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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Einfurchungsbildungen. Kiemenspalten etc. Zungenbein.
chen, welche zuerst zwar von Rathke angegeben wurden. Er
selbst aber hat bald diese Angabe als irrthümlich zurückgenom-
men. Ueber die Verhältnisse der Kiemenspalten zu dem äusseren
Gehörgange siehe oben bei dem Ohre; über die der Kiemenbogen
zu dem Zungenbeine, dem Kehlkopfe, den Lungen u. dgl. siehe diese
bald abzuhandelnden Organe selbst. -- Es ist schon angegeben
worden, dass Ascherson eine eigenthümliche Form angebore-
ner Halsfisteln beschrieben, welche er mit den Kiemenspalten in
Verbindung bringt. Wiewohl wir bis jetzt noch nie das Glück hatten,
einen solchen unzweifelhaften Fall in der Natur zu beobachten, so
dürste es doch nicht ganz uninteressant seyn, eine von uns gemachte
Erfahrung zu erzählen, welche möglicher Weise hierher gehören
konnte. Ein Freund von uns hat eine farblose erbsengrosse Warze an
der inneren Seite des sternocleidomastoideus der linken Seite
(während Ascherson die Missbildungen immer nur rechts beobach-
tete) dicht oberhalb der Clavikel mit auf die Welt gebracht. Sie
soll bei der Geburt schon so gross gewesen seyn, als sie heute
ist, wo das Individuum in dem dritten Jahrzehend seines Lebens
sich befindet. Wenigstens hat sie ihr Volumen seit mehr, als zehn
Jahren bestimmt nicht sehr verändert. Dieser warzenartige Kör-
per hat auf seiner Oberfläche keine Spur irgend einer Oeffnung
und enthält in seinem Inneren einen dichteren Körper von einer
knorpelartigen Consistenz, welcher einen eben so deutlichen, aber
dünneren und gleich harten Hals oder Stiel nach der hinteren
Fläche der Luftröhre absendet. Sehr häufig füllt sich dieser Hals,
schwillt etwas an und erhält dann eine weichere Consistenz,
vielleicht von einer gefüllten Flüssigkeit, besonders bei catarrha-
lischen Affectionen, von welchen das Individuum nicht selten be-
fallen wird. Ob er vielleicht mit der Speiseröhre in Verbindung
stehen mag? -- Merkwürdig bleibt es jedenfalls, dass dieser Hals
offenbar gegen den Raum zwischen Luftröhre und Speiseröhre
sich hinwendet und hier wahrscheinlich sich ansetzt oder ein-
mündet. --

Anhang. Zungenbein.

Da dieses Organ einerseits mit den eben abgehandelten Kie-
menbogen, anderseits mit den bald zu betrachtenden Athmungs-
organen in die innigste Berührung kommt, so ist es das Zweck-
mässigste, das über seine Entwickelungsgeschichte Bekannte hier

Einfurchungsbildungen. Kiemenspalten etc. Zungenbein.
chen, welche zuerst zwar von Rathke angegeben wurden. Er
selbst aber hat bald diese Angabe als irrthümlich zurückgenom-
men. Ueber die Verhältnisse der Kiemenspalten zu dem äuſseren
Gehörgange siehe oben bei dem Ohre; über die der Kiemenbogen
zu dem Zungenbeine, dem Kehlkopfe, den Lungen u. dgl. siehe diese
bald abzuhandelnden Organe selbst. — Es ist schon angegeben
worden, daſs Ascherson eine eigenthümliche Form angebore-
ner Halsfisteln beschrieben, welche er mit den Kiemenspalten in
Verbindung bringt. Wiewohl wir bis jetzt noch nie das Glück hatten,
einen solchen unzweifelhaften Fall in der Natur zu beobachten, so
dürste es doch nicht ganz uninteressant seyn, eine von uns gemachte
Erfahrung zu erzählen, welche möglicher Weise hierher gehören
konnte. Ein Freund von uns hat eine farblose erbsengroſse Warze an
der inneren Seite des sternocleidomastoideus der linken Seite
(während Ascherson die Miſsbildungen immer nur rechts beobach-
tete) dicht oberhalb der Clavikel mit auf die Welt gebracht. Sie
soll bei der Geburt schon so groſs gewesen seyn, als sie heute
ist, wo das Individuum in dem dritten Jahrzehend seines Lebens
sich befindet. Wenigstens hat sie ihr Volumen seit mehr, als zehn
Jahren bestimmt nicht sehr verändert. Dieser warzenartige Kör-
per hat auf seiner Oberfläche keine Spur irgend einer Oeffnung
und enthält in seinem Inneren einen dichteren Körper von einer
knorpelartigen Consistenz, welcher einen eben so deutlichen, aber
dünneren und gleich harten Hals oder Stiel nach der hinteren
Fläche der Luftröhre absendet. Sehr häufig füllt sich dieser Hals,
schwillt etwas an und erhält dann eine weichere Consistenz,
vielleicht von einer gefüllten Flüssigkeit, besonders bei catarrha-
lischen Affectionen, von welchen das Individuum nicht selten be-
fallen wird. Ob er vielleicht mit der Speiseröhre in Verbindung
stehen mag? — Merkwürdig bleibt es jedenfalls, daſs dieser Hals
offenbar gegen den Raum zwischen Luftröhre und Speiseröhre
sich hinwendet und hier wahrscheinlich sich ansetzt oder ein-
mündet. —

Anhang. Zungenbein.

Da dieses Organ einerseits mit den eben abgehandelten Kie-
menbogen, anderseits mit den bald zu betrachtenden Athmungs-
organen in die innigste Berührung kommt, so ist es das Zweck-
mäſsigste, das über seine Entwickelungsgeschichte Bekannte hier

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[493/0521] Einfurchungsbildungen. Kiemenspalten etc. Zungenbein. chen, welche zuerst zwar von Rathke angegeben wurden. Er selbst aber hat bald diese Angabe als irrthümlich zurückgenom- men. Ueber die Verhältnisse der Kiemenspalten zu dem äuſseren Gehörgange siehe oben bei dem Ohre; über die der Kiemenbogen zu dem Zungenbeine, dem Kehlkopfe, den Lungen u. dgl. siehe diese bald abzuhandelnden Organe selbst. — Es ist schon angegeben worden, daſs Ascherson eine eigenthümliche Form angebore- ner Halsfisteln beschrieben, welche er mit den Kiemenspalten in Verbindung bringt. Wiewohl wir bis jetzt noch nie das Glück hatten, einen solchen unzweifelhaften Fall in der Natur zu beobachten, so dürste es doch nicht ganz uninteressant seyn, eine von uns gemachte Erfahrung zu erzählen, welche möglicher Weise hierher gehören konnte. Ein Freund von uns hat eine farblose erbsengroſse Warze an der inneren Seite des sternocleidomastoideus der linken Seite (während Ascherson die Miſsbildungen immer nur rechts beobach- tete) dicht oberhalb der Clavikel mit auf die Welt gebracht. Sie soll bei der Geburt schon so groſs gewesen seyn, als sie heute ist, wo das Individuum in dem dritten Jahrzehend seines Lebens sich befindet. Wenigstens hat sie ihr Volumen seit mehr, als zehn Jahren bestimmt nicht sehr verändert. Dieser warzenartige Kör- per hat auf seiner Oberfläche keine Spur irgend einer Oeffnung und enthält in seinem Inneren einen dichteren Körper von einer knorpelartigen Consistenz, welcher einen eben so deutlichen, aber dünneren und gleich harten Hals oder Stiel nach der hinteren Fläche der Luftröhre absendet. Sehr häufig füllt sich dieser Hals, schwillt etwas an und erhält dann eine weichere Consistenz, vielleicht von einer gefüllten Flüssigkeit, besonders bei catarrha- lischen Affectionen, von welchen das Individuum nicht selten be- fallen wird. Ob er vielleicht mit der Speiseröhre in Verbindung stehen mag? — Merkwürdig bleibt es jedenfalls, daſs dieser Hals offenbar gegen den Raum zwischen Luftröhre und Speiseröhre sich hinwendet und hier wahrscheinlich sich ansetzt oder ein- mündet. — Anhang. Zungenbein. Da dieses Organ einerseits mit den eben abgehandelten Kie- menbogen, anderseits mit den bald zu betrachtenden Athmungs- organen in die innigste Berührung kommt, so ist es das Zweck- mäſsigste, das über seine Entwickelungsgeschichte Bekannte hier

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/521>, abgerufen am 24.11.2024.