jungen Dingern hat viel Unbequemes, und der Gedanke, künftig, ohne sie, noch mehr allein zu bleiben, ist wenig erfreulich.-- Lassen Sie mich also immer wissen, wo Sie sind, damit wir Sie finden, und Ihnen begegnen können.
Politisch ist Alles hier sehr ruhig. Der Wohlstand hebt sich. Die Folgen des schnellen Ueberganges vom langen Kriege zum allgemeinen Frieden -- die Stockungen und partielle Noth, die dadurch veranlaßt wurden, vermindern sich täglich, wie die Industrie in einen regelmäßigen, dem verminderten Zustand der Zeiten angemessenen Gang zurücktritt.--
Ist Malthus letzte (dritte) Ausgabe seines Werks "On population" in's Deutsche übersetzt und gelesen worden? Wie steht's denn mit Adam Müller? Es scheint mir, als ob ihm etwas den Kopf verdreht hätte! -- Gentz schreibt mir viel Artiges -- man brauche in diesen verkehrten Zeiten ruhige, sin¬ nige Leute, wie ich u. s. w. -- das sagt sich wohl, doch scheint es Niemand zu wollen.
Wenn Sie's nicht müde sind, an mich zu schreiben -- hal¬ ten Sie mich unterrichtet mit dem, was in Deutschland vorgeht, und das ich aus anderen Quellen nicht lernen kann. Ich werde künftig mehr Muße haben zum Antworten.--
Leben Sie recht herzlich wohl, erfreuen Sie mich bald wieder mit einem Brief und lassen Sie mich wissen, daß Sie Beide so wohl und glücklich sind, wie ich's wünsche. Briefe, ganz einfach an mich adressirt, werden mir ungeöffnet zukommen. Auch kön¬ nen Sie mir, wenn Sie Gelegenheit haben, durch die englische oder hannöversche Gesandtschaft schreiben, oder auch durch die preußische, wenn Sie's vorziehn.
E. Bollmann.
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jungen Dingern hat viel Unbequemes, und der Gedanke, kuͤnftig, ohne ſie, noch mehr allein zu bleiben, iſt wenig erfreulich.— Laſſen Sie mich alſo immer wiſſen, wo Sie ſind, damit wir Sie finden, und Ihnen begegnen koͤnnen.
Politiſch iſt Alles hier ſehr ruhig. Der Wohlſtand hebt ſich. Die Folgen des ſchnellen Ueberganges vom langen Kriege zum allgemeinen Frieden — die Stockungen und partielle Noth, die dadurch veranlaßt wurden, vermindern ſich taͤglich, wie die Induſtrie in einen regelmaͤßigen, dem verminderten Zuſtand der Zeiten angemeſſenen Gang zuruͤcktritt.—
Iſt Malthus letzte (dritte) Ausgabe ſeines Werks „On population“ in's Deutſche uͤberſetzt und geleſen worden? Wie ſteht's denn mit Adam Muͤller? Es ſcheint mir, als ob ihm etwas den Kopf verdreht haͤtte! — Gentz ſchreibt mir viel Artiges — man brauche in dieſen verkehrten Zeiten ruhige, ſin¬ nige Leute, wie ich u. ſ. w. — das ſagt ſich wohl, doch ſcheint es Niemand zu wollen.
Wenn Sie's nicht muͤde ſind, an mich zu ſchreiben — hal¬ ten Sie mich unterrichtet mit dem, was in Deutſchland vorgeht, und das ich aus anderen Quellen nicht lernen kann. Ich werde kuͤnftig mehr Muße haben zum Antworten.—
Leben Sie recht herzlich wohl, erfreuen Sie mich bald wieder mit einem Brief und laſſen Sie mich wiſſen, daß Sie Beide ſo wohl und gluͤcklich ſind, wie ich's wuͤnſche. Briefe, ganz einfach an mich adreſſirt, werden mir ungeoͤffnet zukommen. Auch koͤn¬ nen Sie mir, wenn Sie Gelegenheit haben, durch die engliſche oder hannoͤverſche Geſandtſchaft ſchreiben, oder auch durch die preußiſche, wenn Sie's vorziehn.
E. Bollmann.
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jungen Dingern hat viel Unbequemes, und der Gedanke, kuͤnftig,
ohne ſie, noch mehr allein zu bleiben, iſt wenig erfreulich.—
Laſſen Sie mich alſo immer wiſſen, wo Sie ſind, damit wir
Sie finden, und Ihnen begegnen koͤnnen.
Politiſch iſt Alles hier ſehr ruhig. Der Wohlſtand hebt
ſich. Die Folgen des ſchnellen Ueberganges vom langen Kriege
zum allgemeinen Frieden — die Stockungen und partielle Noth,
die dadurch veranlaßt wurden, vermindern ſich taͤglich, wie die
Induſtrie in einen regelmaͤßigen, dem verminderten Zuſtand der
Zeiten angemeſſenen Gang zuruͤcktritt.—
Iſt Malthus letzte (dritte) Ausgabe ſeines Werks „On
population“ in's Deutſche uͤberſetzt und geleſen worden? Wie
ſteht's denn mit Adam Muͤller? Es ſcheint mir, als ob ihm
etwas den Kopf verdreht haͤtte! — Gentz ſchreibt mir viel
Artiges — man brauche in dieſen verkehrten Zeiten ruhige, ſin¬
nige Leute, wie ich u. ſ. w. — das ſagt ſich wohl, doch ſcheint
es Niemand zu wollen.
Wenn Sie's nicht muͤde ſind, an mich zu ſchreiben — hal¬
ten Sie mich unterrichtet mit dem, was in Deutſchland vorgeht,
und das ich aus anderen Quellen nicht lernen kann. Ich werde
kuͤnftig mehr Muße haben zum Antworten.—
Leben Sie recht herzlich wohl, erfreuen Sie mich bald wieder
mit einem Brief und laſſen Sie mich wiſſen, daß Sie Beide ſo
wohl und gluͤcklich ſind, wie ich's wuͤnſche. Briefe, ganz einfach
an mich adreſſirt, werden mir ungeoͤffnet zukommen. Auch koͤn¬
nen Sie mir, wenn Sie Gelegenheit haben, durch die engliſche
oder hannoͤverſche Geſandtſchaft ſchreiben, oder auch durch die
preußiſche, wenn Sie's vorziehn.
E. Bollmann.
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/145>, abgerufen am 23.11.2024.
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