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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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fältigen Mannes Relation, etwas mehr/ als einer fliegenden Zeitung/ da niemand weiß/ wer derselbigen erster Erfinder ist/ glauben zugeben seyn: welcher Kircherus aber/ wie bald folgen wird/ die Sache mit etwas andern Umständen erzehlet. Und (3.) immittels sehet doch die physicalische Curiosität des Romanischen Avisen-Schreibers/ der unter andern jetzt also schrieb:

Der Avisen-Schreiber setzt:

1.) Etzliche der Romanischen Jäger

(2.) hätten in den nächsten Wäldern

(3.) gejaget;

(4.) und seye Ihnen ein junger Drach/ so groß/ als ein grosser Hund/ begegnet/ sc.

Stimmt dieses beydes nicht artig übercin?

§. 8. Und was der gute Herr Kircher ferner anmercket/ (Er vergebe es mir) ist alles auch eben nit so richtig. Denn (1.) berichtet er/ das ein verwegener Kerle gewesen/ so auff die Wallstadt hinauß gegangen/ dem getödteten gifftigen Drachen den Kopff von dem Kumpff abgesondert/ und nach Rom gebracht hette. Welchen Kopff ihm der Kunst-Kämmerer Cardinals Barberini hernach gezeiget; und setzt alsobald drauff diese Worte: Bipes crat, contrario tamen situ monstruosus, cartilagineis Anserum instar pedibus instructus; &amp; omnibus in meo Museo spectandum exhibetur. Wie kan aber Herr Kircher die eigentliche Structur und situation der Füsse desselbigen Drachen/ nebst seiner übrigen Gestalt/ von Glied zu Gliede/ aus blosser Relation gedachten Fleischers/ und hernach des verwegenen Kerles/ recht abcopirt bekommen haben/ weil nur der Kopff nach Rom gebracht/ und der übrige Rumpff liegen blieben? Und gleichwol sagt Herr Kircher/ daß in seinem Naturalien-Gemach Er diesen Drachen (verstehe im Bildnüß) vor jedermans Augen gestellet habe. Wie ist er versichert/ daß der Mahler den Drachen recht gemahlet? Mich bedünckt/ und ich habe auch schon im Ende des ersten Tractatus erwehnt/ daß diß ein unvermerckt-aber sehr-gemeiner Irrthum sey/ von Natur der Dinge/ in Mangel des Originals derselben/ aus deren Copey sich zu informiren wollen. Denn zu geschweigen / daß ein Mahler in Copirung eines Dinges glücklicher/ als der ander ist/ und die Natur doch allzeit Meister spielet; so dencke man doch/ wie viel tausend Figuren und Abbildungen sind in Büchern und sonst zu finden/ da der Mahler od er Kupfferstecher nur hat müssen mit einer/ ihm zur Anleitung-geschehenen/ wortlichen Beschreibung zufrieden seyn/ und hierauff dann das Werck gerichtet? Mich bedünckt/ es kan nicht fehlen; Diebe müssen stehlen: und in Bildern / die uns unterrichten sollen von Sachen/ gehörig zu freyen Künsten/ schleichen viel irrsame Zusatze bey ein/ entstanden aus der Mahler oder Kupfferstecher Invention, Ein junger Trach / so groß/ als ein grosser Hund. Nun wissen wir des Trachen Grösse. Sehr wol gegeben!

§. 7. Aber lasst uns die Romanische Avise/ mit Herrn Kircheri Relation kürtzlich hiemit einander entgegen halten/ genommen aus seinem Mundo Subterraneo: (lib. 8. sect. 2. cap. 2. pag. 90. b.)

Herr Kircherus schreibt:

(1.) Ein Ramanischer Fleischer

(2.) hätte an sümpffigen Revieren in der See

(3.) Wasser-Vögeln nachgestellet /

(4.) und seye Ihm ein grosser Drach/ in grösse eines Vulturis, oder Geyers begegnet / sc.

Gehirn/ und eignen Dünsten.

§. 9. Alsdann (2.) setzt Kircherus von solchen seinem/ entweder abgemahlt- oder endlich auch außgestopfftem Drachen (Er mag ihn dann bekommen haben/ wie und von wannen er will) diß dabey; Typus Draconis hic est: das ist: Das Bildnüß des Drachen ist dieses. Solch Bildnüß aber hat Er dem Text mit-einzuverleiben/ darauf vergessen. Oder hat er einen ausgestopfften Drachen würcklich bey sich; so laufft auch deßfalls/ ans schuld derer/ die frembde Erd- oder Wasser-Thiere auffspannen/ trocknen/ und stopffen/ vielerley theils Irrthum/ theils Betrug / mit unter. Irrtbum darumb/ weil die meiste vorige Proportion der Glieder gautz anders gekehrt und gerichtet wird/ als sie natürlich vor dem gewesen: Betrug aber auch vollends / weil nichts gemeiners/ als daß benahmendlich die Rajae Clavatae, oder Stein-Rochen / Nagel-Rochen/ die so wol in der Ost-See/ oder Belt/ als sonderlich in West-See/ umb die Insul Hilligland/ (meinem gnädigsten Fürsten in Holstein zuständig) gefangen/ von den Schiffern hernach exenterirt, getrocknet/ wunderlich außgespannt/ gekärbt/ gebeuget/ und Drachen- oder Basilisken-formig accomodiret werden. So entlegener demnach die Länder seyn / wohin etwa so ein Unthier geführet wird/ je grösser Rarität ist es: und werden Unerfahrne gar leicht zur Leichtgläubigkeit verleitet; wie dann eben so einen außgespannten/ nit 2. oder 4. sonder wol 6. oder 8. füssigen Rochen/ in Italien/ der Edle Herr Ludovicus Moscardus, zu Veron/ unter dem Nahmen eines Basiliscken/ oder geflügelten heßlicheu Drachens/ in sein Museum bekommen/ desselben Büldnüß (lib. 3. cap. 73. pag. 232.) darthut/ und zu Ende des Capitels (pag. 234.) den Betrug mit diesen Worten gar recht entdecket: Ma e Opera fattitia, che di un Pesce Raggia vien formato in tal modo da Ciurmatori o Zaratani, e da quelli vien mostrato sopra de Banchi as popolo volgare, per il vero Basilisco.

fältigen Mannes Relation, etwas mehr/ als einer fliegenden Zeitung/ da niemand weiß/ wer derselbigen erster Erfinder ist/ glauben zugeben seyn: welcher Kircherus aber/ wie bald folgen wird/ die Sache mit etwas andern Umständen erzehlet. Und (3.) immittels sehet doch die physicalische Curiosität des Romanischen Avisen-Schreibers/ der unter andern jetzt also schrieb:

Der Avisen-Schreiber setzt:

1.) Etzliche der Romanischen Jäger

(2.) hätten in den nächsten Wäldern

(3.) gejaget;

(4.) und seye Ihnen ein junger Drach/ so groß/ als ein grosser Hund/ begegnet/ sc.

Stimmt dieses beydes nicht artig übercin?

§. 8. Und was der gute Herr Kircher ferner anmercket/ (Er vergebe es mir) ist alles auch eben nit so richtig. Denn (1.) berichtet er/ das ein verwegener Kerle gewesen/ so auff die Wallstadt hinauß gegangen/ dem getödteten gifftigen Drachen den Kopff von dem Kumpff abgesondert/ und nach Rom gebracht hette. Welchen Kopff ihm der Kunst-Kämmerer Cardinals Barberini hernach gezeiget; und setzt alsobald drauff diese Worte: Bipes crat, contrario tamen situ monstruosus, cartilagineis Anserum instar pedibus instructus; &amp; omnibus in meo Museo spectandum exhibetur. Wie kan aber Herr Kircher die eigentliche Structur und situation der Füsse desselbigen Drachen/ nebst seiner übrigen Gestalt/ von Glied zu Gliede/ aus blosser Relation gedachten Fleischers/ und hernach des verwegenen Kerles/ recht abcopirt bekommen haben/ weil nur der Kopff nach Rom gebracht/ und der übrige Rumpff liegen blieben? Und gleichwol sagt Herr Kircher/ daß in seinem Naturalien-Gemach Er diesen Drachen (verstehe im Bildnüß) vor jedermans Augen gestellet habe. Wie ist er versichert/ daß der Mahler den Drachen recht gemahlet? Mich bedünckt/ und ich habe auch schon im Ende des ersten Tractatus erwehnt/ daß diß ein unvermerckt-aber sehr-gemeiner Irrthum sey/ von Natur der Dinge/ in Mangel des Originals derselben/ aus deren Copey sich zu informiren wollen. Denn zu geschweigen / daß ein Mahler in Copirung eines Dinges glücklicher/ als der ander ist/ und die Natur doch allzeit Meister spielet; so dencke man doch/ wie viel tausend Figuren und Abbildungen sind in Büchern und sonst zu finden/ da der Mahler od er Kupfferstecher nur hat müssen mit einer/ ihm zur Anleitung-geschehenen/ wortlichen Beschreibung zufrieden seyn/ und hierauff dann das Werck gerichtet? Mich bedünckt/ es kan nicht fehlen; Diebe müssen stehlen: und in Bildern / die uns unterrichten sollen von Sachen/ gehörig zu freyen Künsten/ schleichen viel irrsame Zusatze bey ein/ entstanden aus der Mahler oder Kupfferstecher Invention, Ein junger Trach / so groß/ als ein grosser Hund. Nun wissen wir des Trachen Grösse. Sehr wol gegeben!

§. 7. Aber lasst uns die Romanische Avise/ mit Herrn Kircheri Relation kürtzlich hiemit einander entgegen halten/ genommen aus seinem Mundo Subterraneo: (lib. 8. sect. 2. cap. 2. pag. 90. b.)

Herr Kircherus schreibt:

(1.) Ein Ramanischer Fleischer

(2.) hätte an sümpffigen Revieren in der See

(3.) Wasser-Vögeln nachgestellet /

(4.) und seye Ihm ein grosser Drach/ in grösse eines Vulturis, oder Geyers begegnet / sc.

Gehirn/ und eignen Dünsten.

§. 9. Alsdann (2.) setzt Kircherus von solchen seinem/ entweder abgemahlt- oder endlich auch außgestopfftem Drachen (Er mag ihn dann bekommen haben/ wie und von wannen er will) diß dabey; Typus Draconis hic est: das ist: Das Bildnüß des Drachen ist dieses. Solch Bildnüß aber hat Er dem Text mit-einzuverleiben/ darauf vergessen. Oder hat er einen ausgestopfften Drachen würcklich bey sich; so laufft auch deßfalls/ ans schuld derer/ die frembde Erd- oder Wasser-Thiere auffspannen/ trocknen/ und stopffen/ vielerley theils Irrthum/ theils Betrug / mit unter. Irrtbum darumb/ weil die meiste vorige Proportion der Glieder gautz anders gekehrt und gerichtet wird/ als sie natürlich vor dem gewesen: Betrug aber auch vollends / weil nichts gemeiners/ als daß benahmendlich die Rajae Clavatae, oder Stein-Rochen / Nagel-Rochen/ die so wol in der Ost-See/ oder Belt/ als sonderlich in West-See/ umb die Insul Hilligland/ (meinem gnädigsten Fürsten in Holstein zuständig) gefangen/ von den Schiffern hernach exenterirt, getrocknet/ wunderlich außgespannt/ gekärbt/ gebeuget/ und Drachen- oder Basilisken-formig accomodiret werden. So entlegener demnach die Länder seyn / wohin etwa so ein Unthier geführet wird/ je grösser Rarität ist es: und werden Unerfahrne gar leicht zur Leichtgläubigkeit verleitet; wie dann eben so einen außgespannten/ nit 2. oder 4. sonder wol 6. oder 8. füssigen Rochen/ in Italien/ der Edle Herr Ludovicus Moscardus, zu Veron/ unter dem Nahmen eines Basiliscken/ oder geflügelten heßlicheu Drachens/ in sein Museum bekommen/ desselben Büldnüß (lib. 3. cap. 73. pag. 232.) darthut/ und zu Ende des Capitels (pag. 234.) den Betrug mit diesen Worten gar recht entdecket: Mà é Opera fattitia, che di un Pesce Raggia vien formato in tal modo da Ciurmatori o Zaratani, e da quelli vien mostrato sopra de Banchi as popolo volgare, per il vero Basilisco.

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fältigen Mannes Relation, etwas mehr/ als einer fliegenden Zeitung/ da       niemand weiß/ wer derselbigen erster Erfinder ist/ glauben zugeben seyn: welcher Kircherus       aber/ wie bald folgen wird/ die Sache mit etwas andern Umständen erzehlet. Und (3.) immittels       sehet doch die physicalische Curiosität des Romanischen Avisen-Schreibers/ der unter andern       jetzt also schrieb:</p>
        <p>Der Avisen-Schreiber setzt:</p>
        <p>1.) Etzliche der Romanischen Jäger</p>
        <p>(2.) hätten in den nächsten Wäldern</p>
        <p>(3.) gejaget;</p>
        <p>(4.) und seye Ihnen ein junger Drach/ so groß/ als ein grosser Hund/ begegnet/ sc.</p>
        <p>Stimmt dieses beydes nicht artig übercin?</p>
        <p>§. 8. Und was der gute Herr Kircher ferner anmercket/ (Er vergebe es mir) ist alles auch       eben nit so richtig. Denn (1.) berichtet er/ das ein verwegener Kerle gewesen/ so auff die       Wallstadt hinauß gegangen/ dem getödteten gifftigen Drachen den Kopff von dem Kumpff       abgesondert/ und nach Rom gebracht hette. Welchen Kopff ihm der Kunst-Kämmerer Cardinals       Barberini hernach gezeiget; und setzt alsobald drauff diese Worte: Bipes crat, contrario tamen       situ monstruosus, cartilagineis Anserum instar pedibus instructus; &amp;amp; omnibus in meo       Museo spectandum exhibetur. Wie kan aber Herr Kircher die eigentliche Structur und situation       der Füsse desselbigen Drachen/ nebst seiner übrigen Gestalt/ von Glied zu Gliede/ aus       blosser Relation gedachten Fleischers/ und hernach des verwegenen Kerles/ recht abcopirt       bekommen haben/ weil nur der Kopff nach Rom gebracht/ und der übrige Rumpff liegen blieben?       Und gleichwol sagt Herr Kircher/ daß in seinem Naturalien-Gemach Er diesen Drachen (verstehe       im Bildnüß) vor jedermans Augen gestellet habe. Wie ist er versichert/ daß der Mahler den       Drachen recht gemahlet? Mich bedünckt/ und ich habe auch schon im Ende des ersten Tractatus       erwehnt/ daß diß ein unvermerckt-aber sehr-gemeiner Irrthum sey/ von Natur der Dinge/ in       Mangel des Originals derselben/ aus deren Copey sich zu informiren wollen. Denn zu geschweigen      / daß ein Mahler in Copirung eines Dinges glücklicher/ als der ander ist/ und die Natur doch       allzeit Meister spielet; so dencke man doch/ wie viel tausend Figuren und Abbildungen sind in       Büchern und sonst zu finden/ da der Mahler od er Kupfferstecher nur hat müssen mit einer/ ihm       zur Anleitung-geschehenen/ wortlichen Beschreibung zufrieden seyn/ und hierauff dann das       Werck gerichtet? Mich bedünckt/ es kan nicht fehlen; Diebe müssen stehlen: und in Bildern /       die uns unterrichten sollen von Sachen/ gehörig zu freyen Künsten/ schleichen viel irrsame       Zusatze bey ein/ entstanden aus der Mahler oder Kupfferstecher Invention, Ein junger Trach /       so groß/ als ein grosser Hund. Nun wissen wir des Trachen Grösse. Sehr wol gegeben!</p>
        <p>§. 7. Aber lasst uns die Romanische Avise/ mit Herrn Kircheri Relation kürtzlich hiemit       einander entgegen halten/ genommen aus seinem Mundo Subterraneo: (lib. 8. sect. 2. cap. 2.       pag. 90. b.)</p>
        <p>Herr Kircherus schreibt:</p>
        <p>(1.) Ein Ramanischer Fleischer</p>
        <p>(2.) hätte an sümpffigen Revieren in der See</p>
        <p>(3.) Wasser-Vögeln nachgestellet /</p>
        <p>(4.) und seye Ihm ein grosser Drach/ in grösse eines Vulturis, oder Geyers begegnet /       sc.</p>
        <p>Gehirn/ und eignen Dünsten.</p>
        <p>§. 9. Alsdann (2.) setzt Kircherus von solchen seinem/ entweder abgemahlt- oder endlich auch       außgestopfftem Drachen (Er mag ihn dann bekommen haben/ wie und von wannen er will) diß dabey;       Typus Draconis hic est: das ist: Das Bildnüß des Drachen ist dieses. Solch Bildnüß aber hat Er       dem Text mit-einzuverleiben/ darauf vergessen. Oder hat er einen ausgestopfften Drachen       würcklich bey sich; so laufft auch deßfalls/ ans schuld derer/ die frembde Erd- oder       Wasser-Thiere auffspannen/ trocknen/ und stopffen/ vielerley theils Irrthum/ theils Betrug      / mit unter. Irrtbum darumb/ weil die meiste vorige Proportion der Glieder gautz anders       gekehrt und gerichtet wird/ als sie natürlich vor dem gewesen: Betrug aber auch vollends /       weil nichts gemeiners/ als daß benahmendlich die Rajae Clavatae, oder Stein-Rochen /       Nagel-Rochen/ die so wol in der Ost-See/ oder Belt/ als sonderlich in West-See/ umb die       Insul Hilligland/ (meinem gnädigsten Fürsten in Holstein zuständig) gefangen/ von den       Schiffern hernach exenterirt, getrocknet/ wunderlich außgespannt/ gekärbt/ gebeuget/ und       Drachen- oder Basilisken-formig accomodiret werden. So entlegener demnach die Länder seyn /       wohin etwa so ein Unthier geführet wird/ je grösser Rarität ist es: und werden Unerfahrne gar       leicht zur Leichtgläubigkeit verleitet; wie dann eben so einen außgespannten/ nit 2. oder 4.       sonder wol 6. oder 8. füssigen Rochen/ in Italien/ der Edle Herr Ludovicus Moscardus, zu       Veron/ unter dem Nahmen eines Basiliscken/ oder geflügelten heßlicheu Drachens/ in sein       Museum bekommen/ desselben Büldnüß (lib. 3. cap. 73. pag. 232.) darthut/ und zu Ende des       Capitels (pag. 234.) den Betrug mit diesen Worten gar recht entdecket: Mà é Opera fattitia, che       di un Pesce Raggia vien formato in tal modo da Ciurmatori o Zaratani, e da quelli vien mostrato       sopra de Banchi as popolo volgare, per il vero Basilisco.</p>
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[50/0626] fältigen Mannes Relation, etwas mehr/ als einer fliegenden Zeitung/ da niemand weiß/ wer derselbigen erster Erfinder ist/ glauben zugeben seyn: welcher Kircherus aber/ wie bald folgen wird/ die Sache mit etwas andern Umständen erzehlet. Und (3.) immittels sehet doch die physicalische Curiosität des Romanischen Avisen-Schreibers/ der unter andern jetzt also schrieb: Der Avisen-Schreiber setzt: 1.) Etzliche der Romanischen Jäger (2.) hätten in den nächsten Wäldern (3.) gejaget; (4.) und seye Ihnen ein junger Drach/ so groß/ als ein grosser Hund/ begegnet/ sc. Stimmt dieses beydes nicht artig übercin? §. 8. Und was der gute Herr Kircher ferner anmercket/ (Er vergebe es mir) ist alles auch eben nit so richtig. Denn (1.) berichtet er/ das ein verwegener Kerle gewesen/ so auff die Wallstadt hinauß gegangen/ dem getödteten gifftigen Drachen den Kopff von dem Kumpff abgesondert/ und nach Rom gebracht hette. Welchen Kopff ihm der Kunst-Kämmerer Cardinals Barberini hernach gezeiget; und setzt alsobald drauff diese Worte: Bipes crat, contrario tamen situ monstruosus, cartilagineis Anserum instar pedibus instructus; &amp; omnibus in meo Museo spectandum exhibetur. Wie kan aber Herr Kircher die eigentliche Structur und situation der Füsse desselbigen Drachen/ nebst seiner übrigen Gestalt/ von Glied zu Gliede/ aus blosser Relation gedachten Fleischers/ und hernach des verwegenen Kerles/ recht abcopirt bekommen haben/ weil nur der Kopff nach Rom gebracht/ und der übrige Rumpff liegen blieben? Und gleichwol sagt Herr Kircher/ daß in seinem Naturalien-Gemach Er diesen Drachen (verstehe im Bildnüß) vor jedermans Augen gestellet habe. Wie ist er versichert/ daß der Mahler den Drachen recht gemahlet? Mich bedünckt/ und ich habe auch schon im Ende des ersten Tractatus erwehnt/ daß diß ein unvermerckt-aber sehr-gemeiner Irrthum sey/ von Natur der Dinge/ in Mangel des Originals derselben/ aus deren Copey sich zu informiren wollen. Denn zu geschweigen / daß ein Mahler in Copirung eines Dinges glücklicher/ als der ander ist/ und die Natur doch allzeit Meister spielet; so dencke man doch/ wie viel tausend Figuren und Abbildungen sind in Büchern und sonst zu finden/ da der Mahler od er Kupfferstecher nur hat müssen mit einer/ ihm zur Anleitung-geschehenen/ wortlichen Beschreibung zufrieden seyn/ und hierauff dann das Werck gerichtet? Mich bedünckt/ es kan nicht fehlen; Diebe müssen stehlen: und in Bildern / die uns unterrichten sollen von Sachen/ gehörig zu freyen Künsten/ schleichen viel irrsame Zusatze bey ein/ entstanden aus der Mahler oder Kupfferstecher Invention, Ein junger Trach / so groß/ als ein grosser Hund. Nun wissen wir des Trachen Grösse. Sehr wol gegeben! §. 7. Aber lasst uns die Romanische Avise/ mit Herrn Kircheri Relation kürtzlich hiemit einander entgegen halten/ genommen aus seinem Mundo Subterraneo: (lib. 8. sect. 2. cap. 2. pag. 90. b.) Herr Kircherus schreibt: (1.) Ein Ramanischer Fleischer (2.) hätte an sümpffigen Revieren in der See (3.) Wasser-Vögeln nachgestellet / (4.) und seye Ihm ein grosser Drach/ in grösse eines Vulturis, oder Geyers begegnet / sc. Gehirn/ und eignen Dünsten. §. 9. Alsdann (2.) setzt Kircherus von solchen seinem/ entweder abgemahlt- oder endlich auch außgestopfftem Drachen (Er mag ihn dann bekommen haben/ wie und von wannen er will) diß dabey; Typus Draconis hic est: das ist: Das Bildnüß des Drachen ist dieses. Solch Bildnüß aber hat Er dem Text mit-einzuverleiben/ darauf vergessen. Oder hat er einen ausgestopfften Drachen würcklich bey sich; so laufft auch deßfalls/ ans schuld derer/ die frembde Erd- oder Wasser-Thiere auffspannen/ trocknen/ und stopffen/ vielerley theils Irrthum/ theils Betrug / mit unter. Irrtbum darumb/ weil die meiste vorige Proportion der Glieder gautz anders gekehrt und gerichtet wird/ als sie natürlich vor dem gewesen: Betrug aber auch vollends / weil nichts gemeiners/ als daß benahmendlich die Rajae Clavatae, oder Stein-Rochen / Nagel-Rochen/ die so wol in der Ost-See/ oder Belt/ als sonderlich in West-See/ umb die Insul Hilligland/ (meinem gnädigsten Fürsten in Holstein zuständig) gefangen/ von den Schiffern hernach exenterirt, getrocknet/ wunderlich außgespannt/ gekärbt/ gebeuget/ und Drachen- oder Basilisken-formig accomodiret werden. So entlegener demnach die Länder seyn / wohin etwa so ein Unthier geführet wird/ je grösser Rarität ist es: und werden Unerfahrne gar leicht zur Leichtgläubigkeit verleitet; wie dann eben so einen außgespannten/ nit 2. oder 4. sonder wol 6. oder 8. füssigen Rochen/ in Italien/ der Edle Herr Ludovicus Moscardus, zu Veron/ unter dem Nahmen eines Basiliscken/ oder geflügelten heßlicheu Drachens/ in sein Museum bekommen/ desselben Büldnüß (lib. 3. cap. 73. pag. 232.) darthut/ und zu Ende des Capitels (pag. 234.) den Betrug mit diesen Worten gar recht entdecket: Mà é Opera fattitia, che di un Pesce Raggia vien formato in tal modo da Ciurmatori o Zaratani, e da quelli vien mostrato sopra de Banchi as popolo volgare, per il vero Basilisco.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/626>, abgerufen am 22.07.2024.