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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.

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schichtlichen Ereignisse in einer eignen, neuen Verwe¬
bung und Färbung zeigen. Die fortschreitende Wissen¬
schaft der geselligen Lebensverhältnisse, wozu doch, aus
ihren geringen Anfängen, die statistischen Bemühungen
sich künftig emporheben müssen, hätte die neuen That¬
sachen zu ergreifen, und würde unfehlbar die außer¬
ordentlichsten, überraschendsten Folgerungen und An¬
wendungen daraus gewinnen. Es entstünde solcherge¬
stalt eine neue Art die Genealogie zu treiben, in einem
höheren Sinn und zu edlerem Zweck, als die bisherige,
nur der äußern Vornehmheit dürftig -- und nicht selten
unwahr -- dienende. Freilich käme hierbei alles auf
den eindringenden Blick und die ordnende Hand des
Bearbeiters an. Ich will keineswegs ein solches Muster
zu geben hier unternehmen, inzwischen mögen im Sinne
des Gesagten einige flüchtige Familiennachrichten, die
sich grade darbieten, meiner eignen Lebensschilderung
vorangehen.

Der Stamm, dem ich angehöre, ist altsächsich, in
Westphalen von frühsten Zeiten heimisch und ausge¬
breitet. Das "uralte, berühmte, ritterliche Geschlecht
von Ense," wie der westphälische Geschichtschreiber
von Steinen es nennt, theilte sich früh in zwei Linien,
deren eine, mit Beibehaltung des goldnen Wappen¬
feldes, von der im Walde bei Arensberg gelegenen und
in der Soester Fehde zerstörten Burg Varnhagen sich
mit diesem Namen nannte, die andre ein silbernes Feld

ſchichtlichen Ereigniſſe in einer eignen, neuen Verwe¬
bung und Faͤrbung zeigen. Die fortſchreitende Wiſſen¬
ſchaft der geſelligen Lebensverhaͤltniſſe, wozu doch, aus
ihren geringen Anfaͤngen, die ſtatiſtiſchen Bemuͤhungen
ſich kuͤnftig emporheben muͤſſen, haͤtte die neuen That¬
ſachen zu ergreifen, und wuͤrde unfehlbar die außer¬
ordentlichſten, uͤberraſchendſten Folgerungen und An¬
wendungen daraus gewinnen. Es entſtuͤnde ſolcherge¬
ſtalt eine neue Art die Genealogie zu treiben, in einem
hoͤheren Sinn und zu edlerem Zweck, als die bisherige,
nur der aͤußern Vornehmheit duͤrftig — und nicht ſelten
unwahr — dienende. Freilich kaͤme hierbei alles auf
den eindringenden Blick und die ordnende Hand des
Bearbeiters an. Ich will keineswegs ein ſolches Muſter
zu geben hier unternehmen, inzwiſchen moͤgen im Sinne
des Geſagten einige fluͤchtige Familiennachrichten, die
ſich grade darbieten, meiner eignen Lebensſchilderung
vorangehen.

Der Stamm, dem ich angehoͤre, iſt altſaͤchſich, in
Weſtphalen von fruͤhſten Zeiten heimiſch und ausge¬
breitet. Das „uralte, beruͤhmte, ritterliche Geſchlecht
von Enſe,“ wie der weſtphaͤliſche Geſchichtſchreiber
von Steinen es nennt, theilte ſich fruͤh in zwei Linien,
deren eine, mit Beibehaltung des goldnen Wappen¬
feldes, von der im Walde bei Arensberg gelegenen und
in der Soeſter Fehde zerſtoͤrten Burg Varnhagen ſich
mit dieſem Namen nannte, die andre ein ſilbernes Feld

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[4/0018] ſchichtlichen Ereigniſſe in einer eignen, neuen Verwe¬ bung und Faͤrbung zeigen. Die fortſchreitende Wiſſen¬ ſchaft der geſelligen Lebensverhaͤltniſſe, wozu doch, aus ihren geringen Anfaͤngen, die ſtatiſtiſchen Bemuͤhungen ſich kuͤnftig emporheben muͤſſen, haͤtte die neuen That¬ ſachen zu ergreifen, und wuͤrde unfehlbar die außer¬ ordentlichſten, uͤberraſchendſten Folgerungen und An¬ wendungen daraus gewinnen. Es entſtuͤnde ſolcherge¬ ſtalt eine neue Art die Genealogie zu treiben, in einem hoͤheren Sinn und zu edlerem Zweck, als die bisherige, nur der aͤußern Vornehmheit duͤrftig — und nicht ſelten unwahr — dienende. Freilich kaͤme hierbei alles auf den eindringenden Blick und die ordnende Hand des Bearbeiters an. Ich will keineswegs ein ſolches Muſter zu geben hier unternehmen, inzwiſchen moͤgen im Sinne des Geſagten einige fluͤchtige Familiennachrichten, die ſich grade darbieten, meiner eignen Lebensſchilderung vorangehen. Der Stamm, dem ich angehoͤre, iſt altſaͤchſich, in Weſtphalen von fruͤhſten Zeiten heimiſch und ausge¬ breitet. Das „uralte, beruͤhmte, ritterliche Geſchlecht von Enſe,“ wie der weſtphaͤliſche Geſchichtſchreiber von Steinen es nennt, theilte ſich fruͤh in zwei Linien, deren eine, mit Beibehaltung des goldnen Wappen¬ feldes, von der im Walde bei Arensberg gelegenen und in der Soeſter Fehde zerſtoͤrten Burg Varnhagen ſich mit dieſem Namen nannte, die andre ein ſilbernes Feld

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/18>, abgerufen am 23.11.2024.