Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

Und hier ist der Ort, wo wir vor andern Eigen¬
schaften, die er besaß, der einen gedenken müssen, die
allen übrigen zur festen Mitte diente, und die ihm selbst
die glücklichste Befriedigung und seinem ganzen Wirken
eine erhöhte Kraft und Sicherheit verlieh! Bernstorff
war in seiner Denkart und Gesinnung durchaus monar¬
chisch; sein innerstes Wesen und jede seiner Handlungen
folgten dieser Richtung. Seinem Königlichen Dienst¬
herrn und Gebieter mit höchster Liebe und Verehrung
zugethan, strebte er vor Allem, den bestimmten Willen
desselben zu vernehmen und auszuführen, und dem Sinn
und der Ansicht des Monarchen im Allgemeinen nach¬
zufolgen. Dieß that der offenen Darlegung und frei¬
müthigen Erörterung seiner eigenen Ansicht keinen Ein¬
trag; er würde diese niemals zu verhehlen fähig gewesen,
und in manchen, hier undenkbaren Fällen lieber ganz
zurückgetreten sein; aber wo das Gewissen gesichert war,
fand ihn die Pflichttreue des Dienstes immer zur Selbst¬
verläugnung bereit.

Mehrmals im Verlaufe dieser Jahre sah Bernstorff
seine Thätigkeit durch heftige und langwierige Krank¬
heitsleiden unterbrochen. Ein erbliches Uebel, die Gicht,
pflegte seit früher Zeit, in längern oder kürzern Fristen
wiederkehrend, ihn zu befallen. Die Leitung der Ge¬
schäfte führte er auch noch vom Krankenbette mit glück¬
lichem Erfolge fort, nur in seltneren Fällen mußte er
kürzere Zeit auf alle Thätigkeit verzichten. Wiederholt

Und hier iſt der Ort, wo wir vor andern Eigen¬
ſchaften, die er beſaß, der einen gedenken muͤſſen, die
allen uͤbrigen zur feſten Mitte diente, und die ihm ſelbſt
die gluͤcklichſte Befriedigung und ſeinem ganzen Wirken
eine erhoͤhte Kraft und Sicherheit verlieh! Bernſtorff
war in ſeiner Denkart und Geſinnung durchaus monar¬
chiſch; ſein innerſtes Weſen und jede ſeiner Handlungen
folgten dieſer Richtung. Seinem Koͤniglichen Dienſt¬
herrn und Gebieter mit hoͤchſter Liebe und Verehrung
zugethan, ſtrebte er vor Allem, den beſtimmten Willen
deſſelben zu vernehmen und auszufuͤhren, und dem Sinn
und der Anſicht des Monarchen im Allgemeinen nach¬
zufolgen. Dieß that der offenen Darlegung und frei¬
muͤthigen Eroͤrterung ſeiner eigenen Anſicht keinen Ein¬
trag; er wuͤrde dieſe niemals zu verhehlen faͤhig geweſen,
und in manchen, hier undenkbaren Faͤllen lieber ganz
zuruͤckgetreten ſein; aber wo das Gewiſſen geſichert war,
fand ihn die Pflichttreue des Dienſtes immer zur Selbſt¬
verlaͤugnung bereit.

Mehrmals im Verlaufe dieſer Jahre ſah Bernſtorff
ſeine Thaͤtigkeit durch heftige und langwierige Krank¬
heitsleiden unterbrochen. Ein erbliches Uebel, die Gicht,
pflegte ſeit fruͤher Zeit, in laͤngern oder kuͤrzern Friſten
wiederkehrend, ihn zu befallen. Die Leitung der Ge¬
ſchaͤfte fuͤhrte er auch noch vom Krankenbette mit gluͤck¬
lichem Erfolge fort, nur in ſeltneren Faͤllen mußte er
kuͤrzere Zeit auf alle Thaͤtigkeit verzichten. Wiederholt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0386" n="372"/>
          <p>Und hier i&#x017F;t der Ort, wo wir vor andern Eigen¬<lb/>
&#x017F;chaften, die er be&#x017F;aß, der einen gedenken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, die<lb/>
allen u&#x0364;brigen zur fe&#x017F;ten Mitte diente, und die ihm &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
die glu&#x0364;cklich&#x017F;te Befriedigung und &#x017F;einem ganzen Wirken<lb/>
eine erho&#x0364;hte Kraft und Sicherheit verlieh! Bern&#x017F;torff<lb/>
war in &#x017F;einer Denkart und Ge&#x017F;innung durchaus monar¬<lb/>
chi&#x017F;ch; &#x017F;ein inner&#x017F;tes We&#x017F;en und jede &#x017F;einer Handlungen<lb/>
folgten die&#x017F;er Richtung. Seinem Ko&#x0364;niglichen Dien&#x017F;<lb/>
herrn und Gebieter mit ho&#x0364;ch&#x017F;ter Liebe und Verehrung<lb/>
zugethan, &#x017F;trebte er vor Allem, den be&#x017F;timmten Willen<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben zu vernehmen und auszufu&#x0364;hren, und dem Sinn<lb/>
und der An&#x017F;icht des Monarchen im Allgemeinen nach¬<lb/>
zufolgen. Dieß that der offenen Darlegung und frei¬<lb/>
mu&#x0364;thigen Ero&#x0364;rterung &#x017F;einer eigenen An&#x017F;icht keinen Ein¬<lb/>
trag; er wu&#x0364;rde die&#x017F;e niemals zu verhehlen fa&#x0364;hig gewe&#x017F;en,<lb/>
und in manchen, hier undenkbaren Fa&#x0364;llen lieber ganz<lb/>
zuru&#x0364;ckgetreten &#x017F;ein; aber wo das Gewi&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;ichert war,<lb/>
fand ihn die Pflichttreue des Dien&#x017F;tes immer zur Selb&#x017F;<lb/>
verla&#x0364;ugnung bereit.</p><lb/>
          <p>Mehrmals im Verlaufe die&#x017F;er Jahre &#x017F;ah Bern&#x017F;torff<lb/>
&#x017F;eine Tha&#x0364;tigkeit durch heftige und langwierige Krank¬<lb/>
heitsleiden unterbrochen. Ein erbliches Uebel, die Gicht,<lb/>
pflegte &#x017F;eit fru&#x0364;her Zeit, in la&#x0364;ngern oder ku&#x0364;rzern Fri&#x017F;ten<lb/>
wiederkehrend, ihn zu befallen. Die Leitung der Ge¬<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;fte fu&#x0364;hrte er auch noch vom Krankenbette mit glu&#x0364;ck¬<lb/>
lichem Erfolge fort, nur in &#x017F;eltneren Fa&#x0364;llen mußte er<lb/>
ku&#x0364;rzere Zeit auf alle Tha&#x0364;tigkeit verzichten. Wiederholt<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[372/0386] Und hier iſt der Ort, wo wir vor andern Eigen¬ ſchaften, die er beſaß, der einen gedenken muͤſſen, die allen uͤbrigen zur feſten Mitte diente, und die ihm ſelbſt die gluͤcklichſte Befriedigung und ſeinem ganzen Wirken eine erhoͤhte Kraft und Sicherheit verlieh! Bernſtorff war in ſeiner Denkart und Geſinnung durchaus monar¬ chiſch; ſein innerſtes Weſen und jede ſeiner Handlungen folgten dieſer Richtung. Seinem Koͤniglichen Dienſt¬ herrn und Gebieter mit hoͤchſter Liebe und Verehrung zugethan, ſtrebte er vor Allem, den beſtimmten Willen deſſelben zu vernehmen und auszufuͤhren, und dem Sinn und der Anſicht des Monarchen im Allgemeinen nach¬ zufolgen. Dieß that der offenen Darlegung und frei¬ muͤthigen Eroͤrterung ſeiner eigenen Anſicht keinen Ein¬ trag; er wuͤrde dieſe niemals zu verhehlen faͤhig geweſen, und in manchen, hier undenkbaren Faͤllen lieber ganz zuruͤckgetreten ſein; aber wo das Gewiſſen geſichert war, fand ihn die Pflichttreue des Dienſtes immer zur Selbſt¬ verlaͤugnung bereit. Mehrmals im Verlaufe dieſer Jahre ſah Bernſtorff ſeine Thaͤtigkeit durch heftige und langwierige Krank¬ heitsleiden unterbrochen. Ein erbliches Uebel, die Gicht, pflegte ſeit fruͤher Zeit, in laͤngern oder kuͤrzern Friſten wiederkehrend, ihn zu befallen. Die Leitung der Ge¬ ſchaͤfte fuͤhrte er auch noch vom Krankenbette mit gluͤck¬ lichem Erfolge fort, nur in ſeltneren Faͤllen mußte er kuͤrzere Zeit auf alle Thaͤtigkeit verzichten. Wiederholt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/386
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/386>, abgerufen am 22.11.2024.