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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
ten grösseren Werke, in dem sechsten Bande seines Systemes der
vergleichenden Anatomie bemerkt, dass er die Kiemenspalten an
Embryonen von Python tigris gefunden habe (S. 264.) und nach-
dem er diese Gebilde bei den Früchten der Vögel nach den Erfah-
rungen von Bär, Huschke und Rathke beschrieben (S. 291. 292.),
macht er bei Gelegenheit dieser Theile in den Embryonen der Säu-
gethiere und des Menschen (S. 367.), welche er nach Rathke, Bär,
Huschke und Joh. Müller beschreibt, G. R. Treviranus den Vor-
wurf, dass er diesen Punkt in seinem neuesten Werke (Erschei-
nungen und Gesetze des organischen Lebens. 1831. 8.) gänzlich
übergehe. Allein diese Aeusserung ist völlig ungegründet. Denn
wenn auch Treviranus an der von Meckel citirten Stelle (Thl. I.
S. 264.) nicht davon spricht, so berührt er sie doch ausführlich
an zwei anderen Stellen seiner Arbeit (S. 26. u. 96.) und erklärt
sich nur mit Recht gegen ihre wahre Athmungsfunction. -- Aus
dieser Darstellung dürfte wohl hinreichend erhellen, dass die
Existenz der Kiemen auch in den frühen Entwickelungsstadien
der höheren Amphibien, der Vögel und der Säugethiere eben so
constatirt ist, als jede andere allgemein bestätigte Thatsache der
Anatomie und Physiologie. -- Wenn wir nun an die Darstellung
der Kiemen selbst gehen, so müssen wir im Voraus bemerken,
dass hier zur Vermeidung aller unnöthigen Wiederholungen das
Kiemengerüst nur im Allgemeinen abgehandelt werden soll. We-
gen mancher hierher noch gehörenden Dinge müssen wir theils
auf das Gefässblatt, theils auf mehrere unten noch zu berührende
Gegenstände, wie das Zungenbein, die Lungen, die Schilddrüse u.
dgl. verweisen. Während die Kiemengefässe (s. oben S. 308.) sich
ausbilden, verdünnen sich die den Gefässen entsprechenden Stel-
len der Bauchplatten von aussen nach innen, bis endlich die
Wandung durchbrochen wird und Lücken in ihr entstehen. So
wird hiermit der Gegensatz zwischen Kiemenbogen und Kiemen-
spalten gegeben. Die Kiemenbogen sind breite und ziemlich dicke
rippenartige Fortsätze, welche in der kleineren nach der Bauch-
fläche zugekehrten Hälfte jeder Seitenhälfte des Embryo sich be-
finden. Man sagt im Allgemeinen, und wir haben uns auch des
angenommenen Ausdruckes bedient, dass die Kiemenbogen und
Kiemenspalten in dem Halse des Embryo befindlich wären. Al-
lein dass diese Bezeichnungen schief und zum Theil unrichtig
sind, werden wir bald anzuführen Gelegenheit haben. -- Die

Von dem Embryo.
ten gröſseren Werke, in dem sechsten Bande seines Systemes der
vergleichenden Anatomie bemerkt, daſs er die Kiemenspalten an
Embryonen von Python tigris gefunden habe (S. 264.) und nach-
dem er diese Gebilde bei den Früchten der Vögel nach den Erfah-
rungen von Bär, Huschke und Rathke beschrieben (S. 291. 292.),
macht er bei Gelegenheit dieser Theile in den Embryonen der Säu-
gethiere und des Menschen (S. 367.), welche er nach Rathke, Bär,
Huschke und Joh. Müller beschreibt, G. R. Treviranus den Vor-
wurf, daſs er diesen Punkt in seinem neuesten Werke (Erschei-
nungen und Gesetze des organischen Lebens. 1831. 8.) gänzlich
übergehe. Allein diese Aeuſserung ist völlig ungegründet. Denn
wenn auch Treviranus an der von Meckel citirten Stelle (Thl. I.
S. 264.) nicht davon spricht, so berührt er sie doch ausführlich
an zwei anderen Stellen seiner Arbeit (S. 26. u. 96.) und erklärt
sich nur mit Recht gegen ihre wahre Athmungsfunction. — Aus
dieser Darstellung dürfte wohl hinreichend erhellen, daſs die
Existenz der Kiemen auch in den frühen Entwickelungsstadien
der höheren Amphibien, der Vögel und der Säugethiere eben so
constatirt ist, als jede andere allgemein bestätigte Thatsache der
Anatomie und Physiologie. — Wenn wir nun an die Darstellung
der Kiemen selbst gehen, so müssen wir im Voraus bemerken,
daſs hier zur Vermeidung aller unnöthigen Wiederholungen das
Kiemengerüst nur im Allgemeinen abgehandelt werden soll. We-
gen mancher hierher noch gehörenden Dinge müssen wir theils
auf das Gefäſsblatt, theils auf mehrere unten noch zu berührende
Gegenstände, wie das Zungenbein, die Lungen, die Schilddrüse u.
dgl. verweisen. Während die Kiemengefäſse (s. oben S. 308.) sich
ausbilden, verdünnen sich die den Gefäſsen entsprechenden Stel-
len der Bauchplatten von auſsen nach innen, bis endlich die
Wandung durchbrochen wird und Lücken in ihr entstehen. So
wird hiermit der Gegensatz zwischen Kiemenbogen und Kiemen-
spalten gegeben. Die Kiemenbogen sind breite und ziemlich dicke
rippenartige Fortsätze, welche in der kleineren nach der Bauch-
fläche zugekehrten Hälfte jeder Seitenhälfte des Embryo sich be-
finden. Man sagt im Allgemeinen, und wir haben uns auch des
angenommenen Ausdruckes bedient, daſs die Kiemenbogen und
Kiemenspalten in dem Halse des Embryo befindlich wären. Al-
lein daſs diese Bezeichnungen schief und zum Theil unrichtig
sind, werden wir bald anzuführen Gelegenheit haben. — Die

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[490/0518] Von dem Embryo. ten gröſseren Werke, in dem sechsten Bande seines Systemes der vergleichenden Anatomie bemerkt, daſs er die Kiemenspalten an Embryonen von Python tigris gefunden habe (S. 264.) und nach- dem er diese Gebilde bei den Früchten der Vögel nach den Erfah- rungen von Bär, Huschke und Rathke beschrieben (S. 291. 292.), macht er bei Gelegenheit dieser Theile in den Embryonen der Säu- gethiere und des Menschen (S. 367.), welche er nach Rathke, Bär, Huschke und Joh. Müller beschreibt, G. R. Treviranus den Vor- wurf, daſs er diesen Punkt in seinem neuesten Werke (Erschei- nungen und Gesetze des organischen Lebens. 1831. 8.) gänzlich übergehe. Allein diese Aeuſserung ist völlig ungegründet. Denn wenn auch Treviranus an der von Meckel citirten Stelle (Thl. I. S. 264.) nicht davon spricht, so berührt er sie doch ausführlich an zwei anderen Stellen seiner Arbeit (S. 26. u. 96.) und erklärt sich nur mit Recht gegen ihre wahre Athmungsfunction. — Aus dieser Darstellung dürfte wohl hinreichend erhellen, daſs die Existenz der Kiemen auch in den frühen Entwickelungsstadien der höheren Amphibien, der Vögel und der Säugethiere eben so constatirt ist, als jede andere allgemein bestätigte Thatsache der Anatomie und Physiologie. — Wenn wir nun an die Darstellung der Kiemen selbst gehen, so müssen wir im Voraus bemerken, daſs hier zur Vermeidung aller unnöthigen Wiederholungen das Kiemengerüst nur im Allgemeinen abgehandelt werden soll. We- gen mancher hierher noch gehörenden Dinge müssen wir theils auf das Gefäſsblatt, theils auf mehrere unten noch zu berührende Gegenstände, wie das Zungenbein, die Lungen, die Schilddrüse u. dgl. verweisen. Während die Kiemengefäſse (s. oben S. 308.) sich ausbilden, verdünnen sich die den Gefäſsen entsprechenden Stel- len der Bauchplatten von auſsen nach innen, bis endlich die Wandung durchbrochen wird und Lücken in ihr entstehen. So wird hiermit der Gegensatz zwischen Kiemenbogen und Kiemen- spalten gegeben. Die Kiemenbogen sind breite und ziemlich dicke rippenartige Fortsätze, welche in der kleineren nach der Bauch- fläche zugekehrten Hälfte jeder Seitenhälfte des Embryo sich be- finden. Man sagt im Allgemeinen, und wir haben uns auch des angenommenen Ausdruckes bedient, daſs die Kiemenbogen und Kiemenspalten in dem Halse des Embryo befindlich wären. Al- lein daſs diese Bezeichnungen schief und zum Theil unrichtig sind, werden wir bald anzuführen Gelegenheit haben. — Die

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/518>, abgerufen am 23.11.2024.