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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung.
J. Fr. Meckel, Döllinger u. A. In Frankreich, Italien und Eng-
land, wo die Naturphilosophie von gar keinem oder nur geringem
Einflusse war, verfolgte man die alte, bei uns seit dem ersten
Decennium des neunzehnten Jahrhunderts fast ganz verlassene
Richtung. Allein in diesen Ländern hatte die von Frankreich be-
sonders ausgegangene Idee der vergleichenden und allgemeinen
Anatomie zu tief Wurzel gefasst, als dass man nicht diese auch
auf die individuelle Entwickelungsgeschichte, als einen Zweig der
Anatomie überhaupt, hätte anwenden sollen. So entstanden die
Arbeiten von Rusconi, Mondini, Configliachi, von Ev. Home,
Bauer, Hamilton u. A. Vorzüglich erwachte aber in Frankreich
ein lebendiger Trieb mehr vergleichend die Geschichte des Eies
zu bearbeiten, wie die vielen Abhandlungen von Dutrochet, Cu-
vier, Serres u. A. zeigen, während specielle Zweige der Fötalge-
schichte von Serres, Beclard, Clocquet, Ribes, Geoffroy u. A. mehr
oder minder vollständig von Neuem vorgenommen wurden. Die-
ses Alles geschah bis zu dem Jahre 1817. Einerseits hatte also
die Entwickelungsgeschichte an empirischen Daten, welche zu
Ende des vorigen und zu Anfange des jetzigen Jahrhunderts durch
Wrisberg, Ph. Fr. Meckel, Sömmering, Autenrieth, Rosenmüller,
Dzondi, Oken, Kieser, Tiedemann, Carus, J. Fr. und Albert Mek-
kel, Dutrochet, Cuvier, Rudolphi und sehr viele Andere gewon-
nen waren, vielfachen Zuwachs erhalten, anderseits wurde ihre
höhere Bedeutung mehr, als dieses früher der Fall gewesen war,
besprochen, ihr Studium vielfach angeregt und zum Theil geför-
dert, vorzüglich durch Oken, welcher das Ideele mehr auffasste
und besprach und Joh. Fr. Meckel, welcher mehr die Erfahrungen
vervollkommnete, um die Ideen zu erkennen, herzuleiten oder
zu begründen. Doch versuchte auch Jeder von ihnen auf beiden
Wegen, dem der Ratiocination, wie dem der Empirie seine nicht
geringen Kräfte. Meckel hat sich auch hier, wie in fast jedem
anderen Zweige der anatomisch-physiologischen Disciplinen durch
eine sehr grosse Zahl genauer und mühsamer Untersuchungen
nicht bloss den Dank der Mitwelt erworben, sondern auch die
Unsterblichkeit des durch Bruder, Vater und Grossvater schon
berühmten Namens für alle Folgezeiten gesichert. -- Es war aber
zu dieser Zeit zwar das empirische Wissen bedeutend erweitert,
so wie anderseits die einflussreiche Bedeutung der Entwickelungs-
geschichte lebhaft erkannt; es mangelte jedoch noch eine innige

Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung.
J. Fr. Meckel, Döllinger u. A. In Frankreich, Italien und Eng-
land, wo die Naturphilosophie von gar keinem oder nur geringem
Einflusse war, verfolgte man die alte, bei uns seit dem ersten
Decennium des neunzehnten Jahrhunderts fast ganz verlassene
Richtung. Allein in diesen Ländern hatte die von Frankreich be-
sonders ausgegangene Idee der vergleichenden und allgemeinen
Anatomie zu tief Wurzel gefaſst, als daſs man nicht diese auch
auf die individuelle Entwickelungsgeschichte, als einen Zweig der
Anatomie überhaupt, hätte anwenden sollen. So entstanden die
Arbeiten von Rusconi, Mondini, Configliachi, von Ev. Home,
Bauer, Hamilton u. A. Vorzüglich erwachte aber in Frankreich
ein lebendiger Trieb mehr vergleichend die Geschichte des Eies
zu bearbeiten, wie die vielen Abhandlungen von Dutrochet, Cu-
vier, Serres u. A. zeigen, während specielle Zweige der Fötalge-
schichte von Serres, Béclard, Clocquet, Ribes, Geoffroy u. A. mehr
oder minder vollständig von Neuem vorgenommen wurden. Die-
ses Alles geschah bis zu dem Jahre 1817. Einerseits hatte also
die Entwickelungsgeschichte an empirischen Daten, welche zu
Ende des vorigen und zu Anfange des jetzigen Jahrhunderts durch
Wrisberg, Ph. Fr. Meckel, Sömmering, Autenrieth, Rosenmüller,
Dzondi, Oken, Kieser, Tiedemann, Carus, J. Fr. und Albert Mek-
kel, Dutrochet, Cuvier, Rudolphi und sehr viele Andere gewon-
nen waren, vielfachen Zuwachs erhalten, anderseits wurde ihre
höhere Bedeutung mehr, als dieses früher der Fall gewesen war,
besprochen, ihr Studium vielfach angeregt und zum Theil geför-
dert, vorzüglich durch Oken, welcher das Ideele mehr auffaſste
und besprach und Joh. Fr. Meckel, welcher mehr die Erfahrungen
vervollkommnete, um die Ideen zu erkennen, herzuleiten oder
zu begründen. Doch versuchte auch Jeder von ihnen auf beiden
Wegen, dem der Ratiocination, wie dem der Empirie seine nicht
geringen Kräfte. Meckel hat sich auch hier, wie in fast jedem
anderen Zweige der anatomisch-physiologischen Disciplinen durch
eine sehr groſse Zahl genauer und mühsamer Untersuchungen
nicht bloſs den Dank der Mitwelt erworben, sondern auch die
Unsterblichkeit des durch Bruder, Vater und Groſsvater schon
berühmten Namens für alle Folgezeiten gesichert. — Es war aber
zu dieser Zeit zwar das empirische Wissen bedeutend erweitert,
so wie anderseits die einfluſsreiche Bedeutung der Entwickelungs-
geschichte lebhaft erkannt; es mangelte jedoch noch eine innige

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[572/0600] Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung. J. Fr. Meckel, Döllinger u. A. In Frankreich, Italien und Eng- land, wo die Naturphilosophie von gar keinem oder nur geringem Einflusse war, verfolgte man die alte, bei uns seit dem ersten Decennium des neunzehnten Jahrhunderts fast ganz verlassene Richtung. Allein in diesen Ländern hatte die von Frankreich be- sonders ausgegangene Idee der vergleichenden und allgemeinen Anatomie zu tief Wurzel gefaſst, als daſs man nicht diese auch auf die individuelle Entwickelungsgeschichte, als einen Zweig der Anatomie überhaupt, hätte anwenden sollen. So entstanden die Arbeiten von Rusconi, Mondini, Configliachi, von Ev. Home, Bauer, Hamilton u. A. Vorzüglich erwachte aber in Frankreich ein lebendiger Trieb mehr vergleichend die Geschichte des Eies zu bearbeiten, wie die vielen Abhandlungen von Dutrochet, Cu- vier, Serres u. A. zeigen, während specielle Zweige der Fötalge- schichte von Serres, Béclard, Clocquet, Ribes, Geoffroy u. A. mehr oder minder vollständig von Neuem vorgenommen wurden. Die- ses Alles geschah bis zu dem Jahre 1817. Einerseits hatte also die Entwickelungsgeschichte an empirischen Daten, welche zu Ende des vorigen und zu Anfange des jetzigen Jahrhunderts durch Wrisberg, Ph. Fr. Meckel, Sömmering, Autenrieth, Rosenmüller, Dzondi, Oken, Kieser, Tiedemann, Carus, J. Fr. und Albert Mek- kel, Dutrochet, Cuvier, Rudolphi und sehr viele Andere gewon- nen waren, vielfachen Zuwachs erhalten, anderseits wurde ihre höhere Bedeutung mehr, als dieses früher der Fall gewesen war, besprochen, ihr Studium vielfach angeregt und zum Theil geför- dert, vorzüglich durch Oken, welcher das Ideele mehr auffaſste und besprach und Joh. Fr. Meckel, welcher mehr die Erfahrungen vervollkommnete, um die Ideen zu erkennen, herzuleiten oder zu begründen. Doch versuchte auch Jeder von ihnen auf beiden Wegen, dem der Ratiocination, wie dem der Empirie seine nicht geringen Kräfte. Meckel hat sich auch hier, wie in fast jedem anderen Zweige der anatomisch-physiologischen Disciplinen durch eine sehr groſse Zahl genauer und mühsamer Untersuchungen nicht bloſs den Dank der Mitwelt erworben, sondern auch die Unsterblichkeit des durch Bruder, Vater und Groſsvater schon berühmten Namens für alle Folgezeiten gesichert. — Es war aber zu dieser Zeit zwar das empirische Wissen bedeutend erweitert, so wie anderseits die einfluſsreiche Bedeutung der Entwickelungs- geschichte lebhaft erkannt; es mangelte jedoch noch eine innige

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/600>, abgerufen am 23.11.2024.