auskamen, waren in Stuttgart gedichtet, und von dem Verfasser dort in gewählten Kreisen, und auch am Hofe, unter größtem Beifall vorgelesen worden.
Nach einigem Aufenthalt in Frankfurt am Main, sah er zuvörderst Berlin wieder, lebte dann einige Zeit in Breslau, wo er in Verbindung mit seinem Freunde Schall eine heilsame Wirkung auf die Schaubühne möglich glaubte, wohin seine Neigung, sein Nachdenken und seine Thätigkeit noch stets gerichtet waren. Doch lebten in seiner Erinnerung die angenehmen Eindrücke des Aufenthalts in Süddeutschland fort, und als seine Schwester ihren Wohnort auf längere Zeit in Karls¬ ruhe hatte, folgte auch er den Einladungen, welche ihn dorthin und nach Stuttgart zurückriefen.
Hier lebte er darauf mehrere Jahre, im Genusse der glücklichsten Freiheit, angesehen und beliebt in den ersten Kreisen, die er doch fast mied und stets ver¬ nachlässigte, einzig seinen dichterischen Beschäftigungen nachhängend, und in vertraulichem Freundschaftsum¬ gange nur seiner gemüthlichen Neigung folgend. Da¬ bei nahm er an den Bewegungen der Zeit lebhaften Antheil, und sprach seine Gesinnung, die stets den Fortschritten der allgemeinen Entwicklung, dem Men¬ schenwohl, der Sache vernünftiger Freiheit und ächter Bildung gewidmet war, bald in strengem Ernste, bald in scharfem Witz und heitern Scherzen aus. Der Wechsel des Aufenthalts in den nahe liegenden Städten
auskamen, waren in Stuttgart gedichtet, und von dem Verfaſſer dort in gewaͤhlten Kreiſen, und auch am Hofe, unter groͤßtem Beifall vorgeleſen worden.
Nach einigem Aufenthalt in Frankfurt am Main, ſah er zuvoͤrderſt Berlin wieder, lebte dann einige Zeit in Breslau, wo er in Verbindung mit ſeinem Freunde Schall eine heilſame Wirkung auf die Schaubuͤhne moͤglich glaubte, wohin ſeine Neigung, ſein Nachdenken und ſeine Thaͤtigkeit noch ſtets gerichtet waren. Doch lebten in ſeiner Erinnerung die angenehmen Eindruͤcke des Aufenthalts in Suͤddeutſchland fort, und als ſeine Schweſter ihren Wohnort auf laͤngere Zeit in Karls¬ ruhe hatte, folgte auch er den Einladungen, welche ihn dorthin und nach Stuttgart zuruͤckriefen.
Hier lebte er darauf mehrere Jahre, im Genuſſe der gluͤcklichſten Freiheit, angeſehen und beliebt in den erſten Kreiſen, die er doch faſt mied und ſtets ver¬ nachlaͤſſigte, einzig ſeinen dichteriſchen Beſchaͤftigungen nachhaͤngend, und in vertraulichem Freundſchaftsum¬ gange nur ſeiner gemuͤthlichen Neigung folgend. Da¬ bei nahm er an den Bewegungen der Zeit lebhaften Antheil, und ſprach ſeine Geſinnung, die ſtets den Fortſchritten der allgemeinen Entwicklung, dem Men¬ ſchenwohl, der Sache vernuͤnftiger Freiheit und aͤchter Bildung gewidmet war, bald in ſtrengem Ernſte, bald in ſcharfem Witz und heitern Scherzen aus. Der Wechſel des Aufenthalts in den nahe liegenden Staͤdten
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auskamen, waren in Stuttgart gedichtet, und von dem
Verfaſſer dort in gewaͤhlten Kreiſen, und auch am
Hofe, unter groͤßtem Beifall vorgeleſen worden.
Nach einigem Aufenthalt in Frankfurt am Main,
ſah er zuvoͤrderſt Berlin wieder, lebte dann einige Zeit
in Breslau, wo er in Verbindung mit ſeinem Freunde
Schall eine heilſame Wirkung auf die Schaubuͤhne
moͤglich glaubte, wohin ſeine Neigung, ſein Nachdenken
und ſeine Thaͤtigkeit noch ſtets gerichtet waren. Doch
lebten in ſeiner Erinnerung die angenehmen Eindruͤcke
des Aufenthalts in Suͤddeutſchland fort, und als ſeine
Schweſter ihren Wohnort auf laͤngere Zeit in Karls¬
ruhe hatte, folgte auch er den Einladungen, welche ihn
dorthin und nach Stuttgart zuruͤckriefen.
Hier lebte er darauf mehrere Jahre, im Genuſſe
der gluͤcklichſten Freiheit, angeſehen und beliebt in den
erſten Kreiſen, die er doch faſt mied und ſtets ver¬
nachlaͤſſigte, einzig ſeinen dichteriſchen Beſchaͤftigungen
nachhaͤngend, und in vertraulichem Freundſchaftsum¬
gange nur ſeiner gemuͤthlichen Neigung folgend. Da¬
bei nahm er an den Bewegungen der Zeit lebhaften
Antheil, und ſprach ſeine Geſinnung, die ſtets den
Fortſchritten der allgemeinen Entwicklung, dem Men¬
ſchenwohl, der Sache vernuͤnftiger Freiheit und aͤchter
Bildung gewidmet war, bald in ſtrengem Ernſte, bald
in ſcharfem Witz und heitern Scherzen aus. Der
Wechſel des Aufenthalts in den nahe liegenden Staͤdten
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/346>, abgerufen am 22.11.2024.
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