Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.15. Sehr wohl, du grünbelaubte Erde! Sehr wohl, du bittersüßes Leben! Wie immer auch ich mich gebehrde, Ich kann nicht ohne Widerstreben Von euch mein Herz auf ewig wenden. Ihr Geister abgeschiedner Stunden, O helfet mir den Kampf vollenden, Bis eure letzte Spur verschwunden. 16. Was forschest du von Stein zu Stein? Was sollen lehren dich die Todten? Verstummt in starrendem Verein Sind wir dir keine Rettungsboten. Doch höre eines Todten Rath. Der Mensch, der immer Wort und That Nach Strafe nur und Lohn bemißt, Und nur des Todes nicht vergißt, Weil er sich streng bedrohet glaubt, Hat halb sich schon des Lohns beraubt. Gehorche du dem ew'gen Recht, Was auch es dir für Früchte trage, Und sorge nicht, ob gut, ob schlecht Sich stelle dir des Richters Wage. 17. Nach Wahrheit ringt, in Furcht und Schmerz Dein Geist in Blindheit noch gebunden. 15. Sehr wohl, du grünbelaubte Erde! Sehr wohl, du bitterſüßes Leben! Wie immer auch ich mich gebehrde, Ich kann nicht ohne Widerſtreben Von euch mein Herz auf ewig wenden. Ihr Geiſter abgeſchiedner Stunden, O helfet mir den Kampf vollenden, Bis eure letzte Spur verſchwunden. 16. Was forſcheſt du von Stein zu Stein? Was ſollen lehren dich die Todten? Verſtummt in ſtarrendem Verein Sind wir dir keine Rettungsboten. Doch höre eines Todten Rath. Der Menſch, der immer Wort und That Nach Strafe nur und Lohn bemißt, Und nur des Todes nicht vergißt, Weil er ſich ſtreng bedrohet glaubt, Hat halb ſich ſchon des Lohns beraubt. Gehorche du dem ew'gen Recht, Was auch es dir für Früchte trage, Und ſorge nicht, ob gut, ob ſchlecht Sich ſtelle dir des Richters Wage. 17. Nach Wahrheit ringt, in Furcht und Schmerz Dein Geiſt in Blindheit noch gebunden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0400" n="386"/> </div> <div n="5"> <head><hi rendition="#b">15</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Sehr wohl, du grünbelaubte Erde!</l><lb/> <l>Sehr wohl, du bitterſüßes Leben!</l><lb/> <l>Wie immer auch ich mich gebehrde,</l><lb/> <l>Ich kann nicht ohne Widerſtreben</l><lb/> <l>Von euch mein Herz auf ewig wenden.</l><lb/> <l>Ihr Geiſter abgeſchiedner Stunden,</l><lb/> <l>O helfet mir den Kampf vollenden,</l><lb/> <l>Bis eure letzte Spur verſchwunden.</l><lb/> </lg> </div> <div n="5"> <head><hi rendition="#b">16</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Was forſcheſt du von Stein zu Stein?</l><lb/> <l>Was ſollen lehren dich die Todten?</l><lb/> <l>Verſtummt in ſtarrendem Verein</l><lb/> <l>Sind wir dir keine Rettungsboten.</l><lb/> <l>Doch höre eines Todten Rath.</l><lb/> <l>Der Menſch, der immer Wort und That</l><lb/> <l>Nach Strafe nur und Lohn bemißt,</l><lb/> <l>Und nur des Todes nicht vergißt,</l><lb/> <l>Weil er ſich ſtreng bedrohet glaubt,</l><lb/> <l>Hat halb ſich ſchon des Lohns beraubt.</l><lb/> <l>Gehorche du dem ew'gen Recht,</l><lb/> <l>Was auch es dir für Früchte trage,</l><lb/> <l>Und ſorge nicht, ob gut, ob ſchlecht</l><lb/> <l>Sich ſtelle dir des Richters Wage.</l><lb/> </lg> </div> <div n="5"> <head><hi rendition="#b">17</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Nach Wahrheit ringt, in Furcht und Schmerz</l><lb/> <l>Dein Geiſt in Blindheit noch gebunden.</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [386/0400]
15.
Sehr wohl, du grünbelaubte Erde!
Sehr wohl, du bitterſüßes Leben!
Wie immer auch ich mich gebehrde,
Ich kann nicht ohne Widerſtreben
Von euch mein Herz auf ewig wenden.
Ihr Geiſter abgeſchiedner Stunden,
O helfet mir den Kampf vollenden,
Bis eure letzte Spur verſchwunden.
16.
Was forſcheſt du von Stein zu Stein?
Was ſollen lehren dich die Todten?
Verſtummt in ſtarrendem Verein
Sind wir dir keine Rettungsboten.
Doch höre eines Todten Rath.
Der Menſch, der immer Wort und That
Nach Strafe nur und Lohn bemißt,
Und nur des Todes nicht vergißt,
Weil er ſich ſtreng bedrohet glaubt,
Hat halb ſich ſchon des Lohns beraubt.
Gehorche du dem ew'gen Recht,
Was auch es dir für Früchte trage,
Und ſorge nicht, ob gut, ob ſchlecht
Sich ſtelle dir des Richters Wage.
17.
Nach Wahrheit ringt, in Furcht und Schmerz
Dein Geiſt in Blindheit noch gebunden.
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