strahlend hin zu ſeinem Munde, Und beruͤhrt die friſchen Lippen Innig mit liebreichem Kuſſe, Spricht: „Du haſt mich nicht verlaſſen‚ Du, mein holder Knabe, wußteſt In der Unſchuld deines Herzens Von der meinen ſichre Kunde! Alles iſt von mir gewichen, Was auf's heiligſte verbunden Meinem Leben war, und tiefer In das Herz mir ſehen mußte: Ob auch Kaiſerin, verlaſſen War ich auf dem deutſchen Grunde, Und der Fremden blieb kein Tropfen Zugewandt des deutſchen Blutes!
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Keiner, wie er wohl ihm thue,
Alles tobt in wilder Freude
Huldigend allein dem Ruhme,
Ach! und unbemerkt erliegt er,
Seine Augen ſich verdunkeln! —
An des frohen Kaiſers Seite
Tritt nun, ſtill in heil'ger Ruhe,
Durch das jauchzende Getuͤmmel
Zu dem Knaben Kunigunde,
Faßt ihn mit den weißen Haͤnden,
Druͤckt ihn ſanft an ihren Buſen,
Seine goldnen Locken wallen
Lieblich ihren Arm hinunter,
Und ſie ſtreichelt ihm die Augen,
Die er aufſchlaͤgt, bald ermuntert‚
Und ſie beugt das Himmelsantlitz
Strahlend hin zu ſeinem Munde,
Und beruͤhrt die friſchen Lippen
Innig mit liebreichem Kuſſe,
Spricht: „Du haſt mich nicht verlaſſen‚
Du, mein holder Knabe, wußteſt
In der Unſchuld deines Herzens
Von der meinen ſichre Kunde!
Alles iſt von mir gewichen,
Was auf's heiligſte verbunden
Meinem Leben war, und tiefer
In das Herz mir ſehen mußte:
Ob auch Kaiſerin, verlaſſen
War ich auf dem deutſchen Grunde,
Und der Fremden blieb kein Tropfen
Zugewandt des deutſchen Blutes!
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/528>, abgerufen am 23.07.2024.
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