Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.VIII. EXTRACT Auß Herrn GEORG EBERHARD RUMPHII Send-Schreiben / An D. WILHELM ten RHYNE. P. P VOnsten hab ich 10. Bücher von den Ambonischen Kräutern/ und eines von den See-Gewächsen unter Handen. Cortex Ovinius oder Massoy, eine hitzige und aromatische Rinde/ ist hier so wohl/ als zu Batavia außländisch/ und wird von N. Guinea gehohlet; weßwegen deren Gebrauch leichtlicher bey einem Muleya oder Balier, als allhier kan erforschet werden. Lagondy ist überall zweyerley/ 1. das Männchen mit fünff Blättern/ wird zu einem Baum und wächset an dem Ufer. 2. Das Weibchen hat nur 3. kleinere Blätter/ und bleibet in diesen Insulen nur ein kleiner Strauch/ auff Batavia aber wird es zu einem Baum/ und ist allein in der Artzney gebräuchlich/ wovon meinem HHn. vor etlichen Jahren/ wie ich vermeine/ die Blätter überschicket habe. Herba Moluccana, so bey dem Christophoro a Coste Cap. 5. 9. beschrieben ist/ wird in Ternat-Tschinga-tschinge, insgemein aber auff Malejisch Sajor Songa genennet: wächset überall wild mit langen Reben an den wässerichten Orthen/ unter andern rauhen und krichenden Gewächsen. Costa legt ihm des Sambuci Blätter zu: allein sie sind viel breiter und runder / etwas rauh im Angreiffen/ von starckem Geruch/ wie die Mentha Saracenica, mit Anis gemenget: Ist wohl ein Wund-Kraut/ aber nicht also sehr/ daß es ein destructiv Chirurgorum könne genennet werden/ wie Costa geschrieben. Ich hab vor 20. Jahren durch meinen Wund-Artzt mit Wachß und frisch Calappas-Oehl eine grüne Salbe davon machen lassen/ welche uns gute Dienste thäte/ wo man keine andere haben konte. Wird auch auff eine gewisse Art zubereitet/ und in der Küche zu einem Gemüß-Kraut gebraucht/ treibet den Urin/ welcher einen Terpentinischen Geruch darvon bekommet. Lignum Moluccanum ist heut zu Tag nicht mehr unter dem Nahmen Panave, den ihm der vorgemeldte Costa Cap. 34. gegeben/ und sehr dunckel belchrieben hat/ bekandt: sondern ich weiß wohl / daß er damit das Bäumgen Bory meinet/ welches an allen seinen Theilen so hitzig/ brennend und starck pur girend ist/ als immer ein Euphorbium seyn kan. Die Wurtzeln davon sind ohngefehr im Jahr 1632. auß Amboina verlanget/ und nacher Europa und China gesendet worden/ umb die Wassersucht damit zu curiren/ worinn sie treffliche Würckung thun/ wie ich allhier im Hospital solches offt probiren lassen. Die Früchten darvon werden Schwitz-Nüßger/ in den Kräuter-Büchern Grana de Molucco und Pinelen von Molucco genennet/ wormit man Fischen und Vögeln vergibt. In diesem Büntelgen bekommet mein HHr. ein Büschlein von der Wurtzel / welche am sichersten zu gebrauchen ist; Darbey kommen 6. Nüßlein so etwas dreyeckicht sind/ an statt einer Probe darvon. Man nimmt von der fein und rein geriebenen Wurtzel nicht mehr als einen Fingerhut voll/ in etwas Fleisch-oder anderer fetten Brühe/ mit Arak vermenget. Es treibet dieses Medicament sehr gewaltig den Urin in den Wassersüchtigen/ verursachet aber einen kleinen Brand in der Kehl und in dem Affter. Ganiter sind gewisse holtzigte Körner/ so artig außgehöhlet scheinen/ als ob sie durch Kunst also gegraben wären/ etwas grösser als Pfeffer-Körner/ welche die Gentilen an Schnüren umb den Halß tragen/ auch zuweilen mit guten Corallen vermengen. Die beste fallen auff dem Oostischen Theil von Java und Madura: Hier aber in Amboina fäl- VIII. EXTRACT Auß Herrn GEORG EBERHARD RUMPHII Send-Schreiben / An D. WILHELM ten RHYNE. P. P VOnsten hab ich 10. Bücher von den Ambonischen Kräutern/ und eines von den See-Gewächsen unter Handen. Cortex Ovinius oder Massoy, eine hitzige und aromatische Rinde/ ist hier so wohl/ als zu Batavia außländisch/ und wird von N. Guineâ gehohlet; weßwegen deren Gebrauch leichtlicher bey einem Muleya oder Balier, als allhier kan erforschet werden. Lagondy ist überall zweyerley/ 1. das Männchen mit fünff Blättern/ wird zu einem Baum und wächset an dem Ufer. 2. Das Weibchen hat nur 3. kleinere Blätter/ und bleibet in diesen Insulen nur ein kleiner Strauch/ auff Batavia aber wird es zu einem Baum/ und ist allein in der Artzney gebräuchlich/ wovon meinem HHn. vor etlichen Jahren/ wie ich vermeine/ die Blätter überschicket habe. Herba Moluccana, so bey dem Christophoro à Coste Cap. 5. 9. beschrieben ist/ wird in Ternat-Tschinga-tschinge, insgemein aber auff Malejisch Sajor Songa genennet: wächset überall wild mit langen Reben an den wässerichten Orthen/ unter andern rauhen und krichenden Gewächsen. Costa legt ihm des Sambuci Blätter zu: allein sie sind viel breiter und runder / etwas rauh im Angreiffen/ von starckem Geruch/ wie die Mentha Saracenica, mit Anis gemenget: Ist wohl ein Wund-Kraut/ aber nicht also sehr/ daß es ein destructiv Chirurgorum könne genennet werden/ wie Costa geschrieben. Ich hab vor 20. Jahren durch meinen Wund-Artzt mit Wachß und frisch Calappas-Oehl eine grüne Salbe davon machen lassen/ welche uns gute Dienste thäte/ wo man keine andere haben konte. Wird auch auff eine gewisse Art zubereitet/ und in der Küche zu einem Gemüß-Kraut gebraucht/ treibet den Urin/ welcher einen Terpentinischen Geruch darvon bekommet. Lignum Moluccanum ist heut zu Tag nicht mehr unter dem Nahmen Panave, den ihm der vorgemeldte Costa Cap. 34. gegeben/ und sehr dunckel belchrieben hat/ bekandt: sondern ich weiß wohl / daß er damit das Bäumgen Bory meinet/ welches an allen seinen Theilen so hitzig/ brennend und starck pur girend ist/ als immer ein Euphorbium seyn kan. Die Wurtzeln davon sind ohngefehr im Jahr 1632. auß Amboina verlanget/ und nacher Europa und China gesendet worden/ umb die Wassersucht damit zu curiren/ worinn sie treffliche Würckung thun/ wie ich allhier im Hospital solches offt probiren lassen. Die Früchten darvon werden Schwitz-Nüßger/ in den Kräuter-Büchern Grana de Molucco und Pinelen von Molucco genennet/ wormit man Fischen und Vögeln vergibt. In diesem Büntelgen bekom̃et mein HHr. ein Büschlein von der Wurtzel / welche am sichersten zu gebrauchen ist; Darbey kommen 6. Nüßlein so etwas dreyeckicht sind/ an statt einer Probe darvon. Man nimmt von der fein und rein geriebenẽ Wurtzel nicht mehr als einen Fingerhut voll/ in etwas Fleisch-oder anderer fetten Brühe/ mit Arak vermenget. Es treibet dieses Medicament sehr gewaltig den Urin in den Wassersüchtigen/ verursachet aber einen kleinen Brand in der Kehl und in dem Affter. Ganiter sind gewisse holtzigte Körner/ so artig außgehöhlet scheinen/ als ob sie durch Kunst also gegraben wären/ etwas grösser als Pfeffer-Körner/ welche die Gentilen an Schnüren umb den Halß tragen/ auch zuweilen mit guten Corallen vermengen. Die beste fallen auff dem Oostischen Theil von Java und Madura: Hier aber in Amboinâ fäl- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0705" n="49"/> <p>VIII.</p> <p>EXTRACT</p> <p>Auß</p> <p>Herrn GEORG EBERHARD</p> <p>RUMPHII</p> <p>Send-Schreiben /</p> <p>An</p> <p>D. WILHELM ten RHYNE.</p> <p>P. P</p> <p>VOnsten hab ich 10. Bücher von den Ambonischen Kräutern/ und eines von den See-Gewächsen unter Handen.</p> <p>Cortex Ovinius oder Massoy, eine hitzige und aromatische Rinde/ ist hier so wohl/ als zu Batavia außländisch/ und wird von N. Guineâ gehohlet; weßwegen deren Gebrauch leichtlicher bey einem Muleya oder Balier, als allhier kan erforschet werden.</p> <p>Lagondy ist überall zweyerley/ 1. das Männchen mit fünff Blättern/ wird zu einem Baum und wächset an dem Ufer. 2. Das Weibchen hat nur 3. kleinere Blätter/ und bleibet in diesen Insulen nur ein kleiner Strauch/ auff Batavia aber wird es zu einem Baum/ und ist allein in der Artzney gebräuchlich/ wovon meinem HHn. vor etlichen Jahren/ wie ich vermeine/ die Blätter überschicket habe.</p> <p>Herba Moluccana, so bey dem Christophoro à Coste Cap. 5. 9. beschrieben ist/ wird in Ternat-Tschinga-tschinge, insgemein aber auff Malejisch Sajor Songa genennet: wächset überall wild mit langen Reben an den wässerichten Orthen/ unter andern rauhen und krichenden Gewächsen. Costa legt ihm des Sambuci Blätter zu: allein sie sind viel breiter und runder / etwas rauh im Angreiffen/ von starckem Geruch/ wie die Mentha Saracenica, mit Anis gemenget: Ist wohl ein Wund-Kraut/ aber nicht also sehr/ daß es ein destructiv Chirurgorum könne genennet werden/ wie Costa geschrieben. Ich hab vor 20. Jahren durch meinen Wund-Artzt mit Wachß und frisch Calappas-Oehl eine grüne Salbe davon machen lassen/ welche uns gute Dienste thäte/ wo man keine andere haben konte. Wird auch auff eine gewisse Art zubereitet/ und in der Küche zu einem Gemüß-Kraut gebraucht/ treibet den Urin/ welcher einen Terpentinischen Geruch darvon bekommet.</p> <p>Lignum Moluccanum ist heut zu Tag nicht mehr unter dem Nahmen Panave, den ihm der vorgemeldte Costa Cap. 34. gegeben/ und sehr dunckel belchrieben hat/ bekandt: sondern ich weiß wohl / daß er damit das Bäumgen Bory meinet/ welches an allen seinen Theilen so hitzig/ brennend und starck pur girend ist/ als immer ein Euphorbium seyn kan. Die Wurtzeln davon sind ohngefehr im Jahr 1632. auß Amboina verlanget/ und nacher Europa und China gesendet worden/ umb die Wassersucht damit zu curiren/ worinn sie treffliche Würckung thun/ wie ich allhier im Hospital solches offt probiren lassen. Die Früchten darvon werden Schwitz-Nüßger/ in den Kräuter-Büchern Grana de Molucco und Pinelen von Molucco genennet/ wormit man Fischen und Vögeln vergibt. In diesem Büntelgen bekom̃et mein HHr. ein Büschlein von der Wurtzel / welche am sichersten zu gebrauchen ist; Darbey kommen 6. Nüßlein so etwas dreyeckicht sind/ an statt einer Probe darvon. Man nimmt von der fein und rein geriebenẽ Wurtzel nicht mehr als einen Fingerhut voll/ in etwas Fleisch-oder anderer fetten Brühe/ mit Arak vermenget. Es treibet dieses Medicament sehr gewaltig den Urin in den Wassersüchtigen/ verursachet aber einen kleinen Brand in der Kehl und in dem Affter.</p> <p>Ganiter sind gewisse holtzigte Körner/ so artig außgehöhlet scheinen/ als ob sie durch Kunst also gegraben wären/ etwas grösser als Pfeffer-Körner/ welche die Gentilen an Schnüren umb den Halß tragen/ auch zuweilen mit guten Corallen vermengen. Die beste fallen auff dem Oostischen Theil von Java und Madura: Hier aber in Amboinâ fäl- </p> </div> </body> </text> </TEI> [49/0705]
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Auß
Herrn GEORG EBERHARD
RUMPHII
Send-Schreiben /
An
D. WILHELM ten RHYNE.
P. P
VOnsten hab ich 10. Bücher von den Ambonischen Kräutern/ und eines von den See-Gewächsen unter Handen.
Cortex Ovinius oder Massoy, eine hitzige und aromatische Rinde/ ist hier so wohl/ als zu Batavia außländisch/ und wird von N. Guineâ gehohlet; weßwegen deren Gebrauch leichtlicher bey einem Muleya oder Balier, als allhier kan erforschet werden.
Lagondy ist überall zweyerley/ 1. das Männchen mit fünff Blättern/ wird zu einem Baum und wächset an dem Ufer. 2. Das Weibchen hat nur 3. kleinere Blätter/ und bleibet in diesen Insulen nur ein kleiner Strauch/ auff Batavia aber wird es zu einem Baum/ und ist allein in der Artzney gebräuchlich/ wovon meinem HHn. vor etlichen Jahren/ wie ich vermeine/ die Blätter überschicket habe.
Herba Moluccana, so bey dem Christophoro à Coste Cap. 5. 9. beschrieben ist/ wird in Ternat-Tschinga-tschinge, insgemein aber auff Malejisch Sajor Songa genennet: wächset überall wild mit langen Reben an den wässerichten Orthen/ unter andern rauhen und krichenden Gewächsen. Costa legt ihm des Sambuci Blätter zu: allein sie sind viel breiter und runder / etwas rauh im Angreiffen/ von starckem Geruch/ wie die Mentha Saracenica, mit Anis gemenget: Ist wohl ein Wund-Kraut/ aber nicht also sehr/ daß es ein destructiv Chirurgorum könne genennet werden/ wie Costa geschrieben. Ich hab vor 20. Jahren durch meinen Wund-Artzt mit Wachß und frisch Calappas-Oehl eine grüne Salbe davon machen lassen/ welche uns gute Dienste thäte/ wo man keine andere haben konte. Wird auch auff eine gewisse Art zubereitet/ und in der Küche zu einem Gemüß-Kraut gebraucht/ treibet den Urin/ welcher einen Terpentinischen Geruch darvon bekommet.
Lignum Moluccanum ist heut zu Tag nicht mehr unter dem Nahmen Panave, den ihm der vorgemeldte Costa Cap. 34. gegeben/ und sehr dunckel belchrieben hat/ bekandt: sondern ich weiß wohl / daß er damit das Bäumgen Bory meinet/ welches an allen seinen Theilen so hitzig/ brennend und starck pur girend ist/ als immer ein Euphorbium seyn kan. Die Wurtzeln davon sind ohngefehr im Jahr 1632. auß Amboina verlanget/ und nacher Europa und China gesendet worden/ umb die Wassersucht damit zu curiren/ worinn sie treffliche Würckung thun/ wie ich allhier im Hospital solches offt probiren lassen. Die Früchten darvon werden Schwitz-Nüßger/ in den Kräuter-Büchern Grana de Molucco und Pinelen von Molucco genennet/ wormit man Fischen und Vögeln vergibt. In diesem Büntelgen bekom̃et mein HHr. ein Büschlein von der Wurtzel / welche am sichersten zu gebrauchen ist; Darbey kommen 6. Nüßlein so etwas dreyeckicht sind/ an statt einer Probe darvon. Man nimmt von der fein und rein geriebenẽ Wurtzel nicht mehr als einen Fingerhut voll/ in etwas Fleisch-oder anderer fetten Brühe/ mit Arak vermenget. Es treibet dieses Medicament sehr gewaltig den Urin in den Wassersüchtigen/ verursachet aber einen kleinen Brand in der Kehl und in dem Affter.
Ganiter sind gewisse holtzigte Körner/ so artig außgehöhlet scheinen/ als ob sie durch Kunst also gegraben wären/ etwas grösser als Pfeffer-Körner/ welche die Gentilen an Schnüren umb den Halß tragen/ auch zuweilen mit guten Corallen vermengen. Die beste fallen auff dem Oostischen Theil von Java und Madura: Hier aber in Amboinâ fäl-
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/705>, abgerufen am 16.02.2025. |