Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

werden könne. Wir geben dieser Betrachtung für un¬
sern Fall, wiewohl alle Personen, die er betrifft, schon
verstorben sind, hier keine weitere Ausführung, und
fügen nur noch hinzu, um sie nicht schlimmer deuten
zu lassen, als sie an sich ist, daß Erhard späterhin noch
seine Frau für die einzige erklärte, in die er im eigent¬
lichen Sinn verliebt gewesen, und daß wir unter seinen
hinterlassenen Schriften die Briefe derselben aus den
ersten Jahren ihrer Verheirathung durch die Aufschrift
aus nicht viel späterer Zeit bezeichnet fanden: Lettres
of a dear wife
. -- Was Herberts eignes Schicksal
betrifft, so wird auch darüber mancher Aufschluß im
Folgenden zu wünschen bleiben; der Selbstmord indeß,
mit dem er endigte, liegt in den physischen und meta¬
physischen Zuständen, deren diese Briefe erwähnen, schon
frühzeitig angedeutet. Wir können dem edlen und küh¬
nen Geiste, der so, indem er auf den Höhen der Spe¬
kulation schwebt, sich freventlich in ihren Abgrund
stürzt, unser Bedauern wie unsere Bewunderung nicht
versagen. --

VIII.

Die Briefe der hochgesinnten und liebenswürdigen
Frau, welche in der Sammlung durch den Namen Elise
bezeichnet erscheint, wird kein Gefühlvoller ohne den
lebhaftesten Antheil durchlesen können. Diese tiefe Er¬
gebenheit, dieses unerschütterliche Vertrauen, welche sich

werden koͤnne. Wir geben dieſer Betrachtung fuͤr un¬
ſern Fall, wiewohl alle Perſonen, die er betrifft, ſchon
verſtorben ſind, hier keine weitere Ausfuͤhrung, und
fuͤgen nur noch hinzu, um ſie nicht ſchlimmer deuten
zu laſſen, als ſie an ſich iſt, daß Erhard ſpaͤterhin noch
ſeine Frau fuͤr die einzige erklaͤrte, in die er im eigent¬
lichen Sinn verliebt geweſen, und daß wir unter ſeinen
hinterlaſſenen Schriften die Briefe derſelben aus den
erſten Jahren ihrer Verheirathung durch die Aufſchrift
aus nicht viel ſpaͤterer Zeit bezeichnet fanden: Lettres
of a dear wife
. — Was Herberts eignes Schickſal
betrifft, ſo wird auch daruͤber mancher Aufſchluß im
Folgenden zu wuͤnſchen bleiben; der Selbſtmord indeß,
mit dem er endigte, liegt in den phyſiſchen und meta¬
phyſiſchen Zuſtaͤnden, deren dieſe Briefe erwaͤhnen, ſchon
fruͤhzeitig angedeutet. Wir koͤnnen dem edlen und kuͤh¬
nen Geiſte, der ſo, indem er auf den Hoͤhen der Spe¬
kulation ſchwebt, ſich freventlich in ihren Abgrund
ſtuͤrzt, unſer Bedauern wie unſere Bewunderung nicht
verſagen. —

VIII.

Die Briefe der hochgeſinnten und liebenswuͤrdigen
Frau, welche in der Sammlung durch den Namen Eliſe
bezeichnet erſcheint, wird kein Gefuͤhlvoller ohne den
lebhafteſten Antheil durchleſen koͤnnen. Dieſe tiefe Er¬
gebenheit, dieſes unerſchuͤtterliche Vertrauen, welche ſich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0310" n="296"/>
werden ko&#x0364;nne. Wir geben die&#x017F;er Betrachtung fu&#x0364;r un¬<lb/>
&#x017F;ern Fall, wiewohl alle Per&#x017F;onen, die er betrifft, &#x017F;chon<lb/>
ver&#x017F;torben &#x017F;ind, hier keine weitere Ausfu&#x0364;hrung, und<lb/>
fu&#x0364;gen nur noch hinzu, um &#x017F;ie nicht &#x017F;chlimmer deuten<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en, als &#x017F;ie an &#x017F;ich i&#x017F;t, daß Erhard &#x017F;pa&#x0364;terhin noch<lb/>
&#x017F;eine Frau fu&#x0364;r die einzige erkla&#x0364;rte, in die er im eigent¬<lb/>
lichen Sinn verliebt gewe&#x017F;en, und daß wir unter &#x017F;einen<lb/>
hinterla&#x017F;&#x017F;enen Schriften die Briefe der&#x017F;elben aus den<lb/>
er&#x017F;ten Jahren ihrer Verheirathung durch die Auf&#x017F;chrift<lb/>
aus nicht viel &#x017F;pa&#x0364;terer Zeit bezeichnet fanden: <hi rendition="#aq">Lettres<lb/>
of a dear wife</hi>. &#x2014; Was Herberts eignes Schick&#x017F;al<lb/>
betrifft, &#x017F;o wird auch daru&#x0364;ber mancher Auf&#x017F;chluß im<lb/>
Folgenden zu wu&#x0364;n&#x017F;chen bleiben; der Selb&#x017F;tmord indeß,<lb/>
mit dem er endigte, liegt in den phy&#x017F;i&#x017F;chen und meta¬<lb/>
phy&#x017F;i&#x017F;chen Zu&#x017F;ta&#x0364;nden, deren die&#x017F;e Briefe erwa&#x0364;hnen, &#x017F;chon<lb/>
fru&#x0364;hzeitig angedeutet. Wir ko&#x0364;nnen dem edlen und ku&#x0364;<lb/>
nen Gei&#x017F;te, der &#x017F;o, indem er auf den Ho&#x0364;hen der Spe¬<lb/>
kulation &#x017F;chwebt, &#x017F;ich freventlich in ihren Abgrund<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rzt, un&#x017F;er Bedauern wie un&#x017F;ere Bewunderung nicht<lb/>
ver&#x017F;agen. &#x2014;</p><lb/>
            </div>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">VIII</hi>.<lb/></head>
              <p>Die Briefe der hochge&#x017F;innten und liebenswu&#x0364;rdigen<lb/>
Frau, welche in der Sammlung durch den Namen Eli&#x017F;e<lb/>
bezeichnet er&#x017F;cheint, wird kein Gefu&#x0364;hlvoller ohne den<lb/>
lebhafte&#x017F;ten Antheil durchle&#x017F;en ko&#x0364;nnen. Die&#x017F;e tiefe Er¬<lb/>
gebenheit, die&#x017F;es uner&#x017F;chu&#x0364;tterliche Vertrauen, welche &#x017F;ich<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0310] werden koͤnne. Wir geben dieſer Betrachtung fuͤr un¬ ſern Fall, wiewohl alle Perſonen, die er betrifft, ſchon verſtorben ſind, hier keine weitere Ausfuͤhrung, und fuͤgen nur noch hinzu, um ſie nicht ſchlimmer deuten zu laſſen, als ſie an ſich iſt, daß Erhard ſpaͤterhin noch ſeine Frau fuͤr die einzige erklaͤrte, in die er im eigent¬ lichen Sinn verliebt geweſen, und daß wir unter ſeinen hinterlaſſenen Schriften die Briefe derſelben aus den erſten Jahren ihrer Verheirathung durch die Aufſchrift aus nicht viel ſpaͤterer Zeit bezeichnet fanden: Lettres of a dear wife. — Was Herberts eignes Schickſal betrifft, ſo wird auch daruͤber mancher Aufſchluß im Folgenden zu wuͤnſchen bleiben; der Selbſtmord indeß, mit dem er endigte, liegt in den phyſiſchen und meta¬ phyſiſchen Zuſtaͤnden, deren dieſe Briefe erwaͤhnen, ſchon fruͤhzeitig angedeutet. Wir koͤnnen dem edlen und kuͤh¬ nen Geiſte, der ſo, indem er auf den Hoͤhen der Spe¬ kulation ſchwebt, ſich freventlich in ihren Abgrund ſtuͤrzt, unſer Bedauern wie unſere Bewunderung nicht verſagen. — VIII. Die Briefe der hochgeſinnten und liebenswuͤrdigen Frau, welche in der Sammlung durch den Namen Eliſe bezeichnet erſcheint, wird kein Gefuͤhlvoller ohne den lebhafteſten Antheil durchleſen koͤnnen. Dieſe tiefe Er¬ gebenheit, dieſes unerſchuͤtterliche Vertrauen, welche ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/310
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/310>, abgerufen am 25.11.2024.