Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

lichsten übermachen lassen, ist im Brief angegeben. -- Wir
empfehlen uns daher, wenn Gelegenheiten vorkommen, der vor¬
züglichen Aufmerksamkeit des Herrn Vetters. Es ist sonderbar
genug, wie Dinge herumkommen. Unsre vorzüglichsten Geschäfte
sind jetzt mit Schlesien, dessen Manufakturwaaren wir zugeschickt
erhalten und hier verkaufen. Meine Abenteuer in dem Revier
verschafften mir dort Zutrauen und Freunde! --

Sie wundern sich wohl ein bischen, liebe Freundin! -- Sein
Sie unbesorgt! Wiewohl ein Wucherer, wenn Sie wollen, kein Rost
von niedrigem Eigennutz soll jemals auf meinem Karakter haften!

Interessen berechnen, Preisverzeichnisse studiren, Proben
sammeln, Briefe schreiben, Verkäufe machen, -- das wechselt
ab mit Dichter lesen, Aufsätze schreiben, Politik studiren; --
dies ist ein gutes Leben genug. Und soviel weiß ich wenigstens,
daß selbst das spirituellste Metier seinen guten Antheil von Tage¬
löhnerarbeit hat.

Außer Lewis ist noch ein jüngerer Bruder, Andreas Boll¬
mann, mit uns, der unserm Entwurf zufolge sich künftig mit
uns verbinden wird. Er ist erst siebzehn Jahr alt, und lernt
die Handlung jetzt!

Es freut mich oft, daß der Herr Vetter vom kaufmänni¬
schen Stand eine so gute Meinung hatte.

Bleiben Sie meine Freundin, liebe Base. Sie sollen noch
Freude an mir erleben!

V.

In Amerika war Bollmann mit offenen Armen auf¬
genommen worden; die zahlreichen Freunde und Ver¬
ehrer Lafayette's hatten sich sogleich ihm angeschlossen,
ihm ihre wärmste Dankbarkeit bezeigt, und ihm die
eifrigsten Anerbietungen gemacht. Sein thatkräftiger

lichſten uͤbermachen laſſen, iſt im Brief angegeben. — Wir
empfehlen uns daher, wenn Gelegenheiten vorkommen, der vor¬
zuͤglichen Aufmerkſamkeit des Herrn Vetters. Es iſt ſonderbar
genug, wie Dinge herumkommen. Unſre vorzuͤglichſten Geſchaͤfte
ſind jetzt mit Schleſien, deſſen Manufakturwaaren wir zugeſchickt
erhalten und hier verkaufen. Meine Abenteuer in dem Revier
verſchafften mir dort Zutrauen und Freunde! —

Sie wundern ſich wohl ein bischen, liebe Freundin! — Sein
Sie unbeſorgt! Wiewohl ein Wucherer, wenn Sie wollen, kein Roſt
von niedrigem Eigennutz ſoll jemals auf meinem Karakter haften!

Intereſſen berechnen, Preisverzeichniſſe ſtudiren, Proben
ſammeln, Briefe ſchreiben, Verkaͤufe machen, — das wechſelt
ab mit Dichter leſen, Aufſaͤtze ſchreiben, Politik ſtudiren; —
dies iſt ein gutes Leben genug. Und ſoviel weiß ich wenigſtens,
daß ſelbſt das ſpirituellſte Metier ſeinen guten Antheil von Tage¬
loͤhnerarbeit hat.

Außer Lewis iſt noch ein juͤngerer Bruder, Andreas Boll¬
mann, mit uns, der unſerm Entwurf zufolge ſich kuͤnftig mit
uns verbinden wird. Er iſt erſt ſiebzehn Jahr alt, und lernt
die Handlung jetzt!

Es freut mich oft, daß der Herr Vetter vom kaufmaͤnni¬
ſchen Stand eine ſo gute Meinung hatte.

Bleiben Sie meine Freundin, liebe Baſe. Sie ſollen noch
Freude an mir erleben!

V.

In Amerika war Bollmann mit offenen Armen auf¬
genommen worden; die zahlreichen Freunde und Ver¬
ehrer Lafayette's hatten ſich ſogleich ihm angeſchloſſen,
ihm ihre waͤrmſte Dankbarkeit bezeigt, und ihm die
eifrigſten Anerbietungen gemacht. Sein thatkraͤftiger

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0118" n="104"/>
lich&#x017F;ten u&#x0364;bermachen la&#x017F;&#x017F;en, i&#x017F;t im Brief angegeben. &#x2014; Wir<lb/>
empfehlen uns daher, wenn Gelegenheiten vorkommen, der vor¬<lb/>
zu&#x0364;glichen Aufmerk&#x017F;amkeit des Herrn Vetters. Es i&#x017F;t &#x017F;onderbar<lb/>
genug, wie Dinge herumkommen. Un&#x017F;re vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten Ge&#x017F;cha&#x0364;fte<lb/>
&#x017F;ind jetzt mit Schle&#x017F;ien, de&#x017F;&#x017F;en Manufakturwaaren wir zuge&#x017F;chickt<lb/>
erhalten und hier verkaufen. Meine Abenteuer in dem Revier<lb/>
ver&#x017F;chafften mir dort Zutrauen und Freunde! &#x2014;</p><lb/>
              <p>Sie wundern &#x017F;ich wohl ein bischen, liebe Freundin! &#x2014; Sein<lb/>
Sie unbe&#x017F;orgt! Wiewohl ein Wucherer, wenn Sie wollen, kein Ro&#x017F;t<lb/>
von niedrigem Eigennutz &#x017F;oll jemals auf meinem Karakter haften!</p><lb/>
              <p>Intere&#x017F;&#x017F;en berechnen, Preisverzeichni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;tudiren, Proben<lb/>
&#x017F;ammeln, Briefe &#x017F;chreiben, Verka&#x0364;ufe machen, &#x2014; das wech&#x017F;elt<lb/>
ab mit Dichter le&#x017F;en, Auf&#x017F;a&#x0364;tze &#x017F;chreiben, Politik &#x017F;tudiren; &#x2014;<lb/>
dies i&#x017F;t ein gutes Leben genug. Und &#x017F;oviel weiß ich wenig&#x017F;tens,<lb/>
daß &#x017F;elb&#x017F;t das &#x017F;pirituell&#x017F;te Metier &#x017F;einen guten Antheil von Tage¬<lb/>
lo&#x0364;hnerarbeit hat.</p><lb/>
              <p>Außer Lewis i&#x017F;t noch ein ju&#x0364;ngerer Bruder, Andreas Boll¬<lb/>
mann, mit uns, der un&#x017F;erm Entwurf zufolge &#x017F;ich ku&#x0364;nftig mit<lb/>
uns verbinden wird. Er i&#x017F;t er&#x017F;t &#x017F;iebzehn Jahr alt, und lernt<lb/>
die Handlung jetzt!</p><lb/>
              <p>Es freut mich oft, daß der Herr Vetter vom kaufma&#x0364;nni¬<lb/>
&#x017F;chen Stand eine &#x017F;o gute Meinung hatte.</p><lb/>
              <p>Bleiben Sie meine Freundin, liebe Ba&#x017F;e. Sie &#x017F;ollen noch<lb/>
Freude an mir erleben!</p><lb/>
            </div>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V.</hi><lb/>
            </head>
            <p>In Amerika war Bollmann mit offenen Armen auf¬<lb/>
genommen worden; die zahlreichen Freunde und Ver¬<lb/>
ehrer Lafayette's hatten &#x017F;ich &#x017F;ogleich ihm ange&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
ihm ihre wa&#x0364;rm&#x017F;te Dankbarkeit bezeigt, und ihm die<lb/>
eifrig&#x017F;ten Anerbietungen gemacht. Sein thatkra&#x0364;ftiger<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0118] lichſten uͤbermachen laſſen, iſt im Brief angegeben. — Wir empfehlen uns daher, wenn Gelegenheiten vorkommen, der vor¬ zuͤglichen Aufmerkſamkeit des Herrn Vetters. Es iſt ſonderbar genug, wie Dinge herumkommen. Unſre vorzuͤglichſten Geſchaͤfte ſind jetzt mit Schleſien, deſſen Manufakturwaaren wir zugeſchickt erhalten und hier verkaufen. Meine Abenteuer in dem Revier verſchafften mir dort Zutrauen und Freunde! — Sie wundern ſich wohl ein bischen, liebe Freundin! — Sein Sie unbeſorgt! Wiewohl ein Wucherer, wenn Sie wollen, kein Roſt von niedrigem Eigennutz ſoll jemals auf meinem Karakter haften! Intereſſen berechnen, Preisverzeichniſſe ſtudiren, Proben ſammeln, Briefe ſchreiben, Verkaͤufe machen, — das wechſelt ab mit Dichter leſen, Aufſaͤtze ſchreiben, Politik ſtudiren; — dies iſt ein gutes Leben genug. Und ſoviel weiß ich wenigſtens, daß ſelbſt das ſpirituellſte Metier ſeinen guten Antheil von Tage¬ loͤhnerarbeit hat. Außer Lewis iſt noch ein juͤngerer Bruder, Andreas Boll¬ mann, mit uns, der unſerm Entwurf zufolge ſich kuͤnftig mit uns verbinden wird. Er iſt erſt ſiebzehn Jahr alt, und lernt die Handlung jetzt! Es freut mich oft, daß der Herr Vetter vom kaufmaͤnni¬ ſchen Stand eine ſo gute Meinung hatte. Bleiben Sie meine Freundin, liebe Baſe. Sie ſollen noch Freude an mir erleben! V. In Amerika war Bollmann mit offenen Armen auf¬ genommen worden; die zahlreichen Freunde und Ver¬ ehrer Lafayette's hatten ſich ſogleich ihm angeſchloſſen, ihm ihre waͤrmſte Dankbarkeit bezeigt, und ihm die eifrigſten Anerbietungen gemacht. Sein thatkraͤftiger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/118
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/118>, abgerufen am 24.11.2024.