Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.immer meine Ueberzeugung, und wie die nachstehenden Heidengräber. 1828. 1. Mich dünkt der Erde Last nicht schwer, Mir wird im engen Haus' nicht bang; Ich sehnte mich nach Ruhe sehr. Wohl mir! es war mein letzter Gang. 2. Nach dem, was scheidend ich empfunden, Und nach dem Jenseits forschet ihr? Was ich gefühlt und was gefunden, Erfragt ihr nicht am Grabe hier. Die Zukunft ihr im Herzen tragt! Denn ob er schafft, ob er vernichtet, Hat, eh' sein letzter Morgen tagt, Schon längst der Mensch sich selbst gerichtet. 3. Bis einst ich bin mit euch vereint,
Die ihr an meinem Grabe weint, Scheint, in des Himmels Herrlichkeit, Mir lang der bittern Trennung Zeit. immer meine Ueberzeugung, und wie die nachſtehenden Heidengräber. 1828. 1. Mich dünkt der Erde Laſt nicht ſchwer, Mir wird im engen Hauſ' nicht bang; Ich ſehnte mich nach Ruhe ſehr. Wohl mir! es war mein letzter Gang. 2. Nach dem, was ſcheidend ich empfunden, Und nach dem Jenſeits forſchet ihr? Was ich gefühlt und was gefunden, Erfragt ihr nicht am Grabe hier. Die Zukunft ihr im Herzen tragt! Denn ob er ſchafft, ob er vernichtet, Hat, eh' ſein letzter Morgen tagt, Schon längſt der Menſch ſich ſelbſt gerichtet. 3. Bis einſt ich bin mit euch vereint,
Die ihr an meinem Grabe weint, Scheint, in des Himmels Herrlichkeit, Mir lang der bittern Trennung Zeit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0396" n="382"/> immer meine Ueberzeugung, und wie die nachſtehenden<lb/> Verſuche zum Theil aus dieſer Anſicht hervorgegangen<lb/> ſind, ſo wuͤnſche ich auch, um Mißdeutungen vorge¬<lb/> beugt zu ſehen, daß meine anſpruchsloſe Arbeit nur von<lb/> der naͤmlichen Anſicht aus beurtheilt werden moͤge.</p><lb/> </div> <div n="4"> <head> <hi rendition="#g">Heidengräber.</hi><lb/> </head> <p rendition="#c"><hi rendition="#b">1828</hi>.</p><lb/> <div n="5"> <head><hi rendition="#b">1</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Mich dünkt der Erde Laſt nicht ſchwer,</l><lb/> <l>Mir wird im engen Hauſ' nicht bang;</l><lb/> <l>Ich ſehnte mich nach Ruhe ſehr.</l><lb/> <l>Wohl mir! es war mein letzter Gang.</l><lb/> </lg> </div> <div n="5"> <head><hi rendition="#b">2</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Nach dem, was ſcheidend ich empfunden,</l><lb/> <l>Und nach dem Jenſeits forſchet ihr?</l><lb/> <l>Was ich gefühlt und was gefunden,</l><lb/> <l>Erfragt ihr nicht am Grabe hier.</l><lb/> <l>Die Zukunft ihr im Herzen tragt!</l><lb/> <l>Denn ob er ſchafft, ob er vernichtet,</l><lb/> <l>Hat, eh' ſein letzter Morgen tagt,</l><lb/> <l>Schon längſt der Menſch ſich ſelbſt gerichtet.</l><lb/> </lg> </div> <div n="5"> <head><hi rendition="#b">3</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Bis einſt ich bin mit euch vereint,</l><lb/> <l>Die ihr an meinem Grabe weint,</l><lb/> <l>Scheint, in des Himmels Herrlichkeit,</l><lb/> <l>Mir lang der bittern Trennung Zeit.</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [382/0396]
immer meine Ueberzeugung, und wie die nachſtehenden
Verſuche zum Theil aus dieſer Anſicht hervorgegangen
ſind, ſo wuͤnſche ich auch, um Mißdeutungen vorge¬
beugt zu ſehen, daß meine anſpruchsloſe Arbeit nur von
der naͤmlichen Anſicht aus beurtheilt werden moͤge.
Heidengräber.
1828.
1.
Mich dünkt der Erde Laſt nicht ſchwer,
Mir wird im engen Hauſ' nicht bang;
Ich ſehnte mich nach Ruhe ſehr.
Wohl mir! es war mein letzter Gang.
2.
Nach dem, was ſcheidend ich empfunden,
Und nach dem Jenſeits forſchet ihr?
Was ich gefühlt und was gefunden,
Erfragt ihr nicht am Grabe hier.
Die Zukunft ihr im Herzen tragt!
Denn ob er ſchafft, ob er vernichtet,
Hat, eh' ſein letzter Morgen tagt,
Schon längſt der Menſch ſich ſelbſt gerichtet.
3.
Bis einſt ich bin mit euch vereint,
Die ihr an meinem Grabe weint,
Scheint, in des Himmels Herrlichkeit,
Mir lang der bittern Trennung Zeit.
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