Raum leicht ermittelt, aber auch nur zwei Zeilen nicht sogleich schicklich ausgesonnen. Die es vielleicht besser gemacht hätten, z. B. ich selbst, lehnten die Auffor¬ derung klüglich ab, und so drang freiwilliger Eifer um so leichter vor, und lieferte die beiden zwar nicht von bestem Korn, aber doch von gehörigem Schrot befundenen und durch den Reim wohlgelötheten Alexan¬ driner:
"Mit sanfter Schönheit Reiz strahlt Heldenkraft verbunden, Heil! Heil! die goldne Zeit ist wieder uns gefunden!"
Von Lapidarstil eben kein Muster, aber in Pappe für transparentes Oelpapier ausgeschnitten von guter Wir¬ kung; die Hauptsache waren die deuten Lettern, und diese prangten in bedeutender Größe an ihrer hohen Stelle stolz genug.
Der große Tag war endlich angebrochen, und unter letzten raschen Nachhülfen schon großentheils dahinge¬ schwunden, die Anstalten waren vollendet, und auch die Letztbeschäftigten konnten sich nun eilig und ganz der Sorge für die persönliche Erscheinung widmen. Nichts war versäumt, diese prächtig und geschmackvoll auszu¬ statten. Der Reichthum und die Schönheit der öster¬ reichischen Uniformen überstrahlte alles, was die Fran¬ zosen in dieser Art aufbieten konnten. Die Dienerschaft, schon immer zahlreich und prächtig, war auf mehrere Hundert verstärkt, deren ein Theil in französischer Staatskleidung prangte.
Raum leicht ermittelt, aber auch nur zwei Zeilen nicht ſogleich ſchicklich ausgeſonnen. Die es vielleicht beſſer gemacht haͤtten, z. B. ich ſelbſt, lehnten die Auffor¬ derung kluͤglich ab, und ſo drang freiwilliger Eifer um ſo leichter vor, und lieferte die beiden zwar nicht von beſtem Korn, aber doch von gehoͤrigem Schrot befundenen und durch den Reim wohlgeloͤtheten Alexan¬ driner:
„Mit ſanfter Schoͤnheit Reiz ſtrahlt Heldenkraft verbunden, Heil! Heil! die goldne Zeit iſt wieder uns gefunden!“
Von Lapidarſtil eben kein Muſter, aber in Pappe fuͤr transparentes Oelpapier ausgeſchnitten von guter Wir¬ kung; die Hauptſache waren die deuten Lettern, und dieſe prangten in bedeutender Groͤße an ihrer hohen Stelle ſtolz genug.
Der große Tag war endlich angebrochen, und unter letzten raſchen Nachhuͤlfen ſchon großentheils dahinge¬ ſchwunden, die Anſtalten waren vollendet, und auch die Letztbeſchaͤftigten konnten ſich nun eilig und ganz der Sorge fuͤr die perſoͤnliche Erſcheinung widmen. Nichts war verſaͤumt, dieſe praͤchtig und geſchmackvoll auszu¬ ſtatten. Der Reichthum und die Schoͤnheit der oͤſter¬ reichiſchen Uniformen uͤberſtrahlte alles, was die Fran¬ zoſen in dieſer Art aufbieten konnten. Die Dienerſchaft, ſchon immer zahlreich und praͤchtig, war auf mehrere Hundert verſtaͤrkt, deren ein Theil in franzoͤſiſcher Staatskleidung prangte.
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Raum leicht ermittelt, aber auch nur zwei Zeilen nicht
ſogleich ſchicklich ausgeſonnen. Die es vielleicht beſſer
gemacht haͤtten, z. B. ich ſelbſt, lehnten die Auffor¬
derung kluͤglich ab, und ſo drang freiwilliger Eifer um
ſo leichter vor, und lieferte die beiden zwar nicht
von beſtem Korn, aber doch von gehoͤrigem Schrot
befundenen und durch den Reim wohlgeloͤtheten Alexan¬
driner:
„Mit ſanfter Schoͤnheit Reiz ſtrahlt Heldenkraft verbunden,
Heil! Heil! die goldne Zeit iſt wieder uns gefunden!“
Von Lapidarſtil eben kein Muſter, aber in Pappe fuͤr
transparentes Oelpapier ausgeſchnitten von guter Wir¬
kung; die Hauptſache waren die deuten Lettern, und
dieſe prangten in bedeutender Groͤße an ihrer hohen
Stelle ſtolz genug.
Der große Tag war endlich angebrochen, und unter
letzten raſchen Nachhuͤlfen ſchon großentheils dahinge¬
ſchwunden, die Anſtalten waren vollendet, und auch die
Letztbeſchaͤftigten konnten ſich nun eilig und ganz der
Sorge fuͤr die perſoͤnliche Erſcheinung widmen. Nichts
war verſaͤumt, dieſe praͤchtig und geſchmackvoll auszu¬
ſtatten. Der Reichthum und die Schoͤnheit der oͤſter¬
reichiſchen Uniformen uͤberſtrahlte alles, was die Fran¬
zoſen in dieſer Art aufbieten konnten. Die Dienerſchaft,
ſchon immer zahlreich und praͤchtig, war auf mehrere
Hundert verſtaͤrkt, deren ein Theil in franzoͤſiſcher
Staatskleidung prangte.
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/279>, abgerufen am 22.11.2024.
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