Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Das XVIII. Capitel
Von den Läuß- oder Stephans-Körnern.

[Abbildung]

§. 1.

DIe Stephans-Körner oder Semen Staphisagriae, sonsten auch Staphisander genandt/ sind rauhe und schwartzgraue Körner/ wie Schagren anzusehen/ beynahe dreyeckicht/ eines scharffen und brennenden Geschmacks und eckelhafften Geruchs: werden auß Welschland und Franckreich in Teutschland gebracht; wiewohlen auch das Kraut bey uns von einigen Garten-Liebhabern zuweilen gezogen wird.

§. 2.

Die Staphisagria selbsten wird sonsten Herba Pedicularis genandt/ wächset gern am Ufer des Meers: hat grosse und grüne Blätter/ tieff gekerbt und gleichsam zerschnitten/ wie die wilden Reben: trägt Himmel-blaue Blumen/ so auff einem besondern Stiel wachsen/ nach welcher Abfallung die grüne Schöttlein folgen/ darinnen die Körner so accurat zusammengefüget liegen / daß man kaum mit grosser Müh sehen kan/ wie sie von einander geschieden seyen: sind inwendig weiß/ und außwendig Braungrau/ voller Düpfflein/ wie unten an der Figur zu sehen ist.

§. 3.

Es muß aber dieser Saame/ so viel möglich/ frisch angeschaffer werden und zwar der recht zeitig und dick-körnericht ist/ auch keine Unreinigkeiten an sich hat; welches alles auch die obige Qualitäten mehr an Tag geben werden.

§. 4.

Ob nun schon vor diesem dieser Saame auch innerlich/ als eine laxierend- oder purgierende Artzney eingegeben worden/ wie Ettmullerus in seinen Erinnerungen über den Schroederum pag. 668. bezeuget: So ist doch heutiges Tages solches wegen seiner Schärffe gantz nicht mehr gewöhnlich/ so gar/ daß auch einige nicht zugeben wollen/ daß man ihn nur in den Mund nehmen könne/ da sonsten diese Körner in Essig gesotten und die Brüh gegen das Zahn-Weh im Munde gehalten wird/ welches er durch Abzapffung vieles Schleimes stillen soll/ wie bey Sim. Paulli, Schroedero, Dale und andern zu sehen. Weßwegen diese Körner jetzo nur äusserlich/ die Läuse auf den Köpffen der Kinder zu tödten/ adhibiret werden/ indem die Mütter entweder solchen zerstossen in Laugen sieden/ und hiermit die Köpffe waschen/ oder aber das Pulver mit ungesaltzener frischer Butter zu einem Sälblein machen/ und damit die Köpffe schmieren: wornach sich das Ungeziefer entweder so bald retiriret oder fast Zusehens getödtet wird; wie dann auch diese Körner das Haupt-Stück unter der gemeinen Läus-Sald der Apothecker abgeben. Andere bedienen sich auch des Pulvers in alten Schäden/ welche es sauber halten und kein faul Fleisch wachsen lassen soll.

Das XVIII. Capitel
Von den Läuß- oder Stephans-Körnern.

[Abbildung]

§. 1.

DIe Stephans-Körner oder Semen Staphisagriae, sonsten auch Staphisander genandt/ sind rauhe und schwartzgraue Körner/ wie Schagren anzusehen/ beynahe dreyeckicht/ eines scharffen und brennenden Geschmacks und eckelhafften Geruchs: werden auß Welschland und Franckreich in Teutschland gebracht; wiewohlen auch das Kraut bey uns von einigen Garten-Liebhabern zuweilen gezogen wird.

§. 2.

Die Staphisagria selbsten wird sonsten Herba Pedicularis genandt/ wächset gern am Ufer des Meers: hat grosse und grüne Blätter/ tieff gekerbt und gleichsam zerschnitten/ wie die wilden Reben: trägt Himmel-blaue Blumen/ so auff einem besondern Stiel wachsen/ nach welcher Abfallung die grüne Schöttlein folgen/ darinnen die Körner so accurat zusammengefüget liegen / daß man kaum mit grosser Müh sehen kan/ wie sie von einander geschieden seyen: sind inwendig weiß/ und außwendig Braungrau/ voller Düpfflein/ wie unten an der Figur zu sehen ist.

§. 3.

Es muß aber dieser Saame/ so viel möglich/ frisch angeschaffer werden und zwar der recht zeitig und dick-körnericht ist/ auch keine Unreinigkeiten an sich hat; welches alles auch die obige Qualitäten mehr an Tag geben werden.

§. 4.

Ob nun schon vor diesem dieser Saame auch innerlich/ als eine laxierend- oder purgierende Artzney eingegeben worden/ wie Ettmullerus in seinen Erinnerungen über den Schroederum pag. 668. bezeuget: So ist doch heutiges Tages solches wegen seiner Schärffe gantz nicht mehr gewöhnlich/ so gar/ daß auch einige nicht zugeben wollen/ daß man ihn nur in den Mund nehmen könne/ da sonsten diese Körner in Essig gesotten und die Brüh gegen das Zahn-Weh im Munde gehalten wird/ welches er durch Abzapffung vieles Schleimes stillen soll/ wie bey Sim. Paulli, Schroedero, Dale und andern zu sehen. Weßwegen diese Körner jetzo nur äusserlich/ die Läuse auf den Köpffen der Kinder zu tödten/ adhibiret werden/ indem die Mütter entweder solchen zerstossen in Laugen sieden/ und hiermit die Köpffe waschen/ oder aber das Pulver mit ungesaltzener frischer Butter zu einem Sälblein machen/ und damit die Köpffe schmieren: wornach sich das Ungeziefer entweder so bald retiriret oder fast Zusehens getödtet wird; wie dann auch diese Körner das Haupt-Stück unter der gemeinen Läus-Sald der Apothecker abgeben. Andere bedienen sich auch des Pulvers in alten Schäden/ welche es sauber halten und kein faul Fleisch wachsen lassen soll.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0177" n="131"/>
      </div>
      <div>
        <head>Das XVIII. Capitel<lb/>
Von den Läuß- oder Stephans-Körnern.</head>
        <p>
          <figure/>
        </p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>DIe Stephans-Körner oder Semen Staphisagriae, sonsten auch Staphisander genandt/ sind rauhe       und schwartzgraue Körner/ wie Schagren anzusehen/ beynahe dreyeckicht/ eines scharffen und       brennenden Geschmacks und eckelhafften Geruchs: werden auß Welschland und Franckreich in       Teutschland gebracht; wiewohlen auch das Kraut bey uns von einigen Garten-Liebhabern zuweilen       gezogen wird.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 2.</head>
        <p>Die Staphisagria selbsten wird sonsten Herba Pedicularis genandt/ wächset gern am Ufer des       Meers: hat grosse und grüne Blätter/ tieff gekerbt und gleichsam zerschnitten/ wie die wilden       Reben: trägt Himmel-blaue Blumen/ so auff einem besondern Stiel wachsen/ nach welcher       Abfallung die grüne Schöttlein folgen/ darinnen die Körner so accurat zusammengefüget liegen /       daß man kaum mit grosser Müh sehen kan/ wie sie von einander geschieden seyen: sind inwendig       weiß/ und außwendig Braungrau/ voller Düpfflein/ wie unten an der Figur zu sehen ist.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Es muß aber dieser Saame/ so viel möglich/ frisch angeschaffer werden und zwar der recht       zeitig und dick-körnericht ist/ auch keine Unreinigkeiten an sich hat; welches alles auch die       obige Qualitäten mehr an Tag geben werden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Ob nun schon vor diesem dieser Saame auch innerlich/ als eine laxierend- oder purgierende       Artzney eingegeben worden/ wie Ettmullerus in seinen Erinnerungen über den Schroederum pag.       668. bezeuget: So ist doch heutiges Tages solches wegen seiner Schärffe gantz nicht mehr       gewöhnlich/ so gar/ daß auch einige nicht zugeben wollen/ daß man ihn nur in den Mund nehmen       könne/ da sonsten diese Körner in Essig gesotten und die Brüh gegen das Zahn-Weh im Munde       gehalten wird/ welches er durch Abzapffung vieles Schleimes stillen soll/ wie bey Sim.       Paulli, Schroedero, Dale und andern zu sehen. Weßwegen diese Körner jetzo nur äusserlich/ die       Läuse auf den Köpffen der Kinder zu tödten/ adhibiret werden/ indem die Mütter entweder       solchen zerstossen in Laugen sieden/ und hiermit die Köpffe waschen/ oder aber das Pulver mit       ungesaltzener frischer Butter zu einem Sälblein machen/ und damit die Köpffe schmieren:       wornach sich das Ungeziefer entweder so bald retiriret oder fast Zusehens getödtet wird; wie       dann auch diese Körner das Haupt-Stück unter der gemeinen Läus-Sald der Apothecker abgeben.       Andere bedienen sich auch des Pulvers in alten Schäden/ welche es sauber halten und kein faul       Fleisch wachsen lassen soll.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0177] Das XVIII. Capitel Von den Läuß- oder Stephans-Körnern. [Abbildung] §. 1. DIe Stephans-Körner oder Semen Staphisagriae, sonsten auch Staphisander genandt/ sind rauhe und schwartzgraue Körner/ wie Schagren anzusehen/ beynahe dreyeckicht/ eines scharffen und brennenden Geschmacks und eckelhafften Geruchs: werden auß Welschland und Franckreich in Teutschland gebracht; wiewohlen auch das Kraut bey uns von einigen Garten-Liebhabern zuweilen gezogen wird. §. 2. Die Staphisagria selbsten wird sonsten Herba Pedicularis genandt/ wächset gern am Ufer des Meers: hat grosse und grüne Blätter/ tieff gekerbt und gleichsam zerschnitten/ wie die wilden Reben: trägt Himmel-blaue Blumen/ so auff einem besondern Stiel wachsen/ nach welcher Abfallung die grüne Schöttlein folgen/ darinnen die Körner so accurat zusammengefüget liegen / daß man kaum mit grosser Müh sehen kan/ wie sie von einander geschieden seyen: sind inwendig weiß/ und außwendig Braungrau/ voller Düpfflein/ wie unten an der Figur zu sehen ist. §. 3. Es muß aber dieser Saame/ so viel möglich/ frisch angeschaffer werden und zwar der recht zeitig und dick-körnericht ist/ auch keine Unreinigkeiten an sich hat; welches alles auch die obige Qualitäten mehr an Tag geben werden. §. 4. Ob nun schon vor diesem dieser Saame auch innerlich/ als eine laxierend- oder purgierende Artzney eingegeben worden/ wie Ettmullerus in seinen Erinnerungen über den Schroederum pag. 668. bezeuget: So ist doch heutiges Tages solches wegen seiner Schärffe gantz nicht mehr gewöhnlich/ so gar/ daß auch einige nicht zugeben wollen/ daß man ihn nur in den Mund nehmen könne/ da sonsten diese Körner in Essig gesotten und die Brüh gegen das Zahn-Weh im Munde gehalten wird/ welches er durch Abzapffung vieles Schleimes stillen soll/ wie bey Sim. Paulli, Schroedero, Dale und andern zu sehen. Weßwegen diese Körner jetzo nur äusserlich/ die Läuse auf den Köpffen der Kinder zu tödten/ adhibiret werden/ indem die Mütter entweder solchen zerstossen in Laugen sieden/ und hiermit die Köpffe waschen/ oder aber das Pulver mit ungesaltzener frischer Butter zu einem Sälblein machen/ und damit die Köpffe schmieren: wornach sich das Ungeziefer entweder so bald retiriret oder fast Zusehens getödtet wird; wie dann auch diese Körner das Haupt-Stück unter der gemeinen Läus-Sald der Apothecker abgeben. Andere bedienen sich auch des Pulvers in alten Schäden/ welche es sauber halten und kein faul Fleisch wachsen lassen soll.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/177
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/177>, abgerufen am 18.12.2024.