UNter andern sehr vielen Verdrießlichkeiten so den Lehrenden auff Universitäten zu zustosen pflegen/ ist wol eine von den grösten/ wann sie entweder gar keine/ oder nur solche Auditores finden/ an welchen all angewandter Fleiß/ Müh und Arbeit vergebens und umbsonst / ja/ wie man zu sagen pfleget/ Hopffen und Maltz verlohren ist. Jenes gienge dem berümbten Redner/ Aldo Manutio so zu Hertzen/ daß/ als Ervon allen Zuhörern verlassen öffters allein vor dem Auditorio zu Rom die Zeit mit Spatzierengehen zubringen müssen/ Er sich endlich zu todt darüber krämete; und obschon ein anderer/ sonsten vortrefflicher/ Professor Eloquentiae vor wenigen Jahren sich besser darzu resolviren konte/ indem Er/ an statt sich deßwegen zu kräncken/ folgende Inscription an das Auditorium schlagen liese.
STA VIATOR
ALIQUID TE VOLO
HODIE NON LEGO,
CUR?
NONLEGO, QUANDO LEGO: CAPIS HAEC MYSTERIA SPHINGIS PLUS DICAM: QUANDO NON LEGO, MULTA LEGO.
EN CLAVEM!
NON LEGO, QUANDO, LEGO, VACUIS NIL PRAELEGO SCAMNIS LECTURUS VENIO, SED PROCUL AURIS ABEST.
QUANDO DOMI MANEO, PLUVIUS DUM TERRITAT AETHER TUNC CAPIS UT QUANDO NON LEGO MULTA LEGO SED IN TELLIGIS ? HODIE NON LEGO NON LEGO TUQUE LEGIS: SED ID EST PERVER TERE LEGES, HIC AUDIRE JUVAT, QUID LEGO, QUANDO LEGIS. SCILICET ISTA LEGIS QUERULAE DICTAMINA PENNAE NON LEGERES, OCULUS SI TIBI IN AURE FORET.
N. N.
Gislae d. 29. Novembr. 1698.
So kan man doch leicht hieraus abnehmen/ daß es Jhn auch nicht wenig verdrossen habe / zumahlen Er keine Pedanterie sondern lauter realia vorbrachte. Uber das letztere aber ist heut zu Tag bey dem allgemeinem Verfall der untern Schulen in allen Facultäten ein sehr grosse Klage / indem die jenige Leutger/ so kaum ein wenigin den Donat gesehen haben/ alsobald auff die Hohe Schulen lauffen/ auch ohne sich in Philosophicis wohl zu üben gleich mit ungewaschenen Händen in die Obere Facultäten sich eindringen und wann sie/ aus Unwissenheit der gewöhnlichen Terminorum. jhrer Professorum Vortrag nicht begreiffen können/ endlich nichts als
UNter andern sehr vielen Verdrießlichkeiten so den Lehrenden auff Universitäten zu zustosen pflegẽ/ ist wol eine von den grösten/ wann sie entweder gar keine/ oder nur solche Auditores finden/ an welchen all angewandter Fleiß/ Müh und Arbeit vergebens und umbsonst / ja/ wie man zu sagen pfleget/ Hopffen und Maltz verlohren ist. Jenes gienge dem berümbten Redner/ Aldo Manutio so zu Hertzen/ daß/ als Ervon allen Zuhörern verlassen öffters allein vor dem Auditoriô zu Rom die Zeit mit Spatzierengehen zubringen müssen/ Er sich endlich zu todt darüber krämete; und obschon ein anderer/ sonsten vortrefflicher/ Professor Eloquentiae vor wenigen Jahren sich besser darzu resolviren konte/ indem Er/ an statt sich deßwegen zu kräncken/ folgende Inscription an das Auditorium schlagen liese.
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QUANDO DOMI MANEO, PLUVIUS DUM TERRITAT AETHER TUNC CAPIS UT QUANDO NON LEGO MULTA LEGO SED IN TELLIGIS ? HODIE NON LEGO NON LEGO TUQUE LEGIS: SED ID EST PERVER TERE LEGES, HIC AUDIRE JUVAT, QUID LEGO, QUANDO LEGIS. SCILICET ISTA LEGIS QUERULAE DICTAMINA PENNAE NON LEGERES, OCULUS SI TIBI IN AURE FORET.
N. N.
Gislae d. 29. Novembr. 1698.
So kan man doch leicht hieraus abnehmen/ daß es Jhn auch nicht wenig verdrossen habe / zumahlen Er keine Pedanterie sondern lauter realia vorbrachte. Uber das letztere aber ist heut zu Tag bey dem allgemeinem Verfall der untern Schulen in allen Facultäten ein sehr grosse Klage / indem die jenige Leutger/ so kaum ein wenigin den Donat gesehen haben/ alsobald auff die Hohe Schulen lauffen/ auch ohne sich in Philosophicis wohl zu üben gleich mit ungewaschenen Händen in die Obere Facultäten sich eindringen und wann sie/ aus Unwissenheit der gewöhnlichen Terminorum. jhrer Professorum Vortrag nicht begreiffen können/ endlich nichts als
<TEI><text><body><div><pbfacs="#f0655"/><p>Hoch Edle Vest- und Hochgelahrte /</p><p>Wie auch</p><p>Wohl-Ehrnveste/ Vorachtbahreund Wohlerfahrne/ Broß-Beneigte/ Vielgeehrte Herren!</p><p>UNter andern sehr vielen Verdrießlichkeiten so den Lehrenden auff Universitäten zu zustosen pflegẽ/ ist wol eine von den grösten/ wann sie entweder gar keine/ oder nur solche Auditores finden/ an welchen all angewandter Fleiß/ Müh und Arbeit vergebens und umbsonst / ja/ wie man zu sagen pfleget/ Hopffen und Maltz verlohren ist. Jenes gienge dem berümbten Redner/ Aldo Manutio so zu Hertzen/ daß/ als Ervon allen Zuhörern verlassen öffters allein vor dem Auditoriô zu Rom die Zeit mit Spatzierengehen zubringen müssen/ Er sich endlich zu todt darüber krämete; und obschon ein anderer/ sonsten vortrefflicher/ Professor Eloquentiae vor wenigen Jahren sich besser darzu resolviren konte/ indem Er/ an statt sich deßwegen zu kräncken/ folgende Inscription an das Auditorium schlagen liese.</p><p>STA VIATOR</p><p>ALIQUID TE VOLO</p><p>HODIE NON LEGO,</p><p>CUR?</p><p>NONLEGO, QUANDO LEGO: CAPIS HAEC MYSTERIA SPHINGIS PLUS DICAM: QUANDO NON LEGO, MULTA LEGO.</p><p>EN CLAVEM!</p><p>NON LEGO, QUANDO, LEGO, VACUIS NIL PRAELEGO SCAMNIS LECTURUS VENIO, SED PROCUL AURIS ABEST.</p><p>QUANDO DOMI MANEO, PLUVIUS DUM TERRITAT AETHER TUNC CAPIS UT QUANDO NON LEGO MULTA LEGO SED IN TELLIGIS ? HODIE NON LEGO NON LEGO TUQUE LEGIS: SED ID EST PERVER TERE LEGES, HIC AUDIRE JUVAT, QUID LEGO, QUANDO LEGIS. SCILICET ISTA LEGIS QUERULAE DICTAMINA PENNAE NON LEGERES, OCULUS SI TIBI IN AURE FORET.</p><p>N. N.</p><p>Gislae d. 29. Novembr. 1698.</p><p>So kan man doch leicht hieraus abnehmen/ daß es Jhn auch nicht wenig verdrossen habe / zumahlen Er keine Pedanterie sondern lauter realia vorbrachte. Uber das letztere aber ist heut zu Tag bey dem allgemeinem Verfall der untern Schulen in allen Facultäten ein sehr grosse Klage / indem die jenige Leutger/ so kaum ein wenigin den Donat gesehen haben/ alsobald auff die Hohe Schulen lauffen/ auch ohne sich in Philosophicis wohl zu üben gleich mit ungewaschenen Händen in die Obere Facultäten sich eindringen und wann sie/ aus Unwissenheit der gewöhnlichen Terminorum. jhrer Professorum Vortrag nicht begreiffen können/ endlich nichts als
</p></div></body></text></TEI>
[0655]
Hoch Edle Vest- und Hochgelahrte /
Wie auch
Wohl-Ehrnveste/ Vorachtbahreund Wohlerfahrne/ Broß-Beneigte/ Vielgeehrte Herren!
UNter andern sehr vielen Verdrießlichkeiten so den Lehrenden auff Universitäten zu zustosen pflegẽ/ ist wol eine von den grösten/ wann sie entweder gar keine/ oder nur solche Auditores finden/ an welchen all angewandter Fleiß/ Müh und Arbeit vergebens und umbsonst / ja/ wie man zu sagen pfleget/ Hopffen und Maltz verlohren ist. Jenes gienge dem berümbten Redner/ Aldo Manutio so zu Hertzen/ daß/ als Ervon allen Zuhörern verlassen öffters allein vor dem Auditoriô zu Rom die Zeit mit Spatzierengehen zubringen müssen/ Er sich endlich zu todt darüber krämete; und obschon ein anderer/ sonsten vortrefflicher/ Professor Eloquentiae vor wenigen Jahren sich besser darzu resolviren konte/ indem Er/ an statt sich deßwegen zu kräncken/ folgende Inscription an das Auditorium schlagen liese.
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N. N.
Gislae d. 29. Novembr. 1698.
So kan man doch leicht hieraus abnehmen/ daß es Jhn auch nicht wenig verdrossen habe / zumahlen Er keine Pedanterie sondern lauter realia vorbrachte. Uber das letztere aber ist heut zu Tag bey dem allgemeinem Verfall der untern Schulen in allen Facultäten ein sehr grosse Klage / indem die jenige Leutger/ so kaum ein wenigin den Donat gesehen haben/ alsobald auff die Hohe Schulen lauffen/ auch ohne sich in Philosophicis wohl zu üben gleich mit ungewaschenen Händen in die Obere Facultäten sich eindringen und wann sie/ aus Unwissenheit der gewöhnlichen Terminorum. jhrer Professorum Vortrag nicht begreiffen können/ endlich nichts als
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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/655>, abgerufen am 18.06.2024.
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