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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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meinem Hochgeehrten Herrn zwey zuschicken wollen/ deren ich ohnlängst mächtig worden bin/ nemlich eine grosse und die eigentliche Carinam, und eine kleine/ mit einem weiteren Mund/ so dunckeler von Coleur, und eine besondere Art ist/ auch nicht viel grösser wird. Beyde aber bewohnet eine Art Polypus oder See-Kaß/ so absonderlich Nautily genennet wird. Dieses ist ein seltzamer Fisch/ welcher mit seinen zwey längsten Füssen/ die sich hinten außstrecken/ sein Schifflein fortrudert und besteuret/ mit den 2. fordersten und kürtzesten aber zugleich das Fordertheil des Schiffs etwas auffrecht haltend/ also fortsegelt/ (vid. Fig. 2. Tab. 1.) daß es trutz einem Jagt-Schiff fort lauffet; welches Spectacul doch niemahlen gesehen wird/ als wann es nach einem grossen Ungewitter wieder gand still worden. Er ist auch sehr/ schwer zu fangen / dieweil er gleich zu Grund gehet/ wann er das geringste am Ufer spüret. Auff dem Grund hat er die Grabben zu Feinden/ welche den wehrlosen Fisch herauß ziehen/ da alsdann die ledige Schaal gegen das Ufer geschmissen wird. Eine recht wunderliche Begebnüß hat es mit der jenigen Carina, welche ich an unsern Argonautam geschicket habe/ und welche nachmahlen an die Kömische Kayserliche Majestät verehret worden/ zugetragen: Indem dieselbe von einem See-Adler auß dem Meer gehohlet worden/ daß er den Fisch darauß fressen könte: Unter dem Fliegen aber entfället ihm die Schale davon/ (weilen der Fisch daran nicht fest ist) und zwar just auff ein Sandpläcklein zwischen zwey Klippen/ ohne einige Verletzung/ ausser daß ein klein Häutlein darauß gebrochen worden; da nachmahlen solche Schaale ohngefehr von einem Fischer zu der Zeit abgehoylet worden. Dieses war ein merckliches Vorspiel/ daß sie noch vor den Römischen Adler solte gebracht werden. (Den Abriß davon zeiget die I. Figur TAB. I.)

Die übrige Gefächer von dem Kistlein sind mit verschiedenen raren Conchis und Muscheln angefüllet/ darunter zwey rare See-Gewächse von weissem Corallen-stein zu finden sind/ welche durchgehend wie ein Nüßlein/ in Gestalt einer Rose oder Blume anzusehen/ und Reticulum marinum genennet werden.

Daß unter den zugesendeten drey Saamen verdorben sind/ ist kein Wunder/ indem diense Dinge allhier recht in dem Ende des Regenwetters musten colligiret werden/ da alle Sachen feucht und gequollen sind/ weßwegen ich noch mahlen sage/ daß dergleichen Versendungen nach dem Vatterland viel bequemer von Batavia könten und solten/ geschehen. Unterdessen sind die drey verdorbene gnugsam auff Batavia zu bekommen.

Andere Resinas und Gummata kan an statt der verlohrnen vor dißmahl nicht überschicken/ weil ich durch den Brandt deren gantz beraubet worden/ diese Sachen auch einige Zeit erfordern / biß man sie wieder zusammen bringen könne.

So fällt mir es auch dieses Jahr ohnmöglich/ mehr alten Pinany zu senden/ dieweil derselbe jetzo so rar und theuer ist/ daß man ihn zum täglichen Essen nicht wohl bekommen kan.

Es ist ein Matrose hier angekommen/ welchen Ihro Edlen vor einen Mahler und Abreisser senden / umb die verbrandte Figuren von meinem Herbario wieder zu ersetzen. Allein es dörffte gewaltig langsam damit hergehen/ indem er erst die Handlung lernen muß/ und ich keinen Dienst von meinem Sohn habe/ welcher/ nach seiner Meinung/ mit seinem Secretariat gar zu sehr occupiret ist/ wormit ihn der Herr Gouverneur versehen hat/ daß ich also seiner missen muß/ da ich doch seiner so hoch vonnöthen härte/ zumahlen ich so viel Unkosten deßwegen auff ihn gewendet habe. Es ist zu beklagen/ und macht ein Generos Gemüthe gantz verdrossen/ vor die gelahrte Welt etwas zu unterfangen/ weilen man hier zu Land so wenig Hülff darzu haben kan/ und die Geldsucht die Studia so verachtet macht/ doch muß man sich so viel dargegen stellen/ als es möglich ist.

Ich hätte ein Brieffgen vom Herrn Herbert de lager erwartet/ wie derselbe mir versprochen / als er seine Persianische Reise antrate: Allein es scheinet/ daß ich bey demselben auch vergessen sey.

Die Manier/ so viel Gewächse/ welche sich einander etwas gleichen/ unter ein Genus zu bringen/ hab ich allezeit vor sorglich und betrüglich gehalten/ und es kan nichts dann Verwirrung setzen/ weßwegen ich auch nicht zugeben können/ daß man vor den rothen Sandel allerhand rothe Höltzer/ und vor das Drachenblut allerhand rothe Säffte halten will; und dieweil ich solches nicht zuftehen will/ so hab schon manchen scharffen Verweiß von diesem Herrn empfangen.

Eben so unglücklich waren unsere Seribenten in Europa/ welche die Ost- und West-Indische Gewachse/ welche sie nicht anderst/ dann auß der Figur und Beschreibung kenneten/ unter dieses oder jenes Geschlecht eines Vatterländischen Krauts bringen wolten; dergleichen Fehler ich im Horto Malabarico anweisen und zeigen kan. Bauhtnus zehlet auff solche Manier in Pinace Plantarum unsern Pinangen-Baum unter die Palmen-Geschlechte/ und vermeinet mit etlichen/ daß es die Palma Cypria bey dem Theophrasto seye. Ich habe in meinem Herbario lib. 12. ohnegefehr Toley-Bäume unter das Geschlecht Palmae Indicae zehlen müssen/ wiewohlen ich

meinem Hochgeehrten Herrn zwey zuschicken wollen/ deren ich ohnlängst mächtig worden bin/ nemlich eine grosse und die eigentliche Carinam, und eine kleine/ mit einem weiteren Mund/ so dunckeler von Coleur, und eine besondere Art ist/ auch nicht viel grösser wird. Beyde aber bewohnet eine Art Polypus oder See-Kaß/ so absonderlich Nautily genennet wird. Dieses ist ein seltzamer Fisch/ welcher mit seinen zwey längsten Füssen/ die sich hinten außstrecken/ sein Schifflein fortrudert und besteuret/ mit den 2. fordersten und kürtzesten aber zugleich das Fordertheil des Schiffs etwas auffrecht haltend/ also fortsegelt/ (vid. Fig. 2. Tab. 1.) daß es trutz einem Jagt-Schiff fort lauffet; welches Spectacul doch niemahlen gesehen wird/ als wann es nach einem grossen Ungewitter wieder gand still worden. Er ist auch sehr/ schwer zu fangen / dieweil er gleich zu Grund gehet/ wann er das geringste am Ufer spüret. Auff dem Grund hat er die Grabben zu Feinden/ welche den wehrlosen Fisch herauß ziehen/ da alsdann die ledige Schaal gegen das Ufer geschmissen wird. Eine recht wunderliche Begebnüß hat es mit der jenigen Carina, welche ich an unsern Argonautam geschicket habe/ und welche nachmahlen an die Kömische Kayserliche Majestät verehret worden/ zugetragen: Indem dieselbe von einem See-Adler auß dem Meer gehohlet worden/ daß er den Fisch darauß fressen könte: Unter dem Fliegen aber entfället ihm die Schale davon/ (weilen der Fisch daran nicht fest ist) und zwar just auff ein Sandpläcklein zwischen zwey Klippen/ ohne einige Verletzung/ ausser daß ein klein Häutlein darauß gebrochen worden; da nachmahlen solche Schaale ohngefehr von einem Fischer zu der Zeit abgehoylet worden. Dieses war ein merckliches Vorspiel/ daß sie noch vor den Römischen Adler solte gebracht werden. (Den Abriß davon zeiget die I. Figur TAB. I.)

Die übrige Gefächer von dem Kistlein sind mit verschiedenen raren Conchis und Muscheln angefüllet/ darunter zwey rare See-Gewächse von weissem Corallen-stein zu finden sind/ welche durchgehend wie ein Nüßlein/ in Gestalt einer Rose oder Blume anzusehen/ und Reticulum marinum genennet werden.

Daß unter den zugesendeten drey Saamen verdorben sind/ ist kein Wunder/ indem diẽse Dinge allhier recht in dem Ende des Regenwetters musten colligiret werden/ da alle Sachen feucht und gequollen sind/ weßwegen ich noch mahlen sage/ daß dergleichen Versendungen nach dem Vatterland viel bequemer von Batavia könten und solten/ geschehen. Unterdessen sind die drey verdorbene gnugsam auff Batavia zu bekommen.

Andere Resinas und Gummata kan an statt der verlohrnen vor dißmahl nicht überschicken/ weil ich durch den Brandt deren gantz beraubet worden/ diese Sachen auch einige Zeit erfordern / biß man sie wieder zusammen bringen könne.

So fällt mir es auch dieses Jahr ohnmöglich/ mehr alten Pinany zu senden/ dieweil derselbe jetzo so rar und theuer ist/ daß man ihn zum täglichen Essen nicht wohl bekommen kan.

Es ist ein Matrose hier angekommen/ welchen Ihro Edlen vor einen Mahler und Abreisser senden / umb die verbrandte Figuren von meinem Herbariô wieder zu ersetzen. Allein es dörffte gewaltig langsam damit hergehen/ indem er erst die Handlung lernen muß/ und ich keinen Dienst von meinem Sohn habe/ welcher/ nach seiner Meinung/ mit seinem Secretariat gar zu sehr occupiret ist/ wormit ihn der Herr Gouverneur versehen hat/ daß ich also seiner missen muß/ da ich doch seiner so hoch vonnöthen härte/ zumahlen ich so viel Unkosten deßwegen auff ihn gewendet habe. Es ist zu beklagen/ und macht ein Generos Gemüthe gantz verdrossen/ vor die gelahrte Welt etwas zu unterfangen/ weilen man hier zu Land so wenig Hülff darzu haben kan/ und die Geldsucht die Studia so verachtet macht/ doch muß man sich so viel dargegen stellen/ als es möglich ist.

Ich hätte ein Brieffgen vom Herrn Herbert de lager erwartet/ wie derselbe mir versprochen / als er seine Persianische Reise antrate: Allein es scheinet/ daß ich bey demselben auch vergessen sey.

Die Manier/ so viel Gewächse/ welche sich einander etwas gleichen/ unter ein Genus zu bringen/ hab ich allezeit vor sorglich und betrüglich gehalten/ und es kan nichts dann Verwirrung setzen/ weßwegen ich auch nicht zugeben können/ daß man vor den rothen Sandel allerhand rothe Höltzer/ und vor das Drachenblut allerhand rothe Säffte halten will; und dieweil ich solches nicht zuftehen will/ so hab schon manchen scharffen Verweiß von diesem Herrn empfangen.

Eben so unglücklich waren unsere Seribenten in Europa/ welche die Ost- und West-Indische Gewachse/ welche sie nicht anderst/ dann auß der Figur und Beschreibung kenneten/ unter dieses oder jenes Geschlecht eines Vatterländischen Krauts bringen wolten; dergleichen Fehler ich im Hortô Malabaricô anweisen und zeigen kan. Bauhtnus zehlet auff solche Manier in Pinace Plantarum unsern Pinangen-Baum unter die Palmen-Geschlechte/ und vermeinet mit etlichen/ daß es die Palma Cypria bey dem Theophrasto seye. Ich habe in meinem Herbario lib. 12. ohnegefehr Toley-Bäume unter das Geschlecht Palmae Indicae zehlen müssen/ wiewohlen ich

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meinem Hochgeehrten Herrn zwey       zuschicken wollen/ deren ich ohnlängst mächtig worden bin/ nemlich eine grosse und die       eigentliche Carinam, und eine kleine/ mit einem weiteren Mund/ so dunckeler von Coleur, und       eine besondere Art ist/ auch nicht viel grösser wird. Beyde aber bewohnet eine Art Polypus       oder See-Kaß/ so absonderlich Nautily genennet wird. Dieses ist ein seltzamer Fisch/ welcher       mit seinen zwey längsten Füssen/ die sich hinten außstrecken/ sein Schifflein fortrudert und       besteuret/ mit den 2. fordersten und kürtzesten aber zugleich das Fordertheil des Schiffs       etwas auffrecht haltend/ also fortsegelt/ (vid. Fig. 2. Tab. 1.) daß es trutz einem       Jagt-Schiff fort lauffet; welches Spectacul doch niemahlen gesehen wird/ als wann es nach       einem grossen Ungewitter wieder gand still worden. Er ist auch sehr/ schwer zu fangen /       dieweil er gleich zu Grund gehet/ wann er das geringste am Ufer spüret. Auff dem Grund hat er       die Grabben zu Feinden/ welche den wehrlosen Fisch herauß ziehen/ da alsdann die ledige       Schaal gegen das Ufer geschmissen wird. Eine recht wunderliche Begebnüß hat es mit der jenigen       Carina, welche ich an unsern Argonautam geschicket habe/ und welche nachmahlen an die Kömische       Kayserliche Majestät verehret worden/ zugetragen: Indem dieselbe von einem See-Adler auß dem       Meer gehohlet worden/ daß er den Fisch darauß fressen könte: Unter dem Fliegen aber entfället       ihm die Schale davon/ (weilen der Fisch daran nicht fest ist) und zwar just auff ein       Sandpläcklein zwischen zwey Klippen/ ohne einige Verletzung/ ausser daß ein klein Häutlein       darauß gebrochen worden; da nachmahlen solche Schaale ohngefehr von einem Fischer zu der Zeit       abgehoylet worden. Dieses war ein merckliches Vorspiel/ daß sie noch vor den Römischen Adler       solte gebracht werden. (Den Abriß davon zeiget die I. Figur TAB. I.)</p>
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        <p>Es ist ein Matrose hier angekommen/ welchen Ihro Edlen vor einen Mahler und Abreisser senden      / umb die verbrandte Figuren von meinem Herbariô wieder zu ersetzen. Allein es dörffte gewaltig       langsam damit hergehen/ indem er erst die Handlung lernen muß/ und ich keinen Dienst von       meinem Sohn habe/ welcher/ nach seiner Meinung/ mit seinem Secretariat gar zu sehr occupiret       ist/ wormit ihn der Herr Gouverneur versehen hat/ daß ich also seiner missen muß/ da ich       doch seiner so hoch vonnöthen härte/ zumahlen ich so viel Unkosten deßwegen auff ihn gewendet       habe. Es ist zu beklagen/ und macht ein Generos Gemüthe gantz verdrossen/ vor die gelahrte       Welt etwas zu unterfangen/ weilen man hier zu Land so wenig Hülff darzu haben kan/ und die       Geldsucht die Studia so verachtet macht/ doch muß man sich so viel dargegen stellen/ als es       möglich ist.</p>
        <p>Ich hätte ein Brieffgen vom Herrn Herbert de lager erwartet/ wie derselbe mir versprochen /       als er seine Persianische Reise antrate: Allein es scheinet/ daß ich bey demselben auch       vergessen sey.</p>
        <p>Die Manier/ so viel Gewächse/ welche sich einander etwas gleichen/ unter ein Genus zu       bringen/ hab ich allezeit vor sorglich und betrüglich gehalten/ und es kan nichts dann       Verwirrung setzen/ weßwegen ich auch nicht zugeben können/ daß man vor den rothen Sandel       allerhand rothe Höltzer/ und vor das Drachenblut allerhand rothe Säffte halten will; und       dieweil ich solches nicht zuftehen will/ so hab schon manchen scharffen Verweiß von diesem       Herrn empfangen.</p>
        <p>Eben so unglücklich waren unsere Seribenten in Europa/ welche die Ost- und West-Indische       Gewachse/ welche sie nicht anderst/ dann auß der Figur und Beschreibung kenneten/ unter       dieses oder jenes Geschlecht eines Vatterländischen Krauts bringen wolten; dergleichen Fehler       ich im Hortô Malabaricô anweisen und zeigen kan. Bauhtnus zehlet auff solche Manier in Pinace       Plantarum unsern Pinangen-Baum unter die Palmen-Geschlechte/ und vermeinet mit etlichen/ daß       es die Palma Cypria bey dem Theophrasto seye. Ich habe in meinem Herbario lib. 12. ohnegefehr       Toley-Bäume unter das Geschlecht Palmae Indicae zehlen müssen/ wiewohlen ich
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[58/0714] meinem Hochgeehrten Herrn zwey zuschicken wollen/ deren ich ohnlängst mächtig worden bin/ nemlich eine grosse und die eigentliche Carinam, und eine kleine/ mit einem weiteren Mund/ so dunckeler von Coleur, und eine besondere Art ist/ auch nicht viel grösser wird. Beyde aber bewohnet eine Art Polypus oder See-Kaß/ so absonderlich Nautily genennet wird. Dieses ist ein seltzamer Fisch/ welcher mit seinen zwey längsten Füssen/ die sich hinten außstrecken/ sein Schifflein fortrudert und besteuret/ mit den 2. fordersten und kürtzesten aber zugleich das Fordertheil des Schiffs etwas auffrecht haltend/ also fortsegelt/ (vid. Fig. 2. Tab. 1.) daß es trutz einem Jagt-Schiff fort lauffet; welches Spectacul doch niemahlen gesehen wird/ als wann es nach einem grossen Ungewitter wieder gand still worden. Er ist auch sehr/ schwer zu fangen / dieweil er gleich zu Grund gehet/ wann er das geringste am Ufer spüret. Auff dem Grund hat er die Grabben zu Feinden/ welche den wehrlosen Fisch herauß ziehen/ da alsdann die ledige Schaal gegen das Ufer geschmissen wird. Eine recht wunderliche Begebnüß hat es mit der jenigen Carina, welche ich an unsern Argonautam geschicket habe/ und welche nachmahlen an die Kömische Kayserliche Majestät verehret worden/ zugetragen: Indem dieselbe von einem See-Adler auß dem Meer gehohlet worden/ daß er den Fisch darauß fressen könte: Unter dem Fliegen aber entfället ihm die Schale davon/ (weilen der Fisch daran nicht fest ist) und zwar just auff ein Sandpläcklein zwischen zwey Klippen/ ohne einige Verletzung/ ausser daß ein klein Häutlein darauß gebrochen worden; da nachmahlen solche Schaale ohngefehr von einem Fischer zu der Zeit abgehoylet worden. Dieses war ein merckliches Vorspiel/ daß sie noch vor den Römischen Adler solte gebracht werden. (Den Abriß davon zeiget die I. Figur TAB. I.) Die übrige Gefächer von dem Kistlein sind mit verschiedenen raren Conchis und Muscheln angefüllet/ darunter zwey rare See-Gewächse von weissem Corallen-stein zu finden sind/ welche durchgehend wie ein Nüßlein/ in Gestalt einer Rose oder Blume anzusehen/ und Reticulum marinum genennet werden. Daß unter den zugesendeten drey Saamen verdorben sind/ ist kein Wunder/ indem diẽse Dinge allhier recht in dem Ende des Regenwetters musten colligiret werden/ da alle Sachen feucht und gequollen sind/ weßwegen ich noch mahlen sage/ daß dergleichen Versendungen nach dem Vatterland viel bequemer von Batavia könten und solten/ geschehen. Unterdessen sind die drey verdorbene gnugsam auff Batavia zu bekommen. Andere Resinas und Gummata kan an statt der verlohrnen vor dißmahl nicht überschicken/ weil ich durch den Brandt deren gantz beraubet worden/ diese Sachen auch einige Zeit erfordern / biß man sie wieder zusammen bringen könne. So fällt mir es auch dieses Jahr ohnmöglich/ mehr alten Pinany zu senden/ dieweil derselbe jetzo so rar und theuer ist/ daß man ihn zum täglichen Essen nicht wohl bekommen kan. Es ist ein Matrose hier angekommen/ welchen Ihro Edlen vor einen Mahler und Abreisser senden / umb die verbrandte Figuren von meinem Herbariô wieder zu ersetzen. Allein es dörffte gewaltig langsam damit hergehen/ indem er erst die Handlung lernen muß/ und ich keinen Dienst von meinem Sohn habe/ welcher/ nach seiner Meinung/ mit seinem Secretariat gar zu sehr occupiret ist/ wormit ihn der Herr Gouverneur versehen hat/ daß ich also seiner missen muß/ da ich doch seiner so hoch vonnöthen härte/ zumahlen ich so viel Unkosten deßwegen auff ihn gewendet habe. Es ist zu beklagen/ und macht ein Generos Gemüthe gantz verdrossen/ vor die gelahrte Welt etwas zu unterfangen/ weilen man hier zu Land so wenig Hülff darzu haben kan/ und die Geldsucht die Studia so verachtet macht/ doch muß man sich so viel dargegen stellen/ als es möglich ist. Ich hätte ein Brieffgen vom Herrn Herbert de lager erwartet/ wie derselbe mir versprochen / als er seine Persianische Reise antrate: Allein es scheinet/ daß ich bey demselben auch vergessen sey. Die Manier/ so viel Gewächse/ welche sich einander etwas gleichen/ unter ein Genus zu bringen/ hab ich allezeit vor sorglich und betrüglich gehalten/ und es kan nichts dann Verwirrung setzen/ weßwegen ich auch nicht zugeben können/ daß man vor den rothen Sandel allerhand rothe Höltzer/ und vor das Drachenblut allerhand rothe Säffte halten will; und dieweil ich solches nicht zuftehen will/ so hab schon manchen scharffen Verweiß von diesem Herrn empfangen. Eben so unglücklich waren unsere Seribenten in Europa/ welche die Ost- und West-Indische Gewachse/ welche sie nicht anderst/ dann auß der Figur und Beschreibung kenneten/ unter dieses oder jenes Geschlecht eines Vatterländischen Krauts bringen wolten; dergleichen Fehler ich im Hortô Malabaricô anweisen und zeigen kan. Bauhtnus zehlet auff solche Manier in Pinace Plantarum unsern Pinangen-Baum unter die Palmen-Geschlechte/ und vermeinet mit etlichen/ daß es die Palma Cypria bey dem Theophrasto seye. Ich habe in meinem Herbario lib. 12. ohnegefehr Toley-Bäume unter das Geschlecht Palmae Indicae zehlen müssen/ wiewohlen ich

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/714>, abgerufen am 25.11.2024.