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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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AMYGDALAE AMARAE

kommen an der eusserliche Gestalt mit den vorigen gantz überein/ dahero/ wann sie theurer / auch mit solchen verfälschet werden/ wiewohlen sie dutch den Geschmack leicht zu unterscheiden sind/ welcher in diesen gantz bitter und etwas scharff ist; in Ansehen dessen sie eine erwärmende/ zertheilende und eröffnende Krasst haben: Stärcken den Magen und treiben den Urin / weswegen sie beyderseits die Trunckenheit verhüten. Zu welchem Ende diejenige/ welche sich im Trincken Heldenmäsig auffführen wollen/ sowohl die gantze Mandeln/ als auch den biscuit, so man davon macht/ vor dem Schmaustren essen. So machet man auch ein Oehl davon/ welches zu den Gebrechen der Ohren sehr dienlich ist/ auch eine schöne Haut machet/ worzu ingleichen die Kleyen davon sehr dienlich ist/ welche/ wegen ihrer durchdringenden und zertheilenden Krafft / viel tüchtiger darzu/ als von den süssen Mandeln gehalten wird. Merckwürdig aber ist/ daß / da diese Früchte dem Menschen so dienlich sind/ solche den Hühnern und anderem Gevögel sehr schädlich und ein tödliches Gifft ist/ so gar/ daß sie auch von dem Gatz/ worvon das bitter Mandel-Oehl gepresset worden/ sterben/ wann sie solchen verschlucken/ wie D. Lyserus, ein Dännenmarcker in Obs. 14. pag. 239. Cult. Anat. annoch in Acht genommen hat.

§. 7.

Weilen im übrigen die Zirbel- und Pimper-Nüß/ der Würckung nach/ mit den süssen Mandeln sehr überein kommen/ wollen wir derselben noch mit wenigen gedencken; und zwar die

Zirbel-Nüß/ Pinelen

oder

NUCES PINEAS

betreffend/ so bestehen dieselbige auß länglichtrunden kleinen Kernlein/ welche in- und auswendig gantz weiß und eines öhlichten süssen Geschmacks sind: Kommen theils auß Indien / theils auß Italien/ allwo sie umb Ravenna, nicht fern vom Ufer des Venetianischen Meers und andern Orten häuffig wachsen/ wie Schurzius und Marxius in thren Material-Kammern berichten. Zwar wachsen auch bey uns einige Fichten mit ihren Zapffen/ tragen aber keine Nüßlein / sondern diese wachsen an dem PINO DOMESTICA, welcher nur in Italien und warmen Ländern gut thut: hat lange spitzige Blätter/ wie Tauben-Rock und trägt grosse/ auß vielen harten und holtzichten Schuppen zusammen gesetzte Zapffen/ unter welchen die harte holtzichte Nüßlein stecken/ deren unter jedem Schuppen 2. liegen/ wie Wormius in Mus. pag. 210. berichtet. Solche wirfft man in warme Oefen oder hält sie über das Feuer/ so thun sich die Schuppen von einander/ und fallen die harte Nüßlein herauß/ weiche aufgeschlagen und die Kernlein so mit einem rothen und zarte Häutlein umbgeben sind/ herauß genommen werden. Sie müssen schön weiß / frisch/ groß/ süß und nicht rantzicht seyn. Ob das rothe Häutlein daran zu lassen oder nicht? sind die Materialisten nicht einerley Meynung/ indem einige dafür halten/ sie hielten sich besser darin/ andere aber meynen sie wären dadurch unscheinlich Weilen aber solche sehr leicht und am Gewicht wenig aufftragen/ so kan man damit nach belieben verfahren. Wann man sie sauber schält/ werden sie sowohl in den Küchen zu Pasteten und andern Speisen/ als in der Artzney sehr gebrauchet/ absonderlich vor die Schwind- und Lungensüchtige/ indem sie gute Nahrung geben und alle Schärffe/ auch den Stein besänfftigen. So mehren sie auch den Natürlichen Saamen und stärcken die Mannheit; zu welchem End auch ein Oehl darvon geprest wird/ welches ein gewisser Reichs- Fürst immer bey sich führen soll/ wie Ettmüllerus Comment. Schroeder. p. 626. berichtet. Was vom Oehl übrig bleibet/ machet weise Hände/ wie die Mandel-Kleyen.

§. 8.

Gleiche Kräfften haben auch die Welsche

Pimper-Nüßlein

oder

PISTACHIA,

welche auß länglichten und eckichten Kernen einer Nuß bestehen/ so an einem Theil etwas höher/ als an der andern/ eusserlich mit einer Purpur-rothen Schale umbgeben/ inwendig grünlicht ist: kommen auß Persten/ von Alexandria und Damasco über Italien/ ingleichen auß Java/ Neapel und Sicilien/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 156. berichtet. Der Baum woran sie wachsen/ ist so groß/ wie ein junger Nuß-Baum/ an welchem die Früchte Trauben-weiß hangen und eusserlich grün/ mit roth vermischt/ in der Grösse einer grünen Mandel anzusehen sind. Uuter der grünen Schale ist die Nuß selbsten/ mit einer weisen/ aber nicht so gar harten Schale/ welche einen Kern/ wie die Blut-Nüsse anzusehen/ in sich hält. Diese Nüßlein werden entweder gantz herauß gebracht/ oder nur die Kernlein/ und werden beyde in den Material-Kammern gefunden. Jene sollen noch frisch/ schwer und vollkommen seyn/ deren drey Pfund zum wenigsten ein Pfund Kern geben müssen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 228. lehret. Die Kern selbsten aber sollen außwendig schön roth/ inwendig grün/ und noch frisch seyn/ auch einen süssen/ doch etwas anhaltenden/ nicht rantzichten oder öhlichten Geschmack haben. Die Materialisten lieben die grossen/ die Zucker-Becker aber/ welche die Mühe nicht gerne nehmen solche im conficiren zu zerschneiden/ die keinen. Alle aber sollen mit-

AMYGDALAE AMARAE

kommen an der eusserliche Gestalt mit den vorigen gantz überein/ dahero/ wann sie theurer / auch mit solchen verfälschet werden/ wiewohlen sie dutch den Geschmack leicht zu unterscheiden sind/ welcher in diesen gantz bitter und etwas scharff ist; in Ansehen dessen sie eine erwärmende/ zertheilende und eröffnende Krasst haben: Stärcken den Magen und treiben den Urin / weswegen sie beyderseits die Trunckenheit verhüten. Zu welchem Ende diejenige/ welche sich im Trincken Heldenmäsig auffführen wollen/ sowohl die gantze Mandeln/ als auch den biscuit, so man davon macht/ vor dem Schmaustren essen. So machet man auch ein Oehl davon/ welches zu den Gebrechen der Ohren sehr dienlich ist/ auch eine schöne Haut machet/ worzu ingleichen die Kleyen davon sehr dienlich ist/ welche/ wegen ihrer durchdringenden und zertheilenden Krafft / viel tüchtiger darzu/ als von den süssen Mandeln gehalten wird. Merckwürdig aber ist/ daß / da diese Früchte dem Menschen so dienlich sind/ solche den Hühnern und anderem Gevögel sehr schädlich und ein tödliches Gifft ist/ so gar/ daß sie auch von dem Gatz/ worvon das bitter Mandel-Oehl gepresset worden/ sterben/ wann sie solchen verschlucken/ wie D. Lyserus, ein Dännenmarcker in Obs. 14. pag. 239. Cult. Anat. annoch in Acht genommen hat.

§. 7.

Weilen im übrigen die Zirbel- und Pimper-Nüß/ der Würckung nach/ mit den süssen Mandeln sehr überein kommen/ wollen wir derselben noch mit wenigen gedencken; und zwar die

Zirbel-Nüß/ Pinelen

oder

NUCES PINEAS

betreffend/ so bestehen dieselbige auß länglichtrunden kleinen Kernlein/ welche in- und auswendig gantz weiß und eines öhlichten süssen Geschmacks sind: Kommen theils auß Indien / theils auß Italien/ allwo sie umb Ravenna, nicht fern vom Ufer des Venetianischen Meers und andern Orten häuffig wachsen/ wie Schurzius und Marxius in thren Material-Kammern berichten. Zwar wachsen auch bey uns einige Fichten mit ihren Zapffen/ tragen aber keine Nüßlein / sondern diese wachsen an dem PINO DOMESTICA, welcher nur in Italien und warmen Ländern gut thut: hat lange spitzige Blätter/ wie Tauben-Rock und trägt grosse/ auß vielen harten und holtzichten Schuppen zusammen gesetzte Zapffen/ unter welchen die harte holtzichte Nüßlein stecken/ deren unter jedem Schuppen 2. liegen/ wie Wormius in Mus. pag. 210. berichtet. Solche wirfft man in warme Oefen oder hält sie über das Feuer/ so thun sich die Schuppen von einander/ und fallen die harte Nüßlein herauß/ weiche aufgeschlagen und die Kernlein so mit einem rothen und zartë Häutlein umbgeben sind/ herauß genommen werden. Sie müssen schön weiß / frisch/ groß/ süß und nicht rantzicht seyn. Ob das rothe Häutlein daran zu lassen oder nicht? sind die Materialisten nicht einerley Meynung/ indem einige dafür halten/ sie hielten sich besser darin/ andere aber meynen sie wären dadurch unscheinlich Weilen aber solche sehr leicht und am Gewicht wenig aufftragen/ so kan man damit nach belieben verfahren. Wann man sie sauber schält/ werden sie sowohl in den Küchen zu Pasteten und andern Speisen/ als in der Artzney sehr gebrauchet/ absonderlich vor die Schwind- und Lungensüchtige/ indem sie gute Nahrung geben und alle Schärffe/ auch den Stein besänfftigen. So mehren sie auch den Natürlichen Saamen und stärcken die Mannheit; zu welchem End auch ein Oehl darvon geprest wird/ welches ein gewisser Reichs- Fürst immer bey sich führen soll/ wie Ettmüllerus Comment. Schroeder. p. 626. berichtet. Was vom Oehl übrig bleibet/ machet weise Hände/ wie die Mandel-Kleyen.

§. 8.

Gleiche Kräfften haben auch die Welsche

Pimper-Nüßlein

oder

PISTACHIA,

welche auß länglichten und eckichten Kernen einer Nuß bestehen/ so an einem Theil etwas höher/ als an der andern/ eusserlich mit einer Purpur-rothen Schale umbgeben/ inwendig grünlicht ist: kommen auß Persten/ von Alexandria und Damasco über Italien/ ingleichen auß Java/ Neapel und Sicilien/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 156. berichtet. Der Baum woran sie wachsen/ ist so groß/ wie ein junger Nuß-Baum/ an welchem die Früchte Trauben-weiß hangen und eusserlich grün/ mit roth vermischt/ in der Grösse einer grünen Mandel anzusehen sind. Uuter der grünen Schale ist die Nuß selbsten/ mit einer weisen/ aber nicht so gar harten Schale/ welche einen Kern/ wie die Blut-Nüsse anzusehen/ in sich hält. Diese Nüßlein werden entweder gantz herauß gebracht/ oder nur die Kernlein/ und werden beyde in den Material-Kammern gefunden. Jene sollen noch frisch/ schwer und vollkommen seyn/ deren drey Pfund zum wenigsten ein Pfund Kern geben müssen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 228. lehret. Die Kern selbsten aber sollen außwendig schön roth/ inwendig grün/ und noch frisch seyn/ auch einen süssen/ doch etwas anhaltenden/ nicht rantzichten oder öhlichten Geschmack haben. Die Materialisten lieben die grossen/ die Zucker-Becker aber/ welche die Mühe nicht gerne nehmen solche im conficiren zu zerschneiden/ die keinen. Alle aber sollen mit-

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[330/0376] AMYGDALAE AMARAE kommen an der eusserliche Gestalt mit den vorigen gantz überein/ dahero/ wann sie theurer / auch mit solchen verfälschet werden/ wiewohlen sie dutch den Geschmack leicht zu unterscheiden sind/ welcher in diesen gantz bitter und etwas scharff ist; in Ansehen dessen sie eine erwärmende/ zertheilende und eröffnende Krasst haben: Stärcken den Magen und treiben den Urin / weswegen sie beyderseits die Trunckenheit verhüten. Zu welchem Ende diejenige/ welche sich im Trincken Heldenmäsig auffführen wollen/ sowohl die gantze Mandeln/ als auch den biscuit, so man davon macht/ vor dem Schmaustren essen. So machet man auch ein Oehl davon/ welches zu den Gebrechen der Ohren sehr dienlich ist/ auch eine schöne Haut machet/ worzu ingleichen die Kleyen davon sehr dienlich ist/ welche/ wegen ihrer durchdringenden und zertheilenden Krafft / viel tüchtiger darzu/ als von den süssen Mandeln gehalten wird. Merckwürdig aber ist/ daß / da diese Früchte dem Menschen so dienlich sind/ solche den Hühnern und anderem Gevögel sehr schädlich und ein tödliches Gifft ist/ so gar/ daß sie auch von dem Gatz/ worvon das bitter Mandel-Oehl gepresset worden/ sterben/ wann sie solchen verschlucken/ wie D. Lyserus, ein Dännenmarcker in Obs. 14. pag. 239. Cult. Anat. annoch in Acht genommen hat. §. 7. Weilen im übrigen die Zirbel- und Pimper-Nüß/ der Würckung nach/ mit den süssen Mandeln sehr überein kommen/ wollen wir derselben noch mit wenigen gedencken; und zwar die Zirbel-Nüß/ Pinelen oder NUCES PINEAS betreffend/ so bestehen dieselbige auß länglichtrunden kleinen Kernlein/ welche in- und auswendig gantz weiß und eines öhlichten süssen Geschmacks sind: Kommen theils auß Indien / theils auß Italien/ allwo sie umb Ravenna, nicht fern vom Ufer des Venetianischen Meers und andern Orten häuffig wachsen/ wie Schurzius und Marxius in thren Material-Kammern berichten. Zwar wachsen auch bey uns einige Fichten mit ihren Zapffen/ tragen aber keine Nüßlein / sondern diese wachsen an dem PINO DOMESTICA, welcher nur in Italien und warmen Ländern gut thut: hat lange spitzige Blätter/ wie Tauben-Rock und trägt grosse/ auß vielen harten und holtzichten Schuppen zusammen gesetzte Zapffen/ unter welchen die harte holtzichte Nüßlein stecken/ deren unter jedem Schuppen 2. liegen/ wie Wormius in Mus. pag. 210. berichtet. Solche wirfft man in warme Oefen oder hält sie über das Feuer/ so thun sich die Schuppen von einander/ und fallen die harte Nüßlein herauß/ weiche aufgeschlagen und die Kernlein so mit einem rothen und zartë Häutlein umbgeben sind/ herauß genommen werden. Sie müssen schön weiß / frisch/ groß/ süß und nicht rantzicht seyn. Ob das rothe Häutlein daran zu lassen oder nicht? sind die Materialisten nicht einerley Meynung/ indem einige dafür halten/ sie hielten sich besser darin/ andere aber meynen sie wären dadurch unscheinlich Weilen aber solche sehr leicht und am Gewicht wenig aufftragen/ so kan man damit nach belieben verfahren. Wann man sie sauber schält/ werden sie sowohl in den Küchen zu Pasteten und andern Speisen/ als in der Artzney sehr gebrauchet/ absonderlich vor die Schwind- und Lungensüchtige/ indem sie gute Nahrung geben und alle Schärffe/ auch den Stein besänfftigen. So mehren sie auch den Natürlichen Saamen und stärcken die Mannheit; zu welchem End auch ein Oehl darvon geprest wird/ welches ein gewisser Reichs- Fürst immer bey sich führen soll/ wie Ettmüllerus Comment. Schroeder. p. 626. berichtet. Was vom Oehl übrig bleibet/ machet weise Hände/ wie die Mandel-Kleyen. §. 8. Gleiche Kräfften haben auch die Welsche Pimper-Nüßlein oder PISTACHIA, welche auß länglichten und eckichten Kernen einer Nuß bestehen/ so an einem Theil etwas höher/ als an der andern/ eusserlich mit einer Purpur-rothen Schale umbgeben/ inwendig grünlicht ist: kommen auß Persten/ von Alexandria und Damasco über Italien/ ingleichen auß Java/ Neapel und Sicilien/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 156. berichtet. Der Baum woran sie wachsen/ ist so groß/ wie ein junger Nuß-Baum/ an welchem die Früchte Trauben-weiß hangen und eusserlich grün/ mit roth vermischt/ in der Grösse einer grünen Mandel anzusehen sind. Uuter der grünen Schale ist die Nuß selbsten/ mit einer weisen/ aber nicht so gar harten Schale/ welche einen Kern/ wie die Blut-Nüsse anzusehen/ in sich hält. Diese Nüßlein werden entweder gantz herauß gebracht/ oder nur die Kernlein/ und werden beyde in den Material-Kammern gefunden. Jene sollen noch frisch/ schwer und vollkommen seyn/ deren drey Pfund zum wenigsten ein Pfund Kern geben müssen/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 228. lehret. Die Kern selbsten aber sollen außwendig schön roth/ inwendig grün/ und noch frisch seyn/ auch einen süssen/ doch etwas anhaltenden/ nicht rantzichten oder öhlichten Geschmack haben. Die Materialisten lieben die grossen/ die Zucker-Becker aber/ welche die Mühe nicht gerne nehmen solche im conficiren zu zerschneiden/ die keinen. Alle aber sollen mit-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/376>, abgerufen am 23.11.2024.