persönlich unterstützen, soll Einwürfen begegnen, soll die Sache in Bewegung setzen, mich nach allen Umständen erkundigen, und so weiter.
Man giebt mir die Reisekosten, aber ich weiß nichts von einer andern Belohnung. Ich mußte zuerst zu Prinz Heinrich gehn in Rheinsberg, dem Bruder des vorigen Königs. Ich habe bei ihm zehn Tage zugebracht, die ich unter die schönsten meines Lebens rechne, aber das Ausführliche davon, so wie von allem, was seit dem 1. August vorgefallen ist, muß ich bis auf ein andermal verschieben! -- Ich habe große Wahrscheinlichkeit, den Zweck meiner Sendung zu erreichen. Eingezogene Nachrichten, die Lage der politischen Verhältnisse, der Umstand, daß manche Leidenschaften erkaltet, und manche Personen, die nächsten Werk¬ zeuge des unglücklichen Schicksals des Gefangenen, außer Kredit gekommen sind, lassen es vermuthen. --
Tolendal ist naher Verwandter von dem Lardkanzler, La¬ fayette hat viele Freunde in England, und die Staaten von Nordamerika rechnen ihn als einen ihrer Erretter; Pitt und Grenville wissen um die Sache, und ich erwarte von diesen durch Tolendal Briefe, um das Unternehmen zu unterstützen. Dies Unternehmen selbst ist gerecht und edel. Die Geschichte mit Nar¬ bonne hat mir keinen übeln Kredit verschafft, und ich suche durch mein gegenwärtiges Geschäft den Ruf der Brauchbarkeit und die Aufmerksamkeit der Leute mir zu verschaffen, die mir nützlich sein können, -- hierauf gründen sich meine Aussichten und Hoff¬ nungen! --
Ich erwarte die Zurückkunft des Königs von Preußen aus Polen, werd' aber übermorgen schon nach Berlin abgehn. --
Da haben Sie, liebe Freundin, im Kurzen meine ganze Geschichte vom Januar 1792 an bis jetzt. -- Ich habe drei Tage daran geschrieben und ohne Ermüdung, weil ich mir dacht',
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perſoͤnlich unterſtuͤtzen, ſoll Einwuͤrfen begegnen, ſoll die Sache in Bewegung ſetzen, mich nach allen Umſtaͤnden erkundigen, und ſo weiter.
Man giebt mir die Reiſekoſten, aber ich weiß nichts von einer andern Belohnung. Ich mußte zuerſt zu Prinz Heinrich gehn in Rheinsberg, dem Bruder des vorigen Koͤnigs. Ich habe bei ihm zehn Tage zugebracht, die ich unter die ſchoͤnſten meines Lebens rechne, aber das Ausfuͤhrliche davon, ſo wie von allem, was ſeit dem 1. Auguſt vorgefallen iſt, muß ich bis auf ein andermal verſchieben! — Ich habe große Wahrſcheinlichkeit, den Zweck meiner Sendung zu erreichen. Eingezogene Nachrichten, die Lage der politiſchen Verhaͤltniſſe, der Umſtand, daß manche Leidenſchaften erkaltet, und manche Perſonen, die naͤchſten Werk¬ zeuge des ungluͤcklichen Schickſals des Gefangenen, außer Kredit gekommen ſind, laſſen es vermuthen. —
Tolendal iſt naher Verwandter von dem Lardkanzler, La¬ fayette hat viele Freunde in England, und die Staaten von Nordamerika rechnen ihn als einen ihrer Erretter; Pitt und Grenville wiſſen um die Sache, und ich erwarte von dieſen durch Tolendal Briefe, um das Unternehmen zu unterſtuͤtzen. Dies Unternehmen ſelbſt iſt gerecht und edel. Die Geſchichte mit Nar¬ bonne hat mir keinen uͤbeln Kredit verſchafft, und ich ſuche durch mein gegenwaͤrtiges Geſchaͤft den Ruf der Brauchbarkeit und die Aufmerkſamkeit der Leute mir zu verſchaffen, die mir nuͤtzlich ſein koͤnnen, — hierauf gruͤnden ſich meine Ausſichten und Hoff¬ nungen! —
Ich erwarte die Zuruͤckkunft des Koͤnigs von Preußen aus Polen, werd’ aber uͤbermorgen ſchon nach Berlin abgehn. —
Da haben Sie, liebe Freundin, im Kurzen meine ganze Geſchichte vom Januar 1792 an bis jetzt. — Ich habe drei Tage daran geſchrieben und ohne Ermuͤdung, weil ich mir dacht’,
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perſoͤnlich unterſtuͤtzen, ſoll Einwuͤrfen begegnen, ſoll die Sache
in Bewegung ſetzen, mich nach allen Umſtaͤnden erkundigen, und
ſo weiter.
Man giebt mir die Reiſekoſten, aber ich weiß nichts von
einer andern Belohnung. Ich mußte zuerſt zu Prinz Heinrich
gehn in Rheinsberg, dem Bruder des vorigen Koͤnigs. Ich habe bei
ihm zehn Tage zugebracht, die ich unter die ſchoͤnſten meines
Lebens rechne, aber das Ausfuͤhrliche davon, ſo wie von allem,
was ſeit dem 1. Auguſt vorgefallen iſt, muß ich bis auf ein
andermal verſchieben! — Ich habe große Wahrſcheinlichkeit, den
Zweck meiner Sendung zu erreichen. Eingezogene Nachrichten,
die Lage der politiſchen Verhaͤltniſſe, der Umſtand, daß manche
Leidenſchaften erkaltet, und manche Perſonen, die naͤchſten Werk¬
zeuge des ungluͤcklichen Schickſals des Gefangenen, außer Kredit
gekommen ſind, laſſen es vermuthen. —
Tolendal iſt naher Verwandter von dem Lardkanzler, La¬
fayette hat viele Freunde in England, und die Staaten von
Nordamerika rechnen ihn als einen ihrer Erretter; Pitt und
Grenville wiſſen um die Sache, und ich erwarte von dieſen durch
Tolendal Briefe, um das Unternehmen zu unterſtuͤtzen. Dies
Unternehmen ſelbſt iſt gerecht und edel. Die Geſchichte mit Nar¬
bonne hat mir keinen uͤbeln Kredit verſchafft, und ich ſuche durch
mein gegenwaͤrtiges Geſchaͤft den Ruf der Brauchbarkeit und die
Aufmerkſamkeit der Leute mir zu verſchaffen, die mir nuͤtzlich
ſein koͤnnen, — hierauf gruͤnden ſich meine Ausſichten und Hoff¬
nungen! —
Ich erwarte die Zuruͤckkunft des Koͤnigs von Preußen aus
Polen, werd’ aber uͤbermorgen ſchon nach Berlin abgehn. —
Da haben Sie, liebe Freundin, im Kurzen meine ganze
Geſchichte vom Januar 1792 an bis jetzt. — Ich habe drei Tage
daran geſchrieben und ohne Ermuͤdung, weil ich mir dacht’,
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/79>, abgerufen am 25.11.2024.
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