Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

grosser Mühe zubereitet; wiewohlen in Geldern und dem Gülicher Land/ wie auch in Franckreich umb Tolouse- solcher auch/ aber nicht so gut/ als in Thüringen/ gemacht wird.

§. 2.

Das Kraut/ worvon diese Waar gemachet wird/ hat im Leutschen eben den Nahmen Weid/ und heisset bey den Botanicis JSATIS, auch GLASTUM, und bey den Frantzosen Guesde und Pastel: hat lange/ unten breit und oben außgespitzte Blätter/ gelbe Blümlein und breite/ platte und stumpffe Schöttlein/ worinn ein gelb Saamen-Körnlein/ dem Gersten-Korn nicht ungleich/ aber nicht so dick und vollkommen/ wächset/ auß welchem es auff folgende Manier gezeuget wird: Der Acker muß ein schwastzes/ fettes und fruchtbahres Land haden/ welches noch vor dem Winter oder zum wenigsten in der Fasten einer Ehlen tieff geackert/ geäget oder gegraben wird, Herrach wirfft man den Saamen in das frische Erdreich/ welcher bey den warmen Nächten / zwischen Ostern und Pfingsten/ 3. oder 4. Blätter/ wie Klee gewinnet/ biß er den wohl 10. oder mehr stösset. Diese junge Sträuchlein müssen von dem Unkraut offt be freyet werden/ biß sie recht auff gewachsen/ daß es abgenommen werde.

§. 3.

Wie aber das Kraut abgenommen und nachmahlen die Farb darauß zubereitet werde/ beschreibet Colerus sehr weitläufftig in seiner Oeconomia Rurali &amp;amp; Domest. lib. 6. cap. 86. pag. 155. seqq. Es wird nemblich solches im Jahr dreymahl von der Wurtzet/ die eines kleinen Fingers dick und eines Schuhes tieff in die Erde gewurtzelt/ mit einem scharffen Eisen / ohngefehr einer Hand breit/ abgestossen/ welches gleich nach dem Fest der H. Drenfaltigkeit zum ersteninahl geschiehet. Darnach wird es an kleine Bäch lein geführet/ sauber abgewaschen und auff einem grünen Wasen/ bey Sonnen-Schein/ durch offteres Umbwenden/ geschwind auffgedörret/ doch also/ daß es noch etwas von dem Safft in sich behalte- Hierauß wird es auff Windoder andern Mühlen klein gemahlen und feucht mit den Händen zu Ballen gedruckt / welche auff Hurden an der Sonne gedörret und nachmahlen offentlich auff dem Marckt/ mit dem Weid-Maaß/ (deren jedes gemeiniglich 10. Schock Ballen hält) verkauffet werden Die Prob davon ist/ daß man sie auff ein Papier reibt/ wo sie insgemein eine schwartz grünen Flecken machen; wann er aber dunckel blaue ist/ so werden die Ballen vor besser und theurer gehalten. Diese Weid-Ballen werden nachmahlen von den Weid-Häuffern auff einen gebretterten Boden Ehlen hoch auff einander geschüttet/ allwo sie auff einander erwärmen und verrauchen/ diß sie endlich gantz träge und weißlicht von aussen und so hart wie ein Stein werden/ auch uff die Helfft einschrumpffen. Nach Michaelis, werden alsdann sehr starcke Arbeits Leute gedungen/ welche solche grosse Hauffen der Weid Ballen mit höltzernen Hämmern zerschlagen und von einander brechen/ daß sie zu Stücker wie die Welsche Nüsse werden/ welche wider auff einen Hauffen geworffen und mit Wasser begossen werden/ wodurch sie auffs neue erhitzen und biß das Wasser wieder verrauchet und verzehret worden/ eine gewisse Zeit liegen müssen: worauff solche Hausten mit grossen Hacken von einander gerissen und wieder klein zerrieben werden/ welches wohl dreymahl geschehen muß/ ehe er zur Farb zubereitet und von den Weid Herzn auff der Leiptziger Messe/ wie auch andern grossen Iahr-Märckten verkauffet werden kan: Welche denselben in Fässern/ da eines etwa 6. Tonnen hält/ in frembde Länder verschicken/ deren jedes 36, biß 40. Fl Meißnischer Müntz kommen soll/ nach dem die Farb davon/ auffs Papier gestrichen/ gut ist.

§. 4

Dessen Gebrauch belangend/ so wirb er von den Schwartz- und Weid-Färbern meistens gebraucht / die Wolle/ müllene Tücher Strümpff und dergleichen damit zu färben/ dann der Weid ein fundament der schwartzen Farb ist/ und die schwartze saubere Tücher nicht so leicht Flecken setzen oder gar abschiessen/ wann sie mit Weid gefärber sind. Wann nun der Weid im Weid-Kübel zum färben angesetzet wird/ so find sich ein Schaum oder Gescht dar auff/ welchen die Färber abschaumen und auff trucken/ auch nachlmahlen unter dein Nahmen der

Weid, Blumen /

Frantzöisch FLOREE D'INDE, auffheben/ welche schön blau/ wie Indig außsehen/ auch öffters vor Indig von Unverständigen erkaufft worden; weßwegen dann Pomet in seiner Material Kammer pag. 155. nicht ohne Grund davor hält/ daß/ so der Weid also wie der Indig/ auß dem Kraut gezogen werde/ man eine Farb dem Indig gantz ähnlich darauß machen könne. In der Artznen machen etliche mit dem zugerichteten Weid in Brunnen-Wasser ein Gurgel Wasser gegen die Bränne / so doch gleich im Anfang gebraucht werden soll.

§. 5.

Uberdiß hat man noch eine andere blaue Farb/ welche in den Teutschen Aporhecken und Materia Kammern

LACMUS

genennet und gemeiniglich in viereckichten und etwas viol-blauen Stückern kommet und bey den Mahlern, sonsten Turnis heisser/ ohne Zweif-

grosser Mühe zubereitet; wiewohlen in Geldern und dem Gülicher Land/ wie auch in Franckreich umb Tolouse- solcher auch/ aber nicht so gut/ als in Thüringen/ gemacht wird.

§. 2.

Das Kraut/ worvon diese Waar gemachet wird/ hat im Leutschen eben den Nahmen Weid/ und heisset bey den Botanicis JSATIS, auch GLASTUM, und bey den Frantzosen Guesde und Pastel: hat lange/ unten breit und oben außgespitzte Blätter/ gelbe Blümlein und breite/ platte und stumpffe Schöttlein/ worinn ein gelb Saamen-Körnlein/ dem Gersten-Korn nicht ungleich/ aber nicht so dick und vollkommen/ wächset/ auß welchem es auff folgende Manier gezeuget wird: Der Acker muß ein schwastzes/ fettes und fruchtbahres Land haden/ welches noch vor dem Winter oder zum wenigsten in der Fasten einer Ehlen tieff geackert/ geäget oder gegraben wird, Herrach wirfft man den Saamen in das frische Erdreich/ welcher bey den warmen Nächten / zwischen Ostern und Pfingsten/ 3. oder 4. Blätter/ wie Klee gewinnet/ biß er den wohl 10. oder mehr stösset. Diese junge Sträuchlein müssen von dem Unkraut offt be freyet werden/ biß sie recht auff gewachsen/ daß es abgenommen werde.

§. 3.

Wie aber das Kraut abgenommen und nachmahlen die Farb darauß zubereitet werde/ beschreibet Colerus sehr weitläufftig in seiner Oeconomiâ Rurali &amp;amp; Domest. lib. 6. cap. 86. pag. 155. seqq. Es wird nemblich solches im Jahr dreymahl von der Wurtzet/ die eines kleinen Fingers dick und eines Schuhes tieff in die Erde gewurtzelt/ mit einem scharffen Eisen / ohngefehr einer Hand breit/ abgestossen/ welches gleich nach dem Fest der H. Drenfaltigkeit zum ersteninahl geschiehet. Darnach wird es an kleine Bäch lein geführet/ sauber abgewaschen und auff einem grünen Wasen/ bey Sonnen-Schein/ durch offteres Umbwenden/ geschwind auffgedörret/ doch also/ daß es noch etwas von dem Safft in sich behalte- Hierauß wird es auff Windoder andern Mühlen klein gemahlen und feucht mit den Händen zu Ballen gedruckt / welche auff Hurden an der Sonne gedörret und nachmahlen offentlich auff dem Marckt/ mit dem Weid-Maaß/ (deren jedes gemeiniglich 10. Schock Ballen hält) verkauffet werden Die Prob davon ist/ daß man sie auff ein Papier reibt/ wo sie insgemein einë schwartz grünen Flecken machen; wann er aber dunckel blaue ist/ so werden die Ballen vor besser und theurer gehalten. Diese Weid-Ballen werden nachmahlen von den Weid-Häuffern auff einen gebretterten Boden Ehlen hoch auff einander geschüttet/ allwo sie auff einander erwärmen und verrauchen/ diß sie endlich gantz träge und weißlicht von aussen und so hart wie ein Stein werden/ auch uff die Helfft einschrumpffen. Nach Michaelis, werden alsdann sehr starcke Arbeits Leute gedungen/ welche solche grosse Hauffen der Weid Ballen mit höltzernen Hämmern zerschlagen und von einander brechen/ daß sie zu Stücker wie die Welsche Nüsse werden/ welche wider auff einen Hauffen geworffen und mit Wasser begossen werden/ wodurch sie auffs neue erhitzen und biß das Wasser wieder verrauchet und verzehret worden/ eine gewisse Zeit liegen müssen: worauff solche Hausten mit grossen Hacken von einander gerissen und wieder klein zerrieben werden/ welches wohl dreymahl geschehen muß/ ehe er zur Farb zubereitet und von den Weid Herzn auff der Leiptziger Messe/ wie auch andern grossen Iahr-Märckten verkauffet werden kan: Welche denselben in Fässern/ da eines etwa 6. Tonnen hält/ in frembde Länder verschicken/ deren jedes 36, biß 40. Fl Meißnischer Müntz kommen soll/ nach dem die Farb davon/ auffs Papier gestrichen/ gut ist.

§. 4

Dessen Gebrauch belangend/ so wirb er von den Schwartz- und Weid-Färbern meistens gebraucht / die Wolle/ müllene Tücher Strümpff und dergleichen damit zu färben/ dann der Weid ein fundament der schwartzen Farb ist/ und die schwartze saubere Tücher nicht so leicht Flecken setzen oder gar abschiessen/ wann sie mit Weid gefärber sind. Wann nun der Weid im Weid-Kübel zum färben angesetzet wird/ so find sich ein Schaum oder Gescht dar auff/ welchen die Färber abschaumen und auff trucken/ auch nachlmahlen unter dein Nahmen der

Weid, Blumen /

Frantzöisch FLOREE D'INDE, auffheben/ welche schön blau/ wie Indig außsehen/ auch öffters vor Indig von Unverständigen erkaufft worden; weßwegen dann Pomet in seiner Material Kammer pag. 155. nicht ohne Grund davor hält/ daß/ so der Weid also wie der Indig/ auß dem Kraut gezogen werde/ man eine Farb dem Indig gantz ähnlich darauß machen könne. In der Artznen machen etliche mit dem zugerichteten Weid in Brunnen-Wasser ein Gurgel Wasser gegen die Bränne / so doch gleich im Anfang gebraucht werden soll.

§. 5.

Uberdiß hat man noch eine andere blaue Farb/ welche in den Teutschen Aporhecken und Materia Kammern

LACMUS

genennet und gemeiniglich in viereckichten und etwas viol-blauen Stückern kommet und bey den Mahlern, sonsten Turnis heisser/ ohne Zweif-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0271" n="225"/>
grosser Mühe zubereitet; wiewohlen in Geldern und dem Gülicher Land/ wie auch in Franckreich       umb Tolouse- solcher auch/ aber nicht so gut/ als in Thüringen/ gemacht wird.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 2.</head>
        <p>Das Kraut/ worvon diese Waar gemachet wird/ hat im Leutschen eben den Nahmen Weid/ und       heisset bey den Botanicis JSATIS, auch GLASTUM, und bey den Frantzosen Guesde und Pastel: hat       lange/ unten breit und oben außgespitzte Blätter/ gelbe Blümlein und breite/ platte und       stumpffe Schöttlein/ worinn ein gelb Saamen-Körnlein/ dem Gersten-Korn nicht ungleich/ aber       nicht so dick und vollkommen/ wächset/ auß welchem es auff folgende Manier gezeuget wird: Der       Acker muß ein schwastzes/ fettes und fruchtbahres Land haden/ welches noch vor dem Winter       oder zum wenigsten in der Fasten einer Ehlen tieff geackert/ geäget oder gegraben wird,       Herrach wirfft man den Saamen in das frische Erdreich/ welcher bey den warmen Nächten /       zwischen Ostern und Pfingsten/ 3. oder 4. Blätter/ wie Klee gewinnet/ biß er den wohl 10.       oder mehr stösset. Diese junge Sträuchlein müssen von dem Unkraut offt be freyet werden/ biß       sie recht auff gewachsen/ daß es abgenommen werde.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Wie aber das Kraut abgenommen und nachmahlen die Farb darauß zubereitet werde/ beschreibet       Colerus sehr weitläufftig in seiner Oeconomiâ Rurali &amp;amp;amp; Domest. lib. 6. cap. 86.       pag. 155. seqq. Es wird nemblich solches im Jahr dreymahl von der Wurtzet/ die eines kleinen       Fingers dick und eines Schuhes tieff in die Erde gewurtzelt/ mit einem scharffen Eisen /       ohngefehr einer Hand breit/ abgestossen/ welches gleich nach dem Fest der H. Drenfaltigkeit       zum ersteninahl geschiehet. Darnach wird es an kleine Bäch lein geführet/ sauber abgewaschen       und auff einem grünen Wasen/ bey Sonnen-Schein/ durch offteres Umbwenden/ geschwind       auffgedörret/ doch also/ daß es noch etwas von dem Safft in sich behalte- Hierauß wird es       auff Windoder andern Mühlen klein gemahlen und feucht mit den Händen zu Ballen gedruckt /       welche auff Hurden an der Sonne gedörret und nachmahlen offentlich auff dem Marckt/ mit dem       Weid-Maaß/ (deren jedes gemeiniglich 10. Schock Ballen hält) verkauffet werden Die Prob davon       ist/ daß man sie auff ein Papier reibt/ wo sie insgemein einë schwartz grünen Flecken machen;       wann er aber dunckel blaue ist/ so werden die Ballen vor besser und theurer gehalten. Diese       Weid-Ballen werden nachmahlen von den Weid-Häuffern auff einen gebretterten Boden Ehlen hoch       auff einander geschüttet/ allwo sie auff einander erwärmen und verrauchen/ diß sie endlich       gantz träge und weißlicht von aussen und so hart wie ein Stein werden/ auch uff die Helfft       einschrumpffen. Nach Michaelis, werden alsdann sehr starcke Arbeits Leute gedungen/ welche       solche grosse Hauffen der Weid Ballen mit höltzernen Hämmern zerschlagen und von einander       brechen/ daß sie zu Stücker wie die Welsche Nüsse werden/ welche wider auff einen Hauffen       geworffen und mit Wasser begossen werden/ wodurch sie auffs neue erhitzen und biß das Wasser       wieder verrauchet und verzehret worden/ eine gewisse Zeit liegen müssen: worauff solche       Hausten mit grossen Hacken von einander gerissen und wieder klein zerrieben werden/ welches       wohl dreymahl geschehen muß/ ehe er zur Farb zubereitet und von den Weid Herzn auff der       Leiptziger Messe/ wie auch andern grossen Iahr-Märckten verkauffet werden kan: Welche       denselben in Fässern/ da eines etwa 6. Tonnen hält/ in frembde Länder verschicken/ deren       jedes 36, biß 40. Fl Meißnischer Müntz kommen soll/ nach dem die Farb davon/ auffs Papier       gestrichen/ gut ist.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4</head>
        <p>Dessen Gebrauch belangend/ so wirb er von den Schwartz- und Weid-Färbern meistens gebraucht      / die Wolle/ müllene Tücher Strümpff und dergleichen damit zu färben/ dann der Weid ein       fundament der schwartzen Farb ist/ und die schwartze saubere Tücher nicht so leicht Flecken       setzen oder gar abschiessen/ wann sie mit Weid gefärber sind. Wann nun der Weid im Weid-Kübel       zum färben angesetzet wird/ so find sich ein Schaum oder Gescht dar auff/ welchen die Färber       abschaumen und auff trucken/ auch nachlmahlen unter dein Nahmen der</p>
        <p> <hi rendition="#b">Weid, Blumen /</hi> </p>
        <p>Frantzöisch FLOREE D'INDE, auffheben/ welche schön blau/ wie Indig außsehen/ auch öffters       vor Indig von Unverständigen erkaufft worden; weßwegen dann Pomet in seiner Material Kammer       pag. 155. nicht ohne Grund davor hält/ daß/ so der Weid also wie der Indig/ auß dem Kraut       gezogen werde/ man eine Farb dem Indig gantz ähnlich darauß machen könne. In der Artznen       machen etliche mit dem zugerichteten Weid in Brunnen-Wasser ein Gurgel Wasser gegen die Bränne      / so doch gleich im Anfang gebraucht werden soll.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 5.</head>
        <p>Uberdiß hat man noch eine andere blaue Farb/ welche in den Teutschen Aporhecken und Materia       Kammern</p>
        <p> <hi rendition="#k">LACMUS</hi> </p>
        <p>genennet und gemeiniglich in viereckichten und etwas viol-blauen Stückern kommet und bey den       Mahlern, sonsten Turnis heisser/ ohne Zweif-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0271] grosser Mühe zubereitet; wiewohlen in Geldern und dem Gülicher Land/ wie auch in Franckreich umb Tolouse- solcher auch/ aber nicht so gut/ als in Thüringen/ gemacht wird. §. 2. Das Kraut/ worvon diese Waar gemachet wird/ hat im Leutschen eben den Nahmen Weid/ und heisset bey den Botanicis JSATIS, auch GLASTUM, und bey den Frantzosen Guesde und Pastel: hat lange/ unten breit und oben außgespitzte Blätter/ gelbe Blümlein und breite/ platte und stumpffe Schöttlein/ worinn ein gelb Saamen-Körnlein/ dem Gersten-Korn nicht ungleich/ aber nicht so dick und vollkommen/ wächset/ auß welchem es auff folgende Manier gezeuget wird: Der Acker muß ein schwastzes/ fettes und fruchtbahres Land haden/ welches noch vor dem Winter oder zum wenigsten in der Fasten einer Ehlen tieff geackert/ geäget oder gegraben wird, Herrach wirfft man den Saamen in das frische Erdreich/ welcher bey den warmen Nächten / zwischen Ostern und Pfingsten/ 3. oder 4. Blätter/ wie Klee gewinnet/ biß er den wohl 10. oder mehr stösset. Diese junge Sträuchlein müssen von dem Unkraut offt be freyet werden/ biß sie recht auff gewachsen/ daß es abgenommen werde. §. 3. Wie aber das Kraut abgenommen und nachmahlen die Farb darauß zubereitet werde/ beschreibet Colerus sehr weitläufftig in seiner Oeconomiâ Rurali &amp;amp; Domest. lib. 6. cap. 86. pag. 155. seqq. Es wird nemblich solches im Jahr dreymahl von der Wurtzet/ die eines kleinen Fingers dick und eines Schuhes tieff in die Erde gewurtzelt/ mit einem scharffen Eisen / ohngefehr einer Hand breit/ abgestossen/ welches gleich nach dem Fest der H. Drenfaltigkeit zum ersteninahl geschiehet. Darnach wird es an kleine Bäch lein geführet/ sauber abgewaschen und auff einem grünen Wasen/ bey Sonnen-Schein/ durch offteres Umbwenden/ geschwind auffgedörret/ doch also/ daß es noch etwas von dem Safft in sich behalte- Hierauß wird es auff Windoder andern Mühlen klein gemahlen und feucht mit den Händen zu Ballen gedruckt / welche auff Hurden an der Sonne gedörret und nachmahlen offentlich auff dem Marckt/ mit dem Weid-Maaß/ (deren jedes gemeiniglich 10. Schock Ballen hält) verkauffet werden Die Prob davon ist/ daß man sie auff ein Papier reibt/ wo sie insgemein einë schwartz grünen Flecken machen; wann er aber dunckel blaue ist/ so werden die Ballen vor besser und theurer gehalten. Diese Weid-Ballen werden nachmahlen von den Weid-Häuffern auff einen gebretterten Boden Ehlen hoch auff einander geschüttet/ allwo sie auff einander erwärmen und verrauchen/ diß sie endlich gantz träge und weißlicht von aussen und so hart wie ein Stein werden/ auch uff die Helfft einschrumpffen. Nach Michaelis, werden alsdann sehr starcke Arbeits Leute gedungen/ welche solche grosse Hauffen der Weid Ballen mit höltzernen Hämmern zerschlagen und von einander brechen/ daß sie zu Stücker wie die Welsche Nüsse werden/ welche wider auff einen Hauffen geworffen und mit Wasser begossen werden/ wodurch sie auffs neue erhitzen und biß das Wasser wieder verrauchet und verzehret worden/ eine gewisse Zeit liegen müssen: worauff solche Hausten mit grossen Hacken von einander gerissen und wieder klein zerrieben werden/ welches wohl dreymahl geschehen muß/ ehe er zur Farb zubereitet und von den Weid Herzn auff der Leiptziger Messe/ wie auch andern grossen Iahr-Märckten verkauffet werden kan: Welche denselben in Fässern/ da eines etwa 6. Tonnen hält/ in frembde Länder verschicken/ deren jedes 36, biß 40. Fl Meißnischer Müntz kommen soll/ nach dem die Farb davon/ auffs Papier gestrichen/ gut ist. §. 4 Dessen Gebrauch belangend/ so wirb er von den Schwartz- und Weid-Färbern meistens gebraucht / die Wolle/ müllene Tücher Strümpff und dergleichen damit zu färben/ dann der Weid ein fundament der schwartzen Farb ist/ und die schwartze saubere Tücher nicht so leicht Flecken setzen oder gar abschiessen/ wann sie mit Weid gefärber sind. Wann nun der Weid im Weid-Kübel zum färben angesetzet wird/ so find sich ein Schaum oder Gescht dar auff/ welchen die Färber abschaumen und auff trucken/ auch nachlmahlen unter dein Nahmen der Weid, Blumen / Frantzöisch FLOREE D'INDE, auffheben/ welche schön blau/ wie Indig außsehen/ auch öffters vor Indig von Unverständigen erkaufft worden; weßwegen dann Pomet in seiner Material Kammer pag. 155. nicht ohne Grund davor hält/ daß/ so der Weid also wie der Indig/ auß dem Kraut gezogen werde/ man eine Farb dem Indig gantz ähnlich darauß machen könne. In der Artznen machen etliche mit dem zugerichteten Weid in Brunnen-Wasser ein Gurgel Wasser gegen die Bränne / so doch gleich im Anfang gebraucht werden soll. §. 5. Uberdiß hat man noch eine andere blaue Farb/ welche in den Teutschen Aporhecken und Materia Kammern LACMUS genennet und gemeiniglich in viereckichten und etwas viol-blauen Stückern kommet und bey den Mahlern, sonsten Turnis heisser/ ohne Zweif-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/271
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/271>, abgerufen am 24.11.2024.