Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Scheler sind auch gemeiniglich verschlagen den schlechten/ mittelmässigen und besten Zimmet zu unterscheiden/ und wann zu viel oder mehr davon gesammlet worden/ als man verlanget/ so verbrennen sie alles/ was zu viel ist/ welches die Soldaten/ so die Wacht haben/ schlaffend machet/ weßwegen sie sich mit allerhand Gespräch und dergl. wacker und munter erhalten müssen.

Die Scheler bestehen allein auß Manns-Persohnen/ und zwar lauter außgewachsenen Leuten/ ohne junge Knaben oder auch Weibs-Persohnen/ und machen all zusammen 200. biß 400. Mann auß/ wovon auch zuweilen ein oder der ander Urlaub bekommet/ nach Hauß zu kehren / welches sie bey dem Capitain der Caneel-Scheler erhalten müssen.

Von den andern Soldaten/ so bey jeden Troup der Scheler commandiret sind/ (ausser denjenigen so die Wacht halten) trincken einige Taback/ andere schlaffen; diejenige aber so zur Schildwacht verordnet sind/ warnen die übrige mit Steinschiesen/ wann sie etwas mercken: auf welchen Fall nicht allein ihre Cammeraden das Gewehr/ so sie niedergeleget haben/ wieder ergreiffen/ sondern es stellen sich auch alle andere rund um in gute positur, sich zu wehren.

Der Aratsie hat sein Hüttgen auch recht in der Mitten der Caneel-Scheler/ um überall gute Obsicht zu haben/ und immer bey dem Werck seyn zu können.

Die Scheler halten die gantze Nacht Feuer/ gegen die Elephanten/ solche von dem Hezirck abzuhalten/ worzu fie das Holtz bey Tag sammlen/ wie es auch bey dem Corps de Garde geschiehet.

Deßgleichen thun auch die Lascaryns, so Tag und Nacht Wacht halten/ und mit Schiessen warnen / sc. wann sie etwas hören und vernehmen/ wiewohlen auf ihre Wacht wenig Staat zu machen ist / und sie nicht viel Gegenwehr thun solten/ wann ichtwas solte vorfallen: Bleiben allezeit auf ihrem Posten/ ohne daß einige von ihnen/ den Caneel-Schelern zugefüget werden solten.

In dem Marsche aber müssen 100. biß 200. die Wege mit Beiler/ welche sie die Singalesische Hauer nennen/ außhauen: Wordurch die Passage von den Aesten/ so im Wege stehen/ befreyet / und ein Durchgang gemachet wird.

Was nun das Zimmet-Schelen selbsten anlanget/ und was sonsten mehr darzu gehöret/ so fänget sich dasselbige an dem Stamm an/ und endiget sich an den Aesten. An dem Stamme machen sie unten einen Schnitt in die Rinde/ womit sie sehr behend sind/ solches in einem Schnitt / durch ein Drehen mit der Hand/ allein mit der Spitz zu thun/ so gar/ daß sie das innere Holtz nicht einmahl verletzen: weßwegen sie denjenigen Ort/ wo die Rinde geborsten/ auch hackicht oder gnodicht ist/ meiden. Nachgehends thun sie auch oben/ nach der verlangten Länge / so etwa 4 1/2. Schuh seyn muß/ auf eben die Art einen andern Schnitt/ daß die Rinde zwischen dem Ober- und Unterschnitt hernach in ein Rieme/ so etwa einer Hand breit sind / geschnitten werden könne/ welche sie oben an jeden Rinnen loß machen/ und alsdann mit der Hand vollends ablösen.

Hierauf hauen sie den Baum um/ und schelen die Aeste fast auf eben die Art/ wie zuvor / wann sie nemlich eine solche Länge zwischen den Knoden haben.

An jeden Baum kommen ohngefähr 20. biß 30. mehr oder weniger zu arbeiten/ und wann sie noch mehr Gehülffen vonnöthen haben/ so ruffen sie sich einander zu; wiewohlen es auch Bäume gibt / welchen drey biß vier Mann gewachsen sind/ um selbige zu meistern; Und ob sie schon an den gar jungen Bäumen und den jungen Aestger den besten Zimmet antreffen/ so werden sie doch die Rinde davon nicht abrauffen/ sondern wann sie den ober- und untern rundum auch den langen Schnitt gethan haben/ klopffen sie ein wenig an die Schale/ so gehet sie und scheidet sich gleich ab.

Wann nun die Rinde abgeschelet worden/ so werffen sie dieselbige auf den Boden/ daß sie trucken werde/ da sie sich alsdann zu Pfeiffen rollet/ und bekommen die Kleinere ihre Höhle wohl in einer halben Stund/ andere aber erfordern mehr Zeit darzu; und wann man die junge Bäume/ nachdem sie abgeschelet worden/ stehen lässet/ so sollen sie wieder eine neue Rinde setzen/ wie mir vor sicher erzehlet worden ist.

Diese Rinde nun lassen sie so lang im Wald trucknen/ biß daß/ nach ihrem Gutdüncken/ gnug geschelet worden: da sie dann alles aufheben/ und in den obbeschriebenen Behälter verbergen.

Hierbey ist aber zu wissen/ daß/ wann die Schale etwas eingeschrumbt und uneben befunden wird/ dieselbe/ wann er noch grün und frisch ist/ mit einem Messer/ das an beyden Enden einen Stiel hat/ gleich geschabt wird: Zu welchem Ende sie zwey Pfähle/ ohngefähr 1 1/2. biß 2. Fuß von einander in die Erde pflantzen/ deren jeder mit seiner Gabel oben versehen ist / worinnen sie die Rinde legen/ wann sie die ungleiche Rauhigkeit abkratzen: Und wann sie dieses noch nicht bequemlich thun können/ legen sie ein Brett über die gegabelte Pfähle/ worauf sie die Schale legen/ damit sie desto besser dazu kommen möchten; zu welchem End sie den Bast mit dem Brett auch anklammern und fest machen. Wann nun die Rinde gnug geschabt worden/ machen sie die Klammer loß/ nehmen die Rinde herauß/ und wann dieser also geschabte Zimmet wohl trucken worden/ legen sie ihn a part, wann sie denselben in das oberwehnte Packhauß oder Behalt tragen: Wiewohlen sie wohl auch den andern Zimmet also schaben/ wann sie denselben gar fein haben wollen.

Wann endlich so viel geschelet worden/ als man vonnöthen gehabt/ binden sie den Zimmet

Die Scheler sind auch gemeiniglich verschlagen den schlechten/ mittelmässigen und besten Zimmet zu unterscheiden/ und wañ zu viel oder mehr davon gesammlet worden/ als man verlanget/ so verbrennen sie alles/ was zu viel ist/ welches die Soldaten/ so die Wacht haben/ schlaffend machet/ weßwegen sie sich mit allerhand Gespräch und dergl. wacker und munter erhalten müssen.

Die Scheler bestehen allein auß Mañs-Persohnen/ und zwar lauter außgewachsenen Leuten/ ohne junge Knaben oder auch Weibs-Persohnen/ und machen all zusammen 200. biß 400. Mann auß/ wovon auch zuweilen ein oder der ander Urlaub bekommet/ nach Hauß zu kehren / welches sie bey dem Capitain der Caneel-Scheler erhalten müssen.

Von den andern Soldaten/ so bey jeden Troup der Scheler commandiret sind/ (ausser denjenigen so die Wacht halten) trincken einige Taback/ andere schlaffen; diejenige aber so zur Schildwacht verordnet sind/ warnen die übrige mit Steinschiesen/ wann sie etwas mercken: auf welchen Fall nicht allein ihre Cammeraden das Gewehr/ so sie niedergeleget haben/ wieder ergreiffen/ sondern es stellen sich auch alle andere rund um in gute positur, sich zu wehren.

Der Aratsie hat sein Hüttgen auch recht in der Mitten der Caneel-Scheler/ um überall gute Obsicht zu haben/ und immer bey dem Werck seyn zu können.

Die Scheler halten die gantze Nacht Feuer/ gegen die Elephanten/ solche von dem Hezirck abzuhalten/ worzu fie das Holtz bey Tag sammlen/ wie es auch bey dem Corps de Garde geschiehet.

Deßgleichen thun auch die Lascaryns, so Tag und Nacht Wacht halten/ und mit Schiessen warnen / sc. wann sie etwas hören und vernehmen/ wiewohlen auf ihre Wacht wenig Staat zu machen ist / und sie nicht viel Gegenwehr thun solten/ wann ichtwas solte vorfallen: Bleiben allezeit auf ihrem Posten/ ohne daß einige von ihnen/ den Caneel-Schelern zugefüget werden solten.

In dem Marsche aber müssen 100. biß 200. die Wege mit Beiler/ welche sie die Singalesische Hauer nennen/ außhauen: Wordurch die Passage von den Aesten/ so im Wege stehen/ befreyet / und ein Durchgang gemachet wird.

Was nun das Zimmet-Schelen selbsten anlanget/ und was sonsten mehr darzu gehöret/ so fänget sich dasselbige an dem Stamm an/ und endiget sich an den Aesten. An dem Stamme machen sie unten einen Schnitt in die Rinde/ womit sie sehr behend sind/ solches in einem Schnitt / durch ein Drehen mit der Hand/ allein mit der Spitz zu thun/ so gar/ daß sie das innere Holtz nicht einmahl verletzen: weßwegen sie denjenigen Ort/ wo die Rinde geborsten/ auch hackicht oder gnodicht ist/ meiden. Nachgehends thun sie auch oben/ nach der verlangten Länge / so etwa 4 1/2. Schuh seyn muß/ auf eben die Art einen andern Schnitt/ daß die Rinde zwischen dem Ober- und Unterschnitt hernach in ein Rieme/ so etwa einer Hand breit sind / geschnitten werden könne/ welche sie oben an jeden Rinnen loß machen/ und alsdann mit der Hand vollends ablösen.

Hierauf hauen sie den Baum um/ und schelen die Aeste fast auf eben die Art/ wie zuvor / wann sie nemlich eine solche Länge zwischen den Knoden haben.

An jeden Baum kommen ohngefähr 20. biß 30. mehr oder weniger zu arbeiten/ und wann sie noch mehr Gehülffen vonnöthen haben/ so ruffen sie sich einander zu; wiewohlen es auch Bäume gibt / welchen drey biß vier Mann gewachsen sind/ um selbige zu meistern; Und ob sie schon an den gar jungen Bäumen und den jungen Aestger den besten Zimmet antreffen/ so werden sie doch die Rinde davon nicht abrauffen/ sondern wann sie den ober- und untern rundum auch den langen Schnitt gethan haben/ klopffen sie ein wenig an die Schale/ so gehet sie und scheidet sich gleich ab.

Wann nun die Rinde abgeschelet worden/ so werffen sie dieselbige auf den Boden/ daß sie trucken werde/ da sie sich alsdann zu Pfeiffen rollet/ und bekommen die Kleinere ihre Höhle wohl in einer halben Stund/ andere aber erfordern mehr Zeit darzu; und wann man die junge Bäume/ nachdem sie abgeschelet worden/ stehen lässet/ so sollen sie wieder eine neue Rinde setzen/ wie mir vor sicher erzehlet worden ist.

Diese Rinde nun lassen sie so lang im Wald trucknen/ biß daß/ nach ihrem Gutdüncken/ gnug geschelet worden: da sie dann alles aufheben/ und in den obbeschriebenen Behälter verbergen.

Hierbey ist aber zu wissen/ daß/ wann die Schale etwas eingeschrumbt und uneben befunden wird/ dieselbe/ wann er noch grün und frisch ist/ mit einem Messer/ das an beyden Enden einen Stiel hat/ gleich geschabt wird: Zu welchem Ende sie zwey Pfähle/ ohngefähr 1 1/2. biß 2. Fuß von einander in die Erde pflantzen/ deren jeder mit seiner Gabel oben versehen ist / worinnen sie die Rinde legen/ wann sie die ungleiche Rauhigkeit abkratzen: Und wann sie dieses noch nicht bequemlich thun können/ legen sie ein Brett über die gegabelte Pfähle/ worauf sie die Schale legen/ damit sie desto besser dazu kommen möchten; zu welchem End sie den Bast mit dem Brett auch anklammern und fest machen. Wann nun die Rinde gnug geschabt worden/ machen sie die Klammer loß/ nehmen die Rinde herauß/ und wann dieser also geschabte Zimmet wohl trucken worden/ legen sie ihn à part, wann sie denselben in das oberwehnte Packhauß oder Behalt tragen: Wiewohlen sie wohl auch den andern Zimmet also schaben/ wann sie denselben gar fein haben wollen.

Wann endlich so viel geschelet worden/ als man vonnöthen gehabt/ binden sie den Zimmet

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0727" n="71"/>
        <p>Die Scheler sind auch gemeiniglich verschlagen den schlechten/ mittelmässigen und besten       Zimmet zu unterscheiden/ und wan&#x0303; zu viel oder mehr davon gesammlet worden/ als man       verlanget/ so verbrennen sie alles/ was zu viel ist/ welches die Soldaten/ so die Wacht       haben/ schlaffend machet/ weßwegen sie sich mit allerhand Gespräch und dergl. wacker und       munter erhalten müssen.</p>
        <p>Die Scheler bestehen allein auß Man&#x0303;s-Persohnen/ und zwar lauter außgewachsenen       Leuten/ ohne junge Knaben oder auch Weibs-Persohnen/ und machen all zusammen 200. biß 400.       Mann auß/ wovon auch zuweilen ein oder der ander Urlaub bekommet/ nach Hauß zu kehren /       welches sie bey dem Capitain der Caneel-Scheler erhalten müssen.</p>
        <p>Von den andern Soldaten/ so bey jeden Troup der Scheler commandiret sind/ (ausser       denjenigen so die Wacht halten) trincken einige Taback/ andere schlaffen; diejenige aber so       zur Schildwacht verordnet sind/ warnen die übrige mit Steinschiesen/ wann sie etwas mercken:       auf welchen Fall nicht allein ihre Cammeraden das Gewehr/ so sie niedergeleget haben/ wieder       ergreiffen/ sondern es stellen sich auch alle andere rund um in gute positur, sich zu       wehren.</p>
        <p>Der Aratsie hat sein Hüttgen auch recht in der Mitten der Caneel-Scheler/ um überall gute       Obsicht zu haben/ und immer bey dem Werck seyn zu können.</p>
        <p>Die Scheler halten die gantze Nacht Feuer/ gegen die Elephanten/ solche von dem Hezirck       abzuhalten/ worzu fie das Holtz bey Tag sammlen/ wie es auch bey dem Corps de Garde       geschiehet.</p>
        <p>Deßgleichen thun auch die Lascaryns, so Tag und Nacht Wacht halten/ und mit Schiessen warnen      / sc. wann sie etwas hören und vernehmen/ wiewohlen auf ihre Wacht wenig Staat zu machen ist /       und sie nicht viel Gegenwehr thun solten/ wann ichtwas solte vorfallen: Bleiben allezeit auf       ihrem Posten/ ohne daß einige von ihnen/ den Caneel-Schelern zugefüget werden solten.</p>
        <p>In dem Marsche aber müssen 100. biß 200. die Wege mit Beiler/ welche sie die Singalesische       Hauer nennen/ außhauen: Wordurch die Passage von den Aesten/ so im Wege stehen/ befreyet /       und ein Durchgang gemachet wird.</p>
        <p>Was nun das Zimmet-Schelen selbsten anlanget/ und was sonsten mehr darzu gehöret/ so fänget       sich dasselbige an dem Stamm an/ und endiget sich an den Aesten. An dem Stamme machen sie       unten einen Schnitt in die Rinde/ womit sie sehr behend sind/ solches in einem Schnitt /       durch ein Drehen mit der Hand/ allein mit der Spitz zu thun/ so gar/ daß sie das innere       Holtz nicht einmahl verletzen: weßwegen sie denjenigen Ort/ wo die Rinde geborsten/ auch       hackicht oder gnodicht ist/ meiden. Nachgehends thun sie auch oben/ nach der verlangten Länge      / so etwa 4 1/2. Schuh seyn muß/ auf eben die Art einen andern Schnitt/ daß die Rinde       zwischen dem Ober- und Unterschnitt hernach in ein Rieme/ so etwa einer Hand breit sind /       geschnitten werden könne/ welche sie oben an jeden Rinnen loß machen/ und alsdann mit der       Hand vollends ablösen.</p>
        <p>Hierauf hauen sie den Baum um/ und schelen die Aeste fast auf eben die Art/ wie zuvor /       wann sie nemlich eine solche Länge zwischen den Knoden haben.</p>
        <p>An jeden Baum kommen ohngefähr 20. biß 30. mehr oder weniger zu arbeiten/ und wann sie noch       mehr Gehülffen vonnöthen haben/ so ruffen sie sich einander zu; wiewohlen es auch Bäume gibt /       welchen drey biß vier Mann gewachsen sind/ um selbige zu meistern; Und ob sie schon an den gar       jungen Bäumen und den jungen Aestger den besten Zimmet antreffen/ so werden sie doch die Rinde       davon nicht abrauffen/ sondern wann sie den ober- und untern rundum auch den langen Schnitt       gethan haben/ klopffen sie ein wenig an die Schale/ so gehet sie und scheidet sich gleich       ab.</p>
        <p>Wann nun die Rinde abgeschelet worden/ so werffen sie dieselbige auf den Boden/ daß sie       trucken werde/ da sie sich alsdann zu Pfeiffen rollet/ und bekommen die Kleinere ihre Höhle       wohl in einer halben Stund/ andere aber erfordern mehr Zeit darzu; und wann man die junge       Bäume/ nachdem sie abgeschelet worden/ stehen lässet/ so sollen sie wieder eine neue Rinde       setzen/ wie mir vor sicher erzehlet worden ist.</p>
        <p>Diese Rinde nun lassen sie so lang im Wald trucknen/ biß daß/ nach ihrem Gutdüncken/ gnug       geschelet worden: da sie dann alles aufheben/ und in den obbeschriebenen Behälter       verbergen.</p>
        <p>Hierbey ist aber zu wissen/ daß/ wann die Schale etwas eingeschrumbt und uneben befunden       wird/ dieselbe/ wann er noch grün und frisch ist/ mit einem Messer/ das an beyden Enden       einen Stiel hat/ gleich geschabt wird: Zu welchem Ende sie zwey Pfähle/ ohngefähr 1 1/2. biß       2. Fuß von einander in die Erde pflantzen/ deren jeder mit seiner Gabel oben versehen ist /       worinnen sie die Rinde legen/ wann sie die ungleiche Rauhigkeit abkratzen: Und wann sie dieses       noch nicht bequemlich thun können/ legen sie ein Brett über die gegabelte Pfähle/ worauf sie       die Schale legen/ damit sie desto besser dazu kommen möchten; zu welchem End sie den Bast mit       dem Brett auch anklammern und fest machen. Wann nun die Rinde gnug geschabt worden/ machen sie       die Klammer loß/ nehmen die Rinde herauß/ und wann dieser also geschabte Zimmet wohl trucken       worden/ legen sie ihn à part, wann sie denselben in das oberwehnte Packhauß oder Behalt       tragen: Wiewohlen sie wohl auch den andern Zimmet also schaben/ wann sie denselben gar fein       haben wollen.</p>
        <p>Wann endlich so viel geschelet worden/ als man vonnöthen gehabt/ binden sie den Zimmet
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0727] Die Scheler sind auch gemeiniglich verschlagen den schlechten/ mittelmässigen und besten Zimmet zu unterscheiden/ und wañ zu viel oder mehr davon gesammlet worden/ als man verlanget/ so verbrennen sie alles/ was zu viel ist/ welches die Soldaten/ so die Wacht haben/ schlaffend machet/ weßwegen sie sich mit allerhand Gespräch und dergl. wacker und munter erhalten müssen. Die Scheler bestehen allein auß Mañs-Persohnen/ und zwar lauter außgewachsenen Leuten/ ohne junge Knaben oder auch Weibs-Persohnen/ und machen all zusammen 200. biß 400. Mann auß/ wovon auch zuweilen ein oder der ander Urlaub bekommet/ nach Hauß zu kehren / welches sie bey dem Capitain der Caneel-Scheler erhalten müssen. Von den andern Soldaten/ so bey jeden Troup der Scheler commandiret sind/ (ausser denjenigen so die Wacht halten) trincken einige Taback/ andere schlaffen; diejenige aber so zur Schildwacht verordnet sind/ warnen die übrige mit Steinschiesen/ wann sie etwas mercken: auf welchen Fall nicht allein ihre Cammeraden das Gewehr/ so sie niedergeleget haben/ wieder ergreiffen/ sondern es stellen sich auch alle andere rund um in gute positur, sich zu wehren. Der Aratsie hat sein Hüttgen auch recht in der Mitten der Caneel-Scheler/ um überall gute Obsicht zu haben/ und immer bey dem Werck seyn zu können. Die Scheler halten die gantze Nacht Feuer/ gegen die Elephanten/ solche von dem Hezirck abzuhalten/ worzu fie das Holtz bey Tag sammlen/ wie es auch bey dem Corps de Garde geschiehet. Deßgleichen thun auch die Lascaryns, so Tag und Nacht Wacht halten/ und mit Schiessen warnen / sc. wann sie etwas hören und vernehmen/ wiewohlen auf ihre Wacht wenig Staat zu machen ist / und sie nicht viel Gegenwehr thun solten/ wann ichtwas solte vorfallen: Bleiben allezeit auf ihrem Posten/ ohne daß einige von ihnen/ den Caneel-Schelern zugefüget werden solten. In dem Marsche aber müssen 100. biß 200. die Wege mit Beiler/ welche sie die Singalesische Hauer nennen/ außhauen: Wordurch die Passage von den Aesten/ so im Wege stehen/ befreyet / und ein Durchgang gemachet wird. Was nun das Zimmet-Schelen selbsten anlanget/ und was sonsten mehr darzu gehöret/ so fänget sich dasselbige an dem Stamm an/ und endiget sich an den Aesten. An dem Stamme machen sie unten einen Schnitt in die Rinde/ womit sie sehr behend sind/ solches in einem Schnitt / durch ein Drehen mit der Hand/ allein mit der Spitz zu thun/ so gar/ daß sie das innere Holtz nicht einmahl verletzen: weßwegen sie denjenigen Ort/ wo die Rinde geborsten/ auch hackicht oder gnodicht ist/ meiden. Nachgehends thun sie auch oben/ nach der verlangten Länge / so etwa 4 1/2. Schuh seyn muß/ auf eben die Art einen andern Schnitt/ daß die Rinde zwischen dem Ober- und Unterschnitt hernach in ein Rieme/ so etwa einer Hand breit sind / geschnitten werden könne/ welche sie oben an jeden Rinnen loß machen/ und alsdann mit der Hand vollends ablösen. Hierauf hauen sie den Baum um/ und schelen die Aeste fast auf eben die Art/ wie zuvor / wann sie nemlich eine solche Länge zwischen den Knoden haben. An jeden Baum kommen ohngefähr 20. biß 30. mehr oder weniger zu arbeiten/ und wann sie noch mehr Gehülffen vonnöthen haben/ so ruffen sie sich einander zu; wiewohlen es auch Bäume gibt / welchen drey biß vier Mann gewachsen sind/ um selbige zu meistern; Und ob sie schon an den gar jungen Bäumen und den jungen Aestger den besten Zimmet antreffen/ so werden sie doch die Rinde davon nicht abrauffen/ sondern wann sie den ober- und untern rundum auch den langen Schnitt gethan haben/ klopffen sie ein wenig an die Schale/ so gehet sie und scheidet sich gleich ab. Wann nun die Rinde abgeschelet worden/ so werffen sie dieselbige auf den Boden/ daß sie trucken werde/ da sie sich alsdann zu Pfeiffen rollet/ und bekommen die Kleinere ihre Höhle wohl in einer halben Stund/ andere aber erfordern mehr Zeit darzu; und wann man die junge Bäume/ nachdem sie abgeschelet worden/ stehen lässet/ so sollen sie wieder eine neue Rinde setzen/ wie mir vor sicher erzehlet worden ist. Diese Rinde nun lassen sie so lang im Wald trucknen/ biß daß/ nach ihrem Gutdüncken/ gnug geschelet worden: da sie dann alles aufheben/ und in den obbeschriebenen Behälter verbergen. Hierbey ist aber zu wissen/ daß/ wann die Schale etwas eingeschrumbt und uneben befunden wird/ dieselbe/ wann er noch grün und frisch ist/ mit einem Messer/ das an beyden Enden einen Stiel hat/ gleich geschabt wird: Zu welchem Ende sie zwey Pfähle/ ohngefähr 1 1/2. biß 2. Fuß von einander in die Erde pflantzen/ deren jeder mit seiner Gabel oben versehen ist / worinnen sie die Rinde legen/ wann sie die ungleiche Rauhigkeit abkratzen: Und wann sie dieses noch nicht bequemlich thun können/ legen sie ein Brett über die gegabelte Pfähle/ worauf sie die Schale legen/ damit sie desto besser dazu kommen möchten; zu welchem End sie den Bast mit dem Brett auch anklammern und fest machen. Wann nun die Rinde gnug geschabt worden/ machen sie die Klammer loß/ nehmen die Rinde herauß/ und wann dieser also geschabte Zimmet wohl trucken worden/ legen sie ihn à part, wann sie denselben in das oberwehnte Packhauß oder Behalt tragen: Wiewohlen sie wohl auch den andern Zimmet also schaben/ wann sie denselben gar fein haben wollen. Wann endlich so viel geschelet worden/ als man vonnöthen gehabt/ binden sie den Zimmet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/727
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/727>, abgerufen am 10.11.2024.