daß er in jedem Geschäft mit fester Bestimmtheit nur auf die Sache ging, dem redlichen Zwecke nie andere als redliche Mittel wählte, und daß er die künstlichen Ge¬ webe diplomatischer Feinheiten sehr wohl kannte, doch weder brauchte noch fürchtete. Von selbstsüchtigen An¬ trieben, von eigenem Ehrgeiz und Vortheil findet sich in seiner zwiefachen Dienstlaufbahn wohl sicherlich keine Spur!
Persönliche Verhandlungen pflegte er nicht ohne Lebhaftigkeit, aber stets in versöhnlicher Gesinnung zu führen. Die Klarheit seiner Ansichten gewann leicht Eingang, und seine Gründe beredeten nicht, sondern überzeugten. Von seinen Gehülfen, wie er seine Räthe und Untergebenen nannte, forderte er viel; aber das Geleistete würdigte er dankbar, und freute sich jedes Lobes, das er ertheilen konnte. Er wußte zu befehlen; ließ aber zugleich die zartesten Rücksichten der Billigkeit und Schonung walten. In seinen eigenen schriftlichen Arbeiten leistete er alles selbst, was er von Anderen forderte; sie vereinigten die gründlichste Darlegung der Sache und die angemessenste Ausdrucksweise. Sein Takt für Schicklichkeit, Präcision und Anmuth in jeder Art von Abfassung war bewundernswürdig, und die schwierigsten und bedenklichsten Aufsätze gingen klar und gediegen aus seiner Redaktion hervor.
Der ästhetische Sinn, dessen er von früher Jugend her theilhaftig war, und den seine ganze Geistes- und
daß er in jedem Geſchaͤft mit feſter Beſtimmtheit nur auf die Sache ging, dem redlichen Zwecke nie andere als redliche Mittel waͤhlte, und daß er die kuͤnſtlichen Ge¬ webe diplomatiſcher Feinheiten ſehr wohl kannte, doch weder brauchte noch fuͤrchtete. Von ſelbſtſuͤchtigen An¬ trieben, von eigenem Ehrgeiz und Vortheil findet ſich in ſeiner zwiefachen Dienſtlaufbahn wohl ſicherlich keine Spur!
Perſoͤnliche Verhandlungen pflegte er nicht ohne Lebhaftigkeit, aber ſtets in verſoͤhnlicher Geſinnung zu fuͤhren. Die Klarheit ſeiner Anſichten gewann leicht Eingang, und ſeine Gruͤnde beredeten nicht, ſondern uͤberzeugten. Von ſeinen Gehuͤlfen, wie er ſeine Raͤthe und Untergebenen nannte, forderte er viel; aber das Geleiſtete wuͤrdigte er dankbar, und freute ſich jedes Lobes, das er ertheilen konnte. Er wußte zu befehlen; ließ aber zugleich die zarteſten Ruͤckſichten der Billigkeit und Schonung walten. In ſeinen eigenen ſchriftlichen Arbeiten leiſtete er alles ſelbſt, was er von Anderen forderte; ſie vereinigten die gruͤndlichſte Darlegung der Sache und die angemeſſenſte Ausdrucksweiſe. Sein Takt fuͤr Schicklichkeit, Praͤciſion und Anmuth in jeder Art von Abfaſſung war bewundernswuͤrdig, und die ſchwierigſten und bedenklichſten Aufſaͤtze gingen klar und gediegen aus ſeiner Redaktion hervor.
Der aͤſthetiſche Sinn, deſſen er von fruͤher Jugend her theilhaftig war, und den ſeine ganze Geiſtes- und
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daß er in jedem Geſchaͤft mit feſter Beſtimmtheit nur
auf die Sache ging, dem redlichen Zwecke nie andere als
redliche Mittel waͤhlte, und daß er die kuͤnſtlichen Ge¬
webe diplomatiſcher Feinheiten ſehr wohl kannte, doch
weder brauchte noch fuͤrchtete. Von ſelbſtſuͤchtigen An¬
trieben, von eigenem Ehrgeiz und Vortheil findet ſich
in ſeiner zwiefachen Dienſtlaufbahn wohl ſicherlich keine
Spur!
Perſoͤnliche Verhandlungen pflegte er nicht ohne
Lebhaftigkeit, aber ſtets in verſoͤhnlicher Geſinnung zu
fuͤhren. Die Klarheit ſeiner Anſichten gewann leicht
Eingang, und ſeine Gruͤnde beredeten nicht, ſondern
uͤberzeugten. Von ſeinen Gehuͤlfen, wie er ſeine Raͤthe
und Untergebenen nannte, forderte er viel; aber das
Geleiſtete wuͤrdigte er dankbar, und freute ſich jedes
Lobes, das er ertheilen konnte. Er wußte zu befehlen;
ließ aber zugleich die zarteſten Ruͤckſichten der Billigkeit
und Schonung walten. In ſeinen eigenen ſchriftlichen
Arbeiten leiſtete er alles ſelbſt, was er von Anderen
forderte; ſie vereinigten die gruͤndlichſte Darlegung der
Sache und die angemeſſenſte Ausdrucksweiſe. Sein
Takt fuͤr Schicklichkeit, Praͤciſion und Anmuth in jeder
Art von Abfaſſung war bewundernswuͤrdig, und die
ſchwierigſten und bedenklichſten Aufſaͤtze gingen klar und
gediegen aus ſeiner Redaktion hervor.
Der aͤſthetiſche Sinn, deſſen er von fruͤher Jugend
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/393>, abgerufen am 25.11.2024.
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