schen Gesandten Jackson, in welcher die unstatthaften Forderungen Englands zurückgewiesen wurden. Die Folge war der Friedensbruch und unerwartete Angriff auf Kopenhagen, durch welchen die Engländer sich der dänischen Kriegsflotte bemächtigten und sie nach Eng¬ land abführten.
Die Wendung der Angelegenheiten war unglücklich, aber die Standhaftigkeit und Würde, mit welcher Bern¬ storff das Recht und die Ehre des dänischen Staates vertreten hatte, wurde von allen Seiten rühmend an¬ erkannt, und von seinem Königlichen Herrn durch Ver¬ leihung des Elephanten-Ordens belohnt.
Die Treue und Geradheit, die er in seinem Dienst¬ verhältnisse wie in jedem andern Lebensbezuge gewissen¬ haft übte, war durch kein Mißgeschick zu erschüttern, und sollte bald auch von einer andern Seite her eine seltene Prüfung bestehen. Eine Angelegenheit, welche nicht unmittelbar den Staat, sondern zunächst die per¬ sönlichen Verhältnisse eines Dritten betraf, hatte ihn zu einer Vorstellung veranlaßt, durch welche er ein Unrecht abwenden zu müssen glaubte, und da er auf Schwie¬ rigkeiten stieß und nicht durchdringen konnte, so zwei¬ felte er keinen Augenblick, daß er der Ehre seiner Ueber¬ zeugung ein Opfer bringen und seinem Amte entsagen müßte. Er nahm im Mai 1810 seine Entlassung, ohne Trotz und Groll, wie ohne Ungunst. Der König blieb von seiner treuen Verehrung und Anhänglichkeit innig
ſchen Geſandten Jackſon, in welcher die unſtatthaften Forderungen Englands zuruͤckgewieſen wurden. Die Folge war der Friedensbruch und unerwartete Angriff auf Kopenhagen, durch welchen die Englaͤnder ſich der daͤniſchen Kriegsflotte bemaͤchtigten und ſie nach Eng¬ land abfuͤhrten.
Die Wendung der Angelegenheiten war ungluͤcklich, aber die Standhaftigkeit und Wuͤrde, mit welcher Bern¬ ſtorff das Recht und die Ehre des daͤniſchen Staates vertreten hatte, wurde von allen Seiten ruͤhmend an¬ erkannt, und von ſeinem Koͤniglichen Herrn durch Ver¬ leihung des Elephanten-Ordens belohnt.
Die Treue und Geradheit, die er in ſeinem Dienſt¬ verhaͤltniſſe wie in jedem andern Lebensbezuge gewiſſen¬ haft uͤbte, war durch kein Mißgeſchick zu erſchuͤttern, und ſollte bald auch von einer andern Seite her eine ſeltene Pruͤfung beſtehen. Eine Angelegenheit, welche nicht unmittelbar den Staat, ſondern zunaͤchſt die per¬ ſoͤnlichen Verhaͤltniſſe eines Dritten betraf, hatte ihn zu einer Vorſtellung veranlaßt, durch welche er ein Unrecht abwenden zu muͤſſen glaubte, und da er auf Schwie¬ rigkeiten ſtieß und nicht durchdringen konnte, ſo zwei¬ felte er keinen Augenblick, daß er der Ehre ſeiner Ueber¬ zeugung ein Opfer bringen und ſeinem Amte entſagen muͤßte. Er nahm im Mai 1810 ſeine Entlaſſung, ohne Trotz und Groll, wie ohne Ungunſt. Der Koͤnig blieb von ſeiner treuen Verehrung und Anhaͤnglichkeit innig
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ſchen Geſandten Jackſon, in welcher die unſtatthaften
Forderungen Englands zuruͤckgewieſen wurden. Die
Folge war der Friedensbruch und unerwartete Angriff
auf Kopenhagen, durch welchen die Englaͤnder ſich der
daͤniſchen Kriegsflotte bemaͤchtigten und ſie nach Eng¬
land abfuͤhrten.
Die Wendung der Angelegenheiten war ungluͤcklich,
aber die Standhaftigkeit und Wuͤrde, mit welcher Bern¬
ſtorff das Recht und die Ehre des daͤniſchen Staates
vertreten hatte, wurde von allen Seiten ruͤhmend an¬
erkannt, und von ſeinem Koͤniglichen Herrn durch Ver¬
leihung des Elephanten-Ordens belohnt.
Die Treue und Geradheit, die er in ſeinem Dienſt¬
verhaͤltniſſe wie in jedem andern Lebensbezuge gewiſſen¬
haft uͤbte, war durch kein Mißgeſchick zu erſchuͤttern,
und ſollte bald auch von einer andern Seite her eine
ſeltene Pruͤfung beſtehen. Eine Angelegenheit, welche
nicht unmittelbar den Staat, ſondern zunaͤchſt die per¬
ſoͤnlichen Verhaͤltniſſe eines Dritten betraf, hatte ihn zu
einer Vorſtellung veranlaßt, durch welche er ein Unrecht
abwenden zu muͤſſen glaubte, und da er auf Schwie¬
rigkeiten ſtieß und nicht durchdringen konnte, ſo zwei¬
felte er keinen Augenblick, daß er der Ehre ſeiner Ueber¬
zeugung ein Opfer bringen und ſeinem Amte entſagen
muͤßte. Er nahm im Mai 1810 ſeine Entlaſſung, ohne
Trotz und Groll, wie ohne Ungunſt. Der Koͤnig blieb
von ſeiner treuen Verehrung und Anhaͤnglichkeit innig
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/378>, abgerufen am 22.11.2024.
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