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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk.
cher (l. c. bei Breschet p. 24.) und Burns (Hunter's anat. Be-
schreib. d. Uterus S. 80. 81.) stimmten in ihrer Annahme und
Beschreibung der Oeffnungen mit W. Hunter überein. Blumen-
bach (institutiones physiologicae ed. II. 1798. 8. p. 438.) lässt
die Membrana decidua vera s. crassa an den drei Mündungs-
stellen durchbohrt seyn und deutet in seiner Abbildung (tab. IV.
Fig. I.) die eine Oeffnung an der Mündungsstelle der Trompete an.
Nach A. C. Reuss (obs. circa structuram vasorum in placenta
humana. Tubing
. 1784. p. 53. bei Danz l. c. I. S. 21.) soll die
ganze decidua vera zuweilen unbeschädigt bei der Geburt ab-
gehen, die drei Oeffnungen zeigen und sich hierdurch von der
reflexa unterscheiden. Lobstein (über die Ernährung des Fötus
übers. von Kestner S. 6.) hat die drei Oeffnungen der hinfälligen
Haut nie gefunden, giebt jedoch zu, dass sie in der ersten Zeit
der Schwangerschaft existiren können. An der inneren Mündung
des Halses der Gebärmutter sitzt die decidua aber so fest, dass sie
nur mit Zerreissung von ihm losgetrennt werden kann. Gardieu
läugnet die drei Löcher der decidua gänzlich. Eben so wenig
konnte Tiedemann (l. c. p. IV.) die Oeffnungen an den Tuben
finden, bestätigte aber die Oeffnung an dem Muttermunde. Mo-
reau (essai sur la disposition de la membrane caduque, sa
formation et ses usages par F. S. Moreau. Paris
1814. p. 12.
Bei Burdach Physiol. S. 73. bei Breschet l. c. p. 32.), Samuel
(l. c. p. 16.), Rosenmüller (s. Bock. l. c. p. 11. 12.) konnten alle
drei Oeffnungen gar nicht sehen. Meckel (menschliche Anatomie
IV. S. 701.) glaubt, ganz, wie es scheint, durch fremde Erfahrun-
gen geleitet, dass nach dem ersten Monate die Mündung an dem
Halse der Gebärmutter, nach dem zweiten dagegen auch die an
den Tuben schwinde. Bojanus (Isis 1821. S. 268.) spricht von
den Oeffnungen an den Trompetenmündungen als etwas Bekann-
tem und Constatirtem, wiewohl er sie in seiner schematischen
Abbildung nicht dargestellt hat. Nach Carus (l. c. II. S. 6.) ist
die decidua nach dem Muttermunde hin offen und würde es auch
an den beiden Trompeten ebenfalls seyn, wenn sie nicht bei dem
Eindringen in die Tuben zusammengedrückt würde. Pockels (Isis
1825. tab. XIII. Fig. 2.) bildet, dem Halse der Gebärmutter ent-
sprechend, eine grosse und an den Tuben zwei kleine Oeffnungen
ab. Gegen die Existenz von Oeffnungen erklärt sich Adelon
(physiologie de l'homme IV. p. 136.) und erkennt gar keine

V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk.
cher (l. c. bei Breschet p. 24.) und Burns (Hunter’s anat. Be-
schreib. d. Uterus S. 80. 81.) stimmten in ihrer Annahme und
Beschreibung der Oeffnungen mit W. Hunter überein. Blumen-
bach (institutiones physiologicae ed. II. 1798. 8. p. 438.) läſst
die Membrana decidua vera s. crassa an den drei Mündungs-
stellen durchbohrt seyn und deutet in seiner Abbildung (tab. IV.
Fig. I.) die eine Oeffnung an der Mündungsstelle der Trompete an.
Nach A. C. Reuſs (obs. circa structuram vasorum in placenta
humana. Tubing
. 1784. p. 53. bei Danz l. c. I. S. 21.) soll die
ganze decidua vera zuweilen unbeschädigt bei der Geburt ab-
gehen, die drei Oeffnungen zeigen und sich hierdurch von der
reflexa unterscheiden. Lobstein (über die Ernährung des Fötus
übers. von Kestner S. 6.) hat die drei Oeffnungen der hinfälligen
Haut nie gefunden, giebt jedoch zu, daſs sie in der ersten Zeit
der Schwangerschaft existiren können. An der inneren Mündung
des Halses der Gebärmutter sitzt die decidua aber so fest, daſs sie
nur mit Zerreiſsung von ihm losgetrennt werden kann. Gardieu
läugnet die drei Löcher der decidua gänzlich. Eben so wenig
konnte Tiedemann (l. c. p. IV.) die Oeffnungen an den Tuben
finden, bestätigte aber die Oeffnung an dem Muttermunde. Mo-
reau (essai sur la disposition de la membrane caduque, sa
formation et ses usages par F. S. Moreau. Paris
1814. p. 12.
Bei Burdach Physiol. S. 73. bei Breschet l. c. p. 32.), Samuel
(l. c. p. 16.), Rosenmüller (s. Bock. l. c. p. 11. 12.) konnten alle
drei Oeffnungen gar nicht sehen. Meckel (menschliche Anatomie
IV. S. 701.) glaubt, ganz, wie es scheint, durch fremde Erfahrun-
gen geleitet, daſs nach dem ersten Monate die Mündung an dem
Halse der Gebärmutter, nach dem zweiten dagegen auch die an
den Tuben schwinde. Bojanus (Isis 1821. S. 268.) spricht von
den Oeffnungen an den Trompetenmündungen als etwas Bekann-
tem und Constatirtem, wiewohl er sie in seiner schematischen
Abbildung nicht dargestellt hat. Nach Carus (l. c. II. S. 6.) ist
die decidua nach dem Muttermunde hin offen und würde es auch
an den beiden Trompeten ebenfalls seyn, wenn sie nicht bei dem
Eindringen in die Tuben zusammengedrückt würde. Pockels (Isis
1825. tab. XIII. Fig. 2.) bildet, dem Halse der Gebärmutter ent-
sprechend, eine groſse und an den Tuben zwei kleine Oeffnungen
ab. Gegen die Existenz von Oeffnungen erklärt sich Adelon
(physiologie de l’homme IV. p. 136.) und erkennt gar keine

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[57/0085] V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk. cher (l. c. bei Breschet p. 24.) und Burns (Hunter’s anat. Be- schreib. d. Uterus S. 80. 81.) stimmten in ihrer Annahme und Beschreibung der Oeffnungen mit W. Hunter überein. Blumen- bach (institutiones physiologicae ed. II. 1798. 8. p. 438.) läſst die Membrana decidua vera s. crassa an den drei Mündungs- stellen durchbohrt seyn und deutet in seiner Abbildung (tab. IV. Fig. I.) die eine Oeffnung an der Mündungsstelle der Trompete an. Nach A. C. Reuſs (obs. circa structuram vasorum in placenta humana. Tubing. 1784. p. 53. bei Danz l. c. I. S. 21.) soll die ganze decidua vera zuweilen unbeschädigt bei der Geburt ab- gehen, die drei Oeffnungen zeigen und sich hierdurch von der reflexa unterscheiden. Lobstein (über die Ernährung des Fötus übers. von Kestner S. 6.) hat die drei Oeffnungen der hinfälligen Haut nie gefunden, giebt jedoch zu, daſs sie in der ersten Zeit der Schwangerschaft existiren können. An der inneren Mündung des Halses der Gebärmutter sitzt die decidua aber so fest, daſs sie nur mit Zerreiſsung von ihm losgetrennt werden kann. Gardieu läugnet die drei Löcher der decidua gänzlich. Eben so wenig konnte Tiedemann (l. c. p. IV.) die Oeffnungen an den Tuben finden, bestätigte aber die Oeffnung an dem Muttermunde. Mo- reau (essai sur la disposition de la membrane caduque, sa formation et ses usages par F. S. Moreau. Paris 1814. p. 12. Bei Burdach Physiol. S. 73. bei Breschet l. c. p. 32.), Samuel (l. c. p. 16.), Rosenmüller (s. Bock. l. c. p. 11. 12.) konnten alle drei Oeffnungen gar nicht sehen. Meckel (menschliche Anatomie IV. S. 701.) glaubt, ganz, wie es scheint, durch fremde Erfahrun- gen geleitet, daſs nach dem ersten Monate die Mündung an dem Halse der Gebärmutter, nach dem zweiten dagegen auch die an den Tuben schwinde. Bojanus (Isis 1821. S. 268.) spricht von den Oeffnungen an den Trompetenmündungen als etwas Bekann- tem und Constatirtem, wiewohl er sie in seiner schematischen Abbildung nicht dargestellt hat. Nach Carus (l. c. II. S. 6.) ist die decidua nach dem Muttermunde hin offen und würde es auch an den beiden Trompeten ebenfalls seyn, wenn sie nicht bei dem Eindringen in die Tuben zusammengedrückt würde. Pockels (Isis 1825. tab. XIII. Fig. 2.) bildet, dem Halse der Gebärmutter ent- sprechend, eine groſse und an den Tuben zwei kleine Oeffnungen ab. Gegen die Existenz von Oeffnungen erklärt sich Adelon (physiologie de l’homme IV. p. 136.) und erkennt gar keine

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/85>, abgerufen am 06.05.2024.