vollste Denkmal sein wird, wie Sieg und Macht den reinsten Zwecken huldigen. Die Möglichkeit eines sol¬ chen Bundes konnte sich nur auf die gleiche Gesinnung der Mitverbündeten gründen, auf ihre gleich religiöse, menschenfreundliche, friedliebende Denkart; diese erkannt und gewürdigt, diese vereint zu haben in gemeinsame, ausgesprochene Verpflichtung, bleibt das hohe Verdienst Alexanders.
Dieser gestifteten, mit Recht heilig genannten Bun¬ desgenossenschaft, immer strenger, immer gewissenhafter anzugehören und zu folgen, in ihr immer thätiger und reiner zu wirken, wurde sein entschiedenstes Bemühen. Ihr wußte er Opfer zu bringen, die seiner Neigung schwer fallen konnten, aber seinem Gewissen nicht. Doch er war nicht nur der Bundesgenosse seiner Mitverbün¬ deten, er war als solcher zugleich ihr Freund. In dieser Beziehung dürfen wir Preußen insbesondere anerkennend preisen, welche Bande wechselseitiger Zuneigung, bereit¬ williger Dienste, treuer Gemeinschaft und fester Ver¬ bindung unter so glücklichen Auspizien beiderseits geknüpft worden!
Nach einer so herrlich und ruhmvoll zurückgelegten Laufbahn, deren beglückenden Einfluß noch späte Ge¬ schlechter dankbar empfinden werden, dürfen wir den Kaiser Alexander mit Wahrheit den edelsten und größten Monarchen beizählen, deren die Weltgeschichte gedenkt. Sie zeigt uns in ihm -- ein seltenes Beispiel -- den
vollſte Denkmal ſein wird, wie Sieg und Macht den reinſten Zwecken huldigen. Die Moͤglichkeit eines ſol¬ chen Bundes konnte ſich nur auf die gleiche Geſinnung der Mitverbuͤndeten gruͤnden, auf ihre gleich religioͤſe, menſchenfreundliche, friedliebende Denkart; dieſe erkannt und gewuͤrdigt, dieſe vereint zu haben in gemeinſame, ausgeſprochene Verpflichtung, bleibt das hohe Verdienſt Alexanders.
Dieſer geſtifteten, mit Recht heilig genannten Bun¬ desgenoſſenſchaft, immer ſtrenger, immer gewiſſenhafter anzugehoͤren und zu folgen, in ihr immer thaͤtiger und reiner zu wirken, wurde ſein entſchiedenſtes Bemuͤhen. Ihr wußte er Opfer zu bringen, die ſeiner Neigung ſchwer fallen konnten, aber ſeinem Gewiſſen nicht. Doch er war nicht nur der Bundesgenoſſe ſeiner Mitverbuͤn¬ deten, er war als ſolcher zugleich ihr Freund. In dieſer Beziehung duͤrfen wir Preußen insbeſondere anerkennend preiſen, welche Bande wechſelſeitiger Zuneigung, bereit¬ williger Dienſte, treuer Gemeinſchaft und feſter Ver¬ bindung unter ſo gluͤcklichen Auſpizien beiderſeits geknuͤpft worden!
Nach einer ſo herrlich und ruhmvoll zuruͤckgelegten Laufbahn, deren begluͤckenden Einfluß noch ſpaͤte Ge¬ ſchlechter dankbar empfinden werden, duͤrfen wir den Kaiſer Alexander mit Wahrheit den edelſten und groͤßten Monarchen beizaͤhlen, deren die Weltgeſchichte gedenkt. Sie zeigt uns in ihm — ein ſeltenes Beiſpiel — den
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vollſte Denkmal ſein wird, wie Sieg und Macht den
reinſten Zwecken huldigen. Die Moͤglichkeit eines ſol¬
chen Bundes konnte ſich nur auf die gleiche Geſinnung
der Mitverbuͤndeten gruͤnden, auf ihre gleich religioͤſe,
menſchenfreundliche, friedliebende Denkart; dieſe erkannt
und gewuͤrdigt, dieſe vereint zu haben in gemeinſame,
ausgeſprochene Verpflichtung, bleibt das hohe Verdienſt
Alexanders.
Dieſer geſtifteten, mit Recht heilig genannten Bun¬
desgenoſſenſchaft, immer ſtrenger, immer gewiſſenhafter
anzugehoͤren und zu folgen, in ihr immer thaͤtiger und
reiner zu wirken, wurde ſein entſchiedenſtes Bemuͤhen.
Ihr wußte er Opfer zu bringen, die ſeiner Neigung
ſchwer fallen konnten, aber ſeinem Gewiſſen nicht. Doch
er war nicht nur der Bundesgenoſſe ſeiner Mitverbuͤn¬
deten, er war als ſolcher zugleich ihr Freund. In dieſer
Beziehung duͤrfen wir Preußen insbeſondere anerkennend
preiſen, welche Bande wechſelſeitiger Zuneigung, bereit¬
williger Dienſte, treuer Gemeinſchaft und feſter Ver¬
bindung unter ſo gluͤcklichen Auſpizien beiderſeits geknuͤpft
worden!
Nach einer ſo herrlich und ruhmvoll zuruͤckgelegten
Laufbahn, deren begluͤckenden Einfluß noch ſpaͤte Ge¬
ſchlechter dankbar empfinden werden, duͤrfen wir den
Kaiſer Alexander mit Wahrheit den edelſten und groͤßten
Monarchen beizaͤhlen, deren die Weltgeſchichte gedenkt.
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/216>, abgerufen am 25.11.2024.
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