voraussetzen mußte, verbreitet war, wie günstig und schmeichelhaft der Eifer für ihn überall aufgenommen wurde, und wie geneigt auch die sonst unbiegsamsten Gesinnungen schienen, Alles schön zu finden und gut zu heißen, was seine Befreiung fördern konnte. Dies entzündete Bollmann's Hoffnungen auf's neue, und er glaubte auf kühneren Wegen erreichen zu können, was er auf dem bisherigen glimpflichen versagt sehen mußte. Sein Entschluß war schnell reif, sein Plan ausgedacht.
Für die Beurtheilung der reizbaren und leidenschaft¬ lichen Stimmung, welcher sein Gemüth in dieser Zeit hingegeben war, ist es wohl bemerkenswerth, daß er während dieser bewegten Zurüstungen, die ihn auch in Leipzig eine Weile festhielten, daselbst ein verliebtes Abentheuer bestand. Eine flüchtige Bekanntschaft, in aller Lieblichkeit unbefangener Jugend sich darbietend, war die erste, welche den bisher strengen jungen Mann zugleich mit sinnlichen Lockungen umstrickte. Zwanzig Jahre später, als er in Wien während des Kongresses durch einen liebenswürdigen Brief einer ihm bis dahin unbekannt gebliebenen Tochter an jene frühere Zeit er¬ innert wurde, sprach er noch mit dankbarer Innigkeit und lebhaften Schilderungen von der Anmuth des idyl¬ lischen Begegnisses, und wandte gern den Ausdruck seiner liebevollen Sorgfalt darauf zurück. Während des nächst¬ folgenden Zeitraums aber hatte der Leichtsinnige dies Abentheuer bald vergessen, nachdem ihn sein Geschäft
vorausſetzen mußte, verbreitet war, wie guͤnſtig und ſchmeichelhaft der Eifer fuͤr ihn uͤberall aufgenommen wurde, und wie geneigt auch die ſonſt unbiegſamſten Geſinnungen ſchienen, Alles ſchoͤn zu finden und gut zu heißen, was ſeine Befreiung foͤrdern konnte. Dies entzuͤndete Bollmann’s Hoffnungen auf’s neue, und er glaubte auf kuͤhneren Wegen erreichen zu koͤnnen, was er auf dem bisherigen glimpflichen verſagt ſehen mußte. Sein Entſchluß war ſchnell reif, ſein Plan ausgedacht.
Fuͤr die Beurtheilung der reizbaren und leidenſchaft¬ lichen Stimmung, welcher ſein Gemuͤth in dieſer Zeit hingegeben war, iſt es wohl bemerkenswerth, daß er waͤhrend dieſer bewegten Zuruͤſtungen, die ihn auch in Leipzig eine Weile feſthielten, daſelbſt ein verliebtes Abentheuer beſtand. Eine fluͤchtige Bekanntſchaft, in aller Lieblichkeit unbefangener Jugend ſich darbietend, war die erſte, welche den bisher ſtrengen jungen Mann zugleich mit ſinnlichen Lockungen umſtrickte. Zwanzig Jahre ſpaͤter, als er in Wien waͤhrend des Kongreſſes durch einen liebenswuͤrdigen Brief einer ihm bis dahin unbekannt gebliebenen Tochter an jene fruͤhere Zeit er¬ innert wurde, ſprach er noch mit dankbarer Innigkeit und lebhaften Schilderungen von der Anmuth des idyl¬ liſchen Begegniſſes, und wandte gern den Ausdruck ſeiner liebevollen Sorgfalt darauf zuruͤck. Waͤhrend des naͤchſt¬ folgenden Zeitraums aber hatte der Leichtſinnige dies Abentheuer bald vergeſſen, nachdem ihn ſein Geſchaͤft
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vorausſetzen mußte, verbreitet war, wie guͤnſtig und
ſchmeichelhaft der Eifer fuͤr ihn uͤberall aufgenommen
wurde, und wie geneigt auch die ſonſt unbiegſamſten
Geſinnungen ſchienen, Alles ſchoͤn zu finden und gut
zu heißen, was ſeine Befreiung foͤrdern konnte. Dies
entzuͤndete Bollmann’s Hoffnungen auf’s neue, und er
glaubte auf kuͤhneren Wegen erreichen zu koͤnnen, was
er auf dem bisherigen glimpflichen verſagt ſehen mußte.
Sein Entſchluß war ſchnell reif, ſein Plan ausgedacht.
Fuͤr die Beurtheilung der reizbaren und leidenſchaft¬
lichen Stimmung, welcher ſein Gemuͤth in dieſer Zeit
hingegeben war, iſt es wohl bemerkenswerth, daß er
waͤhrend dieſer bewegten Zuruͤſtungen, die ihn auch in
Leipzig eine Weile feſthielten, daſelbſt ein verliebtes
Abentheuer beſtand. Eine fluͤchtige Bekanntſchaft, in
aller Lieblichkeit unbefangener Jugend ſich darbietend,
war die erſte, welche den bisher ſtrengen jungen Mann
zugleich mit ſinnlichen Lockungen umſtrickte. Zwanzig
Jahre ſpaͤter, als er in Wien waͤhrend des Kongreſſes
durch einen liebenswuͤrdigen Brief einer ihm bis dahin
unbekannt gebliebenen Tochter an jene fruͤhere Zeit er¬
innert wurde, ſprach er noch mit dankbarer Innigkeit
und lebhaften Schilderungen von der Anmuth des idyl¬
liſchen Begegniſſes, und wandte gern den Ausdruck ſeiner
liebevollen Sorgfalt darauf zuruͤck. Waͤhrend des naͤchſt¬
folgenden Zeitraums aber hatte der Leichtſinnige dies
Abentheuer bald vergeſſen, nachdem ihn ſein Geſchaͤft
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/89>, abgerufen am 24.11.2024.
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