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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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weissen Agtstein ein Loth/ Mastix ein Loth/ weissen Weyrauch ein Loth. Diest vier Stücke sollen in einen steinernen Mörsel auffs kleinste gerieben/ und hernach mit sambt dem Brandtenwein in eine Phiol oder Kolben-Glaß gethan werden; welches Glaß/ nachdem du es auffs beste vermacht / also daß nicht der geringste Dampff oder Geruch heraus kommen kan/ so setze es in die heisse Sonn/ oder im Winter auff den warmen Ofen; lasse es ein Tag drey oder vier stehen/ hernach setze es in eine warme Aschen - Kappelle/ und lasse es gar sittiglich ein paar Stunden gelinde kochen: so bald der Brandtenwein genugsam auffgelöset/ und als ein Fürniß in einer gelb-braunlichten Farb/ und ziemlich dicken Consistentz erscheinet/ so giesse es also siedent heiß durch ein rein härin Tuch/ und presse es mit zwey Höltzern (wie bey denen Apotheckern gebräuchlich) fein wohl auß; giesse es alsdann in ein gläsern Gefäß mit einem engen Halß/ und verwahre es auffs beste verbunden zu deinem Gebrauch.

Lacc-Fürniß auff eine leichtere Art.

Nimm Gummi-Lacc anderthalb Loth/ Mastix/ Sandrach/ Agtstein/ jedes ein Quintlein/ thue es gröblich zerstossen in eine Phiole, giesse des starcken Brandtenweins darauff ein Loth / setze es in die Wärme/ biß es sich wohl auffgelöset/ (was sich aufflösen will) hernach durchgeprest und damit angestrichen.

Ein anderer dergleichen.

Nimm auff ein Pfund des allerstärcksten Brandtenweins sechs Loth reinen und kleingestossenen Gummi-Lacc/ thue es in ein Phiolen-Glaß/ schwäncke es etliche Stunden herumb/ (es muß aber das Glaß nicht zu klein seyn/ denn sonst würde es zerspringen /) wann es genug gerüttelt / setze es an die Sonne/ oder auff den warmen Ofen/ auff einen Stroh-Ring/ laß es etliche Tage stehen/ alsdenn durch ein hären Tuch gezwungen/ und in einein andern Olaß wohl verwahret auffbehalten.

Noch ein dergleichen guter Fürniß.

Nimm auff ein Pfund des allerstärcksten Brandtenweins sechs Loth reinen Gummi-Lacc/ thue es gröblich zerstossen in den Brandtenwein/ beutels oder rüttels eine Stund herumb/ lasse es hernach in einem Balneo Mariae eine Stund kochen; seuge es also warm in ein ander Glaß/ und gebrauchs nach belieben. Daß ich nun hier so vielerley Manieren von Lacc-Fürnissen beschreibe / wird sich niemand irren lassen/ sondern vielmehr solches mit Danck erkennen/ und versichert seyn/ daß ich nichts beschreibe/ als was durch die Experientz wahrhafftig erfahren und bestättiget worden/ so wohl von mir als andern Künstlern: Zu dem/ so ist immer einer leichter und geschwinder zu machen als der andere/ ohne daß auch einige leichter von Coleur/ und dahero zur hellen Farben besser dienen; ingleichen sind auch immerzu in einem Process einige Handgriffe gemeldet/ die in andern vergessen oder außgelassen: Meine also/ der Verständige werde sich solches wohl zu Nutz zu machen wissen. Ich erinnere mich aber nochmahl/ wer mit diesen Fürnissen umbgehen will/ daß er sich mit dem Feuer in Obacht nehme/ zumahl/ wo Terpenthin/ und Spicc- oder auch Terpenthin-Oehl und dergleichen darzu kommen. Dann wann sie sich entzünden/ so sind sie nicht zu dämpffen; wolle man Wasser zugiessen/ so würde es schlagen ärger als Büchsen-Pulver/ und auff etliche Schritte herumb alles anzünden/ so ich denen die unvorsichtig sind/ nicht ungemeldet lassen können sc. Mit dem Lacc-Fürniß/ da starcker Brandtenwein zukombt/ ist sich gleichfals vorzusehen/ daß man nicht mit einem angezündeten Licht zu nahe komme/ dann der Brandtenwein entzündet sich wie ein Blitz/ doch ist solcher eher zu dämpffen als der andere. Ist also gut/ daß man solches Dinges nicht zu viel auff einmahl mache/ sc. und keine andere Hitz/ als wie oben erwehnt/ daß Balneum Mariae darzu gebrauche. Weiter/ wann ja ein solch Versehen oder Unglück entstünde/ so soll man nur eine nasse Kalbs - oder Schaffs - Haut oder ein leinen Tuch/ wie ein Tisch- oder Bettuch groß / in Wasser eingenetzt/ in Bereitschafft haben/ und vier- oder mehr-fach drüber decken/ und alsdann/ wo nöthig/ Wasser auff dasselbe/ so muß es ersticken/ und kan keinen weitern Schaden thun. Wer solches nun vorhin oder besser weiß/ vor den ist es hier nicht geschrieben.

Noch ein Lacc-Fürniß zum Glantzgeben.

Nimm Gummi-Lacc/ und Sandrach jedes zwey Loth/ ein halb Nössel hoch rectificirten Brandtenwein dran gegossen/ wohl vermacht/ drey Tag/ an der heissen Sonnen stehen lassen / (oder sonst in gleichmäsiger Wärme) es darff aber nicht gebeutelt oder geschüttelt werden.

Eine andere Art des besten Glantz-Lacc-Fürniß.

Nimm hoch-rectificirten Brandtenwein/ filtrire denselben durch calcinirten Weinstein/ nimb hernach weissen Agtstein/ Gummi-Lacc/ und Gummi-Sandrach jedes anderthalb Loth/ solches wohl außgelesen und kleing erieben/ thue

weissen Agtstein ein Loth/ Mastix ein Loth/ weissen Weyrauch ein Loth. Diest vier Stücke sollen in einen steinernen Mörsel auffs kleinste gerieben/ und hernach mit sambt dem Brandtenwein in eine Phiol oder Kolben-Glaß gethan werden; welches Glaß/ nachdem du es auffs beste vermacht / also daß nicht der geringste Dampff oder Geruch heraus kommen kan/ so setze es in die heisse Sonn/ oder im Winter auff den warmen Ofen; lasse es ein Tag drey oder vier stehen/ hernach setze es in eine warme Aschen - Kappelle/ und lasse es gar sittiglich ein paar Stunden gelinde kochen: so bald der Brandtenwein genugsam auffgelöset/ und als ein Fürniß in einer gelb-braunlichten Farb/ und ziemlich dicken Consistentz erscheinet/ so giesse es also siedent heiß durch ein rein härin Tuch/ und presse es mit zwey Höltzern (wie bey denen Apotheckern gebräuchlich) fein wohl auß; giesse es alsdann in ein gläsern Gefäß mit einem engen Halß/ und verwahre es auffs beste verbunden zu deinem Gebrauch.

Lacc-Fürniß auff eine leichtere Art.

Nimm Gummi-Lacc anderthalb Loth/ Mastix/ Sandrach/ Agtstein/ jedes ein Quintlein/ thue es gröblich zerstossen in eine Phiole, giesse des starcken Brandtenweins darauff ein Loth / setze es in die Wärme/ biß es sich wohl auffgelöset/ (was sich aufflösen will) hernach durchgeprest und damit angestrichen.

Ein anderer dergleichen.

Nimm auff ein Pfund des allerstärcksten Brandtenweins sechs Loth reinen und kleingestossenen Gummi-Lacc/ thue es in ein Phiolen-Glaß/ schwäncke es etliche Stunden herumb/ (es muß aber das Glaß nicht zu klein seyn/ denn sonst würde es zerspringen /) wann es genug gerüttelt / setze es an die Sonne/ oder auff den warmen Ofen/ auff einen Stroh-Ring/ laß es etliche Tage stehen/ alsdenn durch ein hären Tuch gezwungen/ und in einein andern Olaß wohl verwahret auffbehalten.

Noch ein dergleichen guter Fürniß.

Nimm auff ein Pfund des allerstärcksten Brandtenweins sechs Loth reinen Gummi-Lacc/ thue es gröblich zerstossen in den Brandtenwein/ beutels oder rüttels eine Stund herumb/ lasse es hernach in einem Balneô Mariae eine Stund kochen; seuge es also warm in ein ander Glaß/ und gebrauchs nach belieben. Daß ich nun hier so vielerley Manieren von Lacc-Fürnissen beschreibe / wird sich niemand irren lassen/ sondern vielmehr solches mit Danck erkennen/ und versichert seyn/ daß ich nichts beschreibe/ als was durch die Experientz wahrhafftig erfahren und bestättiget worden/ so wohl von mir als andern Künstlern: Zu dem/ so ist immer einer leichter und geschwinder zu machen als der andere/ ohne daß auch einige leichter von Coleur/ und dahero zur hellen Farben besser dienen; ingleichen sind auch immerzu in einem Process einige Handgriffe gemeldet/ die in andern vergessen oder außgelassen: Meine also/ der Verständige werde sich solches wohl zu Nutz zu machen wissen. Ich erinnere mich aber nochmahl/ wer mit diesen Fürnissen umbgehen will/ daß er sich mit dem Feuer in Obacht nehme/ zumahl/ wo Terpenthin/ und Spicc- oder auch Terpenthin-Oehl und dergleichen darzu kommen. Dann wann sie sich entzünden/ so sind sie nicht zu dämpffen; wolle man Wasser zugiessen/ so würde es schlagen ärger als Büchsen-Pulver/ und auff etliche Schritte herumb alles anzünden/ so ich denen die unvorsichtig sind/ nicht ungemeldet lassen können sc. Mit dem Lacc-Fürniß/ da starcker Brandtenwein zukombt/ ist sich gleichfals vorzusehen/ daß man nicht mit einem angezündeten Licht zu nahe komme/ dann der Brandtenwein entzündet sich wie ein Blitz/ doch ist solcher eher zu dämpffen als der andere. Ist also gut/ daß man solches Dinges nicht zu viel auff einmahl mache/ sc. und keine andere Hitz/ als wie oben erwehnt/ daß Balneum Mariae darzu gebrauche. Weiter/ wann ja ein solch Versehen oder Unglück entstünde/ so soll man nur eine nasse Kalbs - oder Schaffs - Haut oder ein leinen Tuch/ wie ein Tisch- oder Bettuch groß / in Wasser eingenetzt/ in Bereitschafft haben/ und vier- oder mehr-fach drüber decken/ und alsdann/ wo nöthig/ Wasser auff dasselbe/ so muß es ersticken/ und kan keinen weitern Schaden thun. Wer solches nun vorhin oder besser weiß/ vor den ist es hier nicht geschrieben.

Noch ein Lacc-Fürniß zum Glantzgeben.

Nimm Gummi-Lacc/ und Sandrach jedes zwey Loth/ ein halb Nössel hoch rectificirten Brandtenwein dran gegossen/ wohl vermacht/ drey Tag/ an der heissen Sonnen stehen lassen / (oder sonst in gleichmäsiger Wärme) es darff aber nicht gebeutelt oder geschüttelt werden.

Eine andere Art des besten Glantz-Lacc-Fürniß.

Nimm hoch-rectificirten Brandtenwein/ filtrire denselben durch calcinirten Weinstein/ nimb hernach weissen Agtstein/ Gummi-Lacc/ und Gummi-Sandrach jedes anderthalb Loth/ solches wohl außgelesen und kleing erieben/ thue

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[412/0458] weissen Agtstein ein Loth/ Mastix ein Loth/ weissen Weyrauch ein Loth. Diest vier Stücke sollen in einen steinernen Mörsel auffs kleinste gerieben/ und hernach mit sambt dem Brandtenwein in eine Phiol oder Kolben-Glaß gethan werden; welches Glaß/ nachdem du es auffs beste vermacht / also daß nicht der geringste Dampff oder Geruch heraus kommen kan/ so setze es in die heisse Sonn/ oder im Winter auff den warmen Ofen; lasse es ein Tag drey oder vier stehen/ hernach setze es in eine warme Aschen - Kappelle/ und lasse es gar sittiglich ein paar Stunden gelinde kochen: so bald der Brandtenwein genugsam auffgelöset/ und als ein Fürniß in einer gelb-braunlichten Farb/ und ziemlich dicken Consistentz erscheinet/ so giesse es also siedent heiß durch ein rein härin Tuch/ und presse es mit zwey Höltzern (wie bey denen Apotheckern gebräuchlich) fein wohl auß; giesse es alsdann in ein gläsern Gefäß mit einem engen Halß/ und verwahre es auffs beste verbunden zu deinem Gebrauch. Lacc-Fürniß auff eine leichtere Art. Nimm Gummi-Lacc anderthalb Loth/ Mastix/ Sandrach/ Agtstein/ jedes ein Quintlein/ thue es gröblich zerstossen in eine Phiole, giesse des starcken Brandtenweins darauff ein Loth / setze es in die Wärme/ biß es sich wohl auffgelöset/ (was sich aufflösen will) hernach durchgeprest und damit angestrichen. Ein anderer dergleichen. Nimm auff ein Pfund des allerstärcksten Brandtenweins sechs Loth reinen und kleingestossenen Gummi-Lacc/ thue es in ein Phiolen-Glaß/ schwäncke es etliche Stunden herumb/ (es muß aber das Glaß nicht zu klein seyn/ denn sonst würde es zerspringen /) wann es genug gerüttelt / setze es an die Sonne/ oder auff den warmen Ofen/ auff einen Stroh-Ring/ laß es etliche Tage stehen/ alsdenn durch ein hären Tuch gezwungen/ und in einein andern Olaß wohl verwahret auffbehalten. Noch ein dergleichen guter Fürniß. Nimm auff ein Pfund des allerstärcksten Brandtenweins sechs Loth reinen Gummi-Lacc/ thue es gröblich zerstossen in den Brandtenwein/ beutels oder rüttels eine Stund herumb/ lasse es hernach in einem Balneô Mariae eine Stund kochen; seuge es also warm in ein ander Glaß/ und gebrauchs nach belieben. Daß ich nun hier so vielerley Manieren von Lacc-Fürnissen beschreibe / wird sich niemand irren lassen/ sondern vielmehr solches mit Danck erkennen/ und versichert seyn/ daß ich nichts beschreibe/ als was durch die Experientz wahrhafftig erfahren und bestättiget worden/ so wohl von mir als andern Künstlern: Zu dem/ so ist immer einer leichter und geschwinder zu machen als der andere/ ohne daß auch einige leichter von Coleur/ und dahero zur hellen Farben besser dienen; ingleichen sind auch immerzu in einem Process einige Handgriffe gemeldet/ die in andern vergessen oder außgelassen: Meine also/ der Verständige werde sich solches wohl zu Nutz zu machen wissen. Ich erinnere mich aber nochmahl/ wer mit diesen Fürnissen umbgehen will/ daß er sich mit dem Feuer in Obacht nehme/ zumahl/ wo Terpenthin/ und Spicc- oder auch Terpenthin-Oehl und dergleichen darzu kommen. Dann wann sie sich entzünden/ so sind sie nicht zu dämpffen; wolle man Wasser zugiessen/ so würde es schlagen ärger als Büchsen-Pulver/ und auff etliche Schritte herumb alles anzünden/ so ich denen die unvorsichtig sind/ nicht ungemeldet lassen können sc. Mit dem Lacc-Fürniß/ da starcker Brandtenwein zukombt/ ist sich gleichfals vorzusehen/ daß man nicht mit einem angezündeten Licht zu nahe komme/ dann der Brandtenwein entzündet sich wie ein Blitz/ doch ist solcher eher zu dämpffen als der andere. Ist also gut/ daß man solches Dinges nicht zu viel auff einmahl mache/ sc. und keine andere Hitz/ als wie oben erwehnt/ daß Balneum Mariae darzu gebrauche. Weiter/ wann ja ein solch Versehen oder Unglück entstünde/ so soll man nur eine nasse Kalbs - oder Schaffs - Haut oder ein leinen Tuch/ wie ein Tisch- oder Bettuch groß / in Wasser eingenetzt/ in Bereitschafft haben/ und vier- oder mehr-fach drüber decken/ und alsdann/ wo nöthig/ Wasser auff dasselbe/ so muß es ersticken/ und kan keinen weitern Schaden thun. Wer solches nun vorhin oder besser weiß/ vor den ist es hier nicht geschrieben. Noch ein Lacc-Fürniß zum Glantzgeben. Nimm Gummi-Lacc/ und Sandrach jedes zwey Loth/ ein halb Nössel hoch rectificirten Brandtenwein dran gegossen/ wohl vermacht/ drey Tag/ an der heissen Sonnen stehen lassen / (oder sonst in gleichmäsiger Wärme) es darff aber nicht gebeutelt oder geschüttelt werden. Eine andere Art des besten Glantz-Lacc-Fürniß. Nimm hoch-rectificirten Brandtenwein/ filtrire denselben durch calcinirten Weinstein/ nimb hernach weissen Agtstein/ Gummi-Lacc/ und Gummi-Sandrach jedes anderthalb Loth/ solches wohl außgelesen und kleing erieben/ thue

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/458>, abgerufen am 23.07.2024.