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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

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Ich sehe, Sie haben kürzlich Kouriere abgefertigt, -- sagen
Sie mir denn doch, ob man diese That Sand's als eine indivi¬
duelle betrachten muß, oder als den ersten Ausbruch einer Dis¬
position, die sich weiter, vielfältiger, und erschütternder äußern
wird. Lassen Sie mich doch wissen, wie Sie das Alles
ansehn?

Wiesel, wie ich von Gentz höre, ist von Wien abgegangen.
-- Ich stelle mir vor, er hat bei Ihnen angesprochen, auf seinem
Wege hierher, und vielleicht ist er noch in Ihrer Nähe. In
dem Fall sagen Sie ihm doch, die Idee der Ueberkunft aufzu¬
geben. Er wird Zeit und Mühe und Geld verlieren, denn seine
Erfindung ist nichts werth.

Meine Töchter sind gesund und wohl, und beschäftigen sich
jetzt mit der Erlernung der deutschen Sprache. -- Wer wird
denn hierher kommen an Humboldt's Stelle, und was macht
dieser? --

Es ist alles hier in England so gespannt, daß einige be¬
deutende Fehler, von der Administration begangen, und sie ist
deren fähig -- leicht seriöse Folgen haben könnten. In Amerika
ist es anders. Der junge Staatskörper ist dort so voll von na¬
türlicher Lebenskraft, daß selbst Unordnung und ein bischen
wüstes Leben ihm nichts anhaben können.

Grüßen Sie Ihre liebe Frau recht herzlich von mir. Diesen
Sommer sehn wir uns vielleicht. Lassen Sie mich Ihre wahr¬
scheinlichen Bewegungen kennen, und sagen Sie mir auch, was
für Gedanken Sie denn jetzt am meisten beschäftigen. Leben Sie
herzlich wohl, und antworten Sie mir prompt, -- ich will auch
gewiß ein besserer Korrespondent sein künftig.

E. Bollmann.

Ich ſehe, Sie haben kuͤrzlich Kouriere abgefertigt, — ſagen
Sie mir denn doch, ob man dieſe That Sand’s als eine indivi¬
duelle betrachten muß, oder als den erſten Ausbruch einer Dis¬
poſition, die ſich weiter, vielfaͤltiger, und erſchuͤtternder aͤußern
wird. Laſſen Sie mich doch wiſſen, wie Sie das Alles
anſehn?

Wieſel, wie ich von Gentz hoͤre, iſt von Wien abgegangen.
— Ich ſtelle mir vor, er hat bei Ihnen angeſprochen, auf ſeinem
Wege hierher, und vielleicht iſt er noch in Ihrer Naͤhe. In
dem Fall ſagen Sie ihm doch, die Idee der Ueberkunft aufzu¬
geben. Er wird Zeit und Muͤhe und Geld verlieren, denn ſeine
Erfindung iſt nichts werth.

Meine Toͤchter ſind geſund und wohl, und beſchaͤftigen ſich
jetzt mit der Erlernung der deutſchen Sprache. — Wer wird
denn hierher kommen an Humboldt’s Stelle, und was macht
dieſer? —

Es iſt alles hier in England ſo geſpannt, daß einige be¬
deutende Fehler, von der Adminiſtration begangen, und ſie iſt
deren faͤhig — leicht ſerioͤſe Folgen haben koͤnnten. In Amerika
iſt es anders. Der junge Staatskoͤrper iſt dort ſo voll von na¬
tuͤrlicher Lebenskraft, daß ſelbſt Unordnung und ein bischen
wuͤſtes Leben ihm nichts anhaben koͤnnen.

Gruͤßen Sie Ihre liebe Frau recht herzlich von mir. Dieſen
Sommer ſehn wir uns vielleicht. Laſſen Sie mich Ihre wahr¬
ſcheinlichen Bewegungen kennen, und ſagen Sie mir auch, was
fuͤr Gedanken Sie denn jetzt am meiſten beſchaͤftigen. Leben Sie
herzlich wohl, und antworten Sie mir prompt, — ich will auch
gewiß ein beſſerer Korreſpondent ſein kuͤnftig.

E. Bollmann.

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[133/0147] Ich ſehe, Sie haben kuͤrzlich Kouriere abgefertigt, — ſagen Sie mir denn doch, ob man dieſe That Sand’s als eine indivi¬ duelle betrachten muß, oder als den erſten Ausbruch einer Dis¬ poſition, die ſich weiter, vielfaͤltiger, und erſchuͤtternder aͤußern wird. Laſſen Sie mich doch wiſſen, wie Sie das Alles anſehn? Wieſel, wie ich von Gentz hoͤre, iſt von Wien abgegangen. — Ich ſtelle mir vor, er hat bei Ihnen angeſprochen, auf ſeinem Wege hierher, und vielleicht iſt er noch in Ihrer Naͤhe. In dem Fall ſagen Sie ihm doch, die Idee der Ueberkunft aufzu¬ geben. Er wird Zeit und Muͤhe und Geld verlieren, denn ſeine Erfindung iſt nichts werth. Meine Toͤchter ſind geſund und wohl, und beſchaͤftigen ſich jetzt mit der Erlernung der deutſchen Sprache. — Wer wird denn hierher kommen an Humboldt’s Stelle, und was macht dieſer? — Es iſt alles hier in England ſo geſpannt, daß einige be¬ deutende Fehler, von der Adminiſtration begangen, und ſie iſt deren faͤhig — leicht ſerioͤſe Folgen haben koͤnnten. In Amerika iſt es anders. Der junge Staatskoͤrper iſt dort ſo voll von na¬ tuͤrlicher Lebenskraft, daß ſelbſt Unordnung und ein bischen wuͤſtes Leben ihm nichts anhaben koͤnnen. Gruͤßen Sie Ihre liebe Frau recht herzlich von mir. Dieſen Sommer ſehn wir uns vielleicht. Laſſen Sie mich Ihre wahr¬ ſcheinlichen Bewegungen kennen, und ſagen Sie mir auch, was fuͤr Gedanken Sie denn jetzt am meiſten beſchaͤftigen. Leben Sie herzlich wohl, und antworten Sie mir prompt, — ich will auch gewiß ein beſſerer Korreſpondent ſein kuͤnftig. E. Bollmann.

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/147>, abgerufen am 24.11.2024.