andern politischen Beziehungen am Hofe Napoleons, selbst die seiner Brüder nicht ausgenommen, höchst wi¬ drig aufgezwungen blieben. So vermochten denn auch die verschiedenen Diplomaten und Militärpersonen, welche dem Botschafter beigegeben waren, in ihrer Thätigkeit und ihrem Benehmen die Gunst solcher Umstände äußerst vortheilhaft geltend zu machen. Der Hofrath von Flo¬ ret, ein feiner, stillfleißiger und undurchdringlicher Ge¬ schäftsmann, der Major von Tettenborn, durch die glänzendsten ritterlichen Eigenschaften ausgezeichnet, der Major Graf von Wratislaw, der Rittmeister von Böhm und andere höhere Angestellte, Alle lebten und wirkten in dem vergönnten Element, und inmitten der üppigen Pracht und feierlichen Würde, die der äußeren Erschei¬ nung im Ganzen überschwenglich verliehen war, athmete das schwarzenbergische Haus ein allgemeines, vertrau¬ liches Wohlbehagen, ein fast unterschiedloses Zusammen¬ gehören, woran auch Fremde, welche diesen Kreis betraten, nach Sinn und Lust Theil nahmen. Wir Oesterreicher aber wurden sämmtlich als Mitglieder des Hauses gerechnet, fanden zu jeder Stunde freundliche Aufnahme, günstigen Rath, wirksame Förderung, und waren für immer, wie groß auch die Zahl sein mochte, zu Mittag wie zu Abend eingeladen.
Der Kreis der Oesterreicher aber war damals in Paris nicht klein. Der ältere Bruder des Botschafters, Fürst Joseph von Schwarzenberg, hatte nebst seiner
andern politiſchen Beziehungen am Hofe Napoleons, ſelbſt die ſeiner Bruͤder nicht ausgenommen, hoͤchſt wi¬ drig aufgezwungen blieben. So vermochten denn auch die verſchiedenen Diplomaten und Militaͤrperſonen, welche dem Botſchafter beigegeben waren, in ihrer Thaͤtigkeit und ihrem Benehmen die Gunſt ſolcher Umſtaͤnde aͤußerſt vortheilhaft geltend zu machen. Der Hofrath von Flo¬ ret, ein feiner, ſtillfleißiger und undurchdringlicher Ge¬ ſchaͤftsmann, der Major von Tettenborn, durch die glaͤnzendſten ritterlichen Eigenſchaften ausgezeichnet, der Major Graf von Wratislaw, der Rittmeiſter von Boͤhm und andere hoͤhere Angeſtellte, Alle lebten und wirkten in dem vergoͤnnten Element, und inmitten der uͤppigen Pracht und feierlichen Wuͤrde, die der aͤußeren Erſchei¬ nung im Ganzen uͤberſchwenglich verliehen war, athmete das ſchwarzenbergiſche Haus ein allgemeines, vertrau¬ liches Wohlbehagen, ein faſt unterſchiedloſes Zuſammen¬ gehoͤren, woran auch Fremde, welche dieſen Kreis betraten, nach Sinn und Luſt Theil nahmen. Wir Oeſterreicher aber wurden ſaͤmmtlich als Mitglieder des Hauſes gerechnet, fanden zu jeder Stunde freundliche Aufnahme, guͤnſtigen Rath, wirkſame Foͤrderung, und waren fuͤr immer, wie groß auch die Zahl ſein mochte, zu Mittag wie zu Abend eingeladen.
Der Kreis der Oeſterreicher aber war damals in Paris nicht klein. Der aͤltere Bruder des Botſchafters, Fuͤrſt Joſeph von Schwarzenberg, hatte nebſt ſeiner
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andern politiſchen Beziehungen am Hofe Napoleons,
ſelbſt die ſeiner Bruͤder nicht ausgenommen, hoͤchſt wi¬
drig aufgezwungen blieben. So vermochten denn auch
die verſchiedenen Diplomaten und Militaͤrperſonen, welche
dem Botſchafter beigegeben waren, in ihrer Thaͤtigkeit
und ihrem Benehmen die Gunſt ſolcher Umſtaͤnde aͤußerſt
vortheilhaft geltend zu machen. Der Hofrath von Flo¬
ret, ein feiner, ſtillfleißiger und undurchdringlicher Ge¬
ſchaͤftsmann, der Major von Tettenborn, durch die
glaͤnzendſten ritterlichen Eigenſchaften ausgezeichnet, der
Major Graf von Wratislaw, der Rittmeiſter von Boͤhm
und andere hoͤhere Angeſtellte, Alle lebten und wirkten
in dem vergoͤnnten Element, und inmitten der uͤppigen
Pracht und feierlichen Wuͤrde, die der aͤußeren Erſchei¬
nung im Ganzen uͤberſchwenglich verliehen war, athmete
das ſchwarzenbergiſche Haus ein allgemeines, vertrau¬
liches Wohlbehagen, ein faſt unterſchiedloſes Zuſammen¬
gehoͤren, woran auch Fremde, welche dieſen Kreis
betraten, nach Sinn und Luſt Theil nahmen. Wir
Oeſterreicher aber wurden ſaͤmmtlich als Mitglieder des
Hauſes gerechnet, fanden zu jeder Stunde freundliche
Aufnahme, guͤnſtigen Rath, wirkſame Foͤrderung, und
waren fuͤr immer, wie groß auch die Zahl ſein mochte,
zu Mittag wie zu Abend eingeladen.
Der Kreis der Oeſterreicher aber war damals in
Paris nicht klein. Der aͤltere Bruder des Botſchafters,
Fuͤrſt Joſeph von Schwarzenberg, hatte nebſt ſeiner
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/268>, abgerufen am 22.11.2024.
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