Mann. Von diesen waren über 20,000 getödtet oder verwundet, gegen 8000 gefangen. Es blieben 4 Gene¬ rale, unter welchen das französische Bulletin den General von Nordmann einen Verräther schmähte, weil er fran¬ zösischer Abkunft war und im Heere von Dumouriez das Loos dieses Feldherrn getheilt hatte; der Erzherzog Generalissimus selbst und 10 Generale wurden verwun¬ det. Nur Eine Fahne blieb in den Händen des Fein¬ des; an Geschütz gingen 9 Stücke verloren, deren Be¬ spannung getödtet war. "Es gehört unter die sonder¬ baren Ereignisse dieses Krieges," sagt der österreichische Bericht, "daß in dieser Schlacht der Sieger mehr Trophäen verlor, als der Besiegte."
Wie wenig der Muth und die Kraft des österrei¬ chischen Feldherrn und seines Heeres gebeugt waren, zeigten schon die nächsten Tage. Der Erzherzog hatte seinen Rückzug, mit Ausnahme des vierten Heertheils, der aber auch gleich wieder herangezogen wurde, nicht gegen Brünn, sondern wider alles Erwarten, aber kühn und absichtsvoll, gegen Znaym genommen, wo er das Heer hinter der Taya aufstellte, und am 10. und 11. Juli dem Sieger abermals eine Schlacht lieferte, deren lange zweifelhafter Vortheil sich endlich ebenfalls auf die Seite der Franzosen neigte; jedoch hemmte der Abschluß eines Waffenstillstandes die weiteren Feindselig¬ keiten. Bald darauf, nachdem auch der Erzherzog, durch persönliche Verhältnisse bewogen, seinen bisherigen
Mann. Von dieſen waren uͤber 20,000 getoͤdtet oder verwundet, gegen 8000 gefangen. Es blieben 4 Gene¬ rale, unter welchen das franzoͤſiſche Bulletin den General von Nordmann einen Verraͤther ſchmaͤhte, weil er fran¬ zoͤſiſcher Abkunft war und im Heere von Dumouriez das Loos dieſes Feldherrn getheilt hatte; der Erzherzog Generaliſſimus ſelbſt und 10 Generale wurden verwun¬ det. Nur Eine Fahne blieb in den Haͤnden des Fein¬ des; an Geſchuͤtz gingen 9 Stuͤcke verloren, deren Be¬ ſpannung getoͤdtet war. „Es gehoͤrt unter die ſonder¬ baren Ereigniſſe dieſes Krieges,“ ſagt der oͤſterreichiſche Bericht, „daß in dieſer Schlacht der Sieger mehr Trophaͤen verlor, als der Beſiegte.“
Wie wenig der Muth und die Kraft des oͤſterrei¬ chiſchen Feldherrn und ſeines Heeres gebeugt waren, zeigten ſchon die naͤchſten Tage. Der Erzherzog hatte ſeinen Ruͤckzug, mit Ausnahme des vierten Heertheils, der aber auch gleich wieder herangezogen wurde, nicht gegen Bruͤnn, ſondern wider alles Erwarten, aber kuͤhn und abſichtsvoll, gegen Znaym genommen, wo er das Heer hinter der Taya aufſtellte, und am 10. und 11. Juli dem Sieger abermals eine Schlacht lieferte, deren lange zweifelhafter Vortheil ſich endlich ebenfalls auf die Seite der Franzoſen neigte; jedoch hemmte der Abſchluß eines Waffenſtillſtandes die weiteren Feindſelig¬ keiten. Bald darauf, nachdem auch der Erzherzog, durch perſoͤnliche Verhaͤltniſſe bewogen, ſeinen bisherigen
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Mann. Von dieſen waren uͤber 20,000 getoͤdtet oder
verwundet, gegen 8000 gefangen. Es blieben 4 Gene¬
rale, unter welchen das franzoͤſiſche Bulletin den General
von Nordmann einen Verraͤther ſchmaͤhte, weil er fran¬
zoͤſiſcher Abkunft war und im Heere von Dumouriez
das Loos dieſes Feldherrn getheilt hatte; der Erzherzog
Generaliſſimus ſelbſt und 10 Generale wurden verwun¬
det. Nur Eine Fahne blieb in den Haͤnden des Fein¬
des; an Geſchuͤtz gingen 9 Stuͤcke verloren, deren Be¬
ſpannung getoͤdtet war. „Es gehoͤrt unter die ſonder¬
baren Ereigniſſe dieſes Krieges,“ ſagt der oͤſterreichiſche
Bericht, „daß in dieſer Schlacht der Sieger mehr
Trophaͤen verlor, als der Beſiegte.“
Wie wenig der Muth und die Kraft des oͤſterrei¬
chiſchen Feldherrn und ſeines Heeres gebeugt waren,
zeigten ſchon die naͤchſten Tage. Der Erzherzog hatte
ſeinen Ruͤckzug, mit Ausnahme des vierten Heertheils,
der aber auch gleich wieder herangezogen wurde, nicht
gegen Bruͤnn, ſondern wider alles Erwarten, aber
kuͤhn und abſichtsvoll, gegen Znaym genommen, wo er
das Heer hinter der Taya aufſtellte, und am 10. und
11. Juli dem Sieger abermals eine Schlacht lieferte,
deren lange zweifelhafter Vortheil ſich endlich ebenfalls
auf die Seite der Franzoſen neigte; jedoch hemmte der
Abſchluß eines Waffenſtillſtandes die weiteren Feindſelig¬
keiten. Bald darauf, nachdem auch der Erzherzog,
durch perſoͤnliche Verhaͤltniſſe bewogen, ſeinen bisherigen
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/264>, abgerufen am 25.11.2024.
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