bis 40 Prozent wahrnehmen, ohne die Obligationen für die 3/5 auch nur in Anschlag zu bringen. Die Banksubscription wird nun vernachlässigt, auf die 2/5 stürzt sich Alles hin -- die Bank¬ noten sind dem Publikum nur Anweisungen auf Geld, um so mehr, weil doch Jeder schon fühlt, es könne so nicht fortgehn. Das Gouvernement muß endlich die Maßregel zurücknehmen, die Zahlungen einstellen, und der Kredit der Bank wird schon zer¬ treten, ehe sie einmal angefangen hat zu existiren, -- und dies hätte Gentz nicht vorhergesehen? -- Die Ersten, welche im Ge¬ heimniß waren, die Ersten für die 2/5 an der Thür -- waren doch in großem Vortheil --! Daß meine ehrlich gemeinten, un¬ eigennützigen, vernünftigen Vorschläge eine Einleitung, ein In¬ strument zu Privatspekulationen geworden sind -- ist doch ärger¬ lich, wenn man sich über's Alltägliche und Gemeine ärgern dürfte! -- Es ist aber sehr natürlich, daß man nicht sehr begierig sein kann, mich in Wien zu sehn. -- Wenn ich Zeit hätte, und es der Mühe sich lohnte, so ließe sich ein recht interessantes Pamphlet über diese Geschichte schreiben. --
Meinen Aufsatz gegen Niebuhr hat Gentz noch. Ich schreib' ihm, ihn zu verbrennen. -- Niebuhr ist abwesend, und der Zeit¬ punkt vorüber. -- Daß der Aufsatz von Paris aus den Eindruck gemacht, und die Bewegung veranlaßt hatte, wovon Sie schrei¬ ben, war mir ganz unbekannt. Ich wäre gern in Deutschland, wo ich doch Vieles fände, das mir fehlt -- auch Sie Beide -- und wo mir's recht wohl sein würde, vorzüglich wenn ich Alles mitbrächte -- wo ich auch noch manches wirken könnte -- aber es ist am besten, jetzt hier fortzuarbeiten, um mich, vielleicht, nach einiger Zeit dort in der gewünschten Lage zu befinden, wenn ich nicht alt werde, und steif und kalt, eh's so weit kommt. --
Es überraschte mich recht, Sie in Karlsruhe zu wissen. -- Da machte ich meine ersten Studien. Der vor einiger Zeit ver¬
bis 40 Prozent wahrnehmen, ohne die Obligationen fuͤr die ⅗ auch nur in Anſchlag zu bringen. Die Bankſubſcription wird nun vernachlaͤſſigt, auf die ⅖ ſtuͤrzt ſich Alles hin — die Bank¬ noten ſind dem Publikum nur Anweiſungen auf Geld, um ſo mehr, weil doch Jeder ſchon fuͤhlt, es koͤnne ſo nicht fortgehn. Das Gouvernement muß endlich die Maßregel zuruͤcknehmen, die Zahlungen einſtellen, und der Kredit der Bank wird ſchon zer¬ treten, ehe ſie einmal angefangen hat zu exiſtiren, — und dies haͤtte Gentz nicht vorhergeſehen? — Die Erſten, welche im Ge¬ heimniß waren, die Erſten fuͤr die ⅖ an der Thuͤr — waren doch in großem Vortheil —! Daß meine ehrlich gemeinten, un¬ eigennuͤtzigen, vernuͤnftigen Vorſchlaͤge eine Einleitung, ein In¬ ſtrument zu Privatſpekulationen geworden ſind — iſt doch aͤrger¬ lich, wenn man ſich uͤber's Alltaͤgliche und Gemeine aͤrgern duͤrfte! — Es iſt aber ſehr natuͤrlich, daß man nicht ſehr begierig ſein kann, mich in Wien zu ſehn. — Wenn ich Zeit haͤtte, und es der Muͤhe ſich lohnte, ſo ließe ſich ein recht intereſſantes Pamphlet uͤber dieſe Geſchichte ſchreiben. —
Meinen Aufſatz gegen Niebuhr hat Gentz noch. Ich ſchreib' ihm, ihn zu verbrennen. — Niebuhr iſt abweſend, und der Zeit¬ punkt voruͤber. — Daß der Aufſatz von Paris aus den Eindruck gemacht, und die Bewegung veranlaßt hatte, wovon Sie ſchrei¬ ben, war mir ganz unbekannt. Ich waͤre gern in Deutſchland, wo ich doch Vieles faͤnde, das mir fehlt — auch Sie Beide — und wo mir's recht wohl ſein wuͤrde, vorzuͤglich wenn ich Alles mitbraͤchte — wo ich auch noch manches wirken koͤnnte — aber es iſt am beſten, jetzt hier fortzuarbeiten, um mich, vielleicht, nach einiger Zeit dort in der gewuͤnſchten Lage zu befinden, wenn ich nicht alt werde, und ſteif und kalt, eh’s ſo weit kommt. —
Es uͤberraſchte mich recht, Sie in Karlsruhe zu wiſſen. — Da machte ich meine erſten Studien. Der vor einiger Zeit ver¬
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bis 40 Prozent wahrnehmen, ohne die Obligationen fuͤr die ⅗
auch nur in Anſchlag zu bringen. Die Bankſubſcription wird
nun vernachlaͤſſigt, auf die ⅖ ſtuͤrzt ſich Alles hin — die Bank¬
noten ſind dem Publikum nur Anweiſungen auf Geld, um ſo
mehr, weil doch Jeder ſchon fuͤhlt, es koͤnne ſo nicht fortgehn.
Das Gouvernement muß endlich die Maßregel zuruͤcknehmen, die
Zahlungen einſtellen, und der Kredit der Bank wird ſchon zer¬
treten, ehe ſie einmal angefangen hat zu exiſtiren, — und dies
haͤtte Gentz nicht vorhergeſehen? — Die Erſten, welche im Ge¬
heimniß waren, die Erſten fuͤr die ⅖ an der Thuͤr — waren
doch in großem Vortheil —! Daß meine ehrlich gemeinten, un¬
eigennuͤtzigen, vernuͤnftigen Vorſchlaͤge eine Einleitung, ein In¬
ſtrument zu Privatſpekulationen geworden ſind — iſt doch aͤrger¬
lich, wenn man ſich uͤber's Alltaͤgliche und Gemeine aͤrgern
duͤrfte! — Es iſt aber ſehr natuͤrlich, daß man nicht ſehr begierig
ſein kann, mich in Wien zu ſehn. — Wenn ich Zeit haͤtte, und
es der Muͤhe ſich lohnte, ſo ließe ſich ein recht intereſſantes
Pamphlet uͤber dieſe Geſchichte ſchreiben. —
Meinen Aufſatz gegen Niebuhr hat Gentz noch. Ich ſchreib'
ihm, ihn zu verbrennen. — Niebuhr iſt abweſend, und der Zeit¬
punkt voruͤber. — Daß der Aufſatz von Paris aus den Eindruck
gemacht, und die Bewegung veranlaßt hatte, wovon Sie ſchrei¬
ben, war mir ganz unbekannt. Ich waͤre gern in Deutſchland,
wo ich doch Vieles faͤnde, das mir fehlt — auch Sie Beide —
und wo mir's recht wohl ſein wuͤrde, vorzuͤglich wenn ich Alles
mitbraͤchte — wo ich auch noch manches wirken koͤnnte — aber
es iſt am beſten, jetzt hier fortzuarbeiten, um mich, vielleicht,
nach einiger Zeit dort in der gewuͤnſchten Lage zu befinden, wenn
ich nicht alt werde, und ſteif und kalt, eh’s ſo weit kommt. —
Es uͤberraſchte mich recht, Sie in Karlsruhe zu wiſſen. —
Da machte ich meine erſten Studien. Der vor einiger Zeit ver¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/136>, abgerufen am 24.11.2024.
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