sich ganz ihrer Erforschung und Ausbreitung; er ver¬ ließ den Kriegsdienst um fernerhin nur ihrem Dienste zu leben; er machte verschiedene Reisen zu seiner Be¬ lehrung; Studien und stille Wohlthätigkeit erfüllten alle seine Zeit. Inzwischen hatte ihn sein Weg in allerlei Verbindungen mit Gesellschaften geführt, die nach der¬ selben Richtung zu streben schienen; sein überlegener Geist ließ ihn bald entdecken, was fehlte und was nöthig war; er trat selbst als Stifter einer Gesellschaft auf, die nach und nach in weiten Räumen sich ausgebreitet, aber auch in mancher Weise von dem Geiste des Stif¬ ters sich wieder entfernt hat. In dieser Sache ist vieles dunkel geblieben, was wohl niemals völlig zu erhellen sein mag. Indeß war das neue Unternehmen wahr¬ scheinlich der erste Antrieb zu seinen nachher zahlreich gewordenen Schriften und zu seinen größeren Reisen in Italien, Deutschland und England. Sein erstes Werk, das berühmte Buch des erreurs et de la verite, schrieb er um das Jahr 1774 zu Lyon, wo er sich mehrere Jahre aufhielt, und seine Grundsätze in der Freimaurer¬ loge vortrug; er verfertigte das Buch innerhalb vier Wintermonaten, am Feuerherde der Küche, weil er kein warmes Zimmer hatte. In Rom, Bern, Straßburg, London und Paris setzte er abwechselnd seine Arbeiten fort; überall fand er Verehrer und Freunde; angesehene und ausgezeichnete Personen huldigten seinem Geist und seinem Gemüthe. Mächtige Gönner erboten sich, ihm
ſich ganz ihrer Erforſchung und Ausbreitung; er ver¬ ließ den Kriegsdienſt um fernerhin nur ihrem Dienſte zu leben; er machte verſchiedene Reiſen zu ſeiner Be¬ lehrung; Studien und ſtille Wohlthaͤtigkeit erfuͤllten alle ſeine Zeit. Inzwiſchen hatte ihn ſein Weg in allerlei Verbindungen mit Geſellſchaften gefuͤhrt, die nach der¬ ſelben Richtung zu ſtreben ſchienen; ſein uͤberlegener Geiſt ließ ihn bald entdecken, was fehlte und was noͤthig war; er trat ſelbſt als Stifter einer Geſellſchaft auf, die nach und nach in weiten Raͤumen ſich ausgebreitet, aber auch in mancher Weiſe von dem Geiſte des Stif¬ ters ſich wieder entfernt hat. In dieſer Sache iſt vieles dunkel geblieben, was wohl niemals voͤllig zu erhellen ſein mag. Indeß war das neue Unternehmen wahr¬ ſcheinlich der erſte Antrieb zu ſeinen nachher zahlreich gewordenen Schriften und zu ſeinen groͤßeren Reiſen in Italien, Deutſchland und England. Sein erſtes Werk, das beruͤhmte Buch des erreurs et de la vérité, ſchrieb er um das Jahr 1774 zu Lyon, wo er ſich mehrere Jahre aufhielt, und ſeine Grundſaͤtze in der Freimaurer¬ loge vortrug; er verfertigte das Buch innerhalb vier Wintermonaten, am Feuerherde der Kuͤche, weil er kein warmes Zimmer hatte. In Rom, Bern, Straßburg, London und Paris ſetzte er abwechſelnd ſeine Arbeiten fort; uͤberall fand er Verehrer und Freunde; angeſehene und ausgezeichnete Perſonen huldigten ſeinem Geiſt und ſeinem Gemuͤthe. Maͤchtige Goͤnner erboten ſich, ihm
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ſich ganz ihrer Erforſchung und Ausbreitung; er ver¬
ließ den Kriegsdienſt um fernerhin nur ihrem Dienſte
zu leben; er machte verſchiedene Reiſen zu ſeiner Be¬
lehrung; Studien und ſtille Wohlthaͤtigkeit erfuͤllten alle
ſeine Zeit. Inzwiſchen hatte ihn ſein Weg in allerlei
Verbindungen mit Geſellſchaften gefuͤhrt, die nach der¬
ſelben Richtung zu ſtreben ſchienen; ſein uͤberlegener
Geiſt ließ ihn bald entdecken, was fehlte und was noͤthig
war; er trat ſelbſt als Stifter einer Geſellſchaft auf,
die nach und nach in weiten Raͤumen ſich ausgebreitet,
aber auch in mancher Weiſe von dem Geiſte des Stif¬
ters ſich wieder entfernt hat. In dieſer Sache iſt vieles
dunkel geblieben, was wohl niemals voͤllig zu erhellen
ſein mag. Indeß war das neue Unternehmen wahr¬
ſcheinlich der erſte Antrieb zu ſeinen nachher zahlreich
gewordenen Schriften und zu ſeinen groͤßeren Reiſen in
Italien, Deutſchland und England. Sein erſtes Werk,
das beruͤhmte Buch des erreurs et de la vérité, ſchrieb
er um das Jahr 1774 zu Lyon, wo er ſich mehrere
Jahre aufhielt, und ſeine Grundſaͤtze in der Freimaurer¬
loge vortrug; er verfertigte das Buch innerhalb vier
Wintermonaten, am Feuerherde der Kuͤche, weil er kein
warmes Zimmer hatte. In Rom, Bern, Straßburg,
London und Paris ſetzte er abwechſelnd ſeine Arbeiten
fort; uͤberall fand er Verehrer und Freunde; angeſehene
und ausgezeichnete Perſonen huldigten ſeinem Geiſt und
ſeinem Gemuͤthe. Maͤchtige Goͤnner erboten ſich, ihm
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/420>, abgerufen am 22.11.2024.
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