Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

ist erstlich gewiß/ daß die Geile/ ja die andere so genandte Biber-Geil/ in dem Biber/ wie an den Schweinen/ so tieff verborgen liegen/ daß das Thier solche ohnmöglich ausbeissen kan/ wie Discorides schon zu seiner Zeit gerochen/ und an der gemeinen Meinung zu zweiffeln angefangen/ welcher sich Rondeletius nachmahlen am ersten mit Ernst entgegen gesetzet/ weilen das so genandte Bibergeil so wol an den Weiblein als Männlein zu finden: Keine Gemeinschafft mit den Geburts-Gliedern hat/ auch ohne diese so genandte Bibergeil noch die rechte Geilenan dem Biber gefunden werden/ welche/ wie an andern Thieren aus vielen funiculis und Zäserlein bestehen/ da hergegen in den Bläßlein/ so man restoreum nennet/ nur eine braune/ mit etlichen Häutlein vermischte Materie Fett und dergleichen gefunden werden/ wie solches Wormius in Mus. pag. 321. Thom. Bartholinus Cent. I. Epist. 9. Hoffmannus Clau. Schroed. 653. und viele andere berühmte Medici, nebst dem Gesn. Aldrovando und andern längst erwiesen haben; Und hat man desto weniger Ursach hieran zu zweiffeln/ weilen man solches alles zu Pariß in einer öffentlichen Anatomie und Zerlegung eines Bibers befunden/ wo ohne die rechte Hödlein/ welche kaum so groß als eines Hahnen-Hödlein sind noch 4. grosse Bläßlein unten am Leib/ beym Scham-Bein gefunden. Die zwey oberste etwas kleinere/ und ein Fett/ die unterste aber grösser/ und eine graue Materie in sich gehabt/ aller aber mit einer fleischichten Haut umbgeben/ wie solches nachmahlen in einer Frantzöischen Beschreibung/ genannt: Description Anatomique d' un Cameleon, d'un Castor, d' un Dromedaired un Ours &amp;amp; d'une Gazelle, dessen Einhalt im Journal des Scavans Tom. V. An. 79. Mens. Decemb. zufinden ist.

§. IV.

Wann nun diese bißher beschriebene Blasen/ so man noch Bibergeil nennet / ausgeschnitten sind/ werden sie zusammen gebunden/ und eine Zeitlang in Schornstein gehänget / biß sie wol getrucknet/ die inwendige Materie hart/ und das Beutelgen auswendig braun worden/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues L. 1. p. 21. berichtet: Es müssen aber die Bläßlein nicht gar zu schwartz gedörret werden/ indem einige Materialisten in der Meinung stehen/ der schwartze halte Gifft in sich/ wiewohlen aber dieses eben nicht glaublicht ist / so wird doch der schwartze nicht vor gut gehalten/ wie Schurtzius in seiner Material-Kammer p. 21. berichtet/ ohne Zweiffel/ weilen er zur Fäulung geneiget: Es sollen auch die Säcklein nicht gar zu feist und voller Fett/ sondern fein trucken und sauber seyn/ auch im auffschneiden fein gelb-braun und nicht schwartz aussehen. Die auff einer Seiten mit etwas weißlichten Fette gespicket/ und noch nicht eröffnet worden/ hält man vor gut/ wie Marxius in seiner Material-Kammer/ p. 74. setzet/ wiegen/ nach der Grösse des Thiers/ 4. 6. 8. 12. biß 16. Untzen/ wie Pomet l. c. zeiget/ welcher das Dantziger Bibergeil dem Castoreo de Canada (so gar zu trucken/ und fast ohne Geruch) weit vorziehet.

§. V.

Weilen aber das Castoreum an hohem Werth ist/ und deswegen nicht allein aus einigen gummatibus, als Gum. ammoniaco, Oporponax, Sagapeno und dergleichen/ mit dem rechten Castoreo vermischt/ nachgemachet/ und in dergleichen fette Häutlein eingenähet wird / sondern gar auch einige Betrüger Stücker Bley/ Kugel/ Sand und dergleichen in die Säcklein stopffen/ wie alle obgemeldte Materialisten klagen/ so muß man in acht nehmen/ daß das rechte veritable Castoreum inwendig mit Fäserlein und kleinen Häutlein durchwachsen sey/ da hergegen das falsche aus einerley Wesen bestehet/ und dergleichen Fäserlein und Häutlein nicht in sich hält/ welches Moyses Charas in der Erzehlung derjenigen Medicamenten und Simplicien / so zum Theriac kommen p. 253. vor eine infallible marque hält/ wodurch der Betrug könne entdecket werden; welches desto ehe an den fragmentis Castorei zu sehen/ so die Materialisten nebst den gantzen Bläßlein auch umb etwas wohlfeilern Preiß geben: wiewohlen sie offters nur aus der äusserlichen Haut bestehen/ und nicht viel taugen. So kan man sich auch etwas nach dem Gewicht richten/ indem die veritable schwer und hart sind/ die nachgemachte aber auffgeblasen / glatt und gläntzeud/ und so man daran drucket/ eine gelbe Materie ausstossen/ wie Pomet l. c. schreibet.

§. VI.

Im übrigen zeiget der Geruch des Bibergeils/ daß er ein flüchtiges und öhlichtes Saltz oder [unleserliches Material] vol. [unleserliches Material] sum in sich habe/ womit er erwärmet/ zertheilet/ und die Nerven stärcket / weswegen es in den Haupt- und Nerven-Kranckheiten/ als gantzen und halben Schlag/ fallenden Sucht/ verlohrnen Gehör/ Schwindel und dergleichen/ wie auch gegen alle Bauchgrimm en hauptsächlich aber gegen die so genandte Bärmutter/ Erstickung der Mutter/ ein sehr herrliches Mittel ist/ auch die Monatliche Zeit/ und alle Reinigungen nach der Geburt befördert/ wie alle glückliche Practici gestehen/ ohnerachtet Zvvelfferus in Pharm. Reg. p. 65. solchem widersprechen wollen/ welcher der eintzige ist/ so vorgeben will/ das Castoreum wäre in den Mutter-Schwachheiten nicht gut/ aber ohne Grund und raison, wie D. Ettmuller in Comment. Schroed. pag. 776. schon gezeiget/ auch alle mit der Mutter geplagte Weiber widerlegen können/ welche durch den blossen Geruch des Castorei gleich Linderung spüren. Innerlich aber wird meistens dessen Essenz oder Essentia Castorei gebraucht/ welche nebst dem[unleserliches Material] dest. und infus in dem Schroeder. und Dispensat. Aug. zu sehenist.

ist erstlich gewiß/ daß die Geile/ ja die andere so genandte Biber-Geil/ in dem Biber/ wie an den Schweinen/ so tieff verborgen liegen/ daß das Thier solche ohnmöglich ausbeissen kan/ wie Discorides schon zu seiner Zeit gerochen/ und an der gemeinen Meinung zu zweiffeln angefangen/ welcher sich Rondeletius nachmahlen am ersten mit Ernst entgegen gesetzet/ weilen das so genandte Bibergeil so wol an den Weiblein als Männlein zu finden: Keine Gemeinschafft mit den Geburts-Gliedern hat/ auch ohne diese so genandte Bibergeil noch die rechte Geilenan dem Biber gefunden werden/ welche/ wie an andern Thieren aus vielen funiculis und Zäserlein bestehen/ da hergegen in den Bläßlein/ so man restoreum nennet/ nur eine braune/ mit etlichen Häutlein vermischte Materie Fett und dergleichen gefunden werden/ wie solches Wormius in Mus. pag. 321. Thom. Bartholinus Cent. I. Epist. 9. Hoffmannus Clau. Schroed. 653. und viele andere berühmte Medici, nebst dem Gesn. Aldrovando und andern längst erwiesen haben; Und hat man desto weniger Ursach hieran zu zweiffeln/ weilen man solches alles zu Pariß in einer öffentlichen Anatomie und Zerlegung eines Bibers befunden/ wo ohne die rechte Hödlein/ welche kaum so groß als eines Hahnen-Hödlein sind noch 4. grosse Bläßlein unten am Leib/ beym Scham-Bein gefunden. Die zwey oberste etwas kleinere/ und ein Fett/ die unterste aber grösser/ und eine graue Materie in sich gehabt/ aller aber mit einer fleischichten Haut umbgeben/ wie solches nachmahlen in einer Frantzöischen Beschreibung/ genannt: Description Anatomique d' un Cameleon, d'un Castor, d' un Dromedaired un Ours &amp;amp; d'une Gazelle, dessen Einhalt im Journal des Scavans Tom. V. An. 79. Mens. Decemb. zufinden ist.

§. IV.

Wañ nun diese bißher beschriebene Blasen/ so man noch Bibergeil nennet / ausgeschnitten sind/ werden sie zusammen gebunden/ und eine Zeitlang in Schornstein gehänget / biß sie wol getrucknet/ die inwendige Materie hart/ und das Beutelgen auswendig braun worden/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues L. 1. p. 21. berichtet: Es müssen aber die Bläßlein nicht gar zu schwartz gedörret werden/ indem einige Materialisten in der Meinung stehen/ der schwartze halte Gifft in sich/ wiewohlen aber dieses eben nicht glaublicht ist / so wird doch der schwartze nicht vor gut gehalten/ wie Schurtzius in seiner Material-Kammer p. 21. berichtet/ ohne Zweiffel/ weilen er zur Fäulung geneiget: Es sollen auch die Säcklein nicht gar zu feist und voller Fett/ sondern fein trucken und sauber seyn/ auch im auffschneiden fein gelb-braun und nicht schwartz aussehen. Die auff einer Seiten mit etwas weißlichten Fette gespicket/ und noch nicht eröffnet worden/ hält man vor gut/ wie Marxius in seiner Material-Kammer/ p. 74. setzet/ wiegen/ nach der Grösse des Thiers/ 4. 6. 8. 12. biß 16. Untzen/ wie Pomet l. c. zeiget/ welcher das Dantziger Bibergeil dem Castoreo de Canada (so gar zu trucken/ und fast ohne Geruch) weit vorziehet.

§. V.

Weilen aber das Castoreum an hohem Werth ist/ und deswegen nicht allein aus einigen gummatibus, als Gum. ammoniaco, Oporponax, Sagapeno und dergleichen/ mit dem rechtẽ Castoreo vermischt/ nachgemachet/ uñ in dergleichen fette Häutlein eingenähet wird / sondern gar auch einige Betrüger Stücker Bley/ Kugel/ Sand und dergleichen in die Säcklein stopffen/ wie alle obgemeldte Materialisten klagen/ so muß man in acht nehmen/ daß das rechte veritable Castoreum inwendig mit Fäserlein und kleinen Häutlein durchwachsen sey/ da hergegen das falsche aus einerley Wesen bestehet/ und dergleichen Fäserlein und Häutlein nicht in sich hält/ welches Moyses Charas in der Erzehlung derjenigen Medicamenten und Simplicien / so zum Theriac kom̃en p. 253. vor eine infallible marque hält/ wodurch der Betrug könne entdecket werden; welches desto ehe an den fragmentis Castorei zu sehen/ so die Materialisten nebst den gantzen Bläßlein auch umb etwas wohlfeilern Preiß geben: wiewohlen sie offters nur aus der äusserlichen Haut bestehen/ und nicht viel taugen. So kan man sich auch etwas nach dem Gewicht richten/ indem die veritable schwer und hart sind/ die nachgemachte aber auffgeblasen / glatt und gläntzeud/ und so man daran drucket/ eine gelbe Materie ausstossen/ wie Pomet l. c. schreibet.

§. VI.

Im übrigen zeiget der Geruch des Bibergeils/ daß er ein flüchtiges und öhlichtes Saltz oder [unleserliches Material] vol. [unleserliches Material] sum in sich habe/ womit er erwärmet/ zertheilet/ und die Nerven stärcket / weswegen es in den Haupt- und Nerven-Kranckheiten/ als gantzen und halben Schlag/ fallenden Sucht/ verlohrnen Gehör/ Schwindel und dergleichen/ wie auch gegen alle Bauchgrim̃ en hauptsächlich aber gegen die so genandte Bärmutter/ Erstickung der Mutter/ ein sehr herrliches Mittel ist/ auch die Monatliche Zeit/ und alle Reinigungen nach der Geburt befördert/ wie alle glückliche Practici gestehen/ ohnerachtet Zvvelfferus in Pharm. Reg. p. 65. solchem widersprechen wollen/ welcher der eintzige ist/ so vorgeben will/ das Castoreum wäre in den Mutter-Schwachheiten nicht gut/ aber ohne Grund uñ raison, wie D. Ettmuller in Comment. Schroed. pag. 776. schon gezeiget/ auch alle mit der Mutter geplagte Weiber widerlegen können/ welche durch den blossen Geruch des Castorei gleich Linderung spüren. Innerlich aber wird meistens dessen Essenz oder Essentia Castorei gebraucht/ welche nebst dem[unleserliches Material] dest. und infus in dem Schroeder. und Dispensat. Aug. zu sehenist.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0521" n="474"/>
ist erstlich gewiß/ daß die Geile/ ja die andere so       genandte Biber-Geil/ in dem Biber/ wie an den Schweinen/ so tieff verborgen liegen/ daß das       Thier solche ohnmöglich ausbeissen kan/ wie Discorides schon zu seiner Zeit gerochen/ und an       der gemeinen Meinung zu zweiffeln angefangen/ welcher sich Rondeletius nachmahlen am ersten       mit Ernst entgegen gesetzet/ weilen das so genandte Bibergeil so wol an den Weiblein als       Männlein zu finden: Keine Gemeinschafft mit den Geburts-Gliedern hat/ auch ohne diese so       genandte Bibergeil noch die rechte Geilenan dem Biber gefunden werden/ welche/ wie an andern       Thieren aus vielen funiculis und Zäserlein bestehen/ da hergegen in den Bläßlein/ so man       restoreum nennet/ nur eine braune/ mit etlichen Häutlein vermischte Materie Fett und       dergleichen gefunden werden/ wie solches Wormius in Mus. pag. 321. Thom. Bartholinus Cent. I.       Epist. 9. Hoffmannus Clau. Schroed. 653. und viele andere berühmte Medici, nebst dem Gesn.       Aldrovando und andern längst erwiesen haben; Und hat man desto weniger Ursach hieran zu       zweiffeln/ weilen man solches alles zu Pariß in einer öffentlichen Anatomie und Zerlegung       eines Bibers befunden/ wo ohne die rechte Hödlein/ welche kaum so groß als eines       Hahnen-Hödlein sind noch 4. grosse Bläßlein unten am Leib/ beym Scham-Bein gefunden. Die zwey       oberste etwas kleinere/ und ein Fett/ die unterste aber grösser/ und eine graue Materie in       sich gehabt/ aller aber mit einer fleischichten Haut umbgeben/ wie solches nachmahlen in       einer Frantzöischen Beschreibung/ genannt: Description Anatomique d' un Cameleon, d'un Castor,       d' un Dromedaired un Ours &amp;amp;amp; d'une Gazelle, dessen Einhalt im Journal des Scavans       Tom. V. An. 79. Mens. Decemb. zufinden ist.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. IV.</head>
        <p>Wan&#x0303; nun diese bißher beschriebene Blasen/ so man noch Bibergeil nennet /       ausgeschnitten sind/ werden sie zusammen gebunden/ und eine Zeitlang in Schornstein gehänget      / biß sie wol getrucknet/ die inwendige Materie hart/ und das Beutelgen auswendig braun       worden/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues L. 1. p. 21. berichtet: Es müssen aber die       Bläßlein nicht gar zu schwartz gedörret werden/ indem einige Materialisten in der Meinung       stehen/ der schwartze halte Gifft in sich/ wiewohlen aber dieses eben nicht glaublicht ist /       so wird doch der schwartze nicht vor gut gehalten/ wie Schurtzius in seiner Material-Kammer p.       21. berichtet/ ohne Zweiffel/ weilen er zur Fäulung geneiget: Es sollen auch die Säcklein       nicht gar zu feist und voller Fett/ sondern fein trucken und sauber seyn/ auch im       auffschneiden fein gelb-braun und nicht schwartz aussehen. Die auff einer Seiten mit etwas       weißlichten Fette gespicket/ und noch nicht eröffnet worden/ hält man vor gut/ wie Marxius       in seiner Material-Kammer/ p. 74. setzet/ wiegen/ nach der Grösse des Thiers/ 4. 6. 8. 12.       biß 16. Untzen/ wie Pomet l. c. zeiget/ welcher das Dantziger Bibergeil dem Castoreo de       Canada (so gar zu trucken/ und fast ohne Geruch) weit vorziehet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. V.</head>
        <p>Weilen aber das Castoreum an hohem Werth ist/ und deswegen nicht allein aus einigen       gummatibus, als Gum. ammoniaco, Oporponax, Sagapeno und dergleichen/ mit dem rechte&#x0303;       Castoreo vermischt/ nachgemachet/ un&#x0303; in dergleichen fette Häutlein eingenähet wird /       sondern gar auch einige Betrüger Stücker Bley/ Kugel/ Sand und dergleichen in die Säcklein       stopffen/ wie alle obgemeldte Materialisten klagen/ so muß man in acht nehmen/ daß das       rechte veritable Castoreum inwendig mit Fäserlein und kleinen Häutlein durchwachsen sey/ da       hergegen das falsche aus einerley Wesen bestehet/ und dergleichen Fäserlein und Häutlein nicht       in sich hält/ welches Moyses Charas in der Erzehlung derjenigen Medicamenten und Simplicien /       so zum Theriac kom&#x0303;en p. 253. vor eine infallible marque hält/ wodurch der Betrug könne       entdecket werden; welches desto ehe an den fragmentis Castorei zu sehen/ so die Materialisten       nebst den gantzen Bläßlein auch umb etwas wohlfeilern Preiß geben: wiewohlen sie offters nur       aus der äusserlichen Haut bestehen/ und nicht viel taugen. So kan man sich auch etwas nach dem       Gewicht richten/ indem die veritable schwer und hart sind/ die nachgemachte aber auffgeblasen      / glatt und gläntzeud/ und so man daran drucket/ eine gelbe Materie ausstossen/ wie Pomet l.       c. schreibet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. VI.</head>
        <p>Im übrigen zeiget der Geruch des Bibergeils/ daß er ein flüchtiges und öhlichtes Saltz oder       <gap reason="illegible"/> vol. <gap reason="illegible"/> sum in sich habe/ womit er erwärmet/ zertheilet/ und die Nerven stärcket /       weswegen es in den Haupt- und Nerven-Kranckheiten/ als gantzen und halben Schlag/ fallenden       Sucht/ verlohrnen Gehör/ Schwindel und dergleichen/ wie auch gegen alle Bauchgrim&#x0303; en       hauptsächlich aber gegen die so genandte Bärmutter/ Erstickung der Mutter/ ein sehr       herrliches Mittel ist/ auch die Monatliche Zeit/ und alle Reinigungen nach der Geburt       befördert/ wie alle glückliche Practici gestehen/ ohnerachtet Zvvelfferus in Pharm. Reg. p.       65. solchem widersprechen wollen/ welcher der eintzige ist/ so vorgeben will/ das Castoreum       wäre in den Mutter-Schwachheiten nicht gut/ aber ohne Grund un&#x0303; raison, wie D.       Ettmuller in Comment. Schroed. pag. 776. schon gezeiget/ auch alle mit der Mutter geplagte       Weiber widerlegen können/ welche durch den blossen Geruch des Castorei gleich Linderung       spüren. Innerlich aber wird meistens dessen Essenz oder Essentia Castorei gebraucht/ welche       nebst dem<gap reason="illegible"/> dest. und infus in dem Schroeder. und Dispensat. Aug. zu sehenist.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[474/0521] ist erstlich gewiß/ daß die Geile/ ja die andere so genandte Biber-Geil/ in dem Biber/ wie an den Schweinen/ so tieff verborgen liegen/ daß das Thier solche ohnmöglich ausbeissen kan/ wie Discorides schon zu seiner Zeit gerochen/ und an der gemeinen Meinung zu zweiffeln angefangen/ welcher sich Rondeletius nachmahlen am ersten mit Ernst entgegen gesetzet/ weilen das so genandte Bibergeil so wol an den Weiblein als Männlein zu finden: Keine Gemeinschafft mit den Geburts-Gliedern hat/ auch ohne diese so genandte Bibergeil noch die rechte Geilenan dem Biber gefunden werden/ welche/ wie an andern Thieren aus vielen funiculis und Zäserlein bestehen/ da hergegen in den Bläßlein/ so man restoreum nennet/ nur eine braune/ mit etlichen Häutlein vermischte Materie Fett und dergleichen gefunden werden/ wie solches Wormius in Mus. pag. 321. Thom. Bartholinus Cent. I. Epist. 9. Hoffmannus Clau. Schroed. 653. und viele andere berühmte Medici, nebst dem Gesn. Aldrovando und andern längst erwiesen haben; Und hat man desto weniger Ursach hieran zu zweiffeln/ weilen man solches alles zu Pariß in einer öffentlichen Anatomie und Zerlegung eines Bibers befunden/ wo ohne die rechte Hödlein/ welche kaum so groß als eines Hahnen-Hödlein sind noch 4. grosse Bläßlein unten am Leib/ beym Scham-Bein gefunden. Die zwey oberste etwas kleinere/ und ein Fett/ die unterste aber grösser/ und eine graue Materie in sich gehabt/ aller aber mit einer fleischichten Haut umbgeben/ wie solches nachmahlen in einer Frantzöischen Beschreibung/ genannt: Description Anatomique d' un Cameleon, d'un Castor, d' un Dromedaired un Ours &amp;amp; d'une Gazelle, dessen Einhalt im Journal des Scavans Tom. V. An. 79. Mens. Decemb. zufinden ist. §. IV. Wañ nun diese bißher beschriebene Blasen/ so man noch Bibergeil nennet / ausgeschnitten sind/ werden sie zusammen gebunden/ und eine Zeitlang in Schornstein gehänget / biß sie wol getrucknet/ die inwendige Materie hart/ und das Beutelgen auswendig braun worden/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues L. 1. p. 21. berichtet: Es müssen aber die Bläßlein nicht gar zu schwartz gedörret werden/ indem einige Materialisten in der Meinung stehen/ der schwartze halte Gifft in sich/ wiewohlen aber dieses eben nicht glaublicht ist / so wird doch der schwartze nicht vor gut gehalten/ wie Schurtzius in seiner Material-Kammer p. 21. berichtet/ ohne Zweiffel/ weilen er zur Fäulung geneiget: Es sollen auch die Säcklein nicht gar zu feist und voller Fett/ sondern fein trucken und sauber seyn/ auch im auffschneiden fein gelb-braun und nicht schwartz aussehen. Die auff einer Seiten mit etwas weißlichten Fette gespicket/ und noch nicht eröffnet worden/ hält man vor gut/ wie Marxius in seiner Material-Kammer/ p. 74. setzet/ wiegen/ nach der Grösse des Thiers/ 4. 6. 8. 12. biß 16. Untzen/ wie Pomet l. c. zeiget/ welcher das Dantziger Bibergeil dem Castoreo de Canada (so gar zu trucken/ und fast ohne Geruch) weit vorziehet. §. V. Weilen aber das Castoreum an hohem Werth ist/ und deswegen nicht allein aus einigen gummatibus, als Gum. ammoniaco, Oporponax, Sagapeno und dergleichen/ mit dem rechtẽ Castoreo vermischt/ nachgemachet/ uñ in dergleichen fette Häutlein eingenähet wird / sondern gar auch einige Betrüger Stücker Bley/ Kugel/ Sand und dergleichen in die Säcklein stopffen/ wie alle obgemeldte Materialisten klagen/ so muß man in acht nehmen/ daß das rechte veritable Castoreum inwendig mit Fäserlein und kleinen Häutlein durchwachsen sey/ da hergegen das falsche aus einerley Wesen bestehet/ und dergleichen Fäserlein und Häutlein nicht in sich hält/ welches Moyses Charas in der Erzehlung derjenigen Medicamenten und Simplicien / so zum Theriac kom̃en p. 253. vor eine infallible marque hält/ wodurch der Betrug könne entdecket werden; welches desto ehe an den fragmentis Castorei zu sehen/ so die Materialisten nebst den gantzen Bläßlein auch umb etwas wohlfeilern Preiß geben: wiewohlen sie offters nur aus der äusserlichen Haut bestehen/ und nicht viel taugen. So kan man sich auch etwas nach dem Gewicht richten/ indem die veritable schwer und hart sind/ die nachgemachte aber auffgeblasen / glatt und gläntzeud/ und so man daran drucket/ eine gelbe Materie ausstossen/ wie Pomet l. c. schreibet. §. VI. Im übrigen zeiget der Geruch des Bibergeils/ daß er ein flüchtiges und öhlichtes Saltz oder _ vol. _ sum in sich habe/ womit er erwärmet/ zertheilet/ und die Nerven stärcket / weswegen es in den Haupt- und Nerven-Kranckheiten/ als gantzen und halben Schlag/ fallenden Sucht/ verlohrnen Gehör/ Schwindel und dergleichen/ wie auch gegen alle Bauchgrim̃ en hauptsächlich aber gegen die so genandte Bärmutter/ Erstickung der Mutter/ ein sehr herrliches Mittel ist/ auch die Monatliche Zeit/ und alle Reinigungen nach der Geburt befördert/ wie alle glückliche Practici gestehen/ ohnerachtet Zvvelfferus in Pharm. Reg. p. 65. solchem widersprechen wollen/ welcher der eintzige ist/ so vorgeben will/ das Castoreum wäre in den Mutter-Schwachheiten nicht gut/ aber ohne Grund uñ raison, wie D. Ettmuller in Comment. Schroed. pag. 776. schon gezeiget/ auch alle mit der Mutter geplagte Weiber widerlegen können/ welche durch den blossen Geruch des Castorei gleich Linderung spüren. Innerlich aber wird meistens dessen Essenz oder Essentia Castorei gebraucht/ welche nebst dem_ dest. und infus in dem Schroeder. und Dispensat. Aug. zu sehenist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/521
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/521>, abgerufen am 03.12.2024.