Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.Wie scharf du ätzen magst, dem Bilde, In seiner Hoheit, seiner Milde, Kann wahre Dauer doch nur geben, Was tief ein segenreiches Leben In reger Sorge stets bewegt, In Aller Herzen hat geprägt. Vom Vater erbt der Sohn das Wort, Es pflanzt von Mund zu Mund sich fort. 2. 1817. Der Trauer um den hohen Greis Geselle sich kein herber Schmerz. Was er gelehrt der Freunde Kreis, Durchdringe kräftig Aller Herz. Sein Geist war kühner Adlersflug. Entschwand er uns in Sonnenhöhen, So war des Himmelsstürmers Zug In Flammenbahnen noch zu sehen. Mit diesem Geiste seltner Art War fest das treuste Herz gepaart. 3. Den 18. Januar 1821. "Ich suchte dich, ich flehte dir, "Jetzt steh' ich klopfend an der Thür." Erkennt ihr diese Stimme nicht, Die rührend aus dem Sarge spricht? Wie ſcharf du ätzen magſt, dem Bilde, In ſeiner Hoheit, ſeiner Milde, Kann wahre Dauer doch nur geben, Was tief ein ſegenreiches Leben In reger Sorge ſtets bewegt, In Aller Herzen hat geprägt. Vom Vater erbt der Sohn das Wort, Es pflanzt von Mund zu Mund ſich fort. 2. 1817. Der Trauer um den hohen Greis Geſelle ſich kein herber Schmerz. Was er gelehrt der Freunde Kreis, Durchdringe kräftig Aller Herz. Sein Geiſt war kühner Adlersflug. Entſchwand er uns in Sonnenhöhen, So war des Himmelsſtürmers Zug In Flammenbahnen noch zu ſehen. Mit dieſem Geiſte ſeltner Art War feſt das treuſte Herz gepaart. 3. Den 18. Januar 1821. „Ich ſuchte dich, ich flehte dir, „Jetzt ſteh’ ich klopfend an der Thür.“ Erkennt ihr dieſe Stimme nicht, Die rührend aus dem Sarge ſpricht? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0408" n="394"/> <l>Wie ſcharf du ätzen magſt, dem Bilde,</l><lb/> <l>In ſeiner Hoheit, ſeiner Milde,</l><lb/> <l>Kann wahre Dauer doch nur geben,</l><lb/> <l>Was tief ein ſegenreiches Leben</l><lb/> <l>In reger Sorge ſtets bewegt,</l><lb/> <l>In Aller Herzen hat geprägt.</l><lb/> <l>Vom Vater erbt der Sohn das Wort,</l><lb/> <l>Es pflanzt von Mund zu Mund ſich fort.</l><lb/> </lg> </div> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">2.</hi><lb/> </head> <p rendition="#c"> <hi rendition="#b">1817.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <l>Der Trauer um den hohen Greis</l><lb/> <l>Geſelle ſich kein herber Schmerz.</l><lb/> <l>Was er gelehrt der Freunde Kreis,</l><lb/> <l>Durchdringe kräftig Aller Herz.</l><lb/> <l>Sein Geiſt war kühner Adlersflug.</l><lb/> <l>Entſchwand er uns in Sonnenhöhen,</l><lb/> <l>So war des Himmelsſtürmers Zug</l><lb/> <l>In Flammenbahnen noch zu ſehen.</l><lb/> <l>Mit dieſem Geiſte ſeltner Art</l><lb/> <l>War feſt das treuſte Herz gepaart.</l><lb/> </lg> </div> <div n="5"> <head><hi rendition="#b">3</hi>.<lb/></head> <p rendition="#c">Den <hi rendition="#b">18</hi>. Januar <hi rendition="#b">1821</hi>.</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#g">„Ich ſuchte dich, ich flehte dir,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#g">„Jetzt ſteh’ ich klopfend an der Thür.“</hi> </l><lb/> <l>Erkennt ihr dieſe Stimme nicht,</l><lb/> <l>Die rührend aus dem Sarge ſpricht?</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [394/0408]
Wie ſcharf du ätzen magſt, dem Bilde,
In ſeiner Hoheit, ſeiner Milde,
Kann wahre Dauer doch nur geben,
Was tief ein ſegenreiches Leben
In reger Sorge ſtets bewegt,
In Aller Herzen hat geprägt.
Vom Vater erbt der Sohn das Wort,
Es pflanzt von Mund zu Mund ſich fort.
2.
1817.
Der Trauer um den hohen Greis
Geſelle ſich kein herber Schmerz.
Was er gelehrt der Freunde Kreis,
Durchdringe kräftig Aller Herz.
Sein Geiſt war kühner Adlersflug.
Entſchwand er uns in Sonnenhöhen,
So war des Himmelsſtürmers Zug
In Flammenbahnen noch zu ſehen.
Mit dieſem Geiſte ſeltner Art
War feſt das treuſte Herz gepaart.
3.
Den 18. Januar 1821.
„Ich ſuchte dich, ich flehte dir,
„Jetzt ſteh’ ich klopfend an der Thür.“
Erkennt ihr dieſe Stimme nicht,
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