Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Thomas Bartholinus (de Biblioth. suae Incendio, pag. 32.) anführet/ von der Cleopatra (Antonii) etlicher massen reparirt, jedoch noch einmahl wiederum/ benahmendlich von den Arriauern/ angesteckt/ und in Rauch und Asche verkehret worden seyn; worvon beym Lipsio (pag. 13.) mit mehrem kan gelesen werden. Das III. Capitel. Von einer sonderbaren Drachen-Haut/ weiland in der Byzantinischen Bibliothek. §. DEr gelehrte Mann/ Bellonius, so sich wegen seiner fleissig- und curiösen Reisen in und durch Aegypten/ Griechenland/ Judaeam/ Syrien/ und fernere Platze Morgenlandes/ sehr berühmt gemacht gedenckt an einem Orthe (lib. 2. Obs. cap. 15.) daß die jenigen/ so von Constantinopel nach Alexandria gleichzu reisen wolten/ von Norden nach Süden zu schiffen haben: und (cap. 18.) man/ wenn der W[unleserliches Material]nd favorabel, in acht Tag und Nächten/ gar wohl überkommen könne. Wir kehren den Außspruch umb; und genungsam betrachtet habende/ was etwa zu Alexandria vor Raritäten Königes Ptolemaei zu sehn oder zu suchen gewesen seyn / richten im Meer der Gedancken/ das Schiff unserer Betrachtung recta von Süden/ gegen Norden; und uns getrauende/ von Alexandria nach Byzantz oder alt Constantinopel/ in einem Augenblick unsere Uberfatrh zu thun/ wollen auffdero daselbst weiland befindlichen Bibliothek/ die gantze Poesi des Homeri, mit göldenen Buchstaben geschrieben auf eine 120. Schuh-lange-Drachen-Haut/ weil solche/ der Grösse wegen/ für eine sonderbare Rarität/ und Wunder der Naturgehalten wird/ zu unsrem Kunst- und Naturalien-Kammer-Abhandlungs-Zweck / erwegen/ unser Bedencken auf unterschiedene Puncten/ in deutlicher Ordnung richtend. §. 2. Unter welchen/ was (1.) die Stadt Byzantz/ in welcher die Bibliothek/ mit der so viel-beruffenen Drachen-Haut gewesen/ betrifft; so ist allbereit erwehnet/ und ohne dem gnugsam dekandt/ daß eben sie die jenige sey/ die nachmals Constantinopel gennennet worden/ von dem Christlichen Kayser Constantino Magno/ welcher sie etliche Jahr nach A. C. 300. herrlich geziert/ renovirt, benamendlich mit Kirchen/ Schulen/ und andern nützlichen Wercken versehen/ erweitert/ von Rom den besten Zierath und alle Magnifizentz dahin gebracht / (weßwegen sie auch neu Rom genennet worden /) nnd Summa zu einer Majestätischen Kron und Käyserin des gantzen Erdbodens gemacht/ das ist/ den Sitz der Römischen Monarchie dahin transferiret/ nachdem Severus und Gallienus, sie zuvorhero (ein jeder zu seiner Zeit) verdorben; und Severus vorauß/ gegen den sie sich zwar biß auffs äusserste gewehrt/ sie dermassen geängstigt/ daß ihrer viel aus Noth sich gegen die Feinde hindurch geflüchtet/ und ersoffen; andere in der Stadt gegen einander loß-gezogen/ sich ermordet/ und für grossem Hunger auffgefressen; oder sonst auß Mangel Munition, gedrungen worden/ die besten Statuen / und Bilder der Stadt/ so wohl von Metall/ als Stein/ abzubrechen/ und über die Mauren hinab auffder Feinde Köpffe zu schmeissen/ wie hievon Thomas Rivius, ein Engelländer/ (Hist. Navalis lib. 1. cap. 30.) berichtet. §. 3. Sie ist gelegen an der Ost Seiten Europae, zwischen den beyden Meeren/ Ponto Euxinio, oder dem schwartzen Meer/ und Propontide, so sonsten Mar de Marmora, oder das Marmorische Meer / geheissen; am Thracischen Canal/ engen Meer-Schlund/ oder Ochsfurth/ so zu reden/ auff Lateinisch/ (aus dem Griechischen genommen) Bosphoro Thracio: und also gleichsam der Schlüssel des Ponti, Propontidis, und Archipelagi, oder des AEgeischen Meers. Ja dermassen vortheilhafftig und schön situiret/ daß es nicht gnungsam zubejammern/ daß/ nachdem sie A. Chr. 1453. unter das Mahometische Joch gebracht/ solcher gestallt die Beherrschung der daselbstgelegenen ädlen Länder/ von den Christen hinweg/ und bey den unglaubigen/ Gottlosen Türcken blieben; inmassen sie heutiges Tages beständig annoch mit hoffärtig- und verächtlichem Rücken ansieht unser in tausend innerliche Feindseligkeiten zergliedertes Europa/ in dero Gräntzen sie liegt; vor sich aber/ als ein wachend[unleserliches Material]r Hund/ Asien nie auß ihren Augen lässet; Aegypten und mehr Plätze Africae gleichsam unter dem kräfftigen Daumen ihrer Rechten hält; und mit der Lincken an sich ziehet nicht minder den unglaublichen Vorrath der Fische / die ihr das angräntzende schwartze Meer/ mit darzugehöriger Maeotischen Pfütze giebet/ als so manche benachbarte Völcker/ die rings-umbher der zu-stürtzenden Flüsse sich bedienen. Pfuy! hat unsere Christenheit nicht ein unschätzbar Kleinod verlohren! wiewohl die Häuser meistentheils nur schlecht erbauet/ und/ nach proportion der Grösse der Stadt/ äusserlich auffden Strassen/ ein schlechter Splendör zu finden/ wie Thomas Bartholinus (de Biblioth. suae Incendio, pag. 32.) anführet/ von der Cleopatrâ (Antonii) etlicher massen reparirt, jedoch noch einmahl wiederum/ benahmendlich von den Arriauern/ angesteckt/ und in Rauch und Asche verkehret worden seyn; worvon beym Lipsio (pag. 13.) mit mehrem kan gelesen werden. Das III. Capitel. Von einer sonderbaren Drachen-Haut/ weiland in der Byzantinischen Bibliothek. §. DEr gelehrte Mann/ Bellonius, so sich wegen seiner fleissig- und curiösen Reisen in und durch Aegypten/ Griechenland/ Judaeam/ Syrien/ und fernere Platze Morgenlandes/ sehr berühmt gemacht gedenckt an einem Orthe (lib. 2. Obs. cap. 15.) daß die jenigen/ so von Constantinopel nach Alexandria gleichzu reisen wolten/ von Norden nach Süden zu schiffen haben: und (cap. 18.) man/ wenn der W[unleserliches Material]nd favorabel, in acht Tag und Nächten/ gar wohl überkom̃en könne. Wir kehren den Außspruch umb; und genungsam betrachtet habende/ was etwa zu Alexandria vor Raritäten Königes Ptolemaei zu sehn oder zu suchen gewesen seyn / richten im Meer der Gedancken/ das Schiff unserer Betrachtung rectà von Süden/ gegen Norden; und uns getrauende/ von Alexandriâ nach Byzantz oder alt Constantinopel/ in einem Augenblick unsere Uberfatrh zu thun/ wollen auffdero daselbst weiland befindlichen Bibliothek/ die gantze Poesi des Homeri, mit göldenen Buchstaben geschrieben auf eine 120. Schuh-lange-Drachen-Haut/ weil solche/ der Grösse wegen/ für eine sonderbare Rarität/ und Wunder der Naturgehalten wird/ zu unsrem Kunst- und Naturalien-Kammer-Abhandlungs-Zweck / erwegen/ unser Bedencken auf unterschiedene Puncten/ in deutlicher Ordnung richtend. §. 2. Unter welchen/ was (1.) die Stadt Byzantz/ in welcher die Bibliothek/ mit der so viel-beruffenen Drachen-Haut gewesen/ betrifft; so ist allbereit erwehnet/ uñ ohne dem gnugsam dekandt/ daß eben sie die jenige sey/ die nachmals Constantinopel gennennet worden/ von dem Christlichen Kayser Constantino Magno/ welcher sie etliche Jahr nach A. C. 300. herrlich geziert/ renovirt, benamendlich mit Kirchen/ Schulen/ und andern nützlichen Wercken versehen/ erweitert/ von Rom den besten Zierath und alle Magnifizentz dahin gebracht / (weßwegen sie auch neu Rom genennet worden /) nnd Summa zu einer Majestätischen Kron und Käyserin des gantzen Erdbodens gemacht/ das ist/ den Sitz der Römischen Monarchie dahin transferiret/ nachdem Severus und Gallienus, sie zuvorhero (ein jeder zu seiner Zeit) verdorben; und Severus vorauß/ gegen den sie sich zwar biß auffs äusserste gewehrt/ sie dermassen geängstigt/ daß ihrer viel aus Noth sich gegen die Feinde hindurch geflüchtet/ und ersoffen; andere in der Stadt gegen einander loß-gezogen/ sich ermordet/ und für grossem Hunger auffgefressen; oder sonst auß Mangel Munition, gedrungen worden/ die besten Statuen / und Bilder der Stadt/ so wohl von Metall/ als Stein/ abzubrechen/ und über die Mauren hinab auffder Feinde Köpffe zu schmeissen/ wie hievon Thomas Rivius, ein Engelländer/ (Hist. Navalis lib. 1. cap. 30.) berichtet. §. 3. Sie ist gelegen an der Ost Seiten Europae, zwischen den beyden Meeren/ Ponto Euxinio, oder dem schwartzen Meer/ und Propontide, so sonsten Mar de Marmora, oder das Marmorische Meer / geheissen; am Thracischen Canal/ engen Meer-Schlund/ oder Ochsfurth/ so zu reden/ auff Lateinisch/ (aus dem Griechischen genommen) Bosphoro Thracio: und also gleichsam der Schlüssel des Ponti, Propontidis, und Archipelagi, oder des AEgeischen Meers. Ja dermassen vortheilhafftig und schön situiret/ daß es nicht gnungsam zubejammern/ daß/ nachdem sie A. Chr. 1453. unter das Mahometische Joch gebracht/ solcher gestallt die Beherrschung der daselbstgelegenen ädlen Länder/ von den Christen hinweg/ und bey den unglaubigen/ Gottlosen Türcken blieben; inmassen sie heutiges Tages beständig annoch mit hoffärtig- und verächtlichem Rücken ansieht unser in tausend innerliche Feindseligkeiten zergliedertes Europa/ in dero Gräntzen sie liegt; vor sich aber/ als ein wachend[unleserliches Material]r Hund/ Asien nie auß ihren Augen lässet; Aegypten und mehr Plätze Africae gleichsam unter dem kräfftigen Daumen ihrer Rechten hält; und mit der Lincken an sich ziehet nicht minder den unglaublichen Vorrath der Fische / die ihr das angräntzende schwartze Meer/ mit darzugehöriger Maeotischen Pfütze giebet/ als so manche benachbarte Völcker/ die rings-umbher der zu-stürtzenden Flüsse sich bedienen. Pfuy! hat unsere Christenheit nicht ein unschätzbar Kleinod verlohren! wiewohl die Häuser meistentheils nur schlecht erbauet/ und/ nach proportion der Grösse der Stadt/ äusserlich auffden Strassen/ ein schlechter Splendör zu findẽ/ wie <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0623" n="47"/> Thomas Bartholinus (de Biblioth. suae Incendio, pag. 32.) anführet/ von der Cleopatrâ (Antonii) etlicher massen reparirt, jedoch noch einmahl wiederum/ benahmendlich von den Arriauern/ angesteckt/ und in Rauch und Asche verkehret worden seyn; worvon beym Lipsio (pag. 13.) mit mehrem kan gelesen werden.</p> </div> <div> <head>Das III. Capitel.</head> <p>Von einer sonderbaren Drachen-Haut/ weiland in der Byzantinischen Bibliothek.</p> </div> <div> <head>§.</head> <p>DEr gelehrte Mann/ Bellonius, so sich wegen seiner fleissig- und curiösen Reisen in und durch Aegypten/ Griechenland/ Judaeam/ Syrien/ und fernere Platze Morgenlandes/ sehr berühmt gemacht gedenckt an einem Orthe (lib. 2. Obs. cap. 15.) daß die jenigen/ so von Constantinopel nach Alexandria gleichzu reisen wolten/ von Norden nach Süden zu schiffen haben: und (cap. 18.) man/ wenn der W<gap reason="illegible"/>nd favorabel, in acht Tag und Nächten/ gar wohl überkom̃en könne. Wir kehren den Außspruch umb; und genungsam betrachtet habende/ was etwa zu Alexandria vor Raritäten Königes Ptolemaei zu sehn oder zu suchen gewesen seyn / richten im Meer der Gedancken/ das Schiff unserer Betrachtung rectà von Süden/ gegen Norden; und uns getrauende/ von Alexandriâ nach Byzantz oder alt Constantinopel/ in einem Augenblick unsere Uberfatrh zu thun/ wollen auffdero daselbst weiland befindlichen Bibliothek/ die gantze Poesi des Homeri, mit göldenen Buchstaben geschrieben auf eine 120. Schuh-lange-Drachen-Haut/ weil solche/ der Grösse wegen/ für eine sonderbare Rarität/ und Wunder der Naturgehalten wird/ zu unsrem Kunst- und Naturalien-Kammer-Abhandlungs-Zweck / erwegen/ unser Bedencken auf unterschiedene Puncten/ in deutlicher Ordnung richtend.</p> <p>§. 2. Unter welchen/ was (1.) die Stadt Byzantz/ in welcher die Bibliothek/ mit der so viel-beruffenen Drachen-Haut gewesen/ betrifft; so ist allbereit erwehnet/ uñ ohne dem gnugsam dekandt/ daß eben sie die jenige sey/ die nachmals Constantinopel gennennet worden/ von dem Christlichen Kayser Constantino Magno/ welcher sie etliche Jahr nach A. C. 300. herrlich geziert/ renovirt, benamendlich mit Kirchen/ Schulen/ und andern nützlichen Wercken versehen/ erweitert/ von Rom den besten Zierath und alle Magnifizentz dahin gebracht / (weßwegen sie auch neu Rom genennet worden /) nnd Summa zu einer Majestätischen Kron und Käyserin des gantzen Erdbodens gemacht/ das ist/ den Sitz der Römischen Monarchie dahin transferiret/ nachdem Severus und Gallienus, sie zuvorhero (ein jeder zu seiner Zeit) verdorben; und Severus vorauß/ gegen den sie sich zwar biß auffs äusserste gewehrt/ sie dermassen geängstigt/ daß ihrer viel aus Noth sich gegen die Feinde hindurch geflüchtet/ und ersoffen; andere in der Stadt gegen einander loß-gezogen/ sich ermordet/ und für grossem Hunger auffgefressen; oder sonst auß Mangel Munition, gedrungen worden/ die besten Statuen / und Bilder der Stadt/ so wohl von Metall/ als Stein/ abzubrechen/ und über die Mauren hinab auffder Feinde Köpffe zu schmeissen/ wie hievon Thomas Rivius, ein Engelländer/ (Hist. Navalis lib. 1. cap. 30.) berichtet.</p> <p>§. 3. Sie ist gelegen an der Ost Seiten Europae, zwischen den beyden Meeren/ Ponto Euxinio, oder dem schwartzen Meer/ und Propontide, so sonsten Mar de Marmora, oder das Marmorische Meer / geheissen; am Thracischen Canal/ engen Meer-Schlund/ oder Ochsfurth/ so zu reden/ auff Lateinisch/ (aus dem Griechischen genommen) Bosphoro Thracio: und also gleichsam der Schlüssel des Ponti, Propontidis, und Archipelagi, oder des AEgeischen Meers. Ja dermassen vortheilhafftig und schön situiret/ daß es nicht gnungsam zubejammern/ daß/ nachdem sie A. Chr. 1453. unter das Mahometische Joch gebracht/ solcher gestallt die Beherrschung der daselbstgelegenen ädlen Länder/ von den Christen hinweg/ und bey den unglaubigen/ Gottlosen Türcken blieben; inmassen sie heutiges Tages beständig annoch mit hoffärtig- und verächtlichem Rücken ansieht unser in tausend innerliche Feindseligkeiten zergliedertes Europa/ in dero Gräntzen sie liegt; vor sich aber/ als ein wachend<gap reason="illegible"/>r Hund/ Asien nie auß ihren Augen lässet; Aegypten und mehr Plätze Africae gleichsam unter dem kräfftigen Daumen ihrer Rechten hält; und mit der Lincken an sich ziehet nicht minder den unglaublichen Vorrath der Fische / die ihr das angräntzende schwartze Meer/ mit darzugehöriger Maeotischen Pfütze giebet/ als so manche benachbarte Völcker/ die rings-umbher der zu-stürtzenden Flüsse sich bedienen. Pfuy! hat unsere Christenheit nicht ein unschätzbar Kleinod verlohren! wiewohl die Häuser meistentheils nur schlecht erbauet/ und/ nach proportion der Grösse der Stadt/ äusserlich auffden Strassen/ ein schlechter Splendör zu findẽ/ wie </p> </div> </body> </text> </TEI> [47/0623]
Thomas Bartholinus (de Biblioth. suae Incendio, pag. 32.) anführet/ von der Cleopatrâ (Antonii) etlicher massen reparirt, jedoch noch einmahl wiederum/ benahmendlich von den Arriauern/ angesteckt/ und in Rauch und Asche verkehret worden seyn; worvon beym Lipsio (pag. 13.) mit mehrem kan gelesen werden.
Das III. Capitel. Von einer sonderbaren Drachen-Haut/ weiland in der Byzantinischen Bibliothek.
§. DEr gelehrte Mann/ Bellonius, so sich wegen seiner fleissig- und curiösen Reisen in und durch Aegypten/ Griechenland/ Judaeam/ Syrien/ und fernere Platze Morgenlandes/ sehr berühmt gemacht gedenckt an einem Orthe (lib. 2. Obs. cap. 15.) daß die jenigen/ so von Constantinopel nach Alexandria gleichzu reisen wolten/ von Norden nach Süden zu schiffen haben: und (cap. 18.) man/ wenn der W_ nd favorabel, in acht Tag und Nächten/ gar wohl überkom̃en könne. Wir kehren den Außspruch umb; und genungsam betrachtet habende/ was etwa zu Alexandria vor Raritäten Königes Ptolemaei zu sehn oder zu suchen gewesen seyn / richten im Meer der Gedancken/ das Schiff unserer Betrachtung rectà von Süden/ gegen Norden; und uns getrauende/ von Alexandriâ nach Byzantz oder alt Constantinopel/ in einem Augenblick unsere Uberfatrh zu thun/ wollen auffdero daselbst weiland befindlichen Bibliothek/ die gantze Poesi des Homeri, mit göldenen Buchstaben geschrieben auf eine 120. Schuh-lange-Drachen-Haut/ weil solche/ der Grösse wegen/ für eine sonderbare Rarität/ und Wunder der Naturgehalten wird/ zu unsrem Kunst- und Naturalien-Kammer-Abhandlungs-Zweck / erwegen/ unser Bedencken auf unterschiedene Puncten/ in deutlicher Ordnung richtend.
§. 2. Unter welchen/ was (1.) die Stadt Byzantz/ in welcher die Bibliothek/ mit der so viel-beruffenen Drachen-Haut gewesen/ betrifft; so ist allbereit erwehnet/ uñ ohne dem gnugsam dekandt/ daß eben sie die jenige sey/ die nachmals Constantinopel gennennet worden/ von dem Christlichen Kayser Constantino Magno/ welcher sie etliche Jahr nach A. C. 300. herrlich geziert/ renovirt, benamendlich mit Kirchen/ Schulen/ und andern nützlichen Wercken versehen/ erweitert/ von Rom den besten Zierath und alle Magnifizentz dahin gebracht / (weßwegen sie auch neu Rom genennet worden /) nnd Summa zu einer Majestätischen Kron und Käyserin des gantzen Erdbodens gemacht/ das ist/ den Sitz der Römischen Monarchie dahin transferiret/ nachdem Severus und Gallienus, sie zuvorhero (ein jeder zu seiner Zeit) verdorben; und Severus vorauß/ gegen den sie sich zwar biß auffs äusserste gewehrt/ sie dermassen geängstigt/ daß ihrer viel aus Noth sich gegen die Feinde hindurch geflüchtet/ und ersoffen; andere in der Stadt gegen einander loß-gezogen/ sich ermordet/ und für grossem Hunger auffgefressen; oder sonst auß Mangel Munition, gedrungen worden/ die besten Statuen / und Bilder der Stadt/ so wohl von Metall/ als Stein/ abzubrechen/ und über die Mauren hinab auffder Feinde Köpffe zu schmeissen/ wie hievon Thomas Rivius, ein Engelländer/ (Hist. Navalis lib. 1. cap. 30.) berichtet.
§. 3. Sie ist gelegen an der Ost Seiten Europae, zwischen den beyden Meeren/ Ponto Euxinio, oder dem schwartzen Meer/ und Propontide, so sonsten Mar de Marmora, oder das Marmorische Meer / geheissen; am Thracischen Canal/ engen Meer-Schlund/ oder Ochsfurth/ so zu reden/ auff Lateinisch/ (aus dem Griechischen genommen) Bosphoro Thracio: und also gleichsam der Schlüssel des Ponti, Propontidis, und Archipelagi, oder des AEgeischen Meers. Ja dermassen vortheilhafftig und schön situiret/ daß es nicht gnungsam zubejammern/ daß/ nachdem sie A. Chr. 1453. unter das Mahometische Joch gebracht/ solcher gestallt die Beherrschung der daselbstgelegenen ädlen Länder/ von den Christen hinweg/ und bey den unglaubigen/ Gottlosen Türcken blieben; inmassen sie heutiges Tages beständig annoch mit hoffärtig- und verächtlichem Rücken ansieht unser in tausend innerliche Feindseligkeiten zergliedertes Europa/ in dero Gräntzen sie liegt; vor sich aber/ als ein wachend_ r Hund/ Asien nie auß ihren Augen lässet; Aegypten und mehr Plätze Africae gleichsam unter dem kräfftigen Daumen ihrer Rechten hält; und mit der Lincken an sich ziehet nicht minder den unglaublichen Vorrath der Fische / die ihr das angräntzende schwartze Meer/ mit darzugehöriger Maeotischen Pfütze giebet/ als so manche benachbarte Völcker/ die rings-umbher der zu-stürtzenden Flüsse sich bedienen. Pfuy! hat unsere Christenheit nicht ein unschätzbar Kleinod verlohren! wiewohl die Häuser meistentheils nur schlecht erbauet/ und/ nach proportion der Grösse der Stadt/ äusserlich auffden Strassen/ ein schlechter Splendör zu findẽ/ wie
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/623>, abgerufen am 16.02.2025. |