Sie mich nach Bremen zur Ruhe verweisen, lieber Herr Vetter? gefolgt würden Sie -- vermuthlich -- Sie sehn, daß ich ehrlich bin, -- aber zuverlässig kostete mich dieser Entschluß eine sehr bittre halbe Stunde!
Ich wiederhole noch Einmal, daß ich Briefen aus Karlsruhe mit vieler Sehnsucht entgegensehe.
Ich bitt' ausdrücklich, in Ihren Briefen keine Personen zu nennen, und von der Angelegenheit, welche mich gegenwärtig beschäftigt, nur für mich verständlich zu reden; auch Nie¬ mand vor der Hand mündlich etwas davon anzuvertrauen, von dessen Diskretion Sie nicht auf's vollkommenste überzeugt sind. Viele Gründe machen diese Bitte von Wichtigkeit! --
Ich wünsche ferner, daß Sie mir Empfang dieses Briefes so schnell wie möglich, wär's auch nur mit zwei Worten, be¬ scheinigen möchten, weil ich bis dahin über die richtige Ueber¬ kunft desselben etwas in Sorgen sein werde. --
Mein guter Vater, welcher mich sehr, sehr liebt, und welcher mein Thun und Lassen ganz mir selbst übergeben hat, wird in diesen Tagen an Sie schreiben. Seine Antwort ist dadurch ver¬ zögert worden, daß er nicht wußte, was von mir sagen? ich hab' ihn gebeten, sich nur auf diesen meinen Brief zu berufen. Haben Sie die Güte, ihm nichts zu schreiben, was ihn meinetwegen besorgt machen könnte. Er ist von meiner gegenwärtigen Reise und von der Ursache derselben, so wie von allem, was mir bisher begegnet ist, unterrichtet. --
Schreiben Sie mir auch vor allen Dingen recht umständlich, wie's Ihnen geht und was die Kleinen, was die Offenbacher machen, u. s. w., damit auch Sie und was Ihnen angehört mir nicht fremd werden möge.
Leben Sie, meine liebe, unvergeßliche Freundin und Pflege¬ mutter, herzlich, herzlich wohl, und grüßen Sie all' die guten
Sie mich nach Bremen zur Ruhe verweiſen, lieber Herr Vetter? gefolgt wuͤrden Sie — vermuthlich — Sie ſehn, daß ich ehrlich bin, — aber zuverlaͤſſig koſtete mich dieſer Entſchluß eine ſehr bittre halbe Stunde!
Ich wiederhole noch Einmal, daß ich Briefen aus Karlsruhe mit vieler Sehnſucht entgegenſehe.
Ich bitt’ ausdruͤcklich, in Ihren Briefen keine Perſonen zu nennen, und von der Angelegenheit, welche mich gegenwaͤrtig beſchaͤftigt, nur fuͤr mich verſtaͤndlich zu reden; auch Nie¬ mand vor der Hand muͤndlich etwas davon anzuvertrauen, von deſſen Diskretion Sie nicht auf’s vollkommenſte uͤberzeugt ſind. Viele Gruͤnde machen dieſe Bitte von Wichtigkeit! —
Ich wuͤnſche ferner, daß Sie mir Empfang dieſes Briefes ſo ſchnell wie moͤglich, waͤr’s auch nur mit zwei Worten, be¬ ſcheinigen moͤchten, weil ich bis dahin uͤber die richtige Ueber¬ kunft deſſelben etwas in Sorgen ſein werde. —
Mein guter Vater, welcher mich ſehr, ſehr liebt, und welcher mein Thun und Laſſen ganz mir ſelbſt uͤbergeben hat, wird in dieſen Tagen an Sie ſchreiben. Seine Antwort iſt dadurch ver¬ zoͤgert worden, daß er nicht wußte, was von mir ſagen? ich hab’ ihn gebeten, ſich nur auf dieſen meinen Brief zu berufen. Haben Sie die Guͤte, ihm nichts zu ſchreiben, was ihn meinetwegen beſorgt machen koͤnnte. Er iſt von meiner gegenwaͤrtigen Reiſe und von der Urſache derſelben, ſo wie von allem, was mir bisher begegnet iſt, unterrichtet. —
Schreiben Sie mir auch vor allen Dingen recht umſtaͤndlich, wie’s Ihnen geht und was die Kleinen, was die Offenbacher machen, u. ſ. w., damit auch Sie und was Ihnen angehoͤrt mir nicht fremd werden moͤge.
Leben Sie, meine liebe, unvergeßliche Freundin und Pflege¬ mutter, herzlich, herzlich wohl, und gruͤßen Sie all’ die guten
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Sie mich nach Bremen zur Ruhe verweiſen, lieber Herr Vetter?
gefolgt wuͤrden Sie — vermuthlich — Sie ſehn, daß ich ehrlich
bin, — aber zuverlaͤſſig koſtete mich dieſer Entſchluß eine ſehr
bittre halbe Stunde!
Ich wiederhole noch Einmal, daß ich Briefen aus Karlsruhe
mit vieler Sehnſucht entgegenſehe.
Ich bitt’ ausdruͤcklich, in Ihren Briefen keine Perſonen zu
nennen, und von der Angelegenheit, welche mich gegenwaͤrtig
beſchaͤftigt, nur fuͤr mich verſtaͤndlich zu reden; auch Nie¬
mand vor der Hand muͤndlich etwas davon anzuvertrauen, von
deſſen Diskretion Sie nicht auf’s vollkommenſte uͤberzeugt ſind.
Viele Gruͤnde machen dieſe Bitte von Wichtigkeit! —
Ich wuͤnſche ferner, daß Sie mir Empfang dieſes Briefes
ſo ſchnell wie moͤglich, waͤr’s auch nur mit zwei Worten, be¬
ſcheinigen moͤchten, weil ich bis dahin uͤber die richtige Ueber¬
kunft deſſelben etwas in Sorgen ſein werde. —
Mein guter Vater, welcher mich ſehr, ſehr liebt, und welcher
mein Thun und Laſſen ganz mir ſelbſt uͤbergeben hat, wird in
dieſen Tagen an Sie ſchreiben. Seine Antwort iſt dadurch ver¬
zoͤgert worden, daß er nicht wußte, was von mir ſagen? ich hab’
ihn gebeten, ſich nur auf dieſen meinen Brief zu berufen. Haben
Sie die Guͤte, ihm nichts zu ſchreiben, was ihn meinetwegen
beſorgt machen koͤnnte. Er iſt von meiner gegenwaͤrtigen Reiſe
und von der Urſache derſelben, ſo wie von allem, was mir bisher
begegnet iſt, unterrichtet. —
Schreiben Sie mir auch vor allen Dingen recht umſtaͤndlich,
wie’s Ihnen geht und was die Kleinen, was die Offenbacher
machen, u. ſ. w., damit auch Sie und was Ihnen angehoͤrt
mir nicht fremd werden moͤge.
Leben Sie, meine liebe, unvergeßliche Freundin und Pflege¬
mutter, herzlich, herzlich wohl, und gruͤßen Sie all’ die guten
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/82>, abgerufen am 25.11.2024.
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