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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das I. Capitel.
Von der natürlichen Zueignung eines jedweden Menschen zur Betrachtung der Natur.
§. 1.

UNter allen weltlichen Wissenschafften ist keine so lieblich/ keine den Menschen so vergnügend/ und die Begierde dazu Jhm gleichsam angebohren/ als die Wissenschafft von Dingen der Natur. Niemand wes Glaub- oder Unglaubens/ wessen Stand oder Alters er auch sey/ ist hiervon außgenommen; oder im alten Heydenthum selbst so blind und unempfindlich gewesen/ der / so Er anders nuzeinen Unterscheid zwischen Linck und Recht/ zwischen weiß und schwartz zu macheu gewust/ zum öfftersten über die edlen Geschöpffe Gottes/ über Hinmel und Erden/ über Berg und Thal/ über Morgen und Abend-röthe/ und sonderlich Frühlings-Zeit über die allenthalben sich gleichsam verjüngende Natur/ in Feld und Wäldern/ mit denen daselbst befindlichen maucherley Arth Thieren/ Kräutern und Blumen/ und über deroselben wunder-schöne Gestalt/ als einen/ von weiten anzuschauen köstlich-gewirkten Babylonischen Teppich/ in Geniessung der hindurch-streichenden saufften West-Winde/ sich nicht von Hertzen erfreuet: ja gar zu so viel Göttern gemacht/ so vielerley natürliche Cörper Er/ der Heyde/ über-umb- und unter sich befunden; inmassen Er und alle die übrigen seines gleichen gesehen/ das auch das geringste Graß hervorzubringen/ über alle ihre menschliche Kräfften sey: und daher geschlossen / es müsse dieses Alles von einer weit höheren und Göttlichen Kraft seinen Anfang/ von einer verborgenen übernatürlichen Ursach/ sein Wesen und Ursprung haben.

§. 2. Oder auch bey uns Christen/ welcher geringster Bauer ist so ungehobekt und schlecht / der/ in Betrachtung des annehmlichen Sonnen-schein- und Regens; Veränderung der Winde/ oder ruhigerer Beschaffenheit der Lufft; Donner- und Hagels-fruchtbahren Schnees/ oder lieblichen Thaues; und bißweilen zwar strenger/ jedoch nicht allzeit gantzungesunder Kälte; oder andern Abwechslungen des Gewitters; nicht seinen besondern Fleiß dahin wende/ wie Er aus täglicher Erfahrung dergleichen Dinge/ sich mehr und mehr geschickt mache/ von künfftiger Fruchtoder Unfruchtbarkeit des Jahrs/ daraus zu judiciren; und in solchem seinem Prognostico bißweilen / aus seinen Bauer-Regeln/ wol die allerklügsten Kalender-Schreiber übertreffe? Und solche Sorgfalt nicht eigentlich oder allein/ darum/ aldieweil das Wol und Weh feiner Hauß/ und Land-Wirthschafft/ nechst GOtt/ auff einigem seinem Fleiß oder Faulheitberuhet. Denn da nützet er mit seiner bluth-sauren Arbeit gemeiniglich niemand weniger/ als ihme selbst/ indem sein fürnehmster Pflug und äge ist/ das Käyser/ Könige/ Fürsten/ Herren/ Adel und Unadel von Jhm ernehret werden: sondern/ weil die güttige Natur auff freyem Felde am allerliebsten / sich allen Menschen als eine schönste Venus zeigt/ und eine lieblichste Empfindung Jhrer selbst/ allen und jeden so tieff ins Hertze sencken/ und so mächtig darinnen herscht/ daß weder bey einfältigen Leuten einige Arbeit so schwer/ noch bey Gelehrt- und Viel-erfahrnen irgend eine Gemüths-übung so wichtig und streng/ daß beyder seits Rauhigkeit sich nicht zuweilen mit kurtzer Geniessung frischer Lufft/ und Anschau- und Geniessung einer grünen Saa[unleserliches Material] oder lieblicher Bluhmen und Früchte/ in etwas mildern liesse.

§. 3. Ja ein kleines/ auff mütterlicher Schoß annoch-schwebendes Kind/ gibt sein besonderes Frolocken mit deutlichen Liebes-Zeichen zu verstehen/ im fall Jhm ein schöner Apfel/ oder eine Gölden- und Silberne Müntze wird gezeiget. Uber welches-Gold oder Silber es sich freut / nicht darumd/ weil es zu einer Müntze/ das ist/ zu einem Mittel zu kauffen und verkauffen / und unsere sündliche Begierden zwischen Handel und Wandel/ als einen Nagel an der Wand/ fest zu setzen/ von Menschen gepräget ist: sondern/ weil Silber und Gold ein dermassen köstliches / und von der Natur gereinigtes Metall ist/ das auch dasselbe abzumahlen/ der beste Mahler der Welt keine bessere Tinctur von was anders/ als eben von Gold und Silber entlehnen kan / gleicher Gestalt/ als man die Sonne am Himmel durch kein ander Mittel/ als durch Hülffe Jhrer selbst/ oder Güte Jhrer eigenen Strahlen/ vermag zu schauen.

§. 4. Woher aber solche von Natur uns eingepflantzte Zuneigung und Gegenliebe zur Natur entstehe/ ist unschwer zu erweisen/ gestalt man nur die wenige Müh nehmen/ und durch alle Schrancken passirter Zeiten/ in Gedancken zurück-gehende/ den höchst-gesegneteß Zustand unserer Ersten Eltern im Paradien ewegen wolte. Denn daselbst finden wir/ daß GOtt der HErr dieselbigen Gerecht/ Heilig/ Unsterblich/ Schön/ Herschende über alle Seiner Vände Werck / und mit herrlichen Gemüths-Gaben gezieret/ erschaffen. Aus welchem letzteren geflossen/ daß / als GOtt allerley Thire auff dem Felde/ und allerley Vögel unter dem Himmel/ für Jhn gebracht / umb/ denenselben solche Nah-

Das I. Capitel.
Von der natürlichen Zueignung eines jedweden Menschen zur Betrachtung der Natur.
§. 1.

UNter allen weltlichen Wissenschafften ist keine so lieblich/ keine den Menschen so vergnügend/ und die Begierde dazu Jhm gleichsam angebohren/ als die Wissenschafft von Dingen der Natur. Niemand wes Glaub- oder Unglaubens/ wessen Stand oder Alters er auch sey/ ist hiervon außgenommen; oder im alten Heydenthum selbst so blind und unempfindlich gewesen/ der / so Er anders nuzeinen Unterscheid zwischen Linck und Recht/ zwischen weiß und schwartz zu macheu gewust/ zum öfftersten über die edlen Geschöpffe Gottes/ über Hinmel und Erden/ über Berg und Thal/ über Morgen und Abend-röthe/ und sonderlich Frühlings-Zeit über die allenthalben sich gleichsam verjüngende Natur/ in Feld und Wäldern/ mit denen daselbst befindlichen maucherley Arth Thieren/ Kräutern und Blumen/ und über deroselben wunder-schöne Gestalt/ als einen/ von weiten anzuschauen köstlich-gewirkten Babylonischen Teppich/ in Geniessung der hindurch-streichenden saufften West-Winde/ sich nicht von Hertzen erfreuet: ja gar zu so viel Göttern gemacht/ so vielerley natürliche Cörper Er/ der Heyde/ über-umb- und unter sich befunden; inmassen Er und alle die übrigen seines gleichen gesehen/ das auch das geringste Graß hervorzubringen/ über alle ihre menschliche Kräfften sey: und daher geschlossen / es müsse dieses Alles von einer weit höheren und Göttlichen Kraft seinen Anfang/ von einer verborgenen übernatürlichen Ursach/ sein Wesen und Ursprung haben.

§. 2. Oder auch bey uns Christen/ welcher geringster Bauer ist so ungehobekt und schlecht / der/ in Betrachtung des annehmlichen Sonnen-schein- und Regens; Veränderung der Winde/ oder ruhigerer Beschaffenheit der Lufft; Donner- und Hagels-fruchtbahren Schnees/ oder lieblichen Thaues; und bißweilen zwar strenger/ jedoch nicht allzeit gantzungesunder Kälte; oder andern Abwechslungen des Gewitters; nicht seinen besondern Fleiß dahin wende/ wie Er aus täglicher Erfahrung dergleichen Dinge/ sich mehr und mehr geschickt mache/ von künfftiger Fruchtoder Unfruchtbarkeit des Jahrs/ daraus zu judiciren; und in solchem seinem Prognostico bißweilen / aus seinen Bauer-Regeln/ wol die allerklügsten Kalender-Schreiber übertreffe? Und solche Sorgfalt nicht eigentlich oder allein/ darum/ aldieweil das Wol und Weh feiner Hauß/ und Land-Wirthschafft/ nechst GOtt/ auff einigem seinem Fleiß oder Faulheitberuhet. Denn da nützet er mit seiner bluth-sauren Arbeit gemeiniglich niemand weniger/ als ihme selbst/ indem sein fürnehmster Pflug und äge ist/ das Käyser/ Könige/ Fürsten/ Herren/ Adel und Unadel von Jhm ernehret werden: sondern/ weil die güttige Natur auff freyem Felde am allerliebsten / sich allen Menschen als eine schönste Venus zeigt/ und eine lieblichste Empfindung Jhrer selbst/ allen und jeden so tieff ins Hertze sencken/ und so mächtig darinnen herscht/ daß weder bey einfältigen Leuten einige Arbeit so schwer/ noch bey Gelehrt- und Viel-erfahrnen irgend eine Gemüths-übung so wichtig und streng/ daß beyder seits Rauhigkeit sich nicht zuweilen mit kurtzer Geniessung frischer Lufft/ und Anschau- und Geniessung einer grünen Saa[unleserliches Material] oder lieblicher Bluhmen und Früchte/ in etwas mildern liesse.

§. 3. Ja ein kleines/ auff mütterlicher Schoß annoch-schwebendes Kind/ gibt sein besonderes Frolocken mit deutlichen Liebes-Zeichen zu verstehen/ im fall Jhm ein schöner Apfel/ oder eine Gölden- und Silberne Müntze wird gezeiget. Uber welches-Gold oder Silber es sich freut / nicht darumd/ weil es zu einer Müntze/ das ist/ zu einem Mittel zu kauffen und verkauffen / und unsere sündliche Begierden zwischen Handel und Wandel/ als einen Nagel an der Wand/ fest zu setzen/ von Menschen gepräget ist: sondern/ weil Silber und Gold ein dermassen köstliches / und von der Natur gereinigtes Metall ist/ das auch dasselbe abzumahlen/ der beste Mahler der Welt keine bessere Tinctur von was anders/ als eben von Gold und Silber entlehnen kan / gleicher Gestalt/ als man die Sonne am Himmel durch kein ander Mittel/ als durch Hülffe Jhrer selbst/ oder Güte Jhrer eigenen Strahlen/ vermag zu schauen.

§. 4. Woher aber solche von Natur uns eingepflantzte Zuneigung und Gegenliebe zur Natur entstehe/ ist unschwer zu erweisen/ gestalt man nur die wenige Müh nehmen/ und durch alle Schrancken passirter Zeiten/ in Gedancken zurück-gehende/ den höchst-gesegneteß Zustand unserer Ersten Eltern im Paradien ewegen wolte. Denn daselbst finden wir/ daß GOtt der HErr dieselbigen Gerecht/ Heilig/ Unsterblich/ Schön/ Herschende über alle Seiner Vände Werck / und mit herrlichen Gemüths-Gaben gezieret/ erschaffen. Aus welchem letzteren geflossen/ daß / als GOtt allerley Thire auff dem Felde/ und allerley Vögel unter dem Himmel/ für Jhn gebracht / umb/ denenselben solche Nah-

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        <p>§. 2. Oder auch bey uns Christen/ welcher geringster Bauer ist so ungehobekt und schlecht /       der/ in Betrachtung des annehmlichen Sonnen-schein- und Regens; Veränderung der Winde/ oder       ruhigerer Beschaffenheit der Lufft; Donner- und Hagels-fruchtbahren Schnees/ oder lieblichen       Thaues; und bißweilen zwar strenger/ jedoch nicht allzeit gantzungesunder Kälte; oder andern       Abwechslungen des Gewitters; nicht seinen besondern Fleiß dahin wende/ wie Er aus täglicher       Erfahrung dergleichen Dinge/ sich mehr und mehr geschickt mache/ von künfftiger Fruchtoder       Unfruchtbarkeit des Jahrs/ daraus zu judiciren; und in solchem seinem Prognostico bißweilen /       aus seinen Bauer-Regeln/ wol die allerklügsten Kalender-Schreiber übertreffe? Und solche       Sorgfalt nicht eigentlich oder allein/ darum/ aldieweil das Wol und Weh feiner Hauß/ und       Land-Wirthschafft/ nechst GOtt/ auff einigem seinem Fleiß oder Faulheitberuhet. Denn da       nützet er mit seiner bluth-sauren Arbeit gemeiniglich niemand weniger/ als ihme selbst/ indem       sein fürnehmster Pflug und äge ist/ das Käyser/ Könige/ Fürsten/ Herren/ Adel und Unadel       von Jhm ernehret werden: sondern/ weil die güttige Natur auff freyem Felde am allerliebsten /       sich allen Menschen als eine schönste Venus zeigt/ und eine lieblichste Empfindung Jhrer       selbst/ allen und jeden so tieff ins Hertze sencken/ und so mächtig darinnen herscht/ daß       weder bey einfältigen Leuten einige Arbeit so schwer/ noch bey Gelehrt- und Viel-erfahrnen       irgend eine Gemüths-übung so wichtig und streng/ daß beyder seits Rauhigkeit sich nicht       zuweilen mit kurtzer Geniessung frischer Lufft/ und Anschau- und Geniessung einer grünen       Saa<gap reason="illegible"/> oder lieblicher Bluhmen und Früchte/ in etwas mildern liesse.</p>
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        <p>§. 4. Woher aber solche von Natur uns eingepflantzte Zuneigung und Gegenliebe zur Natur       entstehe/ ist unschwer zu erweisen/ gestalt man nur die wenige Müh nehmen/ und durch alle       Schrancken passirter Zeiten/ in Gedancken zurück-gehende/ den höchst-gesegneteß Zustand       unserer Ersten Eltern im Paradien ewegen wolte. Denn daselbst finden wir/ daß GOtt der HErr       dieselbigen Gerecht/ Heilig/ Unsterblich/ Schön/ Herschende über alle Seiner Vände Werck /       und mit herrlichen Gemüths-Gaben gezieret/ erschaffen. Aus welchem letzteren geflossen/ daß /       als GOtt allerley Thire auff dem Felde/ und allerley Vögel unter dem Himmel/ für Jhn gebracht      / umb/ denenselben solche Nah-
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[1/0577] Das I. Capitel. Von der natürlichen Zueignung eines jedweden Menschen zur Betrachtung der Natur. §. 1. UNter allen weltlichen Wissenschafften ist keine so lieblich/ keine den Menschen so vergnügend/ und die Begierde dazu Jhm gleichsam angebohren/ als die Wissenschafft von Dingen der Natur. Niemand wes Glaub- oder Unglaubens/ wessen Stand oder Alters er auch sey/ ist hiervon außgenommen; oder im alten Heydenthum selbst so blind und unempfindlich gewesen/ der / so Er anders nuzeinen Unterscheid zwischen Linck und Recht/ zwischen weiß und schwartz zu macheu gewust/ zum öfftersten über die edlen Geschöpffe Gottes/ über Hinmel und Erden/ über Berg und Thal/ über Morgen und Abend-röthe/ und sonderlich Frühlings-Zeit über die allenthalben sich gleichsam verjüngende Natur/ in Feld und Wäldern/ mit denen daselbst befindlichen maucherley Arth Thieren/ Kräutern und Blumen/ und über deroselben wunder-schöne Gestalt/ als einen/ von weiten anzuschauen köstlich-gewirkten Babylonischen Teppich/ in Geniessung der hindurch-streichenden saufften West-Winde/ sich nicht von Hertzen erfreuet: ja gar zu so viel Göttern gemacht/ so vielerley natürliche Cörper Er/ der Heyde/ über-umb- und unter sich befunden; inmassen Er und alle die übrigen seines gleichen gesehen/ das auch das geringste Graß hervorzubringen/ über alle ihre menschliche Kräfften sey: und daher geschlossen / es müsse dieses Alles von einer weit höheren und Göttlichen Kraft seinen Anfang/ von einer verborgenen übernatürlichen Ursach/ sein Wesen und Ursprung haben. §. 2. Oder auch bey uns Christen/ welcher geringster Bauer ist so ungehobekt und schlecht / der/ in Betrachtung des annehmlichen Sonnen-schein- und Regens; Veränderung der Winde/ oder ruhigerer Beschaffenheit der Lufft; Donner- und Hagels-fruchtbahren Schnees/ oder lieblichen Thaues; und bißweilen zwar strenger/ jedoch nicht allzeit gantzungesunder Kälte; oder andern Abwechslungen des Gewitters; nicht seinen besondern Fleiß dahin wende/ wie Er aus täglicher Erfahrung dergleichen Dinge/ sich mehr und mehr geschickt mache/ von künfftiger Fruchtoder Unfruchtbarkeit des Jahrs/ daraus zu judiciren; und in solchem seinem Prognostico bißweilen / aus seinen Bauer-Regeln/ wol die allerklügsten Kalender-Schreiber übertreffe? Und solche Sorgfalt nicht eigentlich oder allein/ darum/ aldieweil das Wol und Weh feiner Hauß/ und Land-Wirthschafft/ nechst GOtt/ auff einigem seinem Fleiß oder Faulheitberuhet. Denn da nützet er mit seiner bluth-sauren Arbeit gemeiniglich niemand weniger/ als ihme selbst/ indem sein fürnehmster Pflug und äge ist/ das Käyser/ Könige/ Fürsten/ Herren/ Adel und Unadel von Jhm ernehret werden: sondern/ weil die güttige Natur auff freyem Felde am allerliebsten / sich allen Menschen als eine schönste Venus zeigt/ und eine lieblichste Empfindung Jhrer selbst/ allen und jeden so tieff ins Hertze sencken/ und so mächtig darinnen herscht/ daß weder bey einfältigen Leuten einige Arbeit so schwer/ noch bey Gelehrt- und Viel-erfahrnen irgend eine Gemüths-übung so wichtig und streng/ daß beyder seits Rauhigkeit sich nicht zuweilen mit kurtzer Geniessung frischer Lufft/ und Anschau- und Geniessung einer grünen Saa_ oder lieblicher Bluhmen und Früchte/ in etwas mildern liesse. §. 3. Ja ein kleines/ auff mütterlicher Schoß annoch-schwebendes Kind/ gibt sein besonderes Frolocken mit deutlichen Liebes-Zeichen zu verstehen/ im fall Jhm ein schöner Apfel/ oder eine Gölden- und Silberne Müntze wird gezeiget. Uber welches-Gold oder Silber es sich freut / nicht darumd/ weil es zu einer Müntze/ das ist/ zu einem Mittel zu kauffen und verkauffen / und unsere sündliche Begierden zwischen Handel und Wandel/ als einen Nagel an der Wand/ fest zu setzen/ von Menschen gepräget ist: sondern/ weil Silber und Gold ein dermassen köstliches / und von der Natur gereinigtes Metall ist/ das auch dasselbe abzumahlen/ der beste Mahler der Welt keine bessere Tinctur von was anders/ als eben von Gold und Silber entlehnen kan / gleicher Gestalt/ als man die Sonne am Himmel durch kein ander Mittel/ als durch Hülffe Jhrer selbst/ oder Güte Jhrer eigenen Strahlen/ vermag zu schauen. §. 4. Woher aber solche von Natur uns eingepflantzte Zuneigung und Gegenliebe zur Natur entstehe/ ist unschwer zu erweisen/ gestalt man nur die wenige Müh nehmen/ und durch alle Schrancken passirter Zeiten/ in Gedancken zurück-gehende/ den höchst-gesegneteß Zustand unserer Ersten Eltern im Paradien ewegen wolte. Denn daselbst finden wir/ daß GOtt der HErr dieselbigen Gerecht/ Heilig/ Unsterblich/ Schön/ Herschende über alle Seiner Vände Werck / und mit herrlichen Gemüths-Gaben gezieret/ erschaffen. Aus welchem letzteren geflossen/ daß / als GOtt allerley Thire auff dem Felde/ und allerley Vögel unter dem Himmel/ für Jhn gebracht / umb/ denenselben solche Nah-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/577>, abgerufen am 25.11.2024.