spiel "Blind und lahm," allgemeines Glück machten, zum Theil, wie das satirische Stück "Kassius und Phantasus," dem gemischten Publikum nicht eingäng¬ lich genug werden konnten, sondern auch durch Ueber¬ nahme von mancherlei Arbeiten, zu welchen Talent und Selbstverläugnung vereint sein mußten, durch willi¬ gen Beirath, durch belehrenden Unterricht und durch öffentliche Kritik, wirksam blieb.
Diese Thätigkeit und Richtung erlitten durch eine abermalige Veränderung seines Aufenthalts, den er im Jahre 1824 auf einige Zeit wieder in Karlsruhe nahm, wenig Unterbrechung. Die Schaubühnen von Karls¬ ruhe und Mannheim erfreuten sich seiner wohlmeinen¬ den uneigennützigen Theilnahme. Eine mit seiner Gattin nach Paris unternommene Reise blieb ebenfalls nicht ohne Frucht für die Angelegenheiten der Bühne und der Litteratur überhaupt.
Im Jahre 1827 kam Robert wieder noch Berlin, um sich daselbst, wie es schien, gänzlich festzusetzen. Ihm waren hier durchaus günstige Lebensverhältnisse beschieden; er genoß des reinsten und vollständigsten häuslichen Glückes durch seine liebenswürdige und liebe¬ volle Gattin; seine Schwester war ihm eine sorgsame, zärtliche Freundin; er fand Achtung und Ansehn in jedem Kreise, den er besuchen mochte; sein Ruf als Dichter hatte sich ausgebreitet und befestigt. Auch in seinem Wirken für die Bühne zeigte sich erwünschte
ſpiel „Blind und lahm,” allgemeines Gluͤck machten, zum Theil, wie das ſatiriſche Stuͤck „Kaſſius und Phantaſus,” dem gemiſchten Publikum nicht eingaͤng¬ lich genug werden konnten, ſondern auch durch Ueber¬ nahme von mancherlei Arbeiten, zu welchen Talent und Selbſtverlaͤugnung vereint ſein mußten, durch willi¬ gen Beirath, durch belehrenden Unterricht und durch oͤffentliche Kritik, wirkſam blieb.
Dieſe Thaͤtigkeit und Richtung erlitten durch eine abermalige Veraͤnderung ſeines Aufenthalts, den er im Jahre 1824 auf einige Zeit wieder in Karlsruhe nahm, wenig Unterbrechung. Die Schaubuͤhnen von Karls¬ ruhe und Mannheim erfreuten ſich ſeiner wohlmeinen¬ den uneigennuͤtzigen Theilnahme. Eine mit ſeiner Gattin nach Paris unternommene Reiſe blieb ebenfalls nicht ohne Frucht fuͤr die Angelegenheiten der Buͤhne und der Litteratur uͤberhaupt.
Im Jahre 1827 kam Robert wieder noch Berlin, um ſich daſelbſt, wie es ſchien, gaͤnzlich feſtzuſetzen. Ihm waren hier durchaus guͤnſtige Lebensverhaͤltniſſe beſchieden; er genoß des reinſten und vollſtaͤndigſten haͤuslichen Gluͤckes durch ſeine liebenswuͤrdige und liebe¬ volle Gattin; ſeine Schweſter war ihm eine ſorgſame, zaͤrtliche Freundin; er fand Achtung und Anſehn in jedem Kreiſe, den er beſuchen mochte; ſein Ruf als Dichter hatte ſich ausgebreitet und befeſtigt. Auch in ſeinem Wirken fuͤr die Buͤhne zeigte ſich erwuͤnſchte
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ſpiel „Blind und lahm,” allgemeines Gluͤck machten,
zum Theil, wie das ſatiriſche Stuͤck „Kaſſius und
Phantaſus,” dem gemiſchten Publikum nicht eingaͤng¬
lich genug werden konnten, ſondern auch durch Ueber¬
nahme von mancherlei Arbeiten, zu welchen Talent
und Selbſtverlaͤugnung vereint ſein mußten, durch willi¬
gen Beirath, durch belehrenden Unterricht und durch
oͤffentliche Kritik, wirkſam blieb.
Dieſe Thaͤtigkeit und Richtung erlitten durch eine
abermalige Veraͤnderung ſeines Aufenthalts, den er im
Jahre 1824 auf einige Zeit wieder in Karlsruhe nahm,
wenig Unterbrechung. Die Schaubuͤhnen von Karls¬
ruhe und Mannheim erfreuten ſich ſeiner wohlmeinen¬
den uneigennuͤtzigen Theilnahme. Eine mit ſeiner Gattin
nach Paris unternommene Reiſe blieb ebenfalls nicht
ohne Frucht fuͤr die Angelegenheiten der Buͤhne und
der Litteratur uͤberhaupt.
Im Jahre 1827 kam Robert wieder noch Berlin,
um ſich daſelbſt, wie es ſchien, gaͤnzlich feſtzuſetzen.
Ihm waren hier durchaus guͤnſtige Lebensverhaͤltniſſe
beſchieden; er genoß des reinſten und vollſtaͤndigſten
haͤuslichen Gluͤckes durch ſeine liebenswuͤrdige und liebe¬
volle Gattin; ſeine Schweſter war ihm eine ſorgſame,
zaͤrtliche Freundin; er fand Achtung und Anſehn in
jedem Kreiſe, den er beſuchen mochte; ſein Ruf als
Dichter hatte ſich ausgebreitet und befeſtigt. Auch in
ſeinem Wirken fuͤr die Buͤhne zeigte ſich erwuͤnſchte
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/348>, abgerufen am 25.11.2024.
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