Immer noch in enger Tageszeit Sorgenbrütend eingeschlossen, Seh' ich heitre Stunden weit Mich begrüßen durch die Gitterfenster, Und ich winke lächelnd ihnen nach.
Bringen diese Wolken Segen? Immer noch in herbem Trauern Harret schmachtend jede Kunst; Gleich dem Epheu saugt, an feuchte Mauern Angeschmiegt, die grüne Fülle Statt des Himmelregens Nebeldunst.
Schwere Last noch immer drückt Freier Zukunft blut'gen Flügel; Immer seufzend noch im armen Volke Wallt erwartungsvoll das Herz! Kriegeswuth vorüber raset, Friedenslüfte wieder schmeicheln, All' unzeitig diesem Schmerz!
Weit erleuchtet liegt die Erde Unabsehbar aufgethan; Meereswogen weit hinüber Segeln die beherzten Meister, Und es flattern Siegesgeister Jauchzend stolz auf ihrer freien Bahn,
Könnt' ich schiffen, forschen, siegen Mit den Günstlingen der Zeit! Ihnen leuchten Stern' und Sonne,
Immer noch in enger Tageszeit Sorgenbruͤtend eingeſchloſſen, Seh' ich heitre Stunden weit Mich begruͤßen durch die Gitterfenſter, Und ich winke laͤchelnd ihnen nach.
Bringen dieſe Wolken Segen? Immer noch in herbem Trauern Harret ſchmachtend jede Kunſt; Gleich dem Epheu ſaugt, an feuchte Mauern Angeſchmiegt, die gruͤne Fuͤlle Statt des Himmelregens Nebeldunſt.
Schwere Laſt noch immer druͤckt Freier Zukunft blut'gen Fluͤgel; Immer ſeufzend noch im armen Volke Wallt erwartungsvoll das Herz! Kriegeswuth voruͤber raſet, Friedensluͤfte wieder ſchmeicheln, All' unzeitig dieſem Schmerz!
Weit erleuchtet liegt die Erde Unabſehbar aufgethan; Meereswogen weit hinuͤber Segeln die beherzten Meiſter, Und es flattern Siegesgeiſter Jauchzend ſtolz auf ihrer freien Bahn,
Koͤnnt' ich ſchiffen, forſchen, ſiegen Mit den Guͤnſtlingen der Zeit! Ihnen leuchten Stern' und Sonne,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0518"n="504"/><lgn="4"><l>Immer noch in enger Tageszeit</l><lb/><l>Sorgenbruͤtend eingeſchloſſen,</l><lb/><l>Seh' ich heitre Stunden weit</l><lb/><l>Mich begruͤßen durch die Gitterfenſter,</l><lb/><l>Und ich winke laͤchelnd ihnen nach.</l><lb/></lg><lgn="5"><l>Bringen dieſe Wolken Segen?</l><lb/><l>Immer noch in herbem Trauern</l><lb/><l>Harret ſchmachtend jede Kunſt;</l><lb/><l>Gleich dem Epheu ſaugt, an feuchte Mauern</l><lb/><l>Angeſchmiegt, die gruͤne Fuͤlle</l><lb/><l>Statt des Himmelregens Nebeldunſt.</l><lb/></lg><lgn="6"><l>Schwere Laſt noch immer druͤckt</l><lb/><l>Freier Zukunft blut'gen Fluͤgel;</l><lb/><l>Immer ſeufzend noch im armen Volke</l><lb/><l>Wallt erwartungsvoll das Herz!</l><lb/><l>Kriegeswuth voruͤber raſet,</l><lb/><l>Friedensluͤfte wieder ſchmeicheln,</l><lb/><l>All' unzeitig dieſem Schmerz!</l><lb/></lg><lgn="7"><l>Weit erleuchtet liegt die Erde</l><lb/><l>Unabſehbar aufgethan;</l><lb/><l>Meereswogen weit hinuͤber</l><lb/><l>Segeln die beherzten Meiſter,</l><lb/><l>Und es flattern Siegesgeiſter</l><lb/><l>Jauchzend ſtolz auf ihrer freien Bahn,</l><lb/></lg><lgn="8"><l>Koͤnnt' ich ſchiffen, forſchen, ſiegen</l><lb/><l>Mit den Guͤnſtlingen der Zeit!</l><lb/><l>Ihnen leuchten Stern' und Sonne,</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[504/0518]
Immer noch in enger Tageszeit
Sorgenbruͤtend eingeſchloſſen,
Seh' ich heitre Stunden weit
Mich begruͤßen durch die Gitterfenſter,
Und ich winke laͤchelnd ihnen nach.
Bringen dieſe Wolken Segen?
Immer noch in herbem Trauern
Harret ſchmachtend jede Kunſt;
Gleich dem Epheu ſaugt, an feuchte Mauern
Angeſchmiegt, die gruͤne Fuͤlle
Statt des Himmelregens Nebeldunſt.
Schwere Laſt noch immer druͤckt
Freier Zukunft blut'gen Fluͤgel;
Immer ſeufzend noch im armen Volke
Wallt erwartungsvoll das Herz!
Kriegeswuth voruͤber raſet,
Friedensluͤfte wieder ſchmeicheln,
All' unzeitig dieſem Schmerz!
Weit erleuchtet liegt die Erde
Unabſehbar aufgethan;
Meereswogen weit hinuͤber
Segeln die beherzten Meiſter,
Und es flattern Siegesgeiſter
Jauchzend ſtolz auf ihrer freien Bahn,
Koͤnnt' ich ſchiffen, forſchen, ſiegen
Mit den Guͤnſtlingen der Zeit!
Ihnen leuchten Stern' und Sonne,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/518>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.