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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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VI. Wirbellose und Wirbelthiere.
rungen bei Arachniden und Crustazeen gewiss, dass die Keim-
scheibe, ehe sie sich zu dem Embryo umbilde, sich selbst erst in-
dividualisiren müsse (s. oben S. 144.). Sobald dieses geschehen,
bildet sie sich gänzlich zu den Embryonaltheilen um. Nach
den Beobachtungen von Carus, Stiebel u. A. zu schliessen,
scheint auch etwas Analoges, wo nicht Identisches bei den
Mollusken vorzukommen. Nach einer Reihe über die Entwik-
kelung des Blutegels gemachter Erfahrungen sprach E. H. We-
ber sich dahin aus, dass, während die Keimhaut der Wir-
belthiere beschränkt und gewissermassen unabhängig von dem
Dotter sey, diese ihn bei den Wirbellosen gänzlich umschliesse,
ja bei dem Blutegel insbesondere sogar erst erzeuge. Doch halten
Carus und R. Wagner dasjenige, welches E. H. Weber für den
Keim ansieht, für Dotter. Gerade dieser so schwierige Theil be-
dürfte der genauesten und bestimmtesten Beobachtung.

4. Die Lage der Keimhaut zu dem Dotter, welche besonders
während des Verlaufes der Entwickelung deutlich wird, bedingt
einen Fundamentalunterschied. Wir verdanken diesen wichtigen
Satz, von dessen Richtigkeit die Entwickelung jedes Crustazeen-
eies leicht überzeugen kann, vorzüglich Rathke und nächst ihm
Bär, Burdach und E. H. Weber. Wir wissen, dass das seröse
Blatt gegen die Dotterhaut, das mucöse Blatt dagegen gegen den
Dotter hin liegt. In der Reihe der Wirbelthiere entsteht nun in
der gegen die Dotterhaut zugekehrten Seite des serösen Blattes
das centrale Nervensystem, und die Extremitäten laufen bald dem
unteren centralen Rohre, mithin dem Schleimblatte, parallel. Die
Bauchplatten umfassen den embryonalen Theil des Schleimblattes,
und so kommt der Dotter unter dem Embryo an der Bauchseite
desselben zu liegen. Nicht so bei den Wirbellosen. Die Extre-
mitäten derselben befinden sich nicht in einer dem Schleim-
blatte parallelen, sondern demselben entgegengesetzten Richtung.
Der Dotter liegt also über dem Embryonaltheile, wegen welcher
Lage die Einfügung der Extremitäten hier nach unten gewandt,
also an der Bauchseite ist; der Dotter liegt daher bei den
Wirbellosen über, bei den Wirbelthieren unter dem Embryo.
Vgl. oben S. 147.

5. Der Dotter der Wirbelthiere wird nie unmittelbar in den
Embryonalkörper verwandelt, sondern sein Sack bleibt mit der
primären Bildung des Schleimblattes in unmittelbarer Verbindung,

VI. Wirbellose und Wirbelthiere.
rungen bei Arachniden und Crustazeen gewiſs, daſs die Keim-
scheibe, ehe sie sich zu dem Embryo umbilde, sich selbst erst in-
dividualisiren müsse (s. oben S. 144.). Sobald dieses geschehen,
bildet sie sich gänzlich zu den Embryonaltheilen um. Nach
den Beobachtungen von Carus, Stiebel u. A. zu schlieſsen,
scheint auch etwas Analoges, wo nicht Identisches bei den
Mollusken vorzukommen. Nach einer Reihe über die Entwik-
kelung des Blutegels gemachter Erfahrungen sprach E. H. We-
ber sich dahin aus, daſs, während die Keimhaut der Wir-
belthiere beschränkt und gewissermaſsen unabhängig von dem
Dotter sey, diese ihn bei den Wirbellosen gänzlich umschlieſse,
ja bei dem Blutegel insbesondere sogar erst erzeuge. Doch halten
Carus und R. Wagner dasjenige, welches E. H. Weber für den
Keim ansieht, für Dotter. Gerade dieser so schwierige Theil be-
dürfte der genauesten und bestimmtesten Beobachtung.

4. Die Lage der Keimhaut zu dem Dotter, welche besonders
während des Verlaufes der Entwickelung deutlich wird, bedingt
einen Fundamentalunterschied. Wir verdanken diesen wichtigen
Satz, von dessen Richtigkeit die Entwickelung jedes Crustazeen-
eies leicht überzeugen kann, vorzüglich Rathke und nächst ihm
Bär, Burdach und E. H. Weber. Wir wissen, daſs das seröse
Blatt gegen die Dotterhaut, das mucöse Blatt dagegen gegen den
Dotter hin liegt. In der Reihe der Wirbelthiere entsteht nun in
der gegen die Dotterhaut zugekehrten Seite des serösen Blattes
das centrale Nervensystem, und die Extremitäten laufen bald dem
unteren centralen Rohre, mithin dem Schleimblatte, parallel. Die
Bauchplatten umfassen den embryonalen Theil des Schleimblattes,
und so kommt der Dotter unter dem Embryo an der Bauchseite
desselben zu liegen. Nicht so bei den Wirbellosen. Die Extre-
mitäten derselben befinden sich nicht in einer dem Schleim-
blatte parallelen, sondern demselben entgegengesetzten Richtung.
Der Dotter liegt also über dem Embryonaltheile, wegen welcher
Lage die Einfügung der Extremitäten hier nach unten gewandt,
also an der Bauchseite ist; der Dotter liegt daher bei den
Wirbellosen über, bei den Wirbelthieren unter dem Embryo.
Vgl. oben S. 147.

5. Der Dotter der Wirbelthiere wird nie unmittelbar in den
Embryonalkörper verwandelt, sondern sein Sack bleibt mit der
primären Bildung des Schleimblattes in unmittelbarer Verbindung,

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[603/0631] VI. Wirbellose und Wirbelthiere. rungen bei Arachniden und Crustazeen gewiſs, daſs die Keim- scheibe, ehe sie sich zu dem Embryo umbilde, sich selbst erst in- dividualisiren müsse (s. oben S. 144.). Sobald dieses geschehen, bildet sie sich gänzlich zu den Embryonaltheilen um. Nach den Beobachtungen von Carus, Stiebel u. A. zu schlieſsen, scheint auch etwas Analoges, wo nicht Identisches bei den Mollusken vorzukommen. Nach einer Reihe über die Entwik- kelung des Blutegels gemachter Erfahrungen sprach E. H. We- ber sich dahin aus, daſs, während die Keimhaut der Wir- belthiere beschränkt und gewissermaſsen unabhängig von dem Dotter sey, diese ihn bei den Wirbellosen gänzlich umschlieſse, ja bei dem Blutegel insbesondere sogar erst erzeuge. Doch halten Carus und R. Wagner dasjenige, welches E. H. Weber für den Keim ansieht, für Dotter. Gerade dieser so schwierige Theil be- dürfte der genauesten und bestimmtesten Beobachtung. 4. Die Lage der Keimhaut zu dem Dotter, welche besonders während des Verlaufes der Entwickelung deutlich wird, bedingt einen Fundamentalunterschied. Wir verdanken diesen wichtigen Satz, von dessen Richtigkeit die Entwickelung jedes Crustazeen- eies leicht überzeugen kann, vorzüglich Rathke und nächst ihm Bär, Burdach und E. H. Weber. Wir wissen, daſs das seröse Blatt gegen die Dotterhaut, das mucöse Blatt dagegen gegen den Dotter hin liegt. In der Reihe der Wirbelthiere entsteht nun in der gegen die Dotterhaut zugekehrten Seite des serösen Blattes das centrale Nervensystem, und die Extremitäten laufen bald dem unteren centralen Rohre, mithin dem Schleimblatte, parallel. Die Bauchplatten umfassen den embryonalen Theil des Schleimblattes, und so kommt der Dotter unter dem Embryo an der Bauchseite desselben zu liegen. Nicht so bei den Wirbellosen. Die Extre- mitäten derselben befinden sich nicht in einer dem Schleim- blatte parallelen, sondern demselben entgegengesetzten Richtung. Der Dotter liegt also über dem Embryonaltheile, wegen welcher Lage die Einfügung der Extremitäten hier nach unten gewandt, also an der Bauchseite ist; der Dotter liegt daher bei den Wirbellosen über, bei den Wirbelthieren unter dem Embryo. Vgl. oben S. 147. 5. Der Dotter der Wirbelthiere wird nie unmittelbar in den Embryonalkörper verwandelt, sondern sein Sack bleibt mit der primären Bildung des Schleimblattes in unmittelbarer Verbindung,

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/631>, abgerufen am 23.11.2024.